Europäische Union: Neue Regeln für Design, Produktion und Entsorgung von Akkus

Das Thema ging etwas unter, daher greife ich es verspätet noch einmal auf: In der Europäischen Union (EU) will man neue Regeln für das Design, die Fertigung und auch die Entsorgung von Akkus einführen. Ziel ist es, die Umweltverträglichkeit bzw. Nachhaltigkeit der Akkus zu erhöhen. Dabei will man den ganzen Lebenszyklus in den Blick nehmen.

Das fängt also schon damit an, welche Materialien verwendet werden bzw. woher sie stammen. Anwenden möchte man diese Regeln auf alle Arten von Akkus, die in der EU Verwendung finden. Es wären also auch die Exemplare eingeschlossen, die etwa in Smartphones, Notebooks und Tablets oder auch Kopfhörern stecken. Auch E-Fahrzeuge finden Berücksichtigung. Während die EU-Politik sich da selbst abfeiert, ächzen viele Hersteller, denn für sie wird es herausfordernder. Für Kunden ist wohl mit Preissteigerungen zu rechnen, da die Mehrkosten weitergegeben werden dürften.

Vorgegeben ist z. B., dass die Hersteller zu gewissen Prozentsätzen auf wiederverwertete Materialien setzen – etwa 16 % bei Kobalt, 85 % bei Blei, 6 % bei Lithium und 6 % bei Nickel. Ebenfalls gibt es anspruchsvollere Ziele für die Rückführung verkaufter und später entsorgter Geräte in diesen Zyklus. Bis Ende 2023 will man bei 45 % stehen und bis 2030 73 % erreichen. Im Falle von E-Fahrzeugen sind gar 100 % das Ziel.

Für Autohersteller und deren Zulieferer werden die neuen Anforderungen besonders problematisch, denn da sind möglicherweise in vielen Fällen Optimierungen der gesamten Zulieferkette und neue Partnerschaften mit Recycling-Betrieben notwendig. Ein weiterer Kniff: Die Akkus in tragbaren Geräten sollen so gestaltet werden, dass sie sich leicht aus den Geräten entnehmen und durch den Käufer austauschen lassen. Das könnte sehr spannend werden, denn bei so gut wie keinem Tablet oder Smartphone ist dies derzeit der Fall. Hersteller argumentieren da zumeist, dass austauschbare Akkus für dickere und weniger robuste Designs sorgen.

Wie ihr seht, sorgen die neuen EU-Regeln für Akkus dafür, dass die Hersteller da wohl für ihre Designs drastisch umdenken müssen, wollen sie ihre Produkte weiter in der EU anbieten. Noch muss die ganze Sache aber noch in einer finalen Version vom Parlament und dem Rat durchgewunken werden. Auferlegt wird den Firmen, bis auf kleinen und mittelständischen Unternehmen, auch eine sogenannte „Due Dilligence Policy“, die sie anlegen sollen, wenn sie ihre Materialien für die Akkus einkaufen.

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19 Kommentare

  1. Viel Spass mit den regelkonformen AirPods & Co.

    Europa bringt technisch nichts mehr auf die Reihe. Wir werden in jedem relevanten Zukunftsmarkt abgehängt. Also denkt sich der EU-Moloch neue Regeln aus, um Hersteller zu drangsalieren und sich selbst zu feiern. Und schon hat sie einen wertvollen Beitrag zur Rettung der Welt geleistet und gezeigt, dass Europa noch immer das Sagen hat.

    Nach dem Verbot von Plastik-Trinkhalmen ist das ein richtiger “Doppel-Wumms”. Applaus für die EU-Kommission mit so viel Weitblick!

    • Verstehe nicht, wie man dagegen meckern kann, das Kunden Akkus möglichst einfach selbst tauschen können. Arbeitest Du bei einem der Hersteller, dass Du das nicht gut findest?

      • Ich möchte weiterhin Geräte wie ein superflaches MacBook Air – oder AirPods, deren Akkus beim besten Willen nicht getauscht werden können, selbst von Apple nicht. Erzwungene Wechsel-Akkus sorgen für Rückschritt. Und wie werden AR-Brillen in Zukunft bestückt? Mit 9V-Blockbatterien?

        Im “alten” keilförmigen MacBook Air war der Akku zum Beispiel treppenförmig geschichtet, um möglichst jeden Kubikmillimeter mit der Batterie zu füllen. Wenn das nicht mehr möglich sein darf, dann siehst du dich vielleicht bald mit Notebooks im Design der 2000er wieder – und mit kabelgebundenen Kopfhörern.

        • Sie übertreiben aber massiv, am Ende geht es, schlimmstenfalls, um ein paar mm, wie andere Hersteller bewiesen haben. Strohhalme und Co. sind eine Sache, da gibt es vieles was Ideologisch beschlossen wurde und Energietechnisch massivst der Umwelt mehr schadet, wie die Biojutebeutel und Mehrwegflaschen. Aber was bei Elektronik passiert ist nichts anderes als geplante Obsoleszenz!
          Aber die % an Recycling bei dem Material vorzuschreiben finde ich nicht sinnvoll, kann in der Energiebilanz schädlicher sein als mining, und auf der anderen Seite sogar ein schnelleres Ansteigen der Quote verhindern.

        • Typischer Hipster, der sich um gar nichts, als ums hip sein kümmert. Herzlichen Glückwunsch, wenn man nicht weiter als bis zur eigenen Nasenspitze denken kann.

          Es wird mehr als Zeit für solche Schritte. Die Hersteller machen das nicht freiwillig, weil Akkus nicht tauschen zu können eine cash cow ist.

        • Da stehst du ziemlich alleine da. Die Macbooks wurden irgendwann einfach zu dünn. Haben Anschlüsse verloren und die Tastatur war schlecht. Ich benutze Apple Produkte nicht seit gestern. Die hatten auch mal „dünne“ Klapprechner, die mit einem Wechselbaren Akku daher kamen. Es gibt viele Konzepte die das immer noch ermöglichen und dabei noch flach sind und viele Anschlüsse ermöglichen. Früher gab es auch Mobilfunktelefone, deren Batterien gewechselt werden konnten und noch Wasserdicht waren. Für Geräte die etwas wasserfester sein sollen, gibt es seit Jahren Lösungen die jenseits von Dichtungen und Klebstoffen funktionieren. Bei den Kleinstgeräten gebe ich dir allerdings recht. Da wird man nicht viel Ändern können, aber Ausnahmen sollten hier möglich sein. Solange der Hersteller es selbst in den Kreislauf zurückführen kann, gäbe es keine Einwende.

  2. Das wird doch hoffentlich auch Einweg Vapes wie Elfbar umfassen, bei denen derzeit massenweise wieder verwendbare Akkus nur einmalig entladen werden und im Müll landen weil nicht austauschbar oder?

    • Es betrifft tatsächliche ALLE Geräte mit einer Batterie/Akku. Es muss in 3,5 Jahren immer austauschbar sein und dies auch immer recht einfach vom Nutzer.

  3. Irgendwie ist in dem Satz der Wurm drin:
    Hersteller argumentieren da zumeist, dass austauschbare Akkus für dünnere und weniger robuste Designs sorgen.
    austauschbare Akkus sorgen für dicker, weniger robuste Designs, oder?

    Abseits dessen finde ich es super dass ein weitere Schritt in Richtung Nachhaltigkeit gegangen werden soll, aber wie angesprochen werden die Preise eben noch weiter steigen – nebst den ohnehin in jeder Hardware-Revision angehobener Preise.
    Da überlegt man sich sicher immer häufiger, ob man überhaupt noch was kaufen soll,wenn die Preise voraussichtlich dann um 20-30% pro Jahr oder Revision ansteigen, statt der üblichen 2-5% (subjektive Wahrnehmung, keine Quelle hiefür)…

  4. Nur gut das ich die meiste Zeit des Jahres und Asien verbringe und mir die Geräte dort vor Ort Kaufen kann.
    Gibt es dann z.B: demnächst eine spezielle EU Version vom iPad, die dann 50% Dicker und 100% teurer ist ?

  5. Vertracktes Problem, die Recyclingquote höher zu bekommen. Dass man das mit austauschbaren Akkus in den Griff bekommt, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht könnte man eine Art Pfandsystem für Akkus einführen. Bei jedem Kauf eine Akkugerätes werden 10 Euro Pfand fällig, die auf dem Kaufbeleg ausgewiesen werden. Das Pfand bekommt man beim Recyclinghof erstattet, wenn man Gerät+Beleg abgibt. Wäre aber auch alles aufwändig und teuer, das ganze System dahinter muss ja auch jemand betreiben und das will bezahlt werden.

  6. Toll, jetzt denken die EUrokraten sie müssten per Gesetz die Entwicklung fortschrittlicher Akkus regeln. Damit wird selbstverständlich wieder mal heftig auf die europäische Fortschrittsbremse gedrückt und Länder, die solche Vorschriften nicht haben, zeigen uns europäischen (Um)Weltrettern die lange Nase. Ganz abgesehen von der von einer solchen Regelung ausgehenden Verteuerung von Geräten und Akkus. Aber wir Europäer können es uns ja leisten…

    • weil ohne Regulatorien ja bereits alles so von Fortschrittsakkus wimmelt?
      Da hat die Lobby gut Werbung gemacht, dass man automatisch das schlimmste befürchtet.

  7. Der Sinn entzieht sich mir vollkommen – zumindest im Bereich von Handy, Tablets und Notebooks.

    Was soll daran nachhaltig sein, wenn ich den Akku tauschen kann? Die Haltbarkeit der Akkus übersteigt bei den meisten Geräten heute die Nutzungsdauer und damit landen die Akkus incl Gerät auch zukünftig in der Schublade oder im Keller.

    Zudem werden Geräte sowie Akkus teurer, da sie aufwändiger konstruiert sind (Akku braucht zB ein Gehäuse mit Anschlüssen), wodurch der Preis für Beides höher wird. Damit ist mir als Verbraucher nicht geholfen, wenn ich dann den Akku selbst tauschen kann, die Kosten dann aber höher sind als jetzt, wenn ich den Tausch bei zB Apple durchführen lasse.

    Und dann wäre da noch die Wasserdichtigkeit, die mit wechselbaren Akkus wahrscheinlich nicht mehr machbar ist. Häufiger auftretende Wasserschäden sind dann sicherlich auch nicht im Sinne der Nachhaltigkeit.

    Insgesamt in meinen Augen weder verbraucherfreundlich noch nachhaltig und umweltfreundlich – zumindest im Bereich von Handy, Tablets und Notebooks.

  8. Wieder eine EU-Verordnung welche die Welt nicht braucht.

    Früher™ hatten die Handys einen Akku zum Austauschen. Der Grund war ganz einfach, ein Akku hielt keinen Arbeitstag durch und (fast) jeder hatte einen geladenen Ersatzakku in der Tasche. Es gab Ladestationen für Akku und Handy damit am Morgen alles geladen war. Heute halten die Akkus mehr als einen Tag und brauchen nicht mehr vom Anwender gewechselt werden. Die Akkus sind auch wesentlich kleiner und schmaler geworden und das Smartphone ist leichter als ein altes Handy. Von Anwender tauschbare Akkus sind unnötig. Das gilt auch für Tablets und ähnliche Geräte. Schnurlose Kopfhörer sollten aber wie Hörgeräte Wechselakkus/Batterien bekommen.

    Die Recyclingquote sollte man als Vorschlag, nicht als Pflicht ansehen.

    P.S.: Meine sonstigen elektrischen Geräte haben Stromanschluss oder Wechselakkus (AA oder AAA).

    • Gerade für Laptops eine sinnvolle Sache. Die Geräte könnten oft länger verwendet werden, wenn die Akkus tauschbar wären. Oft wird das nach dem Ende der Produktlebensdauer von den Herstellern nicht mehr angeboten.
      Bei Smartphones wird’s spannend, wie es umgesetzt wird. Bei den immer längeren Updatezeiträumen der Topmodelle aber auch notwendig. Ich glaube nicht, dass ein Akku 5 Jahre vernünftig durchhält.

      • Hallo Stephan, „Gerade für Laptops eine sinnvolle Sache. Die Geräte könnten oft länger verwendet werden, wenn die Akkus tauschbar wären. Oft wird das nach dem Ende der Produktlebensdauer von den Herstellern nicht mehr angeboten.“ gilt nicht nur für Akkus sondern dann sollte die EU auch gleich mitregeln, daß Dinge sie SSD-Speicher oder Arbeitsspeicher auch wechselbar und nicht fest verlötet sein sollten. Es sei denn es dind One-Chip-Lösungen, aber auch da sollten Chip-Upgrades zumindest für Notebooks drin sein. Wenn nicht vom endanwender – nicht jeder hat die Kompetenz in so einem Gerät rumhzufingern, dann von autorisierten Werkstätten. Bringt auch gute qualifizierte Arbeitsplätze im Inland, wenn sowas dann fachgerecht getauscht wird. True-Wireless-Hörer z. B. mit Knopfzellen wie Hörgeräte – die laufen mit einer zelle gut ne Woche . klar Wegwerfartikel aber immer noch besser eine knopfzelle wegwerfen wie den ganzen Hörer. Wäre evtl. auch ne Lösung für Smartwatches. So was kleines wie einen TWS-Kopfhörer oder eine Smartwatch bekommt kein laie , noch nicht mmal jeder Fachmann zerstörungsfrei auf. Früher hatten übrigens alle business-Notebooks Wartungsklappen für Festplatten- und Speichertausch bzw. im Gerät von außen eingeklickte Akkus, die man tauschen konnte. Alles kein hexenwerk. Hier läuft noch so ne alte Dell-Kiste irgendwo aus den 2012ern sogar mit Win 10 und ner nachträglich eingebauten SSD , nicht der Renner aber als notrechner ein schönes „Sicherheitsnetz“.

  9. Zuerst einmal:
    Ja, ich denke es wurde endlich Zeit, daß sich die EU einmal mit dem Thema Akku beschäftigt …
    Zweitens denke ich aber:
    Besser mit einer kleinen Auswahl der Akkus beginnen
    z.B. mit den Akkus für Mobiltelefone
    oder den Akkus für Elektroautos/Pedelecs und hier erst einmal konkrete Standards entwickeln.
    Nach einer Weile Erprobung dann für weitere Akku-Kategorien Standards setzen.
    Und nicht gleich „das Kind mit dem Bad“ ausschütten …

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