Kinobetreiber AMC und Filmstudio Universal einigen sich

Die US-Kinokette AMC hatte damit gedroht in Zukunft keinerlei Filme von Universal mehr zeigen zu wollen. Der Zwist begann, weil das Filmstudio damit liebäugelte alle seine Filme nach dem digitalen Erfolg von „Trolls World Tour“ am Tag der Kinopremiere direkt auch digital zu vertreiben. Nun gibt man sich auf einmal höchst versöhnlich.

In einer gemeinsamen Pressemitteilung heißt es, dass beide Unternehmen erkannt hätten, wie wichtig das traditionelle Kinofenster für Filme sei. Deswegen habe man ein mehrjähriges Abkommen abgeschlossen, das garantiere, dass alle weiteren Universal-Filme in den US-Kinos von AMC gezeigt werden. Universal gesteht nun ein Fenster von mindestens drei Wochenenden (17 Tagen) zu. Erst danach habe Universal für seine eigenen und die Filme von Focus Features die Option, die jeweiligen Titel auch via Premium-Video-On-Demand (PVOD) anzubieten.

Im Bezug auf Europa und den Mittleren Osten verhandeln AMC und Universal aktuell noch. Auch wenn sich beide Unternehmen nun grinsend gegenseitig auf die Schulter klopfen, ist klar, dass der Deal zähneknirschend abgeschlossen worden sein dürfte. Universal ist immer noch auf die Kinoeinnahmen angewiesen, während AMC ebenfalls schlecht damit fahren würde, potenzielle Blockbuster von Universal kategorisch zu boykottieren. AMC soll im Übrigen auch einen Anteil aus den digitalen Einnahmen des Filmvertriebs erhalten bzw. will da aktiv mitmischen. So konnte Universal also wohl das relativ kurze Zeitfenster von drei Wochen durchboxen.

Ich bin gespannt, wie sich die Lage noch entwickeln wird. Wir leben erstmals in einer Zeit, in welcher es mit verhältnismäßig geringem Budget möglich ist im Wohnzimmer auf einem 4K-TV mit HDR eine deutlich bessere Bildqualität zu erzielen als im Kino. Das setzt Kinoketten unter Druck, zumal die Corona-Krise ihr Übriges getan hat, um die Schräglage zu verschärfen.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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18 Kommentare

  1. Eine Schlag gegen Kinos

  2. Krasse Welt. Kinos bekommen Geld, wenn ich mir zuhause einen Film anschaue.

    • Hast du eine andere Meldung gelesen als die hier? Die Kinos bekommen doch kein Geld wenn du zuhause streamst. SIe haben jetzt lediglich ein Zeitfenster von 3 Wochenenden in denen sie ohne Streaming-Konkurrenz die Filme zeigen können.

      • André Westphal says:

        AMC bekommt in den USA offenbar tatsächlich einen Anteil an den PVOD-Einnahmen, das war wohl ein Punkt, der zu dem kurzen Zeitfenster beigetragen hat – steht auch im Artikel.

      • Du hast sie wohl selber nicht ganz gelesen oder verstanden … „ AMC soll im Übrigen auch einen Anteil aus den digitalen Einnahmen des Filmvertriebs erhalten, so konnte Universal also wohl das relativ kurze Zeitfenster von drei Wochen durchboxen

        • Den Punkt hatte ich echt übersehen 🙂
          War nocht leicht perplex, dass das Zeitfenster für Kinos in Zukunft so kurz ausfällt. Bisher verging ja deutlich mehr Zeit zwischen Kinostart und DVD/VOD-Start.

  3. Ach das Kino ist tot. Ich mochte es persönlich noch nie und diejenigen, die Kinoleidenschaft besitzen, werden in nischige gute und vermutlich dann eher kleine Kinos gehen. Das mag nicht morgen so sein, aber in absehbarer Zeit.

    DANN bin ich tatsächlich aber auch interessiert. Dann haben wir nämlich Kinos, die sich wieder anstrengen, statt Massenvorführungen zu liefen. Wie bei Hateful Eight von Tarantino damals, wo es kleine Kinos gab, die tatsächlich auf Filmrolle und in 2,76:1 gespielt haben. Ultrawide eben. Das ist dann wieder Kinokunst die etwas liefert, was es so eben nicht auf dem Fernsehen daheim gibt.

    • Warum sollte wer in ein kleines Kino gehen?? Der Vorteil vom Kino ist doch, dass alles groß ist. Wenns klein wird, bleibe ich lieber zu Hause und schau mir die Filme da an.

      • Das ist ja das ganz wunderbare daran: Jeder macht was er am liebsten hat und nutzt es, solange es noch geht

  4. Corona hat eine Entwicklung angestoßen, die die Kinobetreiber der Ketten wie auch privater Häuser, in diesem Jahrzehnt wohl noch nicht erwartet haben. Disney & Co zeigen, dass mit Spartenangeboten vortrefflich VOD Channel zu betreiben sind. Der Vorteil an der Auswertung allein oder auch gemeinsam im Start (Bundesstart) birgt eine eine Menge Vorteile ggü der traditionellen Auswertung. Natürlich ist die Logistik im Hintergrund mit Filmversand, Kopien auf- und Abbau sowie Rücksendung, inzwischen Dank der Digitalisierung Geschichte; doch noch immer müssen Filme digital angeliefert werden und ein 4K Film verschlingt schon mal Terrabyte, was erneut nur über spezielle Angebote zwischengeschalteter Helferlein bewerkstelligt wird.

    Die Direktvermarktung via VOD hingegen greift auf vorhandene Kanäle zu und selbst wenn ein Film im Weltstart den Kunden für 24h dann 20 bis 30 € kostet, so kann dann doch eine größere Gruppe, bewaffnet mit Getränken, Chips und Weingummi aus dem Supermarkt, den Film sehr viel günstiger als im Multiplexkino genießen. Und dazu wird man jederzeit die Pausetaste drücken können um mal kurz pieseln zu gehen. Im Kino bleiben von jedem Euro für den Verleih nur 35-55 Cent übrig, während die Infrastruktur der VOD (großzügig gerechnet) nicht mehr als 1 € veranschlagt und so sehr viel mehr für den Verleih zu kassieren bleibt. Selbst günstige Flatscreens schaffen eine ernstzunehmende Auflösung mit akzeptablen Schwarzwerten und Kontrasten und wer mit einer günstigen Soundbar zufrieden ist, der wird sicherlich nicht enttäuscht.

    Und das sog. Gemeinschaftserlebnis? Ich denke, wer darauf Wert legt, wird auch weiterhin vom Kino seiner Wahl damit versorgt. Wer jetzt „Raubkopieren“ schreit… nun Raubkopien waren in der Filmindustrie noch nie ein wirklich ernsthaftes Problem, auch wenn es die Branche bisher gerne anders dargestellt hat. Die GVU ist inzwischen insolvent. Und die Kinoindustrie wird sich, auch wenn es jetzt etwas spät dafür ist, umdrehen und eigene Konzepte entwickeln müssen. Und natürlich wird das ein oder andere Kino dabei auf der Strecke bleiben. Corona hat den Verlauf nur etwas beschleunigt.

  5. Das Panavision-Ultrawide in in 2,76:1 wird es eher ganz selten geben und wurde nach X Jahren mal wieder von Tarantinos The Hateful Eight genutzt. Der übliche Mainstream wird das Format meiden, da es teuer ist und nur die wenigsten Kinos noch geeignete, analoge Vorführtechnik im Anschlag haben.

    • Genau! Und genau das will ich in Zukunft in Kinos sehen. Der Rest juckt mich seit meiner Jugend nicht mehr und damals hats mich schon nicht mehr begeistert, weil wir alles auf DVD hatten.

      • …mir fallen da nur der Kölner Cinedom oder das Mathäser in München ein. In Berlin vielleicht noch eines der Festivalhäuser.

  6. Universal hatte eindeutig die besseren Karten. AMC wäre nichts anderes übrig geblieben und wäre doch gekrochen gekommen.
    Die wären schnell weg vom Fenster, wenn die keine Universal Blockbuster mehr zeigen.

    • aber ob Universal da nicht falsch rechnet. Filme von Marvel oder Disney nimmst du im Kino mehr pro Film ein als via VOD Leihe für 20€/30$.
      Zu Universal. Glaube kaum, dass ein Fast&Furios VOD mehr einspielt als über die Kinos.

  7. Für mich wäre das Kino nicht tot, wenn man mal investieren würde. Selbst die Multiplex Kinos haben häufig nur mittelmäßige Säle. Ich warte schon ewig drauf dass das in Dortmund entweder stirbt oder mal investiert wird. 2K Projektionen und 5.1. Surround ist beides nicht mehr zeitgemäß im digitalen Kino. 4K und Atmos muss es schon sein. Oder halt ne klassische Projektion. Aber ich geh nicht ins Kino um mir auf abgeranzten Sesseln einen Film anzusehen, den ich zu Hause mit einem Beamer in gleicher Qualität sehen kann. Da ist’s auch kein Wunder dass hier jeder nach Bochum geht…
    Ich befürchte aber der Sparkurs bei den Kinos geht weiter, es konzentriert sich ja alles auf 3 Anbieter mit wenig Konkurrenz. Damit begräbt sich das Kino selbst.

    • Du siehst ab der Mitte eines Saales ernsthaft einen Unterschied zwischen 2K und 4K? Ich meinen damit einen Unterschied, der eine Aufrüstung rechtfertigen könnte. Bei Atmos stimme ich bedingt zu doch auch da wage ich den Wert der Umrüstung bei Sälen <200 Seats zu bezweifeln. Viel eher würde ich in Sessel und vernünftige Lampen in den Projektoren oder sogar LED Wände investieren, deren Bild geradezu sensationell ist und herkömmlich projizierte 4K hinsichtlich der Farbwiedergabe und Kontrastumfang bemerkenswert deutlich schlägt.

      • Noch ein Nachsatz zur Investition: Einige Kinos werden dank Corona nicht oder erst nach einiger Zeit investieren können. Die Betreiber werden froh sein den Spielbetrieb nach und nach wieder einigermaßen herstellen zu können. Und obwohl zB. in NRW und Bayern deutliche Unterschiede in den Hygienevorschriften herrschen und teilweise auch bald wieder voll belegt werden kann, werden -so bitter das auch sein mag- der Kinogast klug genug sein und diese Virenschleudern noch eine ganze Weile meiden. Wenn ich aber sehe, wie die Covidioten die Flieger stürmen und sich ballermannmäßig einen Dreck um Abstand und Masken scheren, sehe ich da eher keine Besserung für die Kinobetreiber.

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