Google will neuen Privacy-Sandbox-Standard schaffen

Google hat in der Vergangenheit einigen Gegenwind in Bezug auf Geschäftspraktiken bekommen, sodass intern die Sorge wuchs, dass sich Kunden anderen Unternehmen zuwenden, die mehr auf ihre Daten und Privatsphäre achten. Und so fuhr Google im Rahmen der Entwicklerkonferenz Google I/O eine Charme-Offensive in Sachen „Datenschutz“ – natürlich berechnend, dass man sich das eigene Geschäft nicht einfach kaputt machen darf.

Denn bei allen Armen die Google hat: Werbung bringt immer noch das Brot auf den Tisch. Nun hat man Details dazu verraten, wie man „das Web“ für den Nutzer privater gestalten kann. Google betont, dass es ein schmaler Grat sei, zielgruppengerechte Werbung mit Privatsphäre zu vereinen. Google möchte aber mit der Privacy Sandbox einen neuen Standard für Browser schaffen, der privatrechtsverletzende Workarounds wie das sogenannte „Fingerprinting“ zu verhindern.

Die neue Privacy Sandbox basiert auf der Tatsache, dass die pauschale Blockierung von Cookies nicht zur Wahrung der Privatsphäre des Benutzers beigetragen hat, so Google. Workarounds wie „Fingerprinting“, die ein Profil des Geräts basierend auf Details wie gemeldeter Hardware, Softwareversion und sogar installierten Schriften erstellen, ermöglichen weiterhin eine identifizierbare Nachverfolgung.

Selbst wenn es ein Allheilmittel gäbe, um Fingerprinting zu verhindern, würden ohne gezielte Werbung die Werbeeinnahmen für Publisher (das sind wir beispielsweise, die Betreiber dieses Blogs) deutlich sinken. Das Internet hängt von professionell erstellten Inhalten ab, und oft sind die Margen nicht sehr hoch. Jüngste Studien haben gezeigt, dass die Finanzierung der Verlage um durchschnittlich 52 % sinkt, wenn Werbung durch das Entfernen von Cookies an Relevanz verliert.

Die neue Privacy Sandbox soll beiden Seiten Rechnung tragen und Werbetreibenden eine Möglichkeit bieten, Lesern gezielte Anzeigen zu zeigen, ohne dabei auf privatrechtsverletzende und unblockierbare Praktiken wie Fingerprinting zurückzugreifen. Google nennt es eine sichere Umgebung für die Personalisierung, die auch die Privatsphäre der Benutzer schützt.

Aber: Bislang ist das Ganze ein Konzept. Einige Ideen von Google beinhalten neue Ansätze, um sicherzustellen, dass Anzeigen weiterhin für Benutzer relevant sind, aber Benutzerdaten, die mit Websites und Werbetreibenden geteilt werden, minimaler erfasst werden, anonym sind und nur beim Nutzer gespeichert sind. Der bisherige Status bei Google zum Thema ist: Man sucht sowohl das Feedback von Entwicklern sowie der Werbebranche. Die Entwicklung von Web-Standards ist ein langer Prozess, der Jahre dauern kann. Weitere Details finden sich im Chromium-Blog.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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8 Kommentare

  1. Wenn der Weg in Richtung unaufdringliche Werbung ohne Tracking geht, werden sicherlich auch einige Nutzer ihre Blocker zumindest am Desktop deaktivieren. Zumindest mir geht es so, daß ich Blocker oft dann einsetze, wenn zuviel getrackt wird und ich mir dann sage, daß der Seitenanbieter Pech hat, ich mach mir nicht die Mühe Werbung zum fördern zu filtern und nur die Tracker zu blocken. Es ist imho Aufgabe des Seitenanbieters nichttrackende Aspekte einzubauen. Es ist etwas beidseitiges, einerseits kostenloses durch Betrachten von Werbung zu belohnen, andererseits die Privatssphäre des Leser zu respektieren.

    • Das Hauptproblem ist doch, dass ich als user immer noch nicht die Wahl mir unliebsame (nervig blinkende, sich bewegende Werbung, oder Werbung mit Ton) auszublenden und dafür dezente Werbung zu erlauben. Außerdem hätte ich gerne, dass Werbung als solche erkennbarer wird (z.B. einen Rahmen drum rum als Kennzeichnung). Momentan versucht sich Werbung manchmal als Forenbeitrag zu tarnen etc. Sowas nervt einfach und ich fühle mich als Nutzer verars…
      Wenn ich das auswählen könnte wäre das Internet auch wieder mit Werbung erträglich. So für mich definitiv nicht.

  2. Was mir leider immernoch kein Contentanbieter beantworten konnte oder wollte: Wieviel Geld bringt denn eigentlich Werbung pro Benutzer und Monat? Wieviel Geld müsste ich beispielweise als täglicher Leser jeden Monat an euch überweisen, damit Ihr genauso viel an mir verdient, als wenn ich mir Werbung anzeigen lasse.

  3. Martin Feuerstein says:

    In eurem RSS-Feed ist die Werbung als statisches Bild am Artikelende eingefügt. Wieviel bringt das pro Artikel im Vergleich zu Werbung im Browser (prozentual oder absolut, pro Nutzer oder insgesamt)?
    Wobei diese Form der Werbung sehr angenehm/erträglich ist – stört nicht den Lesefluss, blinkt nicht und färbt auch nicht die komplette Nachricht bunt ein.

  4. @caschy laut Brave Browser betreiben sowohl Google als auch die Domain stadt-bremerhaven.de fingerprinting.

    Hat sich Brave da in Deinem Fall vertan?

  5. Was ist daran so schwer zB in einem Technik-Blog relevante Werbung ohne Tracking einzublenden ? Ehm wie wärs mit Werbung von Hardware/Software, liebe Werbetreibende? Dazu muss man die privatsphäre der Leser nicht verletzen.

    • Jup, es könnte so einfach sein. Artikel über Xiaomi > Werbung für Smartphones. Aber wenn dich ein Tracking Cookie über Seiten hinweg ausschnüffelt dann gibt es ein genaueres Bild über dich. Das mögen die Vermarkter und Werbetreibenden. Darum blocke ich auch alles was geht. Die Initiative von Google hier ist nur Ablenkung.

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