Die Telekom-Führungsriege äußert sich zu Drosselung, Netzneutralität und Politikern

Dauerthema Drosselkom. In einem Interview mit RP Online erklären sich nun Noch-Chef René Obermann und Bald-Chef Timotheus Höttges zu verschiedenen Punkten und wollen vor allem das Vorgehen der Telekom rechtfertigen. Es geht um Investitionen, Aktien-Kurse und Politiker, die ihren Wahlkampf auf dem Rücken der Telekom austragen.

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3,4 Milliarden Euro nimmt die Telekom pro Jahr in die Hand, um das Netz auszubauen. Allein die Versorgung von 24 Millionen Haushalten mit 100 MBit-Anschlüssen verschlingt 6 Milliarden Euro. Dafür erhält der Verbraucher das beste Netz. Unverständnis zeigen sowohl Obermann, als auch Höttges gegenüber manchen Politikern:

[werbung] Auf die Frage, ob man mit dieser Kritik gerechnet habe, als man die Drosselungs-Pläne bekannt gab, erklärt Obermann: „[…]Nicht erwartet haben wir die widersprüchlich populistische Reaktion mancher Politiker. Sie fordern, dass wir in den Netzausbau viele Milliarden investieren. Sie ignorieren aber, dass diese Milliarden-Investitionen zurückverdient werden müssen.[…]“

Höttges dazu: „Kein Unternehmen investiert mehr in Deutschland als wir mit jährlich 3,4 Milliarden Euro. Wir nehmen allein sechs Milliarden Euro in die Hand, um 24 Millionen Haushalten ein Übertragungstempo von bis zu 100 Megabit anzubieten. Unsere Ingenieure bauen die besten Netze. Absurd, dass dies nicht gewürdigt, sondern stattdessen Wahlkampf auf unserem Rücken ausgetragen wird.

Und auch zu den Drossel-Plänen äußert man sich erneut und versucht das richtig zu stellen, was viele Medien bei der ganzen Geschichte immer gerne übersehen. Inklusiv-Volumina werden 2016 an die Bedürfnisse angepasst und es wird weiterhin Verträge ohne Drosselung geben.

Die Kooperationen mit Service-Anbietern, die nicht in die Inklusiv-Volumina fallen, sollen laut Obermann vor allem für kleine Anbieter und Start-Ups Vorteile bringen. Denn genau diese machen das Angebot der Telekom attraktiv. Auf die Frage, ob die Vorgehensweise nicht Großkonzerne bevorzuge, sagt Obermann: „Nein, im Gegenteil: Wir haben hohes Interesse, solche Kooperationen gerade mit kleinen und innovativen Unternehmen abzuschließen. Startups und ihre Ideen machen unser Angebot attraktiv. Es geht nicht um hohe Fixkosten, sondern bestenfalls um moderate Umsatzbeteiligungen, die zur Kofinanzierung beitragen können.

Nachgehakt, ob Großkundenrabatte kleine Anbieter ausbremsen könnten, erläutert er: „Ganz sicher nicht: Unser Angebot wird gerade für kleine und mittlere Unternehmen immer günstig sein. Ohnehin stehen wir hinter dem Prinzip der Netzneutralität und der Innovationsförderung.

Höttges dazu: „Niemand hat mehr Interesse an einem florierenden Internet als wir. Aber wir müssen mit Inhalteanbietern neue Geschäftsmodelle mit differenzierten Qualitätsstufen einführen dürfen, um den Kundenwünschen in der Zukunft gerecht zu werden.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass die Telekom aus eigener Sicht weder die Neutzneutralität gefährden wird, noch den Kunden abzocken will. Hinsichtlich der massiven Investitionen, die von Politikern gefordert werden, müssen diese allerdings auch wieder eingespielt werden und die Telekom versteht die widersprüchlich populistische Reaktion mancher Politiker nicht.

Wie die Drosselung beim Inkrafttreten 2016 tatsächlich aussehen wird, weiß bisher anscheinend keiner. Die Inklusiv-Volumina werden dann aktuellen Verbräuchen angepasst. Es wird Tarife für Wenig-Nutzer geben und es wird Tarife (auch Flatrates) für Viel-Nutzer geben. Zudem werden die Anschlüsse schneller, was gleichzeitig das Inklusiv-Volumen in den einzelnen Tarifen erhöht.

Schön geredet oder von vielen einfach nur falsch verstanden? Was meint Ihr zu den Aussagen der beiden Telekom-Führungs-Personen?

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*Mitglied der Redaktion 2013 bis 2019*

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40 Kommentare

  1. Kommentar zu den Aussagen: Bla Bla Bla..

    Meine Kunden hat es nicht interessiert, warum und wieso wir teurer wurden, da interessierte nur, ob oder ob nicht und wieviel..

  2. Wenn wir schon nachrechnen – hier mein Senf dazu. Oben wurde schon von Max gezeigt, dass sich der Ausbau durch die angeschlossenen Haushalte locker refinanzieren lassen könnte. Bei dem Börsengang 96, 99 und 2000 wurden rund 33 Mrd. eingenommen – das Volk mit der „Volksaktie abgezockt“. Aber statt den Netzausbau voranzutreiben, wurden riskanten Firmenzukäufe (Voicestream) sowie viel zu überteuerte UMTS Lizenzen bezahlt. Im Ganzen waren es fehlerhafte Unternehmensstrategien die einen enormen Schuldenstand hervorbrachten. Am 16. Juli 2002 trat Ron Sommer (der Oberschlawiner) zurück – natürlich nicht ohne dicke Abfindung. Also liebe Telekom – wenn hier was refinanziert werden soll – dann der Lebensstandard Eurer Vorstände. Seid nicht so unverschämt und lasst Eure Sprecher ins offene Messer laufen – wir Eure Kunden können rechnen und vergessen nicht so schnell wie einige Demographen Euch Glauben machen. Uns klar machen zu wollen, dass der Netzausbau die Mrd. verschlingt trifft nicht auf Gegenliebe und völliges Unverständnis. Lasst endlich Diejenigen bezahlen, welche das Geld verjubelt haben!

  3. Die Telekomvorstandsleute können ja noch nicht mal rechnen:

    Bei Telekom Deutschland gibt es (laut Wikipedia) ca. 13,9 Mio. DSL-Anschlüsse. Einst hieß es mal offiziell, dass nur 3 % der Kunden betroffen seien *hust*, also etwa 417.000 Anschlüsse. Wenn diese jeweils 20 € mehr bezahlten, sprängen für die Telekom Mehreinnahmen von gerade mal ca. 8,34 Mio. € herein, also nur ein winziger Bruchteil der 3,4 Mrd. für Ausbau verwendeten Euros. Wenn man noch Kundenschwund mit einbezieht – wie kam wohl das (wenn auch kleine) Zurückrudern zustande? –, machen sie mit dem Vorhaben eher Verluste denn Gewinne. Somit kann unmöglich einfach nur Geld der Beweggrund der Drosselpläne gewesen sein.

    Gruß Benedikt

  4. Obermann: „Wir haben hohes Interesse, solche Kooperationen gerade mit kleinen und innovativen Unternehmen abzuschließen.“.
    Sie planen also das Geld für den Netzausbau von kleinen Unternehmen und Startups zu bekommen. Anscheinend haben die Konzerne schon beschlossen keinen Wegzoll zu bezahlen.

  5. Wow… würg!
    Wie man einfach alles schönlabern kann und dann noch die Leute so belügt.
    Aus meiner Sicht ganz klar. Die Konkurrenz hat mittlerweile zu viel an Marktmacht gewonnen, als dass sich diese noch auf heiße Diskussionen einlassen. Hier lässt man sich nichts mehr von der Telekom bieten. Die kleinen Unternehmen können aus meiner Sicht sehr viel leicht unter Druck gesetzt werden, um die eigenen Vorstellungen durchzusetzen.

    Und ganz ehrlich. Der Kunde ist der Telekom doch wirklich mal sch**** egal. Habe ich selbst jahrelang zu spüren bekommen. Ich habe schon lange die Nase voll von denen.

  6. Die Telekom ist der letzte Abzock-Verein, habe jetzt VDSL50 von T-Com und ist Download ist langsamer als bei DSL16000. Einziger Trost ist das Upload konstant bei 8MB ist…

  7. @Harry es ist ja nachweislich, dass gewisse Kreise unter sich bleiben. Die meisten haben also trotz A-Aufreissen niemals eine Chance. Man kommt bis zu bestimmten Punkten und dann ist Schluss. Schöne Illusion, wer nicht faul und dumm ist wird was.
    Kannst ja mal bei Heise/Telepolis suchen. Da gibts nen paar Artikel zu dem Thema.

  8. @harry: Hier war gefragt, welche Meinung man zu dem Interview und dem daraus resultierende geistigen Nährwert hat. Wenn Dir die Meinung von anderen nicht gefällt, ist das halt so.

  9. „Wir nehmen allein sechs Milliarden Euro in die Hand, um 24 Millionen Haushalten ein Übertragungstempo von bis zu 100 Megabit anzubieten.“

    Womit diese dann 60GB runterladen dürfen. Also so über den Daumen gepeilt 12h. Danke liebe Telekom ihr seid solche wohltäter dass ihr das Netz so supertoll ausbaut und dass jeder der euch viel Geld gibt es dann 12h im Monat benutzen darf.

    Ist das den ihr ernst? Für wie dumm halten die die Leute?

    Außerdem wieviel mehr Kostet es die Telekom ob jemand 60GB oder 600 GB runterläd? 10cent? 20?

  10. Man kann das Drosseln ja auch positiv sehen: Wenn der upload auf sagen wir mal auf 1kBit/min gedrosselt würde, würde auch die NSA weniger über uns erfahren :-))) Die T-Kom will bestimmt nur unser „Bestes“ ….

  11. Vor allem, was hat der Netzausbau mit 100 mbit zu tun? Es gibt genügend ländliche Gegenden, wo nicht mal 1 mbit ankommt. Beim Netzausbau geht es doch darum, dass alles halbwegs brauchbar ins Netz kommen. 100 mbit sind ja eher ein Luxusproblem – gut, wer 100 mbit bestellt, sollte sie auch kriegen.

  12. „Die Kooperationen mit Service-Anbietern, die nicht in die Inklusiv-Volumina fallen, sollen laut Obermann vor allem für kleine Anbieter und Start-Ups Vorteile bringen. Denn genau diese machen das Angebot der Telekom attraktiv“

    Da sagt es ja die Telekom schon selbst, für sich selbst ist das äußerst attraktiv, wozu mit Startups rumärgern, die werden einfach gedrosselt.

  13. unbekannt says:

    Wir warten seit Jahren, dass das Netz ausgebaut wird.

    Wohnen in einer Kleinstadt und bei uns kommen effektiv rund 11mbit aus der Leitung (NetCologne)

    Als wir zuvor bei der Telekom waren, wurde unsere Leitung auf 3mbit gedrosselt. Für 6mbit hätten wir den nächst höheren Tarif nehmen müssen. Begründung lag darin, dass unser Anschluss zu weit von der Vermittlungsstelle entfernt läge und die Leitungsdämfung zu hoch sei.

    Das ist bei der TK schon seit Jahren Praxis und ich hätte dafür noch Verständnis, wenn man für diese Subventionierung irgendwann auch mal eine neue Leitung bekommen würde. Aber stattdessen wird der Ausbau eingestellt und man bekommt als Alternative nur viel zu teures LTE angeboten und nun auch noch eine Volumen-basierte Drosselung.

    Ich frag mich jedenfalls, wo das ganze Geld hinfließt. Den Glasfaserausbau hat man ja auch total verpennt. Stattdessen wird über Vectoring nachgedacht, was man sich aber auch wieder gut bezahlen lassen will. Investiert wird doch nur dort wo es sich lohnt. Das der Ausbau bevorzugt in Gebieten mit schlechter Versorgung stattfinden soll, halte ich für ein Märchen. Das passiert einmal. Da schüttelt irgend ein TK-Vertreter einem Kleinstadt Bürgermeister die Flosse und die Presse macht paar Fotos und dann gibts halt in Kaff X Highspeed-DSL.

    Läuft genau wie bei der DB ab. – Lieber einen Hbf für paar Milliarden, als das Geld in zerfallende Vorkriegszeit-Bahnhöfe auf dem Land investieren.

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  14. Rund 14 Millionen DSL-Anschlüsse x um die 40 Euro im Monat. Sind 560 Millionen Umsatz im Monat, 6,72 Milliarden im Jahr.

    Boo-fucking-hoo.

    Seit 4 Jahren liegt VDSL25/50 80 Meter von meiner Tür entfernt und bewegt sich kein Stück weiter – in einer dicht besiedelten Wohngegend nahe dem Stadtzentrum einer großen Studentenstadt.In einer Studentenstadt.

    Ja, Du reißt Dir wahrlich beide Beine aus, Telekom.
    Ich habe mir jetzt mal 100Mbit über den örtlichen Kabelbetreiber bestellt.
    Scheiss auf den noch laufenden T-Vertrag.

  15. 100 Mbit ? Ich wäre froh wenn mir die Telekom meine bezahlten 16 Mbit liefern wurde.

  16. unbekannt says:

    PS: Nur noch mal zum Verständnis, weil es viele gar nicht wissen und ich mich vielleicht missverständlich ausgedrückt hab.

    Wenn technisch 11mbit möglich sind und man bestellt 6, bekommt man nur 3. Man bekommt aber die Möglichkeit 16 zu nehmen, wofür man dann wiederum nur 8 kriegt. So war es zumindest vor 1-2 Jahren noch so.

  17. Hammelwade says:

    Ganz einfach. Die Telekom Verbrecher haben sich hier ein richtig geiles Abzockmodell erdacht und leider ist es jemandem aufgefallen und deswegen geht es eben nicht so reibungslos wie man das eben sonst gewöhnt ist. Pech gehabt, erstmal. Aber am Ende kommen sie doch wieder mit durch.

  18. Christoph says:

    „3,4 Milliarden Euro nimmt die Telekom pro Jahr in die Hand, um das Netz auszubauen. Allein die Versorgung von 24 Millionen Haushalten mit 100 MBit-Anschlüssen verschlingt 6 Milliarden Euro. Dafür erhält der Verbraucher das beste Netz.“

    Nichts gegen deine Schreibe Sascha, aber es ist gängige journalistische Praxis, Äußerungen Dritter in indirekter Rede wiederzugeben („… verschlinge 6 Milliarden Euro …“ „… dafür würde der Verbraucher das beste Netz erhalten …“), sofern es sich nicht um wörtliche Zitate handelt. Damit soll genau das vermieden werden, was in deinem Beitrag passiert: Interessengeleitete Aussagen werden als Tatsachenbehauptungen wiedergegeben („… erhält der Verbraucher das beste Netz.“). Das ist handwerklich sehr unsauber.

  19. Jaja, wir investieren soviel in den Netzausbau. Wie das tatsächlich abläuft, sehe ich gerade in meiner Gemeinde. Die Telekom präsentiert eine Kalkulation für den Ausbau, bei der eine angebliche Lücke von x k€ ausgewiesen ist, die die Gemeinde (aus Steuer und Fördermitteln) schließen soll (und hier auch getan hat).
    Im Gegenzug gibt’s das „schnelle Internet“ aber nur für Telekom-Kunden, die Gemeinde hat keinerlei Mitspracherecht und auf Fragen, ob und wann die Ports auch an andere Anbieter weitervermietet werden, gibt’s keine Antwort.

  20. Wir haben doch alle schon lange das größte Verständnis dafür, daß ein Unternehmer Preise machen muss, die ihm Kosten und Gewinn einfahren.
    Daß die Leistungsträger einen Lohn bekommen, der ihnen ein Leben ermöglicht und noch ein bißchen was oben drauf, das belastet wiederum den Gewinn so sehr, daß es nicht möglich ist.

    Sollen wir unds wirklich Sorgen machen, daß die Telekom nicht genug verdient während die Kollegen, welche die Leitungen ziehen und pflegen nicht wissen, wie sie bis zum Monatsende auskommen sollen ?

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