Google vs EU: Drohende Rekordstrafe im Android-Kartellverfahren

Die EU und amerikanische Tech-Unternehmen sind sich in vielen Fällen gegenseitig nicht so ganz geheuer: Apple, Facebook, Intel und Microsoft – alle hatte die EU schon auf dem Kieker. Auch Google ist dran, was nicht unbedingt neu ist. Nun stehe laut dem Handelsblatt aber ein Untersuchungsverfahren rund um das Betriebssystem Android vor dem Abschluss. Und für Google könnte das ein sehr teuer Spaß werden. So droht dem Unternehmen eine Rekordstrafe. Google selbst hatte die Vorwürfe der EU-Kommission stets bestritten.

Offenbar kommt das ganze Brimborium aber bald zu einem Abschluss: Die zuständige Kommissarin Margrethe Vestager solle das Ergebnis in den kommenden Wochen bestätigen. Stein des Anstoßes ist die Dominanz des Betriebssystems Android im Markt für mobile Endgeräte. Das allein wäre noch nicht auf Google zurückzuführen, denn die Partner können die Plattform selbst anpassen – was sich in mehr oder minder beliebten Oberflächen wie HTC Sense, OnePlus Oxygen OS oder auch Xiaomi MIUI zeigt.

Allerdings sei laut der EU-Kommission das Problem, dass die Partner von Google nur den Play Store vorinstallieren dürfen, über den so gut wie alle Anwender ihre Apps beziehen, wenn sie auch viele weitere Programme von Google ab Werk auf das Gerät hieven. Dazu zählen etwa die Google-Suche und auch der Browser Chrome. Das erschwere es aber anderen Entwicklern, konkurrierende Apps zu etablieren. Google selbst wehrte sich gegen die Vorwürfe der EU-Kommission mit der Argumentation, dass es allen Partnern frei stehe, die Apps zu installieren oder eben nicht. Zudem seien problemlos Alternativen installierbar. Auch würden die Kartellwächter vernachlässigen, dass es mit Apple iOS eine ernstzunehmende Konkurrenz gebe.

Es ist anzunehmen, dass die Argumentation auf die Wettbewerbshüter wenig überzeugend gewirkt haben dürfte. Zwar steht nun die exakte Höhe der Strafe noch nicht fest, möglich sind aber bis zu elf Mrd. US-Dollar. Das entspräche nämlich 10 % des Jahresumsatzes der Google-Mutter Alphabet. Allerdings dürfte diese maximale Grenze wohl nicht ausgeschöpft werden. 2017 erlegte man Alphabet bereits mit 2,4 Mrd. Euro die bisher höchste Strafe aus einem EU-Wettbewerbsverfahren auf. Es ging um die Marktmacht bei Suchmaschinen und die Weiterleitung zu Online-Shops.

Nun gut, warten wir einmal ab, ob und wie viel Google bzw. die Mutter Alphabet nun wirklich an die EU zahlen soll. Was haltet ihr denn von der ganzen Angelegenheit? Seht ihr eher Google oder die EU-Kartellwächter im Recht?

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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29 Kommentare

  1. Die EU hat schon Recht. Dass einige Apps (besonders aus dem Streaming Bereich wie Netflix oder aus dem Finanzsektor wie Google Pay) nicht auf gerooteten Geräten laufen, ist durchaus ärgerlich. Dennoch bevorzuge ich persönlich ein möglichst „nacktes“ Android ohne komische Launcher und vorinstallierte Scheiß-Apps.

    • Du meinst also, die EU hat vor, Netflix auf gerooteten Geräten laufen zu lassen und bestraft Google, weil das nicht möglich ist? Gewagte These, mein lieber Scholli… *g*

    • Du hast den Artikel nicht verstanden! Es geht hier nicht darum, dass Pay-App und DRM-Apps nicht auf gerootetn Geräten installierbar sind, sondern um die Vorgaben von Google rund um die G-Apps wie Google Play, Google+ und GMail. Das Netflix nicht unter Root läuft ist übrigens nicht Google, sondern Netflix zu verdanken und durchaus verständlich. Und ich befürchte fast, dass die EU genau so ein Verständnis davon hat, wie Du. Unter Android ist es problemlos möglich weiter AppStores selbst zu installieren, so wie den Amazon AppStore. Oder auch mitliefern, wie es mit den Samsung AppStore der Fall ist. Unter iOS geht das nicht!

    • Wo ist das Problem? Läuft doch alles unter root mit Magisk. Also bei mir laufen Netflix und Co

  2. Wolfgang D. says:

    Vielleicht ist Apple als nächstes fällig, die erlauben ja nicht mal alternative Hardwarehersteller.

    Bei Google ist das Verfahren zwar an sich richtig, aber der Ansatz der Klage zielt mMn. in die falsche Richtung. Bei Erfolg der Klage wird hoffentlich nicht wieder endlose Revision zugelassen. Außerdem interessieren mich die Folgen für Android, ob das vor dem Wechsel auf den Nachfolger überhaupt noch Wirkung zeigt.

  3. Alles so offen und demokratisch im Android-Land und jeder hat die freie Wahl. Nicht so wie beim pösen pösen Zensur- und Diktatur-Apple. Aber wehe ein Hersteller verkauft ein Gerät mit einer Alternative zu Play Store/Play Services. Dann ist Schluß mit lustig und er bekommt keine Lizenz mehr.

    • Bitte lies den fucking Beitrag. Du darfst Android ohne Play Services ausliefern. Was du nicht darfst ist z.B. den Playstore ausliefern, jedoch die Google Suche nicht.

      • Wolfgang D. says:

        Was wohl noch ein Knackpunkt wäre, wenn ich den Text richtig interpretiere, dass Hersteller mit Google-zertifizierten Modellen keine zusätzlichen Geräte mit „selbstgemachtem“ Android verkaufen dürfen. Das Land China wird da ev. wegen der Gesetzeslage anders behandelt.

        • Es geht um Play Services und alternative App Stores. Wenn ein Hersteller ein Gerät mit alternativem App Store baut, dann bekommt er keine Lizenz für die Play Services. Das betrifft sogar Auftragshersteller wie Foxconn. Darum hatte es zum Beispiel Amazon schwer, Hersteller für ihre Geräte zu finden. Acer wollte damals ein Telefon mit AliOS anbieten. Als Google davon Wind bekam haben sie mit dem Entzug der Lizenz für die Play Services gedroht. Das ist Teil des Vertrages wenn man der „Open“ Handset Alliance beitritt. Mit China hat das insofern zu tun dass Hersteller in diesem konkurrierendem Markt nicht teilnehmen können, wenn sie irgendwo Geräte mit Play Services anbieten. Außerhalb Chinas ist Android ohne Google’s App Store nichts wert. Die einzigen, die das halbwegs geschafft haben sind Amazon.

  4. Das hatte die EU zuletzt 2009/2013 mit Microsoft durchgezogen, weil deren InternetExplorer mal der zu dominierende Browser war. 561 Millionen Euro hat das damals gekostet – wirkt ein bißchen albern, angesichts des Mitbewerbers Apple, aber vielleicht kann Google noch von Microsoft die Domain BrowserChoice.eu übernehmen…

  5. Was n bullshit. Apple erlaubt nur einen Store, bei Android kann man immerhin alternativen nachinstallieren. Android hat sich einfach weltweit durchgesetzt, das ist natürlich die Schuld von Google. Was n Witz. Viel schlimmer ist was an Daten abgegriffen und verarbeitet werden, das sollte man lieber bemängeln

  6. Was ein Quatsch, die Argumentation ist doch völlig falsch! 1. Kann man alles beliebige nachinstallieren, 2. Ist kein Hersteller gezwungen, Android mit Google Diensten auszuwählen.Siehe Amazon oder China, wo die Google Dienste gesperrt sind. Im Gegensatz zu Microsoft und Apple stellt Google sowohl sein OS wie auch seinen Browser im Kern als OpenSource bereit, anstatt genau das zu fördern, wird jetzt im Endeffekt Closed Source gestützt.
    Microsoft ist immer noch das dominierende Desktop System, genau wie Office das dominierende Büro Paket ist, die EU verstößt permanent gegen ihr eigenes Ausschreibungsrecht, aber da spielt das alles ja keine Rolle.

  7. Also ist es eher die „EU vs Google“ statt anders herum, oder?

    • Das legen zumindest die für diese Meldung verantwortlichen Zeitungen nahe, denn konservative bis reaktionäre Verleger-Kreise hassen Google wegen werbefinanzierter Umsonstdienste für alle einfach nur als Bedrohung ihrer Bezahlschranken-Macht. Axel Springer etwa bekämpft Google wie der Firmengründer sein Feindbild 68er entsprechend der Ideologie, daß der Pöbel deren BILD „Qualitäts-Journalismus“ kaufen und auf Facebook darüber tratschen soll – Digitalisierung in Deutschland.

      • Wolfgang D. says:

        @db „hassen Google wegen werbefinanzierter Umsonstdienste für alle einfach nur als Bedrohung ihrer Bezahlschranken-Macht.“

        Der erste Teil stimmt, der zweite eher nicht. Springerpresse will keine ertragsmindernde Schranke, sondern uns mit Werbung überfluten, ohne dass man sich dagegen wehren kann.

        • Der Google-Liberalismus gilt denen jedenfalls als der größte Feind ihrer Geschäftsmodelle.

  8. Also APK-Mirror oder Amazon-Appstore, die unzähligen China-AppStore oder einfach nur ein Sideload u.s.w. …
    das sind alles keine Alternativen?
    Interessanter Standpunkt der EU.

    Aber wir wissen ja alle, dass es nicht um den Play Store geht, sondern nur darum, dass die EU
    bei Google Geld abgreifen will.Denn die europäische IT wurde und wird ja systematisch kaputt gemacht
    Wie man ja am jüngsten Beispiel: DSGVO unschwer erkennen kann. Und anderern die diesen EU-Schwachsinn
    nicht befolgen müssen, wird der Erfolg nicht gegönnt.Also erfindet man fadenscheinige Gründe um ihnen
    Knüppel zwischen die Beine zu werfen.
    Die Frage ist nur…wie lange Google sich dieses Spielchen bieten läßt.Denn so wichtig ist der EU-Markt
    für Google nicht, dass es da keine Schmerzgrenze gibt bei der Google dann die Stecker zieht. Und dann
    gucken die Europäer nur noch dumm aus der Wäsche.

  9. AnDieLatte says:

    An alle die sagen der böse Apfel ist ja erst Recht böse was Vorgaben angeht.
    Der Unterschied ist, Apple hat ca. 15% Marktanteil was nicht berauschend viel ist. Desweiteren bewirbt Apple iOS nicht als offenes Betriebssystem und ist ganz klar nur für ihre Geräte gedacht. Das sieht bei Android wieder ganz anders aus, von wegen Open source und so. Klar Apple macht die meiste Kohle aber das eine hat mit dem anderen Recht wenig zu tun.
    Und klar kannst du bei Android alles mögliche nachinstallieren, aber nehmt Mal bitte die nerdbrille ab.
    Hier auf dem Blog sind alle mehr oder weniger technisch versiert.
    Der normale User nimmt das was ihm vorgesetzt wird und macht sich keine Gedanken über einen alternativen Browser oder Playstore , und das ist nun Mal die große Mehrheit der Nutzer.

    P.s. ja man kann Android auch ohne Google Apps ausliefern , aber durch die Gewöhnung der Leute wer kauft das dann bitte. Siehe ZTE , sie hätten auch weiterhin Android ausliefern können aber eben ohne die Google Apps , was gleichbedeutend wäre mit sie können es auch gleich lassen.

    • Umgekehrt versucht Microsoft geradezu krampfhaft für Windows einen Appstore
      zu etablieren. Eigentlich müsste die EU doch schon längst dagegen etwas unternehmen.
      Denn ein OS und einen Appstore zu verknüpfen…das darf es doch lt. EU garnicht geben.

      • AnDieLatte says:

        Soviel ich das verstanden habe geht es ja weniger um den AppStore an sich sondern das die Hersteller gezwungen werden noch zig andere Apps von Google auszuliefern wenn sie den Playstore auf den Geräten haben wollen. Sprich sie müssen auch Chrome , Google + und zig andere ebenfalls mit ausliefern.
        Denke das ist das Problem. Siehe samsung, du bekommst auf den Geräten den Samsung Browser aber zum Beispiel Chrome ist trotzdem dabei.

    • Alles nicht falsch, nur was wird denn passieren, wenn die EU Google zu mehr Wahlfreiheit bei vorinstallierten Apps zwingt? Die meisten User wählen dann doch gar keine Innovation, sondern sowas wie WhatsApp. Tatsächlich hatte die letzte Aktion dieser Art auch gerade dazu geführt, daß Google Chrome den Microsoft Internet Explorer als führenden Browser abgelöst hat.

    • Viele würden damit überfordert sein die einfach nur wollen das es funktioniert!
      „Nerdbrille“ … fällt dir nichts besseres ein? Wenn es einen wirklich stört, der ändert es oder lässt es ändern.

      Du sagst am ende selbst „aber durch die Gewöhnung..“ so schauts aus. Jetzt erzwingen und bestrafen und die Leute nehmen trotzdem nur das was se kennen und funktioniert! Dann lass das erst mal so und kümmere dich um wichtigeres als das.

      Immer diese Fanbois..

      • AnDieLatte says:

        Die Frage ist wer hier der fanboi ist? Da fühlt sich jemand ganz eindeutig auf den Schlips getreten. Habe es ganz sachlich aus meiner Sicht dargelegt. Die hast die aus dem ganzen Kommentar dir mehr oder weniger 2 Wörter rausgepickt. Wow.
        Wenn es um Datenschutz geht und der DAU sagt -ich habe nix zu verbergen- ist der Aufschrei der Nerds Gros. Was ist hier jetzt anders? Der DAU nimmt es so hin wie gegeben weil er ist nicht anders kennt und gar nicht erst weiter denkt was das für seine Daten bedeutet und das alles bei EINEM Konzern landet. Nur mal so als Beispiel. Aber ist ok bin ja ein Fanboi , schreibe eh nur Unfug.

    • Apple ist Hersteller und Anbieter in einem. Da kann kein Dritter zu irgendwas gezwungen werden. Das ist der Unterschied.

  10. Die haben echt Langeweile. Gibt es nichts Wichtiges, womit die sich beschäftigen können?

    • Microsoft hat beispielsweise immer noch 90% Marktanteil im PC-Bereich und wird aktiv auf allen politischen Ebenen unterstützt (siehe München oder Unfreiburg)

      DA sollte mal angesetzt werden!

      • Was meinst du mit Freiburg? Das dort sämtliche Stadtverwaltung mit Software von Microsoft läuft?

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