Digitale Dienste in Deutschland: Zwischen Begeisterung und Überforderung

In Deutschland ist die Digitalisierung als Thema in aller Munde. Was bei den großen Plänen in Organisationen und Behörden am Ende herauskommt, weicht in der Qualität der technischen Umsetzung und der Benutzerfreundlichkeit aber oftmals stark voneinander ab. In einer Umfrage (via Heise) hat sich das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz mal zum Stand der Dinge aus Sicht der Deutschen erkundigt.

Da ergibt sich ein gemischtes Bild: Viele Befragte wollen digitale Dienste nicht mehr missen, es fühlen sich aber gleichermaßen viele Menschen überfordert. Konkret haben 21 % angegeben, dass sie sich ein Leben ohne digitale Dienste und Produkte nicht mehr vorstellen könnten (volle Zustimmung). 28 % haben dieser Aussage „eher“ zugestimmt. Durchgeführt wurde die Umfrage vom ConPolicy Institut im Januar 2023.

Allerdings haben eben auch 18 % der Befragten angegeben, dass sie sich von digitalen Diensten und Produkten überfordert fühlen. Außerdem regt sich Unzufriedenheit mit dem Datenschutz: 54 % der Befragten haben geantwortet, dass viele Unternehmen digitale Dienste so gestalten, dass zur Nutzung umfangreiche Einwilligungen notwendig seien, welche die Nutzung der persönlichen Daten durch die Firmen ermöglichen.

41 % haben da geantwortet, dass sie die Einwilligung erteilen, wenn sie das Angebot sonst gar nicht nutzen könnten. Ca. ein Viertel teilt die Daten, wenn die Nutzung dadurch zumindest einfacher wird. 22 % geben die Daten frei, weil für sie unklar bleibt, wie das zu verhindern wäre. 16 % beschäftigen sich nicht wirklich gedanklich mit diesem Thema und nur 13 % verweigern bewusst die Freigabe generell.

Die zuständige Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Die Grünen) bewertet die Ergebnisse so, dass sie ein Machtungleichgewicht aufzeigen. Oft gewännen die Menschen den Eindruck, sie müssten ihre persönlichen Daten preisgeben, um nicht von der Digitalisierung ausgeschlossen zu werden. Das sei ein Hinweis darauf, dass es mehr gemeinwohlorientierte, digitale Angebote geben müsste. Dem stimme ich persönlich durchaus zu, halte die Umsetzung aber für schwierig. Denn damit solche Angebote praktisch genutzt werden, muss auch die Benutzerfreundlichkeit stimmen. Und da haben wirtschaftlich orientierte Anbieter meistens die Nase vorne.

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16 Kommentare

  1. Weder hier noch auf heise finde ich einen Hinweis wie in der Umfrage digitale Dienste definiert sind. Behördengänge, Streaming, …?

    • Digitale Anträge, Ummeldung, Mitteilung etc.

      Streamen Sie im Rathaus, wenn der Bürgermeister aufs Klo geht??? Oder wie voll es im Bürgeramt ist?

  2. Ich denke, das große Problem bei der Digitalisierung der Vorgänge in Behörden ist die „sture“ Sichtweise und das Festhalten an Vorgängen, wie sie in der bestehenden (Papier-) Form vorliegen.

    Das ist meist zum Scheitern verurteilt, kann 1:1 in der Realität kaum richtig funktionieren.

    Es ist ja schon innerhalb der digitalen Welt kaum umsetzbar, eine Änderung wie beispielsweise von Windows auf Linux oder von Microsoft 365 auf Open Source-Alternativen umzusteigen.

    Ob diese Alternativen besser oder schlechter sind, steht hier nicht zur Debatte, da diese sich entsprechend anpassen ließen.
    Zeit und Arbeit, die dort besser angebracht wäre, statt immer wieder nach Schlupflöchern zu suchen, wie man trotz DSGVO den IT-Riesen weiter Daten und Geld zutragen kann/darf.

    Das ist in meinen Augen leider die traurige Wahrheit.

    • Tatsächlich scheitert es meist an Fachanwendungen, die meist nur für Windows zur Verfügung stehen. Es würde mehr für andere OS geben, wenn mehr Kunden eben jene Systeme nutzen würden. Ebenso würden mehr Behören andere Systeme nutzen, wenn dort die entsprechenden Fachanwendungen verfügbar wären. Und schiebt es einer auf den anderen und es bleibt alles wie es ist.

      Ob Windows wirklich so nutzerfreundlich ist, kann man inzwischen m.E. durchaus in Frage stellen. Und der Fairness wegen muss man auch sagen, dass die Zeiten, wo man zur Bedienung von Linux auf die Kommandozeile angewiesen war, schon einige Jahre vorbei sind. Für spezielle Aufgaben ist das nach wie vor die erste Wahl, das ist es aber auch bei Windows oder auch MacOS.
      Aber auch sonst habe ich den Eindruck, das die Leute heute mehrheitlich „kein Computer mehr können“. Und da spielt es oft auch keine Rolle, ob der Unterbau aus Windows, Linux oder etwas ganz anderem besteht. Das erlebe ich nahezu jeden Tag mit so vermeintlich einfachen Dingen wie bspw. Dateien, die einige Minuten zuvor gespeichert wurden, noch einmal zu öffnen: „Wo ist die denn?“
      Und die Zahl der Menschen, die zuhause gar keinen expliziten Computer mehr haben, wird auch stetig größer. Wozu denn auch? Ich selbst nutze mein MacBook auch nur noch selten für eine oder zwei Anwendungen, weil es leider nicht anders geht, das meiste aber läuft über das Tablet. Und bei den meisten Menschen ist eben das Smartphone inzwischen das am häufigsten genutzte Gerät.
      Insofern denke ich, dass es kein größeres Problem wäre, bspw. in Behörden auch Linux zu nutzen – wenn das Problem mit den Fachanwendungen gelöst wird.

      • Na ja, in der heutigen Zeit laufen doch die meisten Anwendungen auch online, sprich über den Browser ab, wenn man denn will.
        Sie sind also völlig unabhängig von spezifischen Win-, Lin- oder Mac-Anwendungen.

  3. iOS ist von einer vernünftigen, intuitiven Nutzbarkeit ja wohl inzwischen meilenweit entfernt. Sämtliche Bilder landen unsortiert in der Fotosammlung zwischen den selbst geknipsten, Musik ist grottig in der Bedienung, man wird zugeschmissen Mut Informationen, die man gar nicht haben will (Rückblicke), und von den Einstellungen mal ganz zu schweigen. Das man nicht auf einen Schlag den ganzen Siri-Scheiß abschalten oder am besten ganz vom Gerät löschen kann ist auch nervig.
    In Sachen Bedienbarkeit ist Android seit der Gestensteuerung iOS massiv überlegen. Windows 10 Mobile (leider ja zu Grabe getragen) und Sailfish OS haben immer noch die einfachste Bedienungbarkeit.
    iOS hat mittlerweile so viel Kunst, dass die Nutzerfreundlichkeit auf der Strecke bleibt.

    Und zu den Behörden: Apps sind nicht alles. Und gerade im digitalen Antragswesen tut sich so einiges, von dem sich auch in Sachen intuitive Bedienung manche App (auch von Apple!) mal ne Scheibe abschneiden könnte.

    • >> Sämtliche Bilder landen unsortiert in der Fotosammlung zwischen den selbst geknipsten …

      Unsortiert ist das nicht, sondern an aller Regel nach Aufnahmedatum. Und was für Bilder sollten das sein, die neben „den selbst geknipsten“ auf dem Smartphone landen? Mir fallen da die ein, die man bspw. per Messenger geschickte bekommt, die werden leider aer meist von Metadaten bereinigt und schon m.E. schon deshalb nicht geeignet, dauerhaft gespeichert zu werden.

  4. Selten so viel Unfug auf einen Haufen gesehen. Von welcher AI lassen Sie denn texten?

  5. Ich denke, wichtige „Gegner“ der Digitalisierung in Deutschland sind der Förderalismus (warum muss jedes Bundesland seine eigene Lösung haben??) und der völlig übertriebene Datenschutz

  6. Tim (der Andere) says:

    Danke. Auf den Punkt.

    • Ich halte es für sinnvoll und richtig, den Zugang zu staatlicher Alimentierung möglichst schwer zu gestalten und so viele Hürden wie nur irgendwie möglich einzubauen.

      Wenn die Deutschen nicht mit digitalen Diensten zurechtkommen, dann muss es nicht unbedingt an den digitalen Diensten liegen. Meist sitzt das Problem vor dem Bildschirm. 😉 Das zeigt auch so mancher hier abgesetzte Kommentar.

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