Für bessere Versicherungstarife: Wie viel sind Dir Deine Daten wert?

telematik_kfzDatenschutz wird schnell vergessen, wenn es einen Vorteil für den Nutzer zu holen gibt. Das zeigt die Diskussion um sinkende Krankenkassenbeiträge, sollte man seine Fitness-Daten eines Wearables teilen, aber auch bei der Streitfrage, ob Dashcams in Fahrzeugen in Deutschland erlaubt sein sollen oder nicht. Ähnlich dürfte es sich auch mit den Telematik-Tarifen von KFZ-Versicherungen verhalten. Per App oder fest installierter Blackbox wird alles aufgezeichnet, was der Fahrer mit dem Fahrzeug anstellt, auch wo dies passiert, zeichnet die App oder Box auf. Je nach Risikobereitschaft kann so der Tarif günstiger werden, gut erklärt ist das in folgendem Beitrag vom ZDF:

 

Wer das Video nicht schauen möchte: Im Prinzip werden alle Daten anonym gesammelt und der Nutzer erfährt sich „Bonuspunkte“, die sich dann positiv auf die Versicherungsprämie auswirken. Dabei wird auch bewertet, wann und auf welchen Strecken der Fahrer unterwegs war. So ist nachts zum Beispiel ein guter Zeitpunkt, es sei denn es handelt sich um die Nächte von Freitag und Samstag, in diesen gibt es nämlich häufiger Unfälle. Ebenso gibt es Strecken, die mit einem höheren Unfallrisiko behaftet sind als andere.

Der Fahrer wird durch so etwas komplett transparent, auch wenn die Versicherer angeblich nur dann Zugriff auf bestimmte Daten haben, wenn es benötigt wird, zum Beispiel um den Standort zu ermitteln, egal ob bei Unfall oder Diebstahl. Die Telematik-Tarife richten sich vor allem an junge Fahrer, die bei KFZ-Versicherungen bekanntermaßen mit hohen Prozenten einsteigen und so wohl auch am meisten sparen können.

Ich bin ehrlich gesagt etwas zwiegespalten, was diese Telematik-Option angeht. Auf der einen Seite ist es eine tolle Möglichkeit, Versicherungen für alle „fairer“ zu gestalten, andererseits werden aber eben auch sehr viele Daten gesammelt. Bei jungen Fahrern könnte noch hinzukommen, dass sie generell vielleicht vorsichtiger unterwegs sind, wenn sie wissen, dass alles aufgezeichnet wird. Allerdings wissen junge Fahrer auch von Geschiwndigkeits- und Alkoholkontrollen und lassen sich davon recht wenig beeindrucken.

Ich selbst würde so einen Tarif wohl eher nicht wählen, was eigentlich vollkommener Quatsch ist, da man auch über mein Smartphone herausfinden kann, wann ich wo bin, eventuell sogar, mit welcher Geschwindigkeit ich mich fortbewege. Aber sind dann wohl die persönlichen Grenzen, die man zieht, die müssen auch nicht immer logisch sein. Nicht vergessen sollte man allerdings, dass sich jedes System auch manipulieren lässt oder schlichtweg auch einmal ausfallen kann. Was dann?

Von Euch möchte ich natürlich auch wissen, was Ihr von so einer Aufzeichnung durch Versicherungen haltet. Deshalb, flotte Umfrage, wählt einfach die passende Antwort aus. Und hinterlasst gerne auch einen Kommentar, wo bei Euch die Schmerzgrenze zur Datenweitergabe liegt.

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*Mitglied der Redaktion 2013 bis 2019*

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26 Kommentare

  1. Der einzige „Man“, der ungefähr weiß, wo du dich befindest, ist dein Mobilfunkanbieter. Das wusste der aber auch schon bevor es Smartphones gab.

    Allen anderen gibst du freiwillig deine Daten. Sei es durch das Google Zeugs auf dem Handy, das permanent deinen Standort mitschreibt und diesen an Google sendet. Oder durch das Aussenden der auf deinem Smartphone gespeicherten WLAN Netze (hier schaue man sich mal die App „Wi-Fi Privacy Police“ im F-Droid Store und eins der beiden in der Beschreibung verlinkten PDFs an). Oder durch weiß der Geier welche andere App, die deine Positionsdaten nach sonstwohin überträgt.

    Wer außer dem Mobilfunkanbieter sonst noch über dein Smartphone weiß, wo du dich aufhälst, liegt also nur bei dir.

  2. @namerp
    > die allermeisten Unfälle passieren nicht wegen zu hoher Geschwindigkeit.
    Doch. Das ist sogar seit Jahren Unfallursache Nummer 1.

    @Auwei
    Vorratsdatenspeicherung. Kennst du? Mobilfunkanbieter wissen auch immer wo du bist. Anders geht’s nicht.

    Wenn es Geräte geben würde die offline und ohne Cloud-Anbindung das Verhalten loggen und dadurch Rabatte bei Versicherungen ermöglichen, würde ich die nutzen. Ich tracke seit Jahren meine Workouts und vieles mehr und nutze dafür Portale wie Runalyze, Strava, Letterboxd und andere. Aber alles ohne persönliches Profil.

  3. >“Ich selbst würde so einen Tarif wohl eher nicht wählen, was eigentlich vollkommener Quatsch ist, da man auch über mein Smartphone herausfinden kann, wann ich wo bin, eventuell sogar, mit welcher Geschwindigkeit ich mich fortbewege. Aber sind dann wohl die persönlichen Grenzen, die man zieht, die müssen auch nicht immer logisch sein.“

    Vieles, wahrscheinlich sgar das meiste von dem, was wir tun und lassen, ist nicht logisch (weshalb Mr Spock ja auch so außerirdisch wirkt…)

    Hier sehe ich aber überhaupt keinen logischen Widerspruch. Denn erstens hat keine Versicherung Zugriff auf die Bewegungsdaten des Smartphones. Und zweitens kann ich ein Smartphone auch ab- oder wenigstens in den Flugmodus schalten, was beim Autofahren sowieso keine schlechte Idee ist.

    Was immer für solche Tarife sprechen mag, die voraussetzen, dass man tracken lässt, wann man wo ist (und damit zwangsläufig auch, wie schnell man ist) – das Argument, dass man ja sowieso ein Handy hat, ist sicher ein ganz schlechtes.

  4. Und ganz allgemein zum Thema: Der Roman „Corpus Delicti“ von Juli Zeh. Da geht es zwar um die Überwachung von Gesundheitsdaten, aber das Prinzip ist identisch.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Corpus_Delicti_(Roman)

  5. @Karl Kurzschluss: „Ich kann mir nicht vorstellen, daß sich die Versicherungen künftig mit solchem Datenwust beschäftigen, für jeden Versicherungsnehmer eine Art Risiko-Profil erstellen und dann auch noch jedes Jahr oder jedes halbe Jahr den Tarif senken oder anheben.“

    Wie bitte!? Was bitte machen denn in deiner Vorstellung Versicherungsmathematiker den lieben langen Tag?

    Kfz-Versicherungen erstellen schon immer für jeden Versicherten ein Risikoprofil, basierend auf Geschlecht, Alter, Wohnort, Fahrzeug, Baujahr, unfallfreier Zeitraum und jeder Menge anderer Variablen. U.a. auch freiwilliger oder schwer überprüfbarer Daten wie gefahrene Strecken, Vorhandensein einer Garage, Fahrer usw. Natürlich kann man da falsche Angaben machen, aber wenn sich im Schadensfall herausstellt, dass eine nicht vorgesehene Person gefahren ist, dass man mehr gefahren ist, als angegeben, dass eine angeblich vorhandene Garage gar nicht existiert o.ä., holt sich die Versicherung das dadurch eingesparte Geld halt zurück. Je nach Fall kann das auch strafrechtlich relevant sein (Betrug).

    Und natürlich senken oder erhöhen die Versicherungen schon immer die Tarife anhand der Daten, die sie über die Unfallrisiken von bestimmten Fahrzeugen in bestimmten Regionen haben. Das sollte doch eigentlich Allgemeinwissen sein. 🙂

  6. „Those who would give up essential Liberty to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety“, Benjamin Franklin

    Sinngemäß: „Wer Freiheit für Sicherheit aufgibt, wird beides verlieren.“

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