Jabra Elite 45h: On-Ear-Kopfhörer mit personalisiertem Sound im Test

Bereits im Januar 2020 hatte der dänische Hersteller Jabra die Elite 45h vorgestellt. Ich hatte auf der CES 2020 in Las Vegas bereits die Chance mir die neuen Kopfhörer kurz anzuhören und war von dem individuellen Hörtest recht beeindruckt. Doch Demos auf dem Messefloor sind die eine Sache, der längere Test zu Hause eine andere. Also habe ich die Chance ergriffen und mir die Jabra Elite 45h in den letzten Wochen einmal genauer für euch angehört.

Es handelt sich hier um On-Ear-Kopfhörer, was nicht meine eigene, bevorzugte Baufrom ist. Over-Ear- oder In-Ear-Modelle bevorzuge ich persönlich. Trotzdem kam ich mit den Elite 45h gut klar, auf den Tragekomfort gehe ich aber später noch etwas mehr ein. Zunächst findet ihr nun an dieser Stelle einmal die technischen Eckdaten der Jabra Elite 45h, welche im Handel 99 Euro kosten.

Technische Daten der Jabra Elite 45h

  • Formfaktor: On-Ear-Kopfhörer
  • Polstermaterial der Ohrpolster: Schaumstoff mit Formgedächtnis
  • Oberflächenmaterial der Ohrpolster: PU-Leder
  • Passive Geräuschunterdrückung
  • Geräuschunterdrückung bei ausgehender Sprachübertragung pber 2 Mikrofone
  • Windgeräuschunterdrückung
  • Lautsprechergröße: 40 mm
  • Lautsprecher-Bandbreite (Musikmodus): 20 Hz bis 20 kHz
  • Lautsprecher-Bandbreite (Sprachmodus): 100 Hz bis 8000 Hz
  • Mikrofontyp: 2x MEMS
  • Mikrofonbandbreite: 100 Hz bis 10 kHz
  • Musikwiedergabe: Bis zu 50 Stunden
  • Gesprächszeit: Bis zu 40 Stunden
  • Schnellladefunktion: Bis zu 10 Stunden bei Aufladung des Kopfhörers für 15 Minuten
  • Standby-Dauer: über ein 1 Jahr (automat. Abschaltung nach 24 Stunden)
  • Ladedauer bis zur vollständigen Aufladung: 1 Stunde und 30 Minuten
  • Unterstützte Bluetooth-Profile HSP V1.2, HFP V1.7, A2DP V1.3, AVRCP V1.6, SPP V1.2
  • Bluetooth 5.0, USB (nur Aufladung)
  • Reichweite: Bis zu 10 Meter
  • Gekoppelte Geräte: Bis zu 8
  • Pairing mit bis zu zwei Geräten gleichzeitig
  • Lieferumfang: Kopfhörer, USB-Kabel, Schutzetui, Garantieerklärung und Merkblatt mit Warnhinweisen
  • Maße / Gewicht (Hauptgerät): 186 x 157 x 60,5 mm / 160 g
  • Preis: 99 Euro

Ein Minuspunkt von mir: Die Elite 45h unterstützen kein AAC oder aptX, sondern zum Zeitpunkt meines Tests nur SBC. Vielleicht reicht Jabra ja die AAC-Unterstützung noch nach – das tat man in der Vergangenheit schon bei einzelnen Modellen. Aktuell is dies aber ein Kritikpunkt.

Ausstattung und Verarbeitung

Im Lieferumfang der Elite 45 findet ihr neben den Bluetooth-Kopfhörern eine Kunststoff-Tasche für den Transport, ein bisschen Papierkram und ein Ladekabel (USB Typ-C) – das war es dann auch schon. Zusammenfalten könnt ihr die Kopfhörer im Gegensatz zu den Elite 85h nicht. Allerdings sind die Ohrmuscheln nach vorne drehbar – praktisch, wenn man die Kopfhörer um den Hals hängen möchte.

Die Unterseite des Bügels ist mit einem flexiblen Kunststoffpolster versehen, das sich sehr nach Gummi anfühlt, aber beim Tragen wirklich sehr angenehm ist. Das untere Ende über den Ohrmuscheln besteht sogar aus Metall und lässt sich herausziehen, um stufenlos die Größe zu verstellen. Sehr gut verarbeitet und stabil.

Beim ersten Aufsetzen suchte ich verzweifelt nach einer Kennzeichnung für links und rechts, bis ich dann erkannte, dass direkt auf den Muscheln selbst groß „L“ und „R“ eingestanzt sind.

An der rechten Ohrmuschel sitzen außerdem der Ladeanschluss, der Power-Button sowie insgesamt vier Bedientasten. Ich hätte es bevorzugt, wenn man jeweils links und rechts zwei Tasten verbaut hätte. Jabra bugsiert aber alle Buttons an die rechte Seite.

Klang und Tragekomfort

On-Ear-Designs empfinde ich persönlich schnell als drückend und auch die Elite 45h bereiteten mir leichte Probleme, wenn ich meine Brille getragen habe. Nach rund einer Stunde setzte ich die Kopfhörer dann lieber ab. Ohne Brille ergab sich dieses Problem glücklicherweise nicht, denn die Polster sind angenehm weich und flexibel. Auch die Polsterung am Bügel verrichtet ihren Dienst und die Jabra Elite 45h sitzen hier auch über mehrere Stunden komfortabel.

Allerdings machen die Kopfhörer durchaus „heiße Ohren“, man schwitzt also merklich stärker unter den Ohrmuscheln. Durch die Größenverstellung lässt sich der Sitz aber generell gut anpassen und trotz meiner anfänglichen Skepsis hatte ich, außer mit Brille, nichts an der Ergonomie auszusetzen.

Was den Sound betrifft, so spielen die Elite 45h ihre Stärken meiner Ansicht nach nur dann voll aus, wenn ihr den Hörtest in der App absolviert. Dazu solltet ihr eine möglichst ruhige Umgebung aufsuchen. Der Ablauf ist wie bei anderen Herstellern auch: Nacheinander werden rechtes und linkes Ohr abgeklopft. Ihr sollt verschiedene Töne hören und dies jeweils kenntlich machen, indem ihr auf den Screen tippt. Dadurch erkennt die App, welche Frequenzen ihr wahrnehmen könnt.

Jabra hatte mir gegenüber auf der CES 2020 erklärt, dass man allerdings im Gegensatz zur Konkurrenz den Hörtest und die dahintersehende Software selbst entwickelt und nicht von Dritten eingekauft habe. Möglich sei dies, da der Mutterkonzern GN ja auch Hörgeräte entwickelt. Da profitiert Jabra also offenbar direkt von Synergien bzw. dem bereits vorhandenen Know-How im größeren Unternehmen. Aber erzählen kann Jabra natürlich viel – darf man auf diese Aussagen etwas geben?

Ich habe die individuelle Klanganpassung ja beispielsweise auch schon an den Anker Soundcore Liberty 2 Pro ausprobiert. Nun ist es schwer 1:1 zu vergleichen, denn schließlich sind die Jabra Elite 45h grundlegend ein völlig anderes Kopfhörermodell mit anderem Design. Was ich bestätigen kann, ist, dass die individuelle Klangpassung definitiv eine enorme Verbesserung darstellt. Schon so klingen die Elite 45h ordentlich und der Spund ist über den Equalizer gut anpassbar. Nach der Speicherung meines individuellen Klangprofils stellte sich aber ein interessanter Effekt ein: Die Wiedergabe kam mir nicht nur vielschichtiger vor, sondern auch deutlich lauter. Ich konnte also die Lautstärke reduzieren.

Glücklicherweise eignet sich mein Musikgeschmack recht gut, um Kopfhörer an ihre Grenzen zu bringen: Ich höre sehr viel noisige, aber dennoch melodische Musik. Taugt ein Lautsprecher oder ein Kopfhörer nichts, wird daraus schnell ein einziger Brei. An den Elite 45h konnte ich nach Erstellung meines Hörprofils z. B. in obigem Song (Seventeen Years Old And Berlin Wall „Prism“) wesentlich besser die feinen Details im Hintergrund, jenseits der Wall of Noise, heraushören.

Perfekt ist der Klang freilich nicht, was man in dieser Preisklasse auch nicht erwarten kann. Insgesamt finde ich den Sound der Jabra Elite 45h etwas zu muffig: Die Höhen könnten präsenter sein, der Bass ist etwas zu dominant. Auch mit Nachhelfen über den Equalizer konnte ich diesen Höreindruck nicht völlig zunichtemachen.

Telefonate und Akkulaufzeit

Bei Telefonaten spielen die Kopfhörer von Jabra traditionell ihre Stärken aus. Auch das liegt an Synergieeffekten, da Jabra im Markt für Geschäftskunden sehr aktiv und beliebt ist. So geben sich auch die Elite 45h da keine Blöße. Für meine Gesprächspartner war ich sehr gut verständlich – im Vergleich, so wurde mir gesagt, besser als etwa mit den Honor Magic Earbuds oder den Anker Spirit Dot 2, welche ich momentan jeweils gerne für Alltag und Sport im Einsatz habe. Natürlich sind die Elite 45h da aber auch schon aufgrund ihrer Größe im Vorteil.

Auch die Akkulaufzeit ist wirklich klasse. Tatsächlich dauert es je nach Lautstärke und Hörgewohnheiten 45 – 50 Stunden, bis man die Kopfhörer wieder aufladen muss. Da ist es also kein Problem die Jabra Elite 45h auch mal auf einen längeren Trip mitzunehmen. Dabei möchte ich erwähnen, dass dieses Headset aber keine aktive Geräuschunterdrückung mitbringt. Die passive Isolation ist bauartbedingt ebenfalls nicht so gut wie z. B. bei Over-Ear-Modellen. Wer also einen Kopfhörer fürs regelmäßige Pendeln in lauten, öffentlichen Verkehrsmitteln sucht, sollte meiner Ansicht nach lieber etwas mehr Geld auf den Tisch legen und zu einem Modell mit ANC greifen.

App und Bedienung

Unschön: Jabra legt den Elite 45h keine gedruckte Anleitung bei. Das schont die Umwelt und spart Geld, ist aber meiner Meinung nach suboptimal. Will ich also wissen, wie ich die vier Bedientasten nutze, muss ich mich zwangsweise in der offiziellen App Jabra Sound+ umsehen.

Dort werden dann die Bedienfunktionen der einzelnen Buttons anhand einer Skizze erklärt – siehe oben. Es lassen sich also Songs überspringen / zurückschalten, die Wiedergabe pausieren, Anrufe annehmen und die Lautstärke regeln. Sprachassistenten bekommen sogar eine einzelne Taste spendiert. Ach, im Bezug auf Anrufe annehmen: Die Jabra Elite 45h lassen sich parallel mit zwei Smartphones pairen, sodass auch an beiden Anrufe annehmbar sind. Wer darüber nachdenkt das Elite 45 stattdessen gleichzeitig an PC und Phone zu verwenden: Das geht zwar, aber Jabra erklärt, dass das Elite 45 offiziell nur für mobile Endgeräte optimiert sei.

Die App Sound+ will ich dabei nur noch grob erläutern, denn wir haben sie im Blog schon mehrfach in unseren Kopfhörer-Tests erwähnt – etwa auch in meinem Bericht zu den Jabra Elite 75t. Ihr könnt hier die Sprachansagen an- und ausschalten und auch die Sprache ändern. Die Elite 45h sprechen dann auch Deutsch. Außerdem sind über die App natürlich Firmware-Updates möglich. Den Equalizer findet ihr ebenfalls in der App – ihr könnt aus verschiedenen Voreinstellungen wählen oder selbst Hand anlegen.

Mittlerweile gibt es zudem noch die Soundscapes. Sie schalten für euch zur Ausblendung der Umgebungsgeräusche eine gespeicherte Soundkulisse zu. Das kann einfach nur weißes Rauschen sein, ihr habt alternativ aber auch die Wahl zwsichen einem Wasserfall, einem plätschernden Bach, Singvögeln und mehr. Nettes Gimmick, das vielleicht mal abends im Bett nach einem anstrengenden Tag für Entspannung sorgt.

Ich finde die App für Jabra Sound+ recht aufgeräumt, was mir lediglich fehlt, ist eine Option, um die Bedientasten neu zu belegen. Da ich auf den Schnellzugriff auf Sprachassistenten gut verzichten kann, würde ich den Button gerne mit einer anderen Funktion belegen – leider ist das nicht möglich.

Mein Fazit

Die Jabra Elite 45h sind für ihre Preisklasse super verarbeitet und punkten herstellertypisch auch bei Telefonaten. Die App Jabra Sound+ ist aufgeräumt und bietet die Möglichkeit ein individuelles Klangprofil zu erstellen. Optimieren könnte Jabra bei der Bedienung, denn alle vier Buttons auf die rechte Ohrmuscheln zu setzen, finde ich persönlich suboptimal. Auch das Fehlen einer gedruckten Anleitung, klangliche Schwächen bei den Höhen und fehlendes AAC / aptX sind vor dem Kauf abzuwägen.

Trotzdem können die Elite 45h durchaus punkten, denn über den Hörtest und die damit verbundenenen, personalisierten Hörprofile lässt sich einiges aus dem Kopfhörer herausholen. Brillenträger sollten vorsichtig sein, für alle anderen ist der Tragekomfort vermutlich ebenfalls top. Im Ergebnis sind die Jabra Elite 45h in ihrer Preisklasse von 99 Euro durchaus eine gute Option – auch wenn man die Mankos nicht unter den Tisch fallen lassen sollte.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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2 Kommentare

  1. Hallo,
    da Jabra diese Info nicht gebacken bekommt, vielleicht kannst du helfen…

    Wird das Hör Profil von MySound auf den KH übertragen so dass man es auch auf anderen Geräten, z.B. TV nutzen kann,
    oder ist es nur in der App und daran gebunden?

    Gruß

    • André Westphal says:

      Eigentlich sollte es auf dem Kopfhörer gespeichert werden. Das müsstest du sonst ja auch direkt hören im Vergleich. Mein Wissensstand ist aber, dass das Profil auf dem Kopfhörer abgelegt wird, insofern du einmal den Hörtest absolviert hast.

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