„Final Fantasy: Brave Exvius“ – Zwischen Freemium und Nostalgie

final fantasy brave exviusIn Japan hat das kostenlose „Final Fantasy: Brave Exvius“ viele Fans gefunden: Mehr als 6,5 Mio. mal wurde das Free-to-Play-Spiel dort heruntergeladen. Seit dieser Woche steht das Mobile-Game auch hierzulande für sowohl Android als auch Apple iOS bereit. Als Serien-Veteran, seit „Final Fantasy VI“ habe ich nahezu jeden Teil der Reihe gezockt, war ich sehr gespannt auf den neuesten Ableger. Gleich vorneweg: Mein Anspielen hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen, denn der Mix aus klassischen FF-Tugenden und modernen Freemium-Maßnahmen ist gewöhnungsbedürftig.

Wer deswegen vor allem nach einem nostalgischem Erlebnis sucht, dem lege ich eher die kostenpflichtigen Spiele von Square Enix ans Herz. Die Portierung von „Final Fantasy IV“ ist etwa sehr gelungen. Auch „Final Fantasy: Dimensions“ macht Spaß, wenn euch der hohe Preis nicht abschreckt. Doch zurück zum aktuellen „Final Fantasy: Brave Exvius“. Square Enix verspricht eine „vollwertige“ FF-Erfahrung – trotz des Kostenlos-Modells. Nun muss ich sagen: „Vollwertig„… Na jaaaa…Also die Kämpfe sind eine Mischung aus den 16-bit-Serienteilen und modernen Mobile-RPGs. So hat man immerhin aber einige Möglichkeiten zu taktieren: Draufhauen, Gegenstände oder Fertigkeiten einsetzen und die Angriffe mehrerer Party-Mitglieder zu Ketten kombinieren. Die ersten Kämpfe sind allerdings allesamt sehr anspruchslos und durch simples Klicken zu gewinnen.

ff brave exvius kampf

Ab und zu erreicht ein Charakter sein „Limit“ – dann kann ein etwas machtvollerer Angriff eingesetzt werden. Eure Truppe wird dabei ziemlich schnell recht umfangreich, da ihr „Visionen“ mitnehmen könnt. Im Klartext sind das Helden der Vergangenheit – beispielsweise Tina / Terra aus „Final Fantasy VI“. Klar, das soll Nostalgiegefühle wecken und ist für Serienfans ein cooler Bonus. Typisch für ein Freemium-Game gibt es dabei täglich fürs Einloggen Boni und bestimmte Missionen, die ihr abseits der Hauptgeschichte angehen könnt. Hier kommen dann auch die Freemium-Aspekte ins Spiel: Geht ihr Missionen an, auch in der Story, verbraucht das Energie. Geht jene zur Neige, müsst ihr zwangsweise eine Pause einlegen, bis sie sich wieder aufgefüllt hat – oder eben ein paar Euros springen lassen. Auch könnt ihr über Echtgeld andere Items erwerben bzw. eure Charaktere aufwerten, um schneller voranzukommen.

ff brave exvius karte

Das erinnert mich übrigens alles frappierend an „Final Fantasy: Record Keeper“. Auch dort konnte man alte Haudegen aus vergangenen FF-Teilen als Begleiter einspannen und ebenfalls seinen Fortschritt durch reale Moneten beschleunigen. Mit der Zeit wurde das Gameplay, das bei „Record Keeper“ im Grunde außerhalb der Kämpfe kaum etwas zu bieten hatte, aber extrem monoton. Hier macht „Final Fantasy: Brave Exvius“ dann wirklich Fortschritte. Auch hier kann man die Kampfgebiete leider nicht wie in alten Zeiten zu Fuß begehen, sondern wechselt lediglich von Battle zu Battle. Allerdings gibt es Städte, in denen man seine Spielfigur tatsächlich via Touchscreen bewegt und die Umgebung erkundet. Das liefert die notwendige Abwechslung. Auf der Weltkarte hingegen gibt es leider nix zu tun, außer die Orte anzuwählen.

ff brave exvius stadt

In den Städten kann man beim Schmied außerdem gefundene Materialien nutzen, um Waffen, Rüstungen und Co. herzustellen. Voraussetzung ist immer, dass man das nötige Rezept besitzt. Außerdem findet man auch in den Städten Schatztruhen mit Items und kann mit allerlei Passanten quatschen. Hier hat sich Square Enix Mühe gegeben, etwas Schwung ins Gameplay zu bringen – gefällt mir gut. Die Inventar- und Charakterbildschirme wirken allerdings unnötig kompliziert, zumal man auch auf Knopfdruck automatisch das beste Equipment anlegen kann.

ff brave exvius alter sack

Weniger gut gefällt mir bisher die Story bzw. die recht schnodderige, deutsche Übersetzung. Zum einen lesen sich die Texte recht lieblos, zum anderen wirken sie größtenteils modern / umgangssprachlich. Passt für mich persönlich nicht so recht zu einem Fantasy-RPG – wenn die Ritter-Charaktere Rain und Lasswell von einem „alten Sack“ schwadronieren. Dann gehen bei mir einfach die Mundwinkel runter. Auch so wirkt die Story in den ersten Spielstunden etwas abgedroschen und rankt sich um ein mysteriöses, junges Mädchen, das den beiden Helden den Weg weisen möchte, um die Welt vor dem Absturz in die Dunkelheit zu bewahren. Erzählt wird die Story durch kurze Zwischenszenen, in welchen die Charaktere miteinander palavern. Leider hat man als Spieler keinen Einfluss auf die Dialoge.

ff brave exvius ausruestung

Seid ihr Fans von „Final Fantasy“, lohnt es sich allerdings „Final Fantasy: Brave Exvius“ einmal auszuprobieren. Falls ihr aber schon „Final Fantasy: Record Keeper“ abgelehnt habt, dürftet ihr auch hier an vielen Aspekten des Spiels stören. Für mich ist „Brave Exvius“ im Grunde der nächste Schritt nach „Record Keeper“ und eine gelungene Verbesserung. Hätte ich Bock auf ein astreines Retro-RPG, würde ich aber doch lieber das Geld auf den Tisch legen, um etwa am Phone nochmal „Final Fantasy VI“ zu zocken.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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3 Kommentare

  1. Nichts für ungut aber hab das nach 15 Minuten testen wieder deinstalliert. Freemium und Square passt einfach nicht und für mich hat das leider eher negative Gefühle erzeugt. Und ich hab alle FF-Teile für Android nochmal neben den Originalen gekauft.

  2. Das man die Gebiete nur durchgekämpft und nicht selber erforschen kann stimmt nicht. Nach der erstmaligen Bewältigung, kann man sie per pedes erforschen. Viele Bewohner von Städten schicken einen auch auf Quests in die Gebiete zurück. Was auch nicht erwähnt wird ist, dass sich durch Aufgabenerfüllung und Reden teilweise neue Wege eröffnen und so zu neuen Genieten mit Goodies (z.B. Beschwörungen) führen.
    Also ich fands in den ersten Spielzügen auch nicht gut muss aber sagen, es macht Spaß.
    Jedoch stimmt es schon, dass es hierbei um kein klassisches FF handelt. Es ist schon eher eine Mischung aus klassischen RPG und Mobile-Elementen aber warum auch nicht? Dafür kostest es auch nichts.

  3. Wie öffnet Manie weißen Truhen

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