Jamstik 7 ausprobiert – eine potenzielle Hilfe beim Gitarre-Lernen

Neun Monate ist es nun her, seitdem hält das Coronavirus auch Deutschland fest im Griff. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Sommer sehen die Zahlen aktuell alles andere als gut aus. Das Wetter ist auch nicht unbedingt das Wahre, also Zeit sich zu Hause aufzuhalten und zu versuchen die Zeit sinnvoll zu nutzen. Der eine oder andere hat sich vielleicht schon überlegt, ein Instrument zu erlernen oder damals gelerntes wieder aufzufrischen. Auch dafür gibt es allerlei Technik, zu der unter anderem auch der Jamstik von Zivix gehört.

Beim Jamstik handelt es sich quasi um einen MIDI-Controller, der als rudimentäre Gitarre zum Kunden kommt. So ganz allein funktioniert das Gerät nicht, denn man muss den Controller erst an ein iPad, iPhone oder Mac anschließen. Der Jamstik 7 selbst ist dabei mit 48,3 x 12,7 x 7,6 Zentimeter relativ kompakt und wiegt durch den genutzten Kunststoff nur 765 Gramm.

Eben jener fühlt sich leider nicht besonders wertig an und generell macht das Gerät nun nicht unbedingt den hochwertigsten Eindruck. Euch stehen sechs Saiten und sieben Bünde zur Verfügung auf denen ihr vor euch hinklimpern könnt. Buttons hinter dem achten Bund geben euch die Möglichkeit ein paar Einstellungen vorzunehmen, aber dazu gleich mehr. Eine LED am achten Bund zeigt euch den Status des Gerätes an.

Zuerst müsst ihr jedoch vier AA-Batterien in das Gerät einlegen und den Power-Button betätigen. Die LED leuchtet dann rot und signalisiert euch, dass ihr das Ganze mit einem kompatiblen Gerät verbinden müsst. Das könnt ihr entweder über ein Kabel oder über Bluetooth auch kabellos erledigen. Sobald das erfolgt ist, wechselt die Farbe der LED zu Grün. Dabei gilt es zu erwähnen, dass ihr euch über das Set-up Gedanken machen müsst.

Wenn ihr versucht den Controller per Bluetooth mit dem iPhone oder iPad zu verwenden und gleichzeitig auch Bluetooth-Kopfhörer nutzt, dann könnte es nämlich passieren, dass ihr mit starken Latenzen zu kämpfen habt. Das heißt, dass der gespielte Ton erst etwas später in euren Ohren landet. Nutzt also entweder einen Mac mit einem Kabel oder verkabelte Kopfhörer und eine Bluetooth-Verbindung. Ist alles erledigt, kann es theoretisch auch schon losgehen.

Vielleicht kurz zu mir und meiner musikalischen Vorgeschichte. Ich habe mit 5 angefangen Musik zu machen. Die damalige Ausbildung sah – wie bei vielen anderen auch – die Flöte als Einstiegsinstrument vor. Danach folgte Altblockflöte, ein paar Jahre Tenorhorn, bis ich schließlich 14 Jahre lang an der Posaune hängen blieb. Nebenbei brachte ich mir dann autodidaktisch das Gitarrenspielen bei.

Ich bin kein Profi aber für ein bisschen Lagerfeuer und ein paar meiner Lieblings-Metallica-Titel reicht es. Ich habe selbst eine Halbakustik von Fender und eine E-Gitarre zu Hause und spiele ab und zu Rocksmith, um mir ein paar neue Titel aufzudrücken – wenn denn mal Zeit ist.

Habt ihr den Jamstik an den Rechner angesteckt, könnt ihr einfach im Chrome-Browser (Safari unterstützt kein MIDI) play.jamstik.com aufrufen. Dort wird euch ein Dashboard präsentiert, in dem ihr euch mit verschiedenen Funktionen vertraut machen könnt. Unter anderem könnt ihr Griffe für neue Akkorde lernen und diese dann auch in einer bestimmten Abfolge üben. Dadurch trainiert ihr nicht nur den Griff als solchen, sondern auch wie die Finger sich zu bewegen haben, wenn ihr beispielsweise von E-Moll auf D-Dur umgreift etc. Ganz nützlich um den berühmten Muscle Memory zu trainieren.

Jamstik bietet in dem Dashboard auch einen sogenannten Scrolling-Tab-Modus an. Dort könnt ihr Guitar-Hero-mäßig Songs üben und Punkte machen. Wenn ihr täglich übt, bekommt ihr Erfahrungspunkte, könnt im Level aufsteigen und euch somit auch ein paar Badges freischalten. Gamification ist das Stichwort. Dieselbe Funktionalität findet sich in der Jamstik-App wieder.

https://apps.apple.com/de/app/jamstik-portal/id1480724757#?platform=iphone

Zu guter Letzt gibt es noch einen Open-Play-Modus, in dem ihr frei vor euch hin üben könnt. Wenn ihr den Jamstik zum ersten Mal benutzt, werdet ihr euch erst an das kleine Format gewöhnen müssen. Spielt sich eher wie eine Ukulele, wer nur darauf übt, wird den Umstieg auf eine große Gitarre wieder komisch finden. Auch stört mich beispielsweise sehr, dass die Erkennung des Griffes nicht immer sauber funktioniert. Schnelle Fingerbewegungen oder Noten, die auf einer Saite hintereinander gespielt werden, werden oft nicht sauber erkannt, das Spiel somit mehr oder weniger kaputt gemacht. Beispiel: Wenn ihr auf einer x-beliebigen Saite von dem 5. auf den 3. und dann auf den 2. Bund rutscht, kann es passieren, dass der Jamstik dreimal dieselbe Note spielt. Gerade der Switch von 3 auf 2 wird bei mir fast nie erkannt. Da hilft auch das Nachjustieren der Empfindlichkeit nichts.

Was mir ebenfalls ein wenig sauer aufstößt, ist die geringe Liebe für die Apps und das Portal. Das alles wirkt Design-technisch wenig durchdacht. Die App auf dem iPhone ist nicht ans Display angepasst (11 Pro, 12 Pro Max), die Elemente nicht sauber angeordnet und so weiter. So richtig durchdacht, wirkt das nicht. Nicht falsch verstehen, das Ganze ist an und für sich nutzbar. Doch da ist eine Menge Luft nach oben. Hardware allein nützt dem Anwender wenig. Auch die Software muss ordentlich sein. Erst das Zusammenspiel von beiden Komponenten macht das Nutzererlebnis aus.

Für wen ist das Gerät also eigentlich gedacht? Wer ab und an unterwegs mal ein paar Akkorde schlagen will, kann sicher auf den Jamstik zurückgreifen und hier und da üben. Die Kompaktheit macht es möglich. Ernsthaftes Gitarrenspiel ist damit meiner Meinung nach nicht wirklich möglich. Dafür sind die Saiten und das Gerät nicht reaktionsfreudig genug und mit „nur“ sieben Bünden kann man am Ende des Tages nicht immer besonders viel anfangen. Auch der Spaßfaktor ist durch die Software relativ mau.

Wer mit Spaß und ohne Noten lesen zu können mal ein paar Lieder lernen möchte, sollte sich nach wie vor mal Rocksmith anschauen. Ist auf der Konsole leider durch lange Latenzen nicht immer optimal spielbar aber auf dem PC/Mac auf jeden Fall eine nette Ablenkung für zwischendurch. Bezüglich Jamstik: Probiert aus, ob ihr damit zurechtkommt und ob euch der gebotene Wert ausreicht.

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Hauptberuflich im SAP-Geschäft tätig und treibt gerne Menschen an. Behauptet von sich den Spagat zwischen Familie, Arbeit und dem Interesse für Gadgets und Co. zu meistern. Hat ein Faible für Technik im Allgemeinen. Auch zu finden bei Twitter, Instagram, XING und Linkedin, oder via Mail. PayPal-Kaffeespende an den Autor

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11 Kommentare

  1. Kannst du denn eine bessere Hardware als den Jamstick für Rocksmith empfehlen?

    • Jede Gitarre ^^ Und Humbucker-Abnehmer funktionieren besser als Single-Coils 🙂

      • Oliver Posselt says:

        Was myblade sagt. Besorg dir bei Thomann ein gutes Einstiegsset ne Stratocaster oder sowas. Kauf wenn’s geht gleich Fender, die Repliken sind von der Saitenlage meist nicht so.

        Sowas hier (Humbucker+Single Coil): https://www.thomann.de/de/fender_sq_affinity_strat_pack_hss_bsb_441271.htm

        Oder sowas (Humbucker):
        https://www.thomann.de/de/epiphone_slash_afd_lp_outfit.htm

        • Bei Humbucker und Single-Coil gibt es kein besser oder schlechter, beide erfüllen ihren Zweck, je nachdem, was für ein Klangbild man haben möchte.

          Was die Fender-Repliken von Squier angeht: Die sind auch nicht so viel schlechter als die Basismodelle von Fender selbst, vielleicht hier und da ein wenig schlecher verarbeitet, in der Regel am Bund. Aber wenn man Hals und Saitenlage richtig einstellt und dazu ein paar ordentliche Saiten aufzieht merkt man – zumindest nach meinem Empfinden – keinen großen Unterschied. Ich würde neben Fender auf jeden Fall auch eine Epiphone (den günstige Pendant zu Gibson) in Betracht ziehen.

          Gerade als Anfänger, der gar nicht weiß, ob die Gitarre nicht nach ein paar Tagen oder Wochen doch nur in der Ecke steht, würde ich raten, nicht gleich zu tief in die Tasche zu greifen. Zumal man die Repliken auch später mit ordentlichem Hals und Tonabnehmern der echten Fender/Gibson aufpimpen kann.

  2. Gibts so einen Stick auch für ne Android Lösung

  3. Hey Cashy,

    Womit hast du Dir denn Gitarre spielen beigebogen? Ich schiebe das vor mir her…

    • Der Autor heißt Oliver

    • Oliver Posselt says:

      Hey

      Ich habe damals ganz normal mit Akkorden und Schlag- / Zupfübungen angefangen. Mir dann Liedbücher von Clapton und Co. zugelegt und gleichzeitig mit Guitar Pro (Tabs statt Noten) Lieder geübt.

      • Hallo Oliver,

        Zuerst Entschuldigung, dass ich nicht nach dem Autor geguckt habe. Und nun vielen Dank für deine Antwort, ich muss mal schauen, wie ich mir das mal beibiege. Gesund bleiben und eine gute Zeit!

        Sebastian

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