Intel bittet zur Kasse: 4 bis 5 Mrd. höhere Subventionen für Chipfabrik in Magdeburg gefordert

Intel hatte bereits im März 2022 angekündigt, eine hochmoderne Fabrikanlage zur Chipherstellung in Magdeburg bauen zu wollen. 17 Mrd. Euro sollten in diese Pläne fließen. Damals fand der CEO Pat Gelsinger Lob für den EU Chips Act. Auch kündigte man an, dass der Bau in der ersten Jahreshälfte 2023 beginnen solle. Doch in diesem Januar 2023 wurde bekannt, dass der Plan zu bröckeln begann. Intel will mehr Geld von der Bundesregierung bzw. vom deutschen Steuerzahler – viel mehr.

Noch im Januar hatte Intel bestritten, dass die Pläne ins Wanken geraten seien, deutete aber an, dass sich die wirtschaftliche Lage gewandelt habe. Die Energiepreise sind in Europa und insbesondere in Deutschland extrem nach oben gestiegen. Und auch Baumaterialien sind in den Preisen regelrecht explodiert. Dazu kommen neue Subventionen in den USA, welche locken. Da erinnert sich Intel vielleicht nicht mehr an die anfänglichen Worte, dass Deutschland so ein toller Standort sei, der Top-Fachkräfte und eine tolle Infrastruktur biete.

Intel versprach durch den Bau zunächst 7.000 Stellen im Bereich der Konstruktion, später 3.000 Arbeitsplätze im Bereich High-Tech. Dazu sollten zehntausende Stellen bei Partnern kommen. Magdeburg sollte nach Intels Willen zu einer „Silicon Junction“ werden, einer Schnittstelle für Innovationen und Chipfertigung im ganzen Land. Kosten sollte der ganze Spaß die Steuerzahler 6,8 Mrd. Euro – diese Subventionen wollte der Bund zuschießen.

Mittlerweile sei Intel laut Bloomberg der Ansicht, das sei bei weitem nicht genug. Um das Projekt abzusichern, müsse der Bund noch 4 bis 5 Mrd. Euro mehr in die Hand nehmen. Hier ist natürlich die Frage, ob sich das am Ende wirklich lohnt, oder die Steuergelder nicht anderweitig besser investiert wären. Muss man Intel unbedingt locken oder sollte man das Projekt scheitern lassen? Sprecher aus der Bundespolitik hatten zur klargestellt, dass man die Subventionen nicht erhöhen wolle. Bleibt es dabei?

Derzeit gibt es noch keine neuen, offiziellen Ansagen vom deutschen Wirtschaftsministerium oder von Intel. Letztere haben nur wieder angedeutet, dass der Standort attraktiver gemacht werden müsse. Intel rechnete ursprünglich mit Kosten von ca. 17 Mrd. Euro für das Werk in Magdeburg, geht aber mittlerweile eher von 30 Mrd. Euro aus.

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31 Kommentare

  1. Peter Herold says:

    Wenn Intel dort längerfristig produzieren will – warum nicht? Teilt man die geforderte Summe durch die Zahl der Einwohner in diesem Land, kommen weniger als 100 Euro dabei raus. Das ist nicht weiter tragisch, zumal die Steuereinnahmen ein Vielfaches davon wieder zurückbringen. Es gibt schlechtere Investitionen mit Steuergeldern. Ein mieser Nachgeschmack bleibt trotzdem.

    • Quatsch, welche Steuereinnahmen? Das sind die Key-Words die kleben bleiben sollen. In Wirklichkeit haben Firmen wie Intel ein Heer an Anwälten und Beratern und die werden das Geld so oft um die Welt schicken, dass am Ende kaum zu versteuerndes Gewinn übrig bleibt. Siehe andere Tech-Giganten. Bei 10.000 Arbeitsplätzen und 17.000.000.000€ sind es auf 10 Jahre gesehen 170.000€ pro Arbeitsplatz, die aus dem Steuersäckel kommen.

      • Es sind 170.000€ pro Arbeitsplatz pro Jahr. In 10 Jahren also 1,7 Millionen pro Arbeitsplatz. Wenn man so genau ist, müsste gegenrechnen was die Arbeitnehmer dort an Steuern zahlen, dann Zulieferer einbeziehen und dann den Einfluss auf die konjunkturelle Entwicklung für Magdeburg irgendwie beziffern. Und natürlich nicht vergessen, dass viel der Subventionen zurück an die deutsche Wirtschaft fliessen über Bauaufträge usw.
        So über den Daumen geschätzt, würde ich sagen, dass es sich nach 20-30 Jahrern lohnt? Frage ist eben ob man bis dahin das Geld nicht auch sinnvoller einsetzen könnte.

        • Wie immer is so eine Investition immer auch ein Treiber für die Wirtschaft am Standort. Es wird irgendwann Firmen geben, die irgendwas mit Intel zu tun haben, es zieht andere Industrie an, usw. Dann lebt man auch in und um den Standort. Die Frage ist: Wieviel bekommen wir später über Steuern wieder zurück?

      • Peter Herold says:

        Lohn- und Einkommensteuer müssen die dort beschäftigten Arbeitnehmer trotzdem entrichten. Klar lohnt sich das auf lange Sicht!

      • Gunar Gürgens says:

        Na das ist ja noch günstig. Jeder Arbeitsplatz in den deutschen Aluminiumhütte Trimet wird mit 440000€ pro Jahr bezuschusst.

    • Wir wollen und brauchen Chipfertigung in Europa und Deutschland.

      Deswegen muss man sich nicht verarschen lassen. Subvention, ja. Doppelte Subvention, nein. Vielleicht eher mal Einfuhrzölle für Chips aus Ländern einführen, welche mit Subventionen arbeiten. Das wäre keine Lex-Intel. Aber die Konsequenz verstehen sie dann wohl. Weil Ihnen die Subvention anderswo nichts mehr bringt.

      Für was haben wir den die EU? Oder glauben die immer noch an das Märchen mit Freihandel (entfesselter Kapitalismus)? Strategische Wirtschaftpolitik ist in Europa längst überfällig. Der Kapitalimus (also jede gegen jeden) kann dann langfristig auch weg.

      PS: TSMC und AMD sind sowieso besser. Warum nicht das gesparte Geld für TSMC, Infineon, STMicroelectronics und NXP bereit halten? Längerer Weg? Womöglich.

  2. Wenn jetzt hohe Arbeitslosigkeit in de herrschen würde, dann würde eine Erhöhung der Subventionen evtl Sinn machen. Aber in der momentanen Situation eher nicht.

  3. Tja, höhere Energie- und Baukosten… Wer die wohl zu verantworten hat? Sozialistisch orientierte Regierungen sind halt selbst für neueste Technologien Gift.

  4. Politisch braucht der Osten des Landes solche Projekte mehr denn je. Vor allem weil es in den neuen Bundesländern weniger Industrie gibt. Sollte es in Taiwan irgendwann krachen sind wir über so eine Chipfabrik in Europa extrem dankbar. Is doch egal ob 4 Milliarden mehr. Wir haben mehr für sinnlose Hauptbahnhöfe in Stuttgart und Flughäfen in Berlin auf den Kopf gehauen. insgesamt 17-18 Milliarden Euro zusammen.

  5. Ich finde diese neue Fordermentalität der Unternehmen zum kotzen. Es werden immer höhere Summen an Subventionen gefordert, die Gier kennt keine Grenzen mehr. Entweder ich will die Fabrik bauen, weil mich der Standort und die Standortfaktoren überzeugt haben und ich bin bereit MEIN Geld dafür zu investieren, oder ich lasse es sein. Es kann doch nicht angehen, dass hier immer mehr Subventionen gefordert werden, quasi die Entscheider im Land regelrecht erpresst werden. Hier wird unverhohlen (mit den angeblich entstehenden Arbeitsplätzen) gepokert und die Politik spielt mit, um sich als Macher hinstellen zu können. Man hat inzwischen den Eindruck, in MD will
    man die Fabrik um jeden Preis, nur um sich zu profilieren. Intel moniert inzwischen auch, dass ja in D die Stromkosten sooo teuer sind und der MP von ST verspricht nun zusätzlich auch noch von Steuergeldern einen 2 Mrd. Euro teuren Windpark südlich von MD zu bauen, damit Intel günstigen „Ökostrom“ erhalten kann. Am Ende baut Intel das Werk komplett von unseren Steuergeldern, ohne eigenes Geld investieren zu müssen, wenn das so weiter geht. Die Amerikaner lachen uns doch aus und die Aktionäre freuen sich. An dem Beispiel Intel zeigt sich mal wieder, wie leichtfertig unsere Steuermilliarden aus dem Fenster geworfen werden und wie leicht es milliardenschweren Konzernen gemacht wird, Bund und Land das Geld aus dem Kreuz zu leiern.
    Meine ehrliche Meinung? Intel soll doch seine Fabrik sonstwo bauen und mit den gesparten Steuermilliarden können Land und Bund doch heimischen Mittelständlern unter die Arme greifen. Das hat bestimmt mehr Nachhaltigkeit als diese Intel-Seifenblase.

    • Und? Ist doch egal wenn sie lachen. Wir haben dafür eine Fabrik für Halbleiter. Wenn interessiert der Rest.
      Die Fabrik wird gebaut werden. Die Steuergelder werden bereitgestellt und sei es durch die eu oder den Bund.

      • Wenn nicht in Deutschland, dann in einem anderen EU-Land. Standorte stehen im Wettbewerb und müssen sich auch um Kunden bemühen.

    • Wie kommt man darauf, dass die Amis lachen? Quelle die eigene Fantasie? Die USA lockengerade mit deutlich höheren Subventionen alle möglichen Unternehmen ins Land um unabhängig zu werden.

  6. Ich frage mich ehrlich, ob INTEL der richtige Adressat für die Milliarden ist. Als USA-Unternehmen haben die völlig andere Ziele als wir es in der EU wollen. So schnell wie sie dann gekommen sind sind sie auch wieder weg. Zudem hat Intel mächtigen Druck durch andere Chip-Hersteller, wie AMD und auch Apple mit den M1/M2 Prozessoren. Und es sieht derzeit nicht so aus, als ob sich das in nächster Zeit ändern wird. Innovativ sind derzeit nur die Konkurrenten.
    Gibt doch bestimmt auch europäische Chiphersteller oder zu mindestens Firmen mit reichlich Knowhow auf diesem Gebiet.

    • Genau Intel, die fast in jedem Gremium für Standards setzen ist eine „kleine Nummer“.
      Und sollte Intel nach der, in solchen Subventionsverträgen festgelegten, Mindestverweildauer wegziehen, dann hat man noch immer qualifiziertes Personal in der Region und die Technologieunternehmen die sich mit ansiedeln.

    • Kleine Korrektur deiner Angaben:
      AMD und Apple sind keine Chiphersteller, sondern nur Chipdesigner! Herstellen tun die TSMC – derzeit in Taiwan.
      Und KEINER der anderen Hersteller will derzeit in die EU, schon gar nicht nach Deutschland! Eher der Weg raus aus der EU ist derzeit Trend. Vor allem wenn jetzt die USA zig hunderte Milliarden in die Hand nimmt um Chipfirmen und andere zum Aufbau von Produktionsstandorten in den USA zu bewegen.
      Man sollte sich endlich mal entscheiden – will man große Chipfabriken in der EU/Deutschland, dann muss man viel Geld in die Hand nehmen, sehr viel! Oder man lässt es bleiben – niemand wartet auf die EU/Deutschland, absolut niemand!

  7. Sorry aber Intel braucht man derzeit wohl am allerwenigsten. Diesbezüglich dürfte es aber leider kein Wunschkonzert geben, man kann froh sein wenn überhaupt jemand hier investieren will. Obwohl ich mich ernsthaft Frage, wo die ganzen Leute her kommen sollen, die dort arbeiten sollen? TSMC oder AMD wären viel sinnvoller. Ansonsten ist das mit den Subventionen leider derzeit stark im Trend.

  8. Intel…
    Solange bei denen nicht schon fast fertige Pläne für ARM Prozessoren in den Schubladen liegen, sehe ich da nicht viel Zukunft für.

  9. Die Maschinen (kostet eine 200 Millionen +) die Intel da benötigt werden in den Niederlande produziert, die Fabrik wird hier gebaut….. es werden einfach zahlen in den Raum gestellt ohne gesagt bekommen für was ?

  10. Man sieht doch aktuell doch sehr deutlich wie schwer das Europa hat. Northvolt, die hier in Schleswig-Holstein investieren wollten, wanken doch auch gerade sehr stark wegen der hohen Förderung in den Vereinigten Staaten. Dazu dann noch die extrem hohen Energiekosten in Deutschland.
    Wenn man international wettbewerbsfähig sein will, dann muss man als Europa/Deutschland halt Geld in die Hand nehmen, egal wie man das Verhalten von Intel findet!
    Wenn wir eine Chipproduktion hier haben wollen, dann müssen wir ganz einfach bessere Konditionen als USA oder China bieten. Auch wenn es Intel inzwischen deutlich schwerer am Markt hat, ist das immer noch ein großer Player und es wäre gut, wenn der in Deutschland eine Fabrik baut.

  11. Kleine und mittlere Unternehmen erwirtschaften in Deutschland den größen Teil des Steueraufkommens und stellen die meisten Arbeitsplätze im Land. Diese Firmen müssen auch erhöhte Energie- und Materialkosten tragen. Sie erhalten kaum Subventionen oder sonstige Zuschüsse. Auch wenn die Investition von Intel ein neues „Silicon Valley“ in Sachsen-Anhalt entstehen lässt, irgendwann muss mal die Grenze gezogen werden. Die Politik sollte die Nachforderung von Intel mit einem klaren „Nein“ zurückweisen.

    • Mag sein das die kleinen und mittleren Unternehmen den größten Teil des Steueraufkommens erwirtschaften – aber die sind nur Mitläufer/Nutzer der Technikentwicklungen und keine „Treiber“. Und Europa hat bisher ausschließlich davon gelebt – und den KMUs erlaubt zu existieren! – das hier Forschungen und Entwicklungen beheimatet waren!

      Und ja, mir sind auch KMUs bekannt, die (mehr oder minder bekannte) Entwicklungen machten! Aber das waren anfangs nur nahezu unwichtige Neben-/Randerscheinungen, die kaum finanzielle Ergebnisse für Europa brachten. Und fast alle sind inzwischen weg aus Europa…

      • Und das Handwerk ? Ist nicht unbedingt bei Innovationen an erster Stelle, bringt aber nicht unerhebliche Wirtschaftskraft und hohes Steueraufkommen. Es muss nicht immer Forschung und Entwicklung sein.

  12. 11,8 Mrd. Euro Subventionen???

    Gehts noch?

    • Wo ist das Problem? Fliegst du in Urlaub, dass wirklich niemanden was bringt? So eine Chipfabrik bringt mehr für Alle.

      • Mehr für alle?
        Mich würde mal interessieren, wieviel Steuern Intel dann in Deutschland zahlt, wenn alles läuft.
        Wahrscheinlich „nix“, wie andere Tech Giganten.

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