Jabra Elite 4 Active im Test: Mittelklasse-TWS-Kopfhörer macht kaum Abstriche

Jabra brachte letztes Jahr mit den Elite 7 Pro und Elite 7 Active zwei neue TWS-Flaggschiffe auf den Markt (hier mein Test). Anfang Januar folgten dann pünktlich zur CES 2022 die Jabra Elite 4 Active. Eigentlich wollte ich schon vorher meinen Test dieses Mittelklasse-Ablegers veröffentlichen, doch eine Omikron-Infektion machte mir einen Strich durch die Rechnung. Mittlerweile bin ich genesen und konnte mich ausreichend mit den Elite 4 Active vergnügen. Im Review verrate ich euch, warum dieses Modell eventuell für viele Käufer sogar ein besserer Deal sein könnte als das Flaggschiff.

Vorweg wollt ihr sicher wissen, was genau Jabra im Vergleich mit den Elite 7 Active gestrichen hat. Nun erst einmal fällt der Preis von ca. 170 auf 120 Euro. Eingespart hat man an den Earbuds zwei Mikrofone, sodass nur noch vier statt sechs an Bord sind. Auch fehlt die individuelle Klanganpassung als Funktion. Via Update wurde hingegen die ANC-Individualisierung bereits nachgereicht, sodass die Modelle hier gleichziehen. Dafür fehlt die Möglichkeit, das Case kabellos via Qi aufzuladen. Die Akkulaufzeit fällt zudem etwas kürzer aus. Auch die Ohrerkennung fällt jetzt flach.

Technische Daten der Jabra Elite 4 Active

  • TWS-Kopfhörer (In-Ear)
  • Treibergröße: 6 mm
  • Lautsprecher-Bandbreite (Musik): 20 Hz bis 20.000 Hz
  • Lautsprecher-Bandbreite (Sprachmodus): 100 Hz bis 8.000 Hz
  • Bluetooth-Version: 5.2
  • Codecs: SBC, aptX
  • Mikrofone: 4 (MEMS)
  • Mikrofon-Bandbreite: 100 Hz bis 8.000 Hz
  • Funktionen: Google Fast Pair, HearThrough, ANC (personalisierbar), Druckausgleich im Ohr, Spotify Tap, Zugriff auf Amazon Alexa, Apple Siri oder Google Assistant, Mono-Modus
  • Begleit-App: Jabra Sound+
  • Schutzart: IP57
  • Akkulaufzeit: bis zu 7 Stunden (28 Stunden mit Case)
  • Ladedauer: 180 Min. bis zur vollen Aufladung; 10 Minuten für 1 Stunde Wiedergabe
  • Maße / Gewicht (Kopfhörer): 20,85 x 20,49 x 27,3 mm / 5 g
  • Maße / Gewicht (Ladecase): 28,4 x 38,9 x 64 mm / 37,5 g
  • Lieferumfang: Kopfhörer, Ladeschale, drei EarGels, USB-C-auf-USB-A-Kabel, Merkblatt, Garantieerklärung
  • Preis: ca. 119,99 Euro

In einem Punkt liegen die Elite 4 Active aber sogar vor ihrem großen Bruder: Sie unterstützen neben SBC auch Qualcomm aptX. Das dürfte sicherlich manchen Leser aufhorchen lassen.

Ausstattung und Verarbeitung

Das Ladecase der Elite 4 Active ist quasi eine schlichtere Version desjenigen der Elite 7 Active: Die Qi-Aufladung ist weggefallen, sonst sind die Ähnlichkeiten groß. Vorne sitzt unter dem Jabra-Logo eine kleine LED, die euch Aufschluss über den Ladestand gibt.

Auch die Jabra Elite 4 Active verfügen über eine spezielle Beschichtung, welche für besseren Sitz sorgen soll. Mein subjektiver Eindruck ist, dass der Überzug bei den Elite 7 Active aber etwas dicker und robuster anmutete. Identisch zu den Elite 7 und auch den Elite 3 ist die neue, etwas ovalere Form, die Jabra mittlerweile für seine Earbuds verwendet. Die Elite 4 sind somit wie die Geschwistermodelle kleiner als Jabras ältere Earbuds wie die Elite 85t (hier mein Test).

Die Oberflächen der Earbuds agieren auch hier als haptische Bedienfelder. Dabei habt ihr direkt bei der Einrichtung die Wahl, ob ihr auf Sprachassistenten zugreifen mögt oder lieber Spotify Tap über die Earbuds aktiviert. Es ist auch möglich, nur einen der Ohrstöpsel im Mono-Betrieb zu verwenden. Über die haptischen Bedienfelder könnt ihr des Weiteren die Lautstärke anpassen, Titel zurückschalten oder überspringen, Anrufe annehmen / ablehnen und beenden oder auch das Mikrofon stumm schalten. Alles sauber gelöst und die Buttons sind auch nicht überempfindlich.

Die Jabra Elite 4 Active sind somit gut verarbeitet und stehen den Elite 7 Active in diesem Punkt in kaum etwas nach.

Tragekomfort und Musikwiedergabe

Der Tragekomfort der Elite 4 Active ist in meinen Augen oder besser gesagt Ohren 1:1 identisch zu den Elite 7 Active, da das Design im Grunde identisch ist. Er ist also exzellent. Das minimal verringerte Gewicht – 5 statt 5,5 g bemerkte ich beim Tragen nicht. Die Funktion „MyFit“ zur Anpassung des Sitzes bzw. der Auswahl der passenden Eartips fehlt allerdings bei den Elite 4 Active – genau wie die persönliche Klanganpassung über einen Hörtest.

Geblieben ist die Möglichkeit, das ANC-Erlebnis anzupassen. Jabra hat sich dabei offenbar die Kritik an diesem Procedere zu Herzen genommen: Man erklärt den Sinn der Anpassung nun besser. Etwa soll die Verschiebung der ANC-Intensität zwischen links und rechts sicherstellen, dass ihr ein homogenes ANC-Erlebnis erlebt, auch wenn ihr eine Hörschwäche auf einem Ohr habt. Es bleibt aber dabei, dass ihr die ANC-Personalisierung nur sinnig vornehmen könnt, wenn ihr euch in euer lauten Umgebung bewegt.

HearThrough ist ebenfalls eine feine Sache geblieben: Optional lassen die Mikrofone Umgebungsgeräusche durch, sodass ihr etwa an einem Bahnsteig Ansagen hört, ohne die Earbuds aus den Ohren fummeln zu müssen. Ist allerdings nichts fürs Fahrradfahren, da Windgeräusche ebenfalls verstärkt werden. In der App Jabra Sound+ gibt es weiterhin auch einen manuell anpassbaren Equalizer.

Starke Ansage: Nach meinem Eindruck müsst ihr beim Sound kaum / keine Abstriche gegenüber dem Flaggschiff machen, sieht man eben von der individuellen Klanganpassung ab, die je nach Hörvermögen sehr sinnvoll sein kann. Dafür ist via aptX eine höherwertige Musikübertragung möglich, was Spitzohren sicherlich ausmachen werden. Im Ergebnis fand ich den Sound gemessen am Preis wirklich gut – man reicht aber nicht an das Vorgängermodell Elite 85t heran, das doppelt so große Lautsprechertreiber verwenden durfte.

Wer meinen Spotify-Beitrag zu Musiktipps aus dem Jahr 2021 gelesen hat, der weiß, was ich gerne höre: Dreampop, Shoegaze, Indie Folk, aber auch mal klassischen Pop und noisigen Rock. Bei meinem Musikgeschmack kommt es also mehr auf Dynamik und klare Höhen an, damit auch komplexere Gitarrenwälle nicht in reines Geklirre ausarten. Die Differenzierung der Elite 4 Active gefällt mir dabei sehr gut und schien mir fast den Elite 7 Active überlegen. So konnte ich bei Liedern wie „In Undertow“ von Alvvays sehr gut die einzelnen Gitarrenspuren unterscheiden und Effekte im Hintergrund wahrnehmen, die etwa bei anderen Kopfhörern auch schonmal abgesoffen sind.

Wie beim großen Bruder fehlt es aber ein wenig am Bassfundament. Das fällt bei meinen Hörgewohnheiten nicht so ins Gewicht, wird diejenigen, die lieber rhythmusbetonte Genres wie Hip-Hop, Club Music oder Electro hören, sicherlich stören. Da macht sich die reduzierte Größe der Lautsprechertreiber gegenüber den Vorgängermodellen bemerkbar. Schade ebenfalls: Eine automatische Pausierung der Wiedergabe, wenn man die Ohrhörer herausnimmt, fehlt. Da müsst ihr also jeweils selbst die Musik stoppen und wieder starten.

ANC und Telefonate

ANC war ja schon bei den Jabra Elite 7 Pro / Active ein „schwieriges“ Thema.  So muss man sagen, dass Jabra hier Aufholbedarf hat, wenn man mit Konkurrenten wie Bose, Sony oder Sennheiser vergleicht. Da sind auch die Elite 4 Active eingeschlossen. An den Flaggschiffen konnte Jabra mit Firmware-Updates nach meinem Eindruck etwas nachbessern. Auch bei den Elite 4 Active ist die Geräuschunterdrückung nur „ganz ok“. Das macht die Konkurrenz immer noch besser. Da helfen dann auch die Personalisierungsoptionen nicht.

Kombiniert mit der guten passiven Geräuschunterdrückung hilft ANC aber definitiv bei einer Bus- oder Zugfahrt, die Reise angenehmer zu machen. Hier werden aber eben nur noch vier statt sechs Mikrofone verbaut, was ihr bei Telefonaten ebenfalls merken werdet. Ich sehe Jabra hier allerdings weiterhin als recht stark an, das gilt dann auch für diese etwas niedrigere Preisklasse. Die Umgebungsgeräusche werden dennoch bei Gesprächen gut reduziert und ich konnte sehr gut Sprachnachrichten versenden bzw. mit Freunden während des Joggens Telefonate führen.

Die Akkulaufzeit, welche Jabra nennt, trifft bei mir mit aktiviertem ANC in etwa zu. Hier waren die Angaben der Dänen schon immer realistisch bzw. tendenziell sogar zu niedrig gestapelt.

Fazit

Wer zu den Jabra Elite 4 Active statt der Elite 7 Active greift, muss beim Klang und Tragekomfort eigentlich keine Abstriche hinnehmen. Allerdings fehlen z. B. die automatische Pausierung / Fortsetzung der Wiedergabe, wenn ihr die Ohrhörer herausnehmt, die individuelle Klanganpassung per Hörtest und auch zwei Mikrofone, was sich bei Telefonaten auswirkt. Dafür kostet das Gesamtpaket 50 Euro weniger und mancher wird die Abstriche angesichts der Ersparnis gut verschmerzen können. Zumal hier aptX geboten wird.

Ich selbst sehe die Jabra Elite 4 Active daher als in ihrer Preisklasse sehr gut platziertes Modell an, das sicher den meisten schon zum Training ausreichen wird. Der Sitz beim Sport war in meinem Fall sicher – auch wenn ich die Elite Sport immer noch als Referenz diesbezüglich ansehe.

Angebot
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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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5 Kommentare

  1. Stefan Weiss says:

    Egal welcher Hersteller, nachhaltig ist keines dieser Produkte und fällt für mich somit generell raus.

  2. Die scheinen im Gegensatz zu den Jabra 7 kein Multipoint zu haben. Sehr schade, das wäre mir die 50€ Aufpreis sogar wert.

  3. Codecs: SBC, AAC, aptX

    Laut technischen Daten auf der Herstellerseite nur: SBC, aptX

    AAC wird da nicht erwähnt. Sicher, dass die AAC können?

    • André Westphal says:

      Das habe ich mal korrigiert: Jabra nannte in der Vergangenheit öfter mal in den Specs AAC nicht, es funktionierte aber. Aber bei diesem Modell fehlt es offenbar tatsächlich, daher habe ich es entfernt – bleiben also SBC und aptX.

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