Deutsche Bahn will klassische Zugtickets abschaffen

Analog versus digital ist aktuell wohl das Thema – nicht nur bei der Musik, sondern auch bei der Deutsche Bahn: So plant die Deutsche Bahn das klassische Ticket abzuschaffen und ein rein digitales System einzuführen. Ob das angesichts der jüngsten Malware-Probleme, welche auch die Bahn erfasst hatten, die beste Idee ist, muss jeder selbst beurteilen. Schon innerhalb der nächsten Jahre könnten die gewohnten Fahrkarten jedenfalls weichen. Aktuell experimentiert die Bahn mit einer Methode, bei welcher dann über das Smartphone abrechnet wird.

Richard Lutz, Chef der Deutsche Bahn, erklärte zum Thema: „Man wird in Zukunft kein Ticket mehr für die Bahn brauchen. Der Zug kann dann über das Handy eines Passagiers erkennen, dass er eingestiegen ist.“ Steige der Fahrgast aus, werde dann automatisch abgerechnet. An jenem Punkt bin ich dann sehr skeptisch und sehe schon Beschwerden kommen, wenn statt eines Sparpreises für Hin- und Rückfahrt beispielsweise ohne Rabatt verrechnet wird.

Lutz spielte den Hackerangriff vom Freitag im gleichen Atemzug herunter, denn auch Freitag sei der Verkehr an sich nicht gefährdet gewesen. Man sei auf alle Eventualitäten vorbereitet und werde die IT-Sicherheit noch weiter ausbauen. Gehört man das schon von vielen Unternehmen, welche durch neue Angriffe dann meist doch eines Besseren belehrt wurden. Grundsätzlich ist aber wohl unausweichlich, dass die Bahn auf rein digitale Tickets umstellt.

Man wird dann aber anders vorgehen müssen, als bei dem Flop Touch & Travel. Das System ging ebenfalls in diese Richtung, wurde aber Ende 2016 mangels Kundenakzeptanz eingestampft. Für die Bahn würde ein Wegfall klassischer Tickets sicherlich auch die Kosten senken. Auch Arbeitsplätze dürften dann allerdings wegfallen.

Noch bleibt Lutz allerdings ohnehin zum Anlauf vage, ich bin also auf die Details gespannt. Etwa bezieht er sich bei der automatischen Abrechnung via Smartphone auch auf die „bereits vorhandenen“ Wi-Fi-Hotspots, welche eine Rolle spielen sollen. Im Nahverkehr gibt es jene aber nur selten und auch in den IC und ICE sind sie nicht immer verlässlich. Es bleibt zusätzlich eben die Frage danach, wie man etwa mit Sparpreis-Tickets und Co. verfahren möchte.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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28 Kommentare

  1. Na dann mal 1000 Handys einsammeln und auf große Fahrt schicken. Die müssten dann ja schon merken wenn plötzlich Züge überfüllt sind…

  2. …und wenn am Ausstiegsort der HotSpot versagt oder der Handy-Akku leer ist, dann zahlt man bis zum Ende des Laufweges, also statt Hamburg – Hannover auch mal bis Basel.

    Das Risiko einer Fehlfunktion liegt dann wohl zu 100% beim Kunden.

  3. Touch & Travel hat bei mir immer gut funktioniert, auch konnte ich dies in einigen Städten für den Bus nutzen. Warum diese App eingestellt wurde, ist mir nicht ganz klar. Und warum Sie jetzt für eine verbesserte Version mehrere Jahre einplanen auch nicht. Sinnvoll finde ich allerdings wenn diese App nicht nur für die Bahn sondern auch für andere Bahnen und Busse funktioniert.

  4. Wer dann mal Dreck am stecken hat der kann nicht mehr fliehen, Schulden Haftbefehle – Bar kann. Man nicht mehr zahlen. Dann soll doch gleich mal Jobcenter Zoll und Finanzamt nach gucken ob die Menschen ihren Wohnsitz richtig angegeben haben und immer Orts präsent sind

  5. Wie dann Leute wie mein Großvater mit der Bahn fahren sollen ist mir ein Rätsel

  6. @NickS Ich könnte mir vorstellen dass solch ein System um optionale NFC Karten ergänzt werden würde. Einige andere Länder machen es ja bereits vor.

    @Andre Auf der anderen Seiten ergibt es dann aber auch neue Möglichkeiten. Monatliche Preisdeckelungen, die automatische Umwandlung zu Vielfahrertarifen wenn man mal häufiger gefahren ist usw.

  7. @Leif Sikorski
    wobei am Ende der Kunde wahrscheinlich nicht der Sieger aus der Sache rausgehen wird, wenn doch dann hätte die DB vieles falsch gemacht 😉

  8. PetersLustist says:

    Nfc Karte, wie überall auf der Welt…

  9. Datenschutzalbtraum.

  10. Längst überfällig. Ich zahle im Bus schon lange per Handy, muss aber jedes mal Haltestelle und Tarif händisch raussuchen. Dabei würde ein simpler NFC-Chip an der Bustür genau das für mich leisten können (Handy erkennt Bus. Die Busse sind hier sowieso im Netz und melden ihre Position)

  11. Einfache Frage, was passiert wenn ich dienstlich ein Handy dabei haben muss und ein privates, wird dann brav doppelt berechnet? Zahlreiche Kollegen haben noch einen Nebenjob, wo ebenfalls eine zweite Karte (SIM) in einem Telefon steckt, also drei Mal zahlen?

  12. Star Craftler says:

    Ganz bestimmt kommt das nicht.
    GSM WLAN etc geht alles nicht, weil du es nicht kontrollieren kannst und die Wellen machen was sie wollen, wenn sie nicht Alu in die Fenster einbauen (machen sie ganz bestimmt nicht).

    bleibt nur noch NFC oder Handy mit WLAN und irgend eine behelfsapplikation wie ein 2ter Faktor.

    Die Bahn bekommt es doch nicht einmal gebacken ein Ende-zu-Ende Ticket anzubieten.

  13. Alexander says:

    Gut gebrüllt Löwe. Die Bahn gibt sich innovativ, ist aber in Wirklichkeit eher hinten dran als vorn dabei, getrieben von Fernbussen und Co, aber gute PR Idee. Eigentlich müsste man mal mit der Axt durch die alten Strukturen, Verkehsverbundsgrenzen abschaffen und Tickets und Abos einfach nach km anbieten und nicht nach Waben und Städten. Aber solange die nur miese Apps produzieren wie handyticket.de … prost Mahlzeit.

  14. Bereits letztes Jahr wurde politisch beschlossen, dass der öffentliche Nahverkehr auf Digitalisierte Tickets umgestellt werden soll. Dies soll einheitlich und flächendeckend stattfinden. Nur mal so. Das ist jetzt keine Idee der Bahn.

  15. Oliver K. says:

    Spannend. Die Bahn, bei der man momentan in der App ein Ticket für sich kaufen kann, das dazugehörige Fahrradticket aber am Schalter erwerben muss, möchte Fahrgäste, Ziele und Tarife durch Anwesenheit eines Telefons im Zug erraten. Das klingt alles wieder einmal überkomplex und wird an derselben Realität zerschellen, an der momentan auch die Buchungsmöglichkeit von Verbundtickets oder eben DB-Radtickets scheitert.

  16. Na das wird ja super. Ich bin extrem viel geschäftlich mit der Bahn unterwegs. Unsere Reisestelle schickt aber immer nur Papiertickets. Mal gespannt ob die das auf die Reihe bekommen. In Vorleistung geh ich jedenfalls nicht.

  17. Wer kein Smartphone besitzt, der bekommt dann extra eines von der Bahn. Meine Schwester, Ende 50, wird sich wohl zeitlebens nicht mehr mit einem Smartie anfreunden und ist vollständig inkompatibel zu einem solchen Gerät. Allein der Amazon-Fire, zum Geburtstag bekommen, liegt seit monaten ungenutzt herum.

  18. sunworker says:

    @Müller
    Das hatte ich mich auch gefragt. Habe 2 Sim Karten drin, immer. Da hat jemand nicht zuende gedacht. Tickets vom Automaten oder Schalter wird es wohl auch in Jahren noch geben müssen, schon wegen den Omas & Opas.

    Diese Rund-Um Überwachung ist aber schon durch das Smartphone selbst gegeben. Dafür braucht man die Bahn bestimmt nicht.

  19. sunworker says:

    @Oliver K
    „Die Bahn, bei der man momentan in der App ein Ticket für sich kaufen kann, das dazugehörige Fahrradticket aber am Schalter erwerben muss, möchte Fahrgäste, Ziele und Tarife durch Anwesenheit eines Telefons im Zug erraten.“

    Der war gut !! Da musste ich gerade herzhaft lachen. Das Fahrradticket kann man echt nicht per App kaufen??? Wahnsinn

  20. Aber mich zweimal in der Bahn fragen, ob ich denn keine echte BahnCard habe 😀

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