„Gears 5“ angespielt: Da knallts aber ordentlich

„Gears 5“ ist da. Ich bekenne mich: Ich bin kein allzu großer Fan der Spielereihe. Die Cover-Shooter-Spielmechanik geht in Ordnung, doch der Grafikstil und die trübe Ästhetik des Franchises sind einfach absolut nicht mein Fall. Zumindest musste ich das bisher immer über „Gears of War“ sagen. Teil 5 wagt da ein paar Schritte in die richtige Richtung, um neue Fans zu gewinnen.

Öde und langweilig: So würde ich optisch bisher „Gears of War“ beschreiben – ein „Sorry“ geht da meinerseits an die Fans. Aber so gut die bisherigen Spiele der Reihe technisch gemacht gewesen sind, das Art Design hat mich bisher einfach abgeschreckt. Das hat dann auch dazu geführt, dass ich trotz Xbox Game Pass nur kurz in die Games reingeschnuppert habe, aber nie so recht damit warm geworden bin. „Gears 5“ ist der erste Teil, bei dem sich das etwas geändert hat.

Nein, mit den Sony-Exklusivtiteln wie „Spider-Man“, „Uncharted 4: A Thief’s End“ oder auch „God of War“, von dem sich die Entwickler übrigens bekennendermaßen haben inspirieren lassen, kann für mich persönlich auch „Gears 5“ zu keinem Zeitpunkt mithalten. Zu viele Altlasten schleppt man dafür herum. So ist das Gameplay zwar um neue Elemente bereichert worden – etwa sogar eine lockere Stealth-Mechanik, aber im Kern kehrt man weiterhin in Arealen ein, haut sich hinter eine Deckung und knallt alles ab was sich bewegt. Anschließend gehts weiter und das ganze Muster beginnt von vorne.

„Gears 5“ verschleiert diese Monotonie aber deutlich besser als seine Vorgänger. So verabschiedet man sich glücklicherweise vom tristen Grafikstil der Vorgänger: Eislandschaften, rote Sandwüsten und überwucherte Höhlen gesellen sich zu den Trümmerlandschaften der Vorgänger. Eine deutlich aufgebohrte Farbpalette und eine exzellente HDR-Einbindung sorgen dafür, dass „Gears 5“ nicht mehr so aussieht, als hätte man einfach die Brauntöne am TV verkehrt eingestellt.

Generell ist der Titel technisch an der Xbox One X eine Wucht: Eine dynamische 4K-Auflösung, 60 fps und eine fantastische HDR-Nutzung sowie enorm detaillierte Texturen sind die Folge. Außerdem arbeitet man mit vielen Post-Processing-Effekten und bietet hochwertiges Motion Blur. Viele kleine Effekte fallen auf, etwa die detaillierten Gesichter der Charaktere, in denen sich sogar Lichtreflexionen zeigen. Da bewegt sich „Gears 5“ also auf einem sehr hohen Niveau.

Leider kann man das nicht von der Story behaupten, der ziemlich fix die Puste ausgeht. Als Fan der Serie verbindet einen sicherlich mehr mit den Protagonisten, da mir aber diese Basis fehlte, war ich irgendwann fast geneigt die sinnfreien Cutscenes wegzuzappen, da die Story sich spätestens im zweiten Akt extrem beliebig anfühlte. Ob man dem Geplapper also zuhört oder nicht, macht am Ende keinen großen Unterschied. Da die Zwischensequenzen aber cool inszeniert sind, blieb ich am Ende doch dran.

Die Hauptkampagne kann man je nach Schwierigkeitsgrad in 10-15 Stunden durchzocken. Auch wenn die Story wie gesagt wenig hergibt, habe ich mich doch stets gut unterhalten gefühlt. Das liegt auch daran, dass die Entwickler von The Coalition die Unreal Engine 4 perfekt im Griff haben. Etwa erzählt man die Geschichte durch in Echtzeit gerenderte Zwischensequenzen weiter, die nahtlos ins Gameplay übergehen. Dann scheint etwa in einer Cutscene die Spielwelt zu zerfallen und sehr beeindruckende, geskriptete Sequenzen sind die Folge.

Auch gereicht „Gears 5“ zum Vorteil, dass es ähnlich wie im letzten „God of War“ nun deutlich weitläufigere Gebiete gibt, in denen ihr euch stellenweise mit Fahrzeugen zwischen unterschiedlichen Missionszielen fortbewegen könnt. Dadurch kommt mehr Entdeckungsdrang auf und es wartet sogar manchmal eine kleine Überraschung. Statt also wie in den Vorgängern nur durch sehr eng abgrenzte Areale zu hechten, hat man deutlich mehr Bewegungsfreiheit. Das wird eben auch für das Gameplay genutzt.

So gibt es manche Szenarien, in denen man sich nicht sofort hinter eine Deckung kauert, und herein strömende Gegnermassen umnietet. Stattdessen kann man Feinde aus der Ferne beobachten und statt sofort das Feuer zu eröffnen, auch erst umherschleichen und einige von ihnen im Stillen ausknipsen. Zwar beginnt in der Regel dennoch irgendwann unwiderruflich die große Ballerei, aber dadurch wird das Feuergefecht mit den bereits dezimierten Feinden dann deutlich leichter.

Wer mehr Lust auf Spaß mit Freunden hat, erhält bei „Gears 5“ viele Optionen. Zurück ist der beliebte Horde Mode, den „Gears of War“ ja mit populär gemacht hat. Außerdem lässt sich sogar auch die Kampagne im Split-Screen mit mehreren Freunden zocken. Außerdem gibt es einen interessanten Modus namens Escape, den man vorab ja schon in Trailern erspähen konnte. Dabei jagt ihr ein Hive der Aliens in die Luft und müsst im Team versuchen dem Chaos zu entkommen.

Ich selbst bin kein großer Multiplayer-Fan, da ich einfach zu schlecht bin, um da mit den Freaks mithalten zu können. Mir fehlt die Ausdauer einen Shooter in meiner Freizeit bis zu Perfektion wieder und wieder zu zocken, daher beschränke ich mich fast ausschließlich auf Singleplayer-Games. Und die Kampagne von „Gears 5“ hat mir persönlich durchaus gut gefallen. Nur komplett mitreißen konnte sie mich eben nicht, weil ich zu den Charakteren keine bereits vorhandene Bindung hatte und die Geschichte von „Gears 5“ als recht uninspiriert empfunden habe.

Es gibt andere Titel, bei denen das funktioniert hat: Wer etwa „The Witcher 3: Wild Hunt“ zockt, muss die Vorgänger nicht kennen, um rasch eine Beziehung zu Geralt, Ciri und Co. zu entwickeln. Das funktioniert bei „Gears 5“ leider nicht. Allerdings habe ich auch von Fans der Reihe gehört, dass sie die Geschichte nicht unbedingt vom Hocker gerissen hat. Da ist es eben das Gameplay, was alleine auftrumpfen muss.

Und ein wenig ist „Gears 5“ da wieder so ein für diese Konsolengeneration typischer Microsoft-Exclusive: Ein gutes Spiel, dem es aber an dem gewissen Etwas fehlt – kein System-Seller eben wie etwa Sonys „Horizon: Zero Dawn“. Fans der Reihe wissen was sie erwartet, sie erhalten einen verfeinerten Titel, der jede Menge Spaß macht. Für mich als jemanden, der bisher mit „Gears of War“ gar nicht warm wurde, ist es sogar das interessanteste Spiel aus dem Franchise.

Zum Fan bin ich zwar auch durch „Gears 5“ nicht geworden, doch die Ansätze lassen hoffen: Sollte das nächste Game die Levels noch weiter öffnen, eine bessere Story bieten und das extrem hohe, technische Niveau halten, dann bleibe ich dran. In der gebotenen Form ist „Gears 5“ ein wirklich gutes Spiel, das Shooter-Fans zusagen wird und durch die Erweiterungen des Gameplay durchaus etwas Schwung in die Bude bringt.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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4 Kommentare

  1. Macht im Coop Laune und kann man mit dem derzeitigen 2 EUR Abo gut „abstauben“.

  2. nicht böse sein André, aber ich würde es als relativ suboptimal beschreiben, wenn jemand GoW testet, der nicht alle Teile der Reihe mit seinem Kumpel im Couchcoop durchgezockt hat. Der Reiz der Serie gründet ja auf vielen gewachsenen Dingen, wie: Vorzeigegrafikdemo für Xbox-Konsolen, Deckungsmechanik in Perfektion, Couchkampagnenspaß wie bei Halo, sehr grenzwertige Kettensägenasthetik der Waffen, Verbot der Titel teilweise in Deutschland, und und und
    Übrigens die Stories um Fenix und co hat schon 2006 keinen wirklich interssiert 😉
    Ich will nur damit sagen, wer bei Halo mit Teil 4 oder 5 einsteigt, hats auch nicht immer einfach begeistert zu sein 😉

    • Danke! Da bringt das Sorry von ihm auch nicht viel.
      Gears ist einfach fantastisch und die Story ist toll! Vom ersten bis zum letzten Teil.
      Klar muss man das Setting mögen, aber das ganze mit uncharted oder Spiderman nicht zu vergleichen ist ja wohl ein Witz?

  3. Norbert Beyer says:

    Öde und Langweilig?
    Ab da habe ich aufgehört zu lesen. Du hast keine Ahnung, Diggi.

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