Google Chrome ab sofort mit flüssigerer Videowiedergabe

artikel_chromeLaut Google ist der hauseigene Browser Chrome eine der beliebtesten Zugangsformen zu Video-Inhalten: Pro Sekunde rufen Nutzer weltweit zusammengerechnet ca. 3000 Stunden an Videos via Chrome ab. Aus jenem Grund trage man bei Google die Verantwortung dafür, dass die abgerufenen Inhalte auch gut aussähen. Das findet jedenfalls Renganathan Ramamoorthy, Googles Produktmanager und Ansprechpartner für Playbacks. Deswegen arbeitet der Konzern nun daran die Videowiedergabe mit weniger verlorenen Einzelbildern noch flüssiger zu gestalten.

Google nutzt für Chrome bzw. YouTube außerdem seinen eigenen Codec VP9. Jener ist allerdings umstritten, da der Codec zwar von jedem frei benutzbar ist, viele Hersteller aber sehr zögerlich sind Hardwarebeschleunigung für VP9 zu implementieren. Das war bereits für den Vorgänger VP8 ein Problem, weswegen sich der Codec nie auf breiter Fläche durchsetzen konnte. Es gibt sogar Plugins für Firefox und Chrome, die bei Gegnern YouTube zwingen Videos als MP4 / H.264 wiederzugeben, statt als VP9 – was normalerweise bei Erkennung des Browsers Chrome der Fall wäre.

Derartige Plugins sind beliebt bei Nutzern von schwacher Hardware, welche bei VP9 verstärkt mit stockenden Videos zu kämpfen haben. Warum ich so weit aushole? Um klar zu machen, dass Googles im neuen Beitrag sehr gelobtes VP9 per se eine gute Sache ist, aber die Unterstützung besser werden müsste. So erlaubt VP9 durchaus bei gleicher Qualität Videos mit effizienterer Kompression als bei H.264. Das kommt Inhalten in Ultra HD zugute. Dafür ist eben aktuell potentere Hardware notwendig und der Akku wird an mobilen Endgeräten stärker belastet.

Was jedoch als Ergänzung zu VP9 eigentlich neu ist, ist die Verwaltung der Einzelbilder oder auch Frames in Chrome. Laut Ramamoorthy könne Chrome nun besser Varianzen während der Wiedergabe entdecken und kompensieren. Statt einzelne Bilder zu verschlucken, was zu „Stottern“ und abgehackter Wiedergabe führt, könne man an den korrekten Stellen Frames doppelt zeigen, so dass das Video flüssig bleibe. Dies sei besonders dann wichtig, wenn mit ungewöhnlichen Bildraten gearbeitet werde bzw. jene während des Filmens variierten.

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In obiger Grafik sieht man beispielsweise, dass 32 % der Einzelbilder in der falschen Länge angezeigt werden, so dass die Übergänge falsch laufen. Weitere fünf Bilder fallen gar ganz heraus. Chrome soll das in Zukunft besser kompensieren.

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Letzten Endes sehe die Wiedergabe laut Google nun in Chrome so (siehe Bild) aus und die Videos werden besser angepasst. Dabei werde auch die Verbindungsgeschwindigkeit des jeweiligen Anwenders einbezogen. Auf diese Weise soll es in Chome zu 50 % weniger Videounterbrechungen kommen.

Klar, dass Google in diesem Rahmen auch wieder etwas Schulterklopfen betreibt und hervorhebt, dass man seinen Premium-Content über HTML5 anbiete und auf externe Plugins verzichte. Das mache die Video-Erfahrung im Browser heute sicherer als jemals zuvor. Chrome sei dabei laut Google bzw. dessen Mitarbeiter Ramamoorthy freilich der sicherste Browser zur Videowiedergabe.

Ich selbst benutze sowohl Mozilla Firefox als auch Google Chrome und hatte mit Videos selten merkliche Probleme. Flüssigere Videos lehne ich aber natürlich nie ab und so ist die Neuerung hinter den Kulissen zu begrüßen. Wie stark man sie als Endanwender in der Praxis tatsächlich bemerkt, dürfte individuell aber sehr variieren.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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10 Kommentare

  1. Immer diese prorietären Codecs…
    Die Masse der Hersteller von Unterhaltungselektronik setzt eben auf MPEGs H.265, was leistungsmäßig mit VP9 vergleichbar ist.
    Bei den in letzter Zeit zitierten Google-Leuten könnte man den Eindruck bekommen, das HQ liegt mittlerweile in Bangalore… 😉

  2. Wieso prorietär? VP9 wird doch auch vom Firefox und Opera untertützt?

    Vor allem sollte sich vielleicht die Frage gestellt werden: Was ist schlimmer? Ein offener und lizenzfreier Codec (der aktuell vielleicht noch nicht von allen Browsern supported wird) oder H.265, für welche Lizenzgebühren bezahlt werden müssen – und zwar, wenn ich das richtig gelesen habe, sogar doppelt: an die MPEG LA und an die HEVC Advance.

    Das für VP9 zuständige WebM Project ist jedenfalls in der „Alliance for Open Media“. Nur weil Google dahinter steckt, muss es nicht unbedingt schlecht sein. Vielleicht nicht DIE Lösung, aber imho besser als ein lizenzpflichtiger Codec. Genau das war doch damals die Ursache dafür, dass Mozilla lange Zeit lang, einige Videos nicht abspielen konnte und man als Content-Anbieter schon fast in der Pflicht war, Videos als mp4, ogg und webm zur Verfügung zu stellen (oder halt via Flash), um alle Browser abdecken zu können. Glücklicherweise ist das nicht mehr erforderlich.

  3. Proprietäre Codecs sind wohl eher die h.26x-Familie. Das Web könnte so schön frei sein, wenn Apple damals bei HTML5 nicht die freien Lösungen torpediert hätte. Apple legt den freien Alternativen immer wieder gerne Steine in den Weg um selber durch die Verbundenheit ihre eigenen kostenpflichtigen Lösungen zu etablieren. Aus diesem Grund gehört die Firma boykottiert.

  4. Nachtrag: Aus diesem Grund setzt Apple u.a. auch auf Custom-SoCs, die meisten anderen haben WebM-Beschleunigung bereits in Hardware zu bieten.

  5. @René Selbst Microsoft hat sich Google bezüglich VP9 angeschlossen und möchte auf dieser Basis einen neuen Webstandard schaffen. Nur Apple als bedeutender Player scheint bisher die eigene Irrfahrt weiterführen zu wollen…

  6. Sparbrötchen says:

    > ist der hauseigene Browser Chrome eine der beliebtesten
    > Zugangsformen zu Video-Inhalten
    Was sicher auch daran liegt, daß Chrome mit eingebautem Flash Player kommt und viele Flash auf ihrem Rechner längst deinstalliert haben und wenn sie irgendetwas mit Medien ansehen wollen, sie Chrome dafür verwenden.
    Chrome aktualisiert sich und damit den Flash Player selbst und jammert nicht, daß erstmal zig andere Programme vor dem Update geschlossen werden müssen, wie es der Adobe Installer tut.

  7. Das mit der Geschwindigkeit kann man jeder selbst schon testen. Ein 4K video auf Youtube suchen und auf 4K stellen. Und dann mal beobachten ob Chrome oder Firefox das Video besser wiedergibt. Bei meinen Macbook ruckelt das 4K Chrome Video während das ganze in Firefox flüssig ist.

  8. @Toko Mi
    Was hat Apple jetzt damit zu tun im Kontext des Artikels? Im Artikel geht’s darum dass Google’s Browser nicht gut genug bei VP9-Wiedergabe. Was nicht ganz passt weil Google gerne VP9 propagiert.

    Das HTML-5 video-Element definiert gar keinen Codec. Jeder Browser kann Support für unendliche Codecs mitbringen und jeder Web-Entwickler kann verschiedene Quellen für das gleiche video-Element einbinden (OGG, WebM, H.264, etc).

    Apple, Microsoft, Nokia und andere warnten damals davor dass VP8 oder OGG von Patenten belastet sein könnten die Dritte noch nicht offen gelegt haben (submarine patents).
    Microsoft wurde gerade dazu verdonnert, $1,5 Mrd an Alcatel-Lucent zu zahlen weil im Laufe eines Gerichtsverfahrens rauskam, dass nicht nur Fraunhofer den MP3-Patentpool kontrolliert sondern sich zwei relevante MP3-Patente im Besitz von Alcatel-Lucent sind. Und das nach 20 Jahren Lizenzpraxis in Händen des Fraunhofer-Instituts. Aus diesem Grund wollte sich die Industrie (Hardware- und Software-Hersteller inkl. Lieferanten von Chips etc) davor schützen dass sich Ähnliches wiederholt.
    Damals ging der Zug massiv in Richtung mobile Endgeräte und Streaming/Multimedia. H.264 ist qualitativ hochwertig, flexibel, nicht an einen Container gebunden, effizient im beim Einsatz von GPU-Beschleunigung, war lange in der Entwicklung, etc. Und ist durch Patente geschützt ist. Die benötigt man heute nun mal und sich gegen Patent-Trolle zu schützen. Darum setzen ihn die Firmen nach und nach ein.

    Apple legt den freien Alternativen immer wieder gerne Steine in den Weg.
    Beispiele? Wie kommen Freetards auf diese Idee? Das ist erst recht nicht der Fall wenn es um Webtechnologien geht. Siehe WebKit oder HTTP Live Streaming.

    Aus diesem Grund setzt Apple u.a. auch auf Custom-SoCs, die meisten anderen haben WebM-Beschleunigung bereits in Hardware zu bieten.
    Das ist ja noch grösserer Bullshit. Apple setzt auf einen Custom-SoC weil eine In-House Lösung einfach besser und effizienter ist als ein SoC von der Stange. Wenn sich die anderen das Leisten könnten wurden die auch ihre eigene CPU-Architektur und SoC Design entwickeln. Aber das können nur ein paar grosse.
    Viele SoCs VP8, aber bei VP9 sieht es eher mau aus (http://wiki.webmproject.org/hardware/socs).

  9. PS: Tippfehler kannst du behalten 🙂

  10. @Kalle Bisher hat Google für VP9 ganz alleine kämpfen müssen. Dennoch unterstützen fast alle 4K-Fernseher den Codec, da man ansonsten keine 4K-Inhalte via YouTube nutzen kann.

    Nun kämpfen aber in der „Alliance for Open Media“ Namen wie Google, Netflix, Amazon, Microsoft, Cisco und Intel für einen freien Codec. Die Basis dafür wird VP9 sein. Deshalb bekommt VP9 bald eine Unterstützung durch den Edge-Browser von Microsoft. Intel wird VP9 pushen, Microsoft mit der Windows-Plattform auch, Google mit Android selbstverständlich ebenso.

    Apple legt dabei den freien Codec deshalb Steine in den Weg, weil sie auf ihrer Plattform bewusst einen fairen Wettbewerb etwa mir dem HEVC-Codec verhindern. Denn Apple plant in der nächsten Zeit nicht, VP9 in ihrer Hardware und Software wenigstens zu unterstützen. Natürlich nicht ohne Hintergedanken, so gehört Apple doch zu den Lizenzgebern des HEVC-Codecs. Sie haben kein Interesse daran, dass VP9 erfolgreich wird und sabotieren es deshalb. Die anderen Browser wie Firefox, Chrome, Edge und Opera werden in Zukunft sowohl VP9 als auch H.264 unterstützen, Safari nur H.264.

    Es ist ebenso einseitig, wenn man nur darstellt, dass VP8/VP9 Patentprobleme etwa auch durch U-Boot-Patente hat. Die selbe Problematik hat auch HEVC. Hier sogar gerade wesentlich akuter, hat sich doch vor kurzem ein zweiter Patentpool gebildet, ein dritter soll zudem noch in der Mache sein. Das ist doch gerade der Grund, warum sich die beiden Streaming-Anbieter Netflix und Amazon der Allianz angeschlossen haben. HEVC hat viel zu viele Unwägbarkeiten, die Lizenzkosten drohen zu explodieren, selbst beim Vorgängercodec H.264 läuft die Lizenzkostenfreiheit zur Zeit nur bis Ende 2016. Aber Apple hat bei der Problematik bisher nichts konstruktives beizutragen, dabei wurde selbst Microsoft unter Nadella hin zum Besseren bekehrt.

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