Grindr gab Nutzerdaten weiter und sieht darin kein Problem

Hierzulande ist die App Grindr nach meinem Eindruck nicht ganz so populär: In den Vereinigten Staaten hat die Dating-App für Homosexuelle allerdings eine enorme Gefolgschaft. Da wiegt schwer, dass nun bekannt geworden ist, dass die Entwickler persönliche Daten an Dritte weitergegeben haben. An mindestens zwei Partnerunternehmen wurden beispielsweise Nutzerangaben zum HIV-Status weitergetratscht.  Mittlerweile hat Grindr erklärt, dass man zumindest jenes Kriterium nicht mehr an Dritte weitergeben werde. Einer Schuld scheint man sich aber dennoch nicht so recht bewusst zu sein.


3,6 Mio. Nutzer sind täglich bei Grindr aktiv – kein Pappenstiel. Geteilt wurden neben den Angaben zum HIV-Status auch die genauen GPS-Daten der einzelnen Nutzer, ihre ethnische Zugehörigkeit, ihre Phone-ID, ihre Angaben zur Sexualität, der Beziehungsstatus und zu welchem Teil der Queer-Subkultur sie sich rechnen. Einige der Daten, nicht aber die HIV-Informationen, wurden sogar nur als Plain Text versendet – dadurch wäre der Zugriff durch fremde Parteien erleichtert.

Cooper Quintin, Senior Staff Technologist und Sicherheitsforscher bei der Electronic Frontier Foundation, hat Grindr scharf kritisiert. Gerade da Homosexuelle in einigen Ländern noch stark diskriminiert würden, sei es unverantwortlich, wie leicht möglicherweise ein Fremdzugriff und Missbrauch der Daten möglich sei. Grindr selbst hat sich teilweise relativ leicht aus der Affäre gezogen. Es sei für die Funktionalität der App hilfreich, Nutzerdaten mit Apptimize und Localytics zu teilen. Man verkaufe schließlich keine Nutzerdaten, sondern teile sie mit Partnern, um die App zu verbessern.

Tatsächlich kann es gut sein, dass Grindr mit Apptimize und Localytics Abkommen hat, die sicherstellen, dass beide Partner die Nutzerdaten nicht weitergeben. Allerdings bestünde für Hacker nun eben die Option nicht nur bei Grindr selbst an Daten der homosexuellen Community zu kommen, sondern auch bei den beiden genannten Partnern. Grindr argumentiert zudem, dass die geteilten Angaben ohnehin öffentlich in den Profilen einsehbar seien. Trotzdem könnten die Betreiber sicherlich für ihre Nutzer transparenter halten, wohin ihre Daten wandern. Gerade bei so persönlichen Angaben zum Gesundheitsstatus.

Für euch als Anwender ist die Casa Grindr am Ende vor allem eine Erinnerung daran vorsichtig mit euren Daten umzugehen: Gerade wenn ihr sie öffentlich über Social Media teilt. Weitere Informationen zum Grindr Leak findet ihr übrigens auch hier bei GitHub.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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21 Kommentare

  1. Herr Hauser says:

    HIV-Status angeben? Bedient das nicht eher wieder die Ansicht bzw. Klischee aus einer früheren Zeit, wo man der allgemeinen Ansicht war AIDS können nur Homosexuelle bekommen und Heteros sind Safe und können es mit allen und jeden ungeschützt wild treiben und bekämen nichts?

    • Markus Licht says:

      @ Herr Hauser
      In Grindr kann man den HIV-Status angeben und dazu schreiben, wann der letzte Test war. (Antikörper von HIV kann man mit normalen Tests erst 8-12 Wochen nach der Infektion feststellen.)

      Bei einer Dating App, bei der es – nicht zuletzt – darum geht, spontan Sex-Dates zu verabreden, ist das sicher sinnvoll. 😉

      Natürlich kann man sich nicht auf die Angaben verlassen. Aber es erinnert – dort wo es sein muss – an das HIV Risiko und vermittelt Basiswissen.

      Dass Männer die mit Männern Sex haben von HIV deutlich häufiger betroffen sind, ist ja leider ein Fakt, den man nicht ignorieren kann.

      • Hackfleisch says:

        ‚Dass Männer die mit Männern Sex haben von HIV deutlich häufiger betroffen sind, ist ja leider ein Fakt, den man nicht ignorieren kann.‘

        Vorsicht, das haben schon viele falsch verstanden. Schwuler Sex ist nicht riskanter, als heterosexueller Sex. Ein Teil der Schwulen nutzt jedoch in einer Mischung aus Naivität, Ignoranz und fehlender Aufklärung nicht so häufig Kondome wie Heterosexuelle, die das Studien gemäß übrigens v. a. machen um Schwangerschaften zu verhindern, davor haben die mehr Angst als vor STDs, darum wirbt die Bzga ja seit Jahrzehnten so intensiv für safer sex mit Kondom, auch wenn Frauen die Pille nehmen, weil es eben nicht nur um Schwangerschaften geht.
        Es ist aber letztlich der Tatsache zu verdanken, dass auch die Pille nicht zu 100% vor Schwangerschaft schützt, dass Heterosexuelle disziplinierter beim Gebrauch von Kondomen sind.

        Daher muss bei jeder Gelegenheit darauf hingewiesen werden, dass sich Mann und Frau exakt genauso gegenseitig anstecken können, wenn man mit dem Gummi nachlässiger wird. Siehe Afrika, wo HIV nie speziell mit Schwulen assoziiert wurde, sondern schlicht mit mangelndem Gebrauch von Kondomen.

        Nicht, dass das noch jemand falsch versteht.. 🙂

        • Markus Licht says:

          In Europa ist HIV bei Männern die mit Männer Sex haben, aber sehr viel mehr verbreitet. Das hat Gründe im Verhalten und beim Risiko. Und analer Geschlechtsverkehr ist gefährlicher als vaginal, weil der Darm sehr empfindlich ist (und leicht verheilt).

      • Hallo Markus.
        Das Klischee ist, dass es eine HIV Problem unter heterosexuellen Menschen gibt. Die Statistiken des Robert Koch-Institut zeigen dass es sich beinah um ein ausschließlich schwules (Männer-)Problem handelt, wenn es um Neuerkrankungen geht. Daraus ein Werturteil abzuleiten ist für manche leicht und deshalb ist das kein besonders bekanntes Thema. Die Dating-App geht hier auf praktiche Gegenbenheiten ein, die ja meist nicht in Elfenbeintürmen ausgehandelt werden.

    • Hackfleisch says:

      Es ist pragmatisch, finde ich. Heterosexuelle Männer und Frauen haben eine ziemlich unterschiedliche Herangehensweise an Sex, wenn nur Männer mit Männer zusammen kommen, dann entfällt der Faktor. Es gibt zig Artikel weiblicher Journalisten, die das heterosexuelle Tindr getestet haben und sich pikiert bis angewiedert darüber ausgelassen haben, wie dort Männer ohne Umschweife sexdates suchen. Männer finden es hingegen super, einfach unkompliziert Sex verabreden zu können, keine Romanze, Gespräche, kennenlernen, usw. Wenn Mann mit Mann, dann kommt das wohl zumindest bei singles in Reinform hervor und man organisiert das reine Sexdate ganz direkt ohne viel Drumherum. Die sexuellen Vorlieben, der gesundheitliche Status, ready set, go.

      Das stünde auch heterosexuellen Portalen gut zu Gesicht. Denn STDs sind auch für Heterosexuelle eine Gefahr. Nennung solcher Information zeigt dem Gegenüber, dass man sich der Verantwortung für die Gesundheit des Sexualpartners beim sexdate bewusst ist. Wer Romantik und Liebe sucht nutzt ohnehin keine sexdate App.

      • Markus Licht says:

        Frauen sind was Sex angeht meist so unnötig kompliziert. Ne Frau muss man idR erst kennenlernen und hat anschließend irgendwann Sex.

        Schwule Männer dagegen haben oft erst Sex und lernen sich erst danach richtig kennen.

        Das ist pragmatisch, sinnvoll und gut. 🙂

        Weil wenn es nicht passt und man sich nicht mag, dann hat man wenigstens seinen Spaß gehabt.

        Und wen der Sex schlecht ist, dann hat auch der Rest keinen Zweck. Ich spreche aus Erfahrung. 😀

        • /signed

        • Hackfleisch says:

          Ich persönlich gehöre dem meist vergessenen Stamm der Bisexuellen an und kann mit Mitte 30 und entsprechender Lebenserfahrung sagen, dass du absolut recht hast. Spaß machts mit beiden, aber das ganze Drumherum ist mit Männern soviel angenehmer.

    • Oder man kann daraus schließen, dass diese Nutzergruppe kritischer mit dem Thema umgehen und deshalb gerne die Information hätten. Dort wird man eben früher über die Problematik aufgeklärt und somit bewusster mit den Dingen umgehen.

  2. Sebastian says:

    „Hierzulande ist die App Grindr nach meinem Eindruck nicht ganz so populär“ – das stimmt so nicht glaube ich 🙂 Grindr ist in Deutschland das Nummer 1 Dating Portal meiner Ansicht nach! Zumindest gefühlt 😀

    • André Westphal says:

      Verwechselst du Grindr vielleicht mit Tinder? Wobei mir im Nachhinein eingefallen ist, dass ich sage und schreibe zwei Homosexuelle kenne und die haben auch zumindest schonmal Grindr genutzt.

    • Markus Licht says:

      Nr 1 ist Planetromeo (Gayromeo).

  3. Liebes Hackfleisch, auch wenn man Unsinn hundert mal wiederholt wird er dadurch nicht wahrer. Weder medizinisch noch statistisch sind die getroffenen Aussagen von dir korrekt. Junkees als auch männliche Homosexuelle stehen für die überwältigende Zahl der neu als auch alt-Infektionen. Bei Homosexuellen liegt das vor allem an regelmäßigen extremen Sexpraktiken sowie großer Sexpartneranzahl pro Jahr. Mehrere hundert, gern auch Unbekannte, im Jahr sind keine Seltenheit. Sexparties mit Infizierten bei denen man willentlich sich mit HIV infiziert lass ich mal ganz außen vor. Die aufgeführten Tatsachen sind auch der Grund warum sich der betroffene Personenkreis auch in den Statistiken anderer STD ganz vorn befindet. Ich kann auch gern mal auf den englischen Artikel verlinken in dem sich ein entsprechender journalist darüber aufregt das er permanent schwerste Diarrhoe bekommt weil er sich beim sogenannten Rim-ming wieder und wieder mit gefährlichen Erregern infiziert. Falls jemand nicht weiß was diese Praxis ist, sehr erhellend wenn man danach mal googled. Da erübrigen sich dann ne Menge Fragen.

    • „Regelmäßig extreme Sexpraktiken“, „mehrere hundert unbekannte Partner“, Sexparties… Das ist natürlich die Regel bei allen Homosexuellen, ohne Ausnahme! Sorry aber dein Problem sind sicher keine Zahlen und Statistiken, sondern einfach, Homophobie.

      • Markus Licht says:

        Auf alle Schwulen trifft das natürlich nicht zu. Aber geh mal in ne schwule Sauna oder nen Sex-Club in Köln, Berlin, Brüssel, London, Paris oder Amsterdam. 🙂

        Der Church-Club in Amsterdam und das Lab.oratory in Berlin sind cool. 😉

        Allerdings gibt es für solche Leute in Köln mittlerweile ne bezahlbare Prep. D h man nimmt vorbeugend HIV Medikamente und verhindert dadurch eine Ansteckung mit HIV. Kosten so 30-50 Euro je Monat. Weis nicht genau.

        Warnen muss man auch vor Tripper, Lue (Syphilis), und Hepatitis. Das breitet sich wieder aus. Es gibt Tripper, dagegen hilft keine Antibiotika mehr. Und Krätze ist unangenehm.

        • „Allerdings gibt es für solche Leute in Köln mittlerweile ne bezahlbare Prep. D h man nimmt vorbeugend HIV Medikamente und verhindert dadurch eine Ansteckung mit HIV. Kosten so 30-50 Euro je Monat. Weis nicht genau.“

          Aha, das heißt also da werden Viren gezüchtet, die dann gegen diese Mittel resistent sind worunter alle Betroffenen wiederum leiden? Da kann man wirklich nur mit dem Kopf schütteln. Und nein lieber Etc. – das hat nichts mit Homophobie zu tun. Sven sagt auch überhaupt nicht, dass das alle betrifft. Angesichts der Tatsache, dass durch Nutzung von Kondomen eine Infektion wirkungsvoll verhindert werden kann, ist die Anzahl der Neuinfektionen in dem Bereich ein Armutszeugnis.

  4. Jetzt sind die aber echt (arsch)gef***t ^^
    (und nein das meine ich nicht homophob bewertend – es ist nur ein Wortspiel)

  5. Was erwarten die Leute eigentlich?
    Egal ob Facebook, Dating-Apps, WhatsApp: ihre Daten sind der Gegenstand, mit dem diese Firmen ihr Geld machen.
    Mich würde nicht wundern, wenn noch heraus kommt, dass die die Daten für gezielte Werbung verkauft haben.

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