Google: Konto gesperrt, da ein Vater Fotos von seinem nackten Kleinkind für den Arzt gemacht hat

Es gibt mal wieder einen Bericht über einen Menschen, der Zugang zu seinem Google-Account verloren hat. Google hat ihn von den Diensten ausgeschlossen. Eine Familie bemerkte bei ihrem Kleinkind einen geschwollenen Penis. Die Frau rief eine Krankenschwester ihres Gesundheitsdienstleisters an, um für den nächsten Morgen eine Notfallsprechstunde per Video zu vereinbaren, da es ein Samstag war und die Pandemie herrschte.

Die Krankenschwester sagte, sie solle Fotos schicken, damit der Arzt sich das vorher ansehen könne. Daraufhin wurden Fotos über das Smartphone (Android, Anbindung an Google Fotos etc.) des Mannes an das System des Arztes geschickt. Laut New York Times war auf den Bildern auch die Hand des Mannes zu sehen, damit die Schwellung besser visualisiert ist. Mithilfe der Fotos diagnostizierte der Arzt das Problem und verschrieb Antibiotika, die die Schwellung schnell beseitigten.

Zwei Tage, nachdem er die Fotos seines Sohnes aufgenommen hatte, gab das Android-Telefon des Vaters eine Benachrichtigung aus: Sein Konto war wegen „schädlicher Inhalte“ deaktiviert worden, die „einen schweren Verstoß gegen die Google-Richtlinien darstellen und möglicherweise illegal sind“. Ein „Mehr erfahren“-Link führte zu einer Liste möglicher Gründe, darunter „sexueller Missbrauch und Ausbeutung von Kindern“.

Er füllte ein Formular aus, in dem er eine Überprüfung der Entscheidung von Google beantragte, und erläuterte die Infektion seines Sohnes. Doch Google blieb bei der Entscheidung, das Konto war zu. Alles war weg. Bilder, Mails, Kontakte – Dinge, die man bei Google lagert.

Kurze Zeit kam es noch dicker. Der Vater erhielt mit der Post einen Briefumschlag der Polizei von San Francisco. Er enthielt einen Brief, in dem er darüber informiert wurde, dass gegen ihn ermittelt wurde, sowie Kopien der Durchsuchungsbeschlüsse für Google und seinen Internetdienstanbieter. Ein Ermittler, dessen Kontaktdaten angegeben waren, hatte um alles im Google-Konto gebeten: Internetsuchen, Standortverlauf, Nachrichten und alle Dokumente, Fotos und Videos, die er bei Google gespeichert hatte. Seitens der Polizei hieß es, dass nichts gefunden wurde, was den Verdacht rechtfertigt.

Die Geschichte wird in der New York Times breiter ausgeführt, letzten Endes lief es so, dass Google seine Entscheidung nicht zurücknahm – trotz Vorlage des Berichtes von der Polizei. Die Reporterin sah die Fotos, die der Vater aufnahm. Die Entscheidung, sie zu kennzeichnen, war laut ihr verständlich: Es handelt sich um explizite Fotos von den Genitalien eines Kindes. Aber der Kontext ist wichtig: Sie wurden von einem Elternteil aufgenommen, der sich um ein krankes Kind sorgte. Was Google sagte?

Die Prüfer hätten keinen Ausschlag oder eine Rötung auf den vom Vater aufgenommenen Fotos entdeckt und dass bei der anschließenden Überprüfung seines Kontos ein sechs Monate zuvor aufgenommenes Video aufgetaucht sei, das Google ebenfalls als problematisch ansah, und zwar sah man ein kleines Kind, das mit einer unbekleideten Frau im Bett liegt. Der Vater erinnerte sich nicht an dieses Video und hatte auch keinen Zugang mehr dazu, aber er sagte, dass es wie ein privater Moment klang, den er gerne aufgenommen hätte, ohne zu wissen, dass er jemals von jemand anderem angesehen oder beurteilt werden würde.

Der Account wurde nach seiner Sperrung zwei Monate später gelöscht. In dem Bericht nennt man noch ähnliche Fälle, bei denen der Anbieter das Konto nach dem automatischen Upload sperrte. Definitiv keine Einzelfälle – und es ist auch nicht nur Google, die solche Sperrungen und Scans durchführen.

Eine Rechtsexpertin kommt auch zu Wort: „Aus der Sicht von Google ist es einfacher, diesen Leuten die Nutzung ihrer Dienste zu verweigern“, vermutete sie. Andernfalls müsste das Unternehmen die schwierigeren Fragen klären, „was ein angemessenes Verhalten bei Kindern ist und was man fotografieren darf oder nicht“.

Am Ende kann die Empfehlung stehen, generell keine Fotos in die Cloud zu laden, die vielleicht problematisch erkannt werden können. Doch das macht eben auch viele Workflows von Menschen kaputt, teilweise werden Dienste so ihres Mehrwertes beraubt.

Transparenz: In diesem Artikel sind Partnerlinks enthalten. Durch einen Klick darauf ge­lan­gt ihr direkt zum Anbieter. Solltet ihr euch dort für einen Kauf entscheiden, erhalten wir ei­ne kleine Provision. Für euch ändert sich am Preis nichts. Partnerlinks haben keinerlei Einfluss auf unsere Berichterstattung.

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

99 Kommentare

  1. Absolut gerechtfertigt. Das zeigt mal wieder das fehlende Bewusstsein zwischen öffentlichen Diensten und fehlenden nötigen. Wenn der Arzt Bilder fordert muss er selbst eine Plattform bieten oder Möglichkeiten für eine sichere Übertragung(z.B. Mail PGP) ermöglichen.

  2. habe ich auch schon ähnlich erlebt. mein Sohn war da und hat mir erzählt daß er über WhatsApp kp erhalten habe. wir waren bei der Polizei, welche die Bilder haben wollte. haben sie dann per Mail an die Polizei geschickt. kurze Zeit später war das Konto deaktiviert. etliche Kontakte später mit Google, verschiedenste Mails, auch direkt von der Polizei mit der Aufforderung, das ich die Bilder an sie weiterschicken musste, mit Fallnummer, …war das Konto gelöscht. was muss ich meinem Sohn beibringen? es ist falsch das richtige zu tun?

  3. Also irgendwie klingen mir hier ein Großteil der Kommentare zu sehr von der falschen Seite, a la ‚böses Google, sperrt einfach das Konto!‘

    Ich sage, erstens: Völlig zu recht (im ersten Moment!) und zweitens: selber schuld!
    Es steht mit Sicherheit alles in den AGB von Google. Darüber hinaus, sollte man sich schon bewusst sein, ob die eigenen Fotos in irgendeiner Form in die Cloud gesynced werden. Und dann sollte einem auch bewusst sein, dass man dort keine Fotos seiner (nackten) Kinder drauf parkt. Punkt.

    Es kann doch nicht sein, dass es bei jedem neuen Kinderpornographie-Skandal (zu Recht) ein Riesengeschrei gibt, nach mehr/besseren technischen Lösungen. Und wenn diese dann greifen wie gewünscht, ist das Geheule groß.

    Dass Google letzten Endes gleich mal alle Daten löscht, obwohl es sich nachweislich um ein Missverständnis handelt (das betroffene explizite Foto können Sie ja löschen, da es eben gegen die Nutzungsbedingnungen verstößt), ist natürlich unschön. Zeigt aber sehr deutlich, dass uns allen viel mehr bewusst sein sollte, dass wir in so einer Konstellation einfach nicht Herr unserer eigenen Daten sind.

    Das ist der Grund, warum meine E-Mails lokal auf meinem Rechner liegen.
    Das ist der Grund, warum ich diese elendige Foto-Sync-Funktion von Google schon seit jeher deaktiviert habe.
    Das ist der Grund, warum ich Office als Desktop-Anwendungen nutze und nicht in der Cloud.

    Wenn ich dann noch sowas lese wie „Meine Freundin sieht auch jung aus… stellt dir mal vor, das System erkennt Nacktfotos von ihr als nicht okay“… Merkste selber, wa? Findet ihr es okay, wenn eure Nacktbilder auf irgendwelchen fremden (US-) Servern rumliegen?
    Und jetzt alle zusammen: Eure Daten gehören euch nicht, wenn sie in irgendeiner Cloud liegen!

  4. Thomas Müller says:

    Für mich mal wieder eine Bestätigung weshalb ich den ganzen Cloud-Diensten negativ gegenüber eingestellt bin.

    Gleichzeitig muss man aber auch dem Vater vorwerfen, dass er einen kompletten Blackout hatte. Solche Bilder darf man niemals in die Cloud hochladen lassen.

    Man muss solche Geräte wie Smartphones in solchen Situationen eben bewusst einsetzen und sich überlegen, was mit den gespeicherten Daten darauf passiert.

    • Blackout?? Blödsinn. Ich bin mir sicher, dass war dem in dem Moment nicht bewusst und hat sich in erster Linie um die Gesundheit seines Kindes gesorgt. Einfach lächerlich dem jetzt die Schuld zu geben. Es war ein Missverständnis. Wurde mit Hilfe der Polizei aufgeklärt und Microsoft stellt sich dumm/stur, was der eigentliche Skandal ist. Und es ist halt Utopie zu glauben/fordern, dass jeder Handy-Nutzer, der ab und zu ein paar Bilder knipst, genau weiss was da auf dem Handy vor sich geht.

      • Microsoft? du meinst Google 😉
        Sicher hatte der Vater in dem Moment andere Sorgen. Umso wichtiger wäre es, dass Vorkehrungen gegen solche Umstände gibt. Aber es ist halt so schön voreingestellt und auch soo bequem alle seine Bilder direkt in die Cloud zu schießen…
        Wir alle sollten uns mal ins Gedächtnis rufen, dass Fotos hochsensible Daten sind.

        • Hmm, ja. Google/Microsoft/Meta… ist im Grunde ja alles das selbe und wenn man mal gesperrt ist, hat man da schlechte Karten da was dagegen zu machen.

    • Wenn man selbst nicht betroffen ist, ist es natürlich sehr einfach, die Schuld zu verteilen. Tatsächlich hat der Vater hier nichts verwerfliches getan.

  5. Ich sehe das als Verletzung der Persönlichkeitsrechte, was Google da macht. Es ist mein Account mein Password meine Bilder. Aber der Schutz von Kindern und Terroristen erlaubt ja alles. Mittlerweile wird doch jeder unter Generalverdacht gestellt und überwacht. Wo bitte ist noch was Privat.

    Ich kann mich noch an genug Serien für Kinder erinnern wo Kinder nackt waren so in den 70igern und 80igern. Mittlerweile ist die Gesellschaft echt stumpfsinnig. Bin ja mal gespannt ob meine Cousine dir mir Bilder oben Ohne aus dem Urlaub schickt wo auch meine Minderjährigen Nichten oben Ohne sind auch gesperrt wird. Bei allem Schutz den Kinder verdienen und allem Aktionismus gegen Terroristen, Reichsbürger usw. man sollte aber auch mal die Kirche im Dorf lassen. Wenn ich in die Fotoalben gucke von mir als Kind gibts auch genug Nacktbilder auch von meiner Mutter und Vater FKK Urlaub eben und in den 70iger und 80iger ist der Filmeentwickler auch nicht gleich zur Polizei gregangen. Da gab es noch Privatsfähre.

    • Verletzung der Persönlichkeitsrechte?
      Inwiefern? Schon mal die Nutzungsbedingungen gelesen? In dem Moment, wo man Daten/Fotos an so eine Cloud übergibt, tritt man auch eine Menge Rechte ab.
      Und ein digitales Foto ist halt was ganz anderes, als ein analoger Abzug im Fotoalbum. Bei letzterem kommt kein Kinderpornoring der Welt ran (außer auf physischem Wege).
      Es ist absolut richtig und wichtig, dass es solche Schutzmechanismen gibt.

      Auch wenn Google hier über das Ziel hinausgeschossen ist und gleich mal den kompletten Account unwiderbringlich löscht, trotz anderslautender Nachweise. Aber ganz ehrlich: lieber so, als wieder Tür und Tor für Kriminelle öffnen.

  6. Ich habe schon vor Jahren meinen Kompletten Google Photo Speicher gelöscht und alle Photos auf meine Synology geladen.
    Hier werden meine Bilder auch automatisch hoch geladen aber eben auf meinen Server.
    Google selbst hat nur noch meine Smartphone Backups wie Einstellungen und Kontakte zum verwalten.

  7. Öhm, warum wurde mein Kommentar gelöscht? Info wäre nett. Wäre mir nicht bewusst, dass ich jemanden beleidigt hätte o.Ä.

  8. Das wäre doch bei Apple auch passiert. Die wollen doch sogar alle Bilder auf dem Handy scannen. Irgendwelche Apple Fans hier, die jetzt wieder Apple loben ?

  9. unabhängig davon, dass es falsch ist, fotos automatisch in die cloud zu laden, sollten google etc. die inhalte nicht scannen dürfen. ein schönes beispiel dafür, wo die reise hingeht. die gesetzgeber werden sich davon nicht abschrecken lassen.

  10. Herr Hauser says:

    Niemals Bilder automatisch in die Cloud hochladen lassen.

  11. Shit, der Beitrag hier hat mich sofort total panisch die paar Badewannenfotos meines Juniors aus der iCloud löschen lassen. Zusätzlich zum eh schon vorhandenen OneDrive-Backup habe ich jetzt noch den Fotoupload via Photos App auf meine Synology aktiviert. Es wäre für mich ein Weltuntergang, wegen solch einer Sache die Fotos der letzten fast 20 Jahre zu verlieren.

  12. Schwieriges Thema.. aber allgemein könnte man das dann ja auch als Attacke auf Google-Konten missbrauchen. Wenn man verbotene Inhalte z.B. über einen Messenger geschickt bekommt, dann Auto-Download und schließlich Sicherung des Ordners über z.B. GF. Die meisten werden wissen, wie schnell GF mit dem Upload ist und so schnell könnte man wohl nur reagieren, wenn man das Gerät gerade verwendet. Regelmäßige Backups der gesamten Cloud auf einen eigenen Speicher wären wohl wirklich ratsam – solche Sachen können scheinbar hin und wieder passieren.
    Wenn der Vater das sogar polizeilich nachweisen konnte, hätte Google sein Konto wieder freigeben sollen. So hat er eine Menge wertvoller Daten verloren, nur aus der Angst vor einem Shitstorm.

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.