EU-Kommission erlaubt Übernahme von Unitymedia durch Vodafone

Bereits im Mai 2018 krachte es richtig: Vodafone gab bekannt, dass man Unitymedia übernehmen wolle. Doch es sollte lange dauern, denn die EU-Kommission hatte Bedenken. Diese scheinen ausgeräumt, die Genehmigung ist aber an die vollständige Umsetzung eines von Vodafone vorgelegten Pakets von Verpflichtungszusagen geknüpft:

Um die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission auszuräumen, hat sich Vodafone dazu verpflichtet:

  • einem Käufer, bei dem es sich laut Vodafone um Telefónica handelt, Zugang zum Kabelnetz des zusammengeschlossenen Unternehmens in Deutschland zu gewähren. Durch diese Verpflichtung würde es dem Käufer ermöglicht, einen Wettbewerbsdruck auszuüben, der mit dem von Vodafone ausgeübten, infolge des Zusammenschlusses jedoch wegfallenden Wettbewerbsdruck vergleichbar wäre, und bei der Erbringung von Festnetz-Breitbanddiensten in Deutschland wirksamer zu konkurrieren. Zudem könnte er dann TV-Dienste anbieten. Die Überwachung der Einhaltung dieser Verpflichtungszusage wird durch die beratende Rolle der Bundesnetzagentur erleichtert, insbesondere im Hinblick auf den deutschen Rechtsrahmen für die Telekommunikation.
  • Fernsehsendern, deren Programme über die TV-Plattform des aus dem Zusammenschluss hervorgehenden Unternehmens übertragen werden, vertraglich weder direkt noch indirekt die Möglichkeit zu nehmen, ihre Inhalte auch über einen OTT-Dienst zu übertragen. Durch diese Verpflichtung werden die stärkere Marktstellung des neu aufgestellten Unternehmens gegenüber den Fernsehsendern ausgeglichen und die Bedenken, dass dieses Unternehmen die Möglichkeit der Fernsehsender einschränken könnte, zusätzliche, innovative Dienstleistungen über OTT-Dienste anzubieten, ausgeräumt.
  • die Einspeisegebühren für frei empfangbare Fernsehsender, die ihre linearen Fernsehprogramme über das Kabelnetz von Vodafone in Deutschland übertragen, nicht zu erhöhen, sondern die bestehenden Vereinbarungen zu verlängern (oder gegebenenfalls neue Vereinbarungen abzuschließen). Durch diese Verpflichtung werden die Bedenken hinsichtlich der Möglichkeit des aus dem Zusammenschluss hervorgehenden Unternehmens, die Breite und Qualität des Angebots frei empfangbarer TV-Sender für Endkunden einzuschränken, ausgeräumt.
  • weiterhin Signale frei empfangbarer Fernsehsender via HbbTV zu übertragen, damit TV-Zuschauer direkt auf die interaktiven Dienste der Fernsehsender zugreifen können. Durch diese Verpflichtung werden die Bedenken, dass das aus dem Zusammenschluss hervorgehende Unternehmen die Möglichkeit der Fernsehsender einschränken könnte, zusätzliche innovative Dienstleistungen via HbbTV-Signal anzubieten, ausgeräumt.

EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager erklärte hierzu: „Der Zugang zu bezahlbaren und hochwertigen Breitband- und TV-Diensten ist in unserer modernen Gesellschaft fast genauso gefragt wie der Zugang zu fließendem Wasser. Unter dem Vorbehalt von Abhilfemaßnahmen, die sicherstellen sollen, dass Kunden weiterhin in den Genuss von fairen Preisen, hochwertigen Dienstleistungen und innovativen Produkten kommen, haben wir heute die Übernahme der Geschäftstätigkeit von Liberty Global in Tschechien, Deutschland, Ungarn und Rumänien durch Vodafone genehmigt.“

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20 Kommentare

  1. Sehr schön, mir gefällts. Dann sinkt hoffentlich mal der Preis für den Gigabit Anschluss bei UM Kunden. Vodafone Kunden zahlen da nur die Hälfte…

    • Dafür gabs im Unitymedianetz günstige Tarife von eazy die für die Mehrheit ausreichend gewesen wären. Würd mich stark wundern wenn die die Fusion überleben.

    • Wird es nicht geben:

      „Laut dem Kooperationsvertrag wird das Datentempo für Telefónica-Kabelkunden allerdings vorerst auf 300 Mbit/s beschränkt, während Vodafone und Unitymedia bereits Gigabit-Anschlüsse vertreiben.“

  2. Yuhuu 🙂 Endlich Kabelprodukte in NRW auch mit Gigakombi nutzbar 🙂

  3. Dann bin ich mal gespannt welche Vorteile ich als UM-Kunde demnächst haben werde (Giga-Vorteil?) und welche Angebote O2 dann macht.

  4. RedVision81 says:

    Bitte PYUR gleich noch mit übernehmen. Dann würde in dem Laden endlich mal was funktionieren.

  5. Welchen Wettbewerbsdruck soll es denn bisher gegeben haben? Vodafone und UM waren auf verschiedene Bundesländer verteilt, wenn man also im Bundesland mit UM gewohnt hat, dann hatte man die Wahl zwischen UM und UM. Ist ja nicht so, als hätte ich statt UM dann Vodafone nehmen können. Was soll sich denn da durch die Übernahme ändern?

  6. Vodafone wird zum Super Provider.

    • Naja Superprovider. Es ändert sich in den betroffenen Gebieten nichts. Steht halt in Zukunft Vodafone auf der Rechnung statt unitymedia, an der Angebotssituation ändert sich nichts

  7. Ich finde es gut, es gibt nämlich endlich ein Wettbewerb im Kabelsegment. Vorher war es bedingt durch die Fehler der Politiker, ein Monopol in jedem Bundesland

  8. Vodafone so: *epic mic drop*
    Und jetzt du, Telekom… 😀

    • Die hatten ihren Spaß schon 1995, als sie das eine von zwei Reichsnetzen übernahmen. Da war micdropping nur noch nicht so hip. 😀

    • Das Kabelnetz hat einst der Telekom gehört, du Jungspund. Die musste es dann in Einzelteile filettiert verkaufen, aus Wettbewerbsgründen. Nun wurde das komplett rückgängig gemacht, zu Gunsten eines anderen Telekomkonzerns.
      Das ist absolut bizarr. Regulierung nach dem Motto was interessiert mich mein eigenes Geschwätz von gestern.

      • Nein es wurde eben nicht komplett Rückgängig gemacht, denn dann müste das Netz ja wieder im Besitz der Telekom sein.
        Jetzt gibt es dann Überregional 2 große Netzinhaber, davor gabs das genauso nur hieß der in drei Bundesländern nicht Vodafone sondern Unitymedia.

  9. Völmeke Torsten says:

    vor 20 Jahren hat aber keiner daran gedacht das das Kabelnetz mal auch fürs Internet gut ist. Außerdem Monopol? Wo es nur Unitymedia gab konnte mann auch nur Unitymedia nehmen wenn man Internet via Kabel wollte. Außerdem ist Konkurrenz zur telekom gut, denn dann sind die gezwungen ihre Leitungen auch auszubauen anstatt mit Supervectoring das alte Kupfer auszupressen.
    Von daher kannn das nur gut sein.

    • Ganz im Gegenteil.

      Das Duo TAL und Coax verhindert FTTH. Für Durchschnittsnutzer reicht VDSL nun einmal, auch ohne Supervectoring. Und die Nerds können Gigabit per Coax buchen.

      In 10 Jahren dürfte der Bandbreitenhunger aber schon ganz anders aussehen und dann sind TAL und Coax am Ende, aber FTTH stampfte auch in Schweden, Südkorea etc niemand in kurzer Zeit aus dem Boden. Das ist da so gut ausgebaut, weil das Telefonnetz weniger leistungsfahig war (Stichwort TAL Länge zu Vermittlungsstellen) und ein vergleichbares Coax Netz schlicht nicht existierte. Daher blieb nur FTTH aufzubauen.

      Wer denkt, dass Coax eine wichtige Konkurrenz für die TAL der Telekom ist hat das Gesamtproblem leider nicht erkannt. Und mit jedem weiteren Anschlussgebiet, dass Gigabit Coax Versorgung bekommt, rückt ein flächendeckender FTTH Ausbau in noch weitere Ferne.

      • GooglePayFan says:

        So sieht es aus, es ist eher DOCSIS, welches FTTH verhindert, als VDSL…

        Übrigens, obwohl Schweden hier immer wieder als Musterbeispiel für FTTH genannt wird, mag es zwar sein, dass es dort absolut gesehen viel mehr Anschlüsse gibt, als in Deutschland. Relativ gesehen ist dort aber die Verfügbarkeit von Anschlüssen mit mehr als 30 MBit/s DEUTLICH unter der in Deutschland. Also, wer in Schweden kein FTTH hat, hat wohl praktisch gar kein Internet. Hier können immerhin mittlerweile 80-90% der Haushalte VDSL nutzen…

        Und auch ansonsten gibt es halt echt wenig Länder, mit der gleichen Bevölkerungsdichte, Anteil der Landbevölkerung wie Deutschland und der Abneigung Leitungen in die Luft zu hängen, die eine bessere Internetversorgung haben als Deutschland.

      • Hallo Eric , 100 oder 200 mBit reichen für Durchschnittsnutzer wohl auch in den nächsten jahren, FTTH ist m. E. für anbindung von Industrie, handel und Behörden (ja, wirklich) wichtiger und solte dort fokussiert ausgebaut werden. Die sog. Gigabit-Gesellschaft heißt doch nicht daß jeder Konsument nun irre Geschwindigkeiten und Datenmengen frißt. wichtiger ist der Bereich der wirtschaftlich und gesellschaftspolitisch wichtigen Erschließung mit schnellem, und zwar symmetrisch schnellem Internet . Für Kreti und Pleti reichen 200 oder 300 mBit völlig. Dafür dann bitte bis auf die hallig oder ins kleine försterhaus. im Grünen Wald . Das ist viel wesentlicher als Ausbauziel als Speed-max in den Balungsräumen – von wg. Gleichheit der lebensverhältnisse. Auch hier kann das gut in die Fläche ausgebaute Koax helfen. Und Koax ist nun mal besser als der zweidraht Telefonleitung smile

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