Der Kindle im Test

Der Stephan hat sich einen eBook-Reader gekauft – genauer gesagt den Kindle von Amazon. Für euch hat er einen Beitrag beschrieben, in dem er das Gerät vorstellt. Vorhang auf für Stephan und seinen Kindle:

Er kam gestern nach einer längeren Reise bei uns an, nachdem er zwei Tage zuvor mit dem Flugzeug aus den USA kommend in Köln gelandet war und dort die üblichen Zollformalitäten hinter sich gebracht hatte. Der Kindle ist keine Schönheit und sicherlich kein Frauentyp. Er trägt schlichtes grau. Es wirkt nüchtern, technisch, aber nicht unsympathisch. Wer ist “Herr Kindle”? Herr Kindle ist das neueste Modell des eBook-Readers von Amazon mit dem unsagbaren Namen “Kindle”.

Der Kindle ist ein relativ kleines und leichtes Gerät, welches sogar in einer etwas größeren Jackentasche Platz finden kann. Er wiegt in der Standardausführung mit WiFi weniger als 250 Gramm, hat ein gestochen scharfes Graustufen-Display mit einer Größe von 6 Zoll. An den Seiten sind größere Tasten zum Blättern integriert, unter dem Display ist eine einfache englische Tastatur mit Sondertasten und einem Steuerkreuz zur Navigation untergebracht. Es gibt kein deutsches Modell und eine Bestellung ist ausschließlich über Amazon USA möglich.

Das Gehäuse liegt gut in der Hand, und macht einen stabilen, sehr wertigen Eindruck. Die Steuerung über die seitlichen Tasten ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig. Die Bedienung ist einfach, aber nicht immer intuitiv. Es empfiehlt sich tatsächlich den “Kindle User’s Guide” zumindest zu überfliegen um sich mit einige Sonderfunktionen und den zahlreichen Möglichkeiten vertraut zu machen.

Das Display

(Zwei Ansichten, PDF in Ganzseitenansicht, eine Buchseite)

Das Display hat 16 Graustufen, man muss dazu wissen, dass bereits mit wenigen Graustufen Bilder wesentlich besser abgebildet werden können, als dies vergleichsweise mit Farben möglich wäre.
Das Display kennt – außer beim Seitenwechseln – kein Flackern. Dies hängt mit der verwendeten E-Ink Technologie zusammen: Die Seite wird einmal aufgebaut, danach behält das Display auch ohne Spannung dauerhaft den momentanen Zustand.

Es ist sowohl in direktem Sonnenlicht als auch bei schlechteren Lichtverhältnissen sehr gut lesbar und ist ermüdungsfreier als andere Displayarten.
Tatsächlich kann man das Display mit (leicht gräulichem) Papier vergleichen. Der Kindle hat keine Hintergrundbeleuchtung, ist aber wie gesagt auch bei schlechtem Licht noch ähnlich wie Buch zu lesen.

Kommunikation

Die Kommunikation wie auch das Laden erfolgt über ein mitgeliefertes USB-Kabel. Nach wenigen Sekunden gibt sich der Kindle dem Computer als USB-Laufwerk zu erkennen. Dokumente, MP3-Dateien und Hörbücher können in sekundenschnelle überspielt oder auch gelöscht werden.
Mit einem WLAN kann sich der Kindle ohne großen Aufwand verbinden um so den Amazon Kindle Shop zu nutzen oder mit dem einfachen Browser im Internet zu surfen.

Dokumente

Der Kindle kann unterschiedliche Formate darstellen, darunter auch PDF-Dateien. Um es vorwegzunehmen: PDF ist nicht das ideale Format für den Kindle. Dafür fehlt ein stufenloses oder zumindest feineres Zoomen in die Dokumente. Es passiert zu oft, dass man einen nicht ganz passenden Ausschnitt hat und die Ansicht ständig hin- und herschieben muss. Auch kann der Seitenwechsel bei komplexen Seiten durchaus etwas länger dauern. Dennoch – der Blick in die Zeitung bietet ein gestochen scharfes Bild.

(Querformatige Darstellung eines PDFs)

Bücher oder Texte in anderen Formaten (einem spezielles Kindle-Eigenformat, Text oder MobiPocket) werden besser dargestellt. Schriftgrößen können feiner eingestellt und der vorhandene Platz auf der Seite durch den variablen Umbruch besser genutzt werden, die Seitenorientierung, der Kontrast, Schriftart sowie die Laufweite eingestellt werden.
Passend zum Kindle gibt es von MobiPocket ein hilfreiches Programm, den Creator 4.2, um Dokumente für den Kindle aufzubereiten. Auch das Projekt Gutenberg bietet bereits zahlreiche auch deutsche Bücher, teilweise mit Bildern, experimentell in diesem Format an.

Der Kindle?

Der Kindle hat nicht die Eleganz oder die Vielseitigkeit eines Apple IPad. Aber das ist auch nicht seine Absicht vor allem aber nicht seine Preisklasse. Auch ist er kein idealer Reader für komplexe PDF-Dokumente.
Wohl aber ist er ein relativ preisgünstiges eBook mit dem sich hunderte von Büchern und Dokumentationen überall mithinnehmen und mit dem hervorragendem Display fast ermüdungsfrei lesen lassen.

Sehr viele, hier aus Platzgründen nicht weiter ausgeführte Funktionen wie Bookmarks, Notizen, Backup, Device Email, Voice Guide oder die Möglichkeit MP3s als Hintergrundmusik zu abzuspielen zeigen, dass der Kindle bedienungstechnisch ein gereiftes Produkt ist.

Ohne Vorurteile schüren zu wollen wage ich zu behaupten, dass mehr Männer als Frauen an dem nüchternen Kindle Gefallen finden werden.

Bei mir selbst wird er keine gedruckten Bücher ersetzen – wohl aber zahllose bereits vorhandene elektronische Dokumente, Bücher und Nachschlagewerke beherbergen und mir so manchen Ausdruck und eine schwere Tasche ersparen.

Links:
MobiPocket, http://www.mobipocket.com/en/DownloadSoft/ProductDetailsCreator.asp
Gutenberg.org, http://www.gutenberg.org/browse/languages/de

Gefällt dir der Artikel? Dann teile ihn mit deinen Freunden.

Avatar-Foto

Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

Neueste Beiträge

Mit dem Absenden eines Kommentars stimmst du unserer Datenschutzerklärung und der Speicherung von dir angegebener, personenbezogener Daten zu.

35 Kommentare

  1. Ich finde die eBook Reader inzwischen auch verdammt sexy – genau genommen ist es wohl eins der wenigen „Gadgets“ die mich derzeit wirklich reizen. Lediglich die Ankündigung des Oyo, aber vor allem auch die neuen Sony Modelle PRS 350 und 650(?) haben mich bisher warten lassen. Von der Größe, dem Handling, der Batterielaufzeit und der Lesequalität sind sie definitiv jeglichem Smartphone oder Tablet haushoch überlegen. Einen Kindle kann man derzeit in Deutschland aber wohl kaum empfehlen da er das gängige ePub Format nicht direkt unterstützt, außer der Nutzer ließt vornehmlich englische Literatur. Sehr positiv finde ich auch das inzwischen immer mehr Büchereien mit den 2 großen Online Büchereien zusammenarbeiten und somit auch das ausleihen von Ebooks am heimischen PC ermöglichen – ebenfalls im ePub Format.

    @paradonym
    Es gibt bereits Onlinebüchereien welche eBooks anbieten. Derzeit sind mir „onleihe“ und „nbib24“ bekannt. Wenn man auf derartige Angebote zugreifen möchte sollte man aber eher einen der anderen unzähligen eBook Reader wählen da der Kindle nicht das gängige ePub Format unterstützt.

  2. Hatte den Kindle heute auch zufällig mal in der Hand, weil ihn ein Kollege dabei hatte. Ich muss sagen, das Teil ist genial. Ich war vor allem vom Display beeindruckt. Das ist echt genial zum lesen!

    Würde ich mehr (englische) Bücher lesen, würde ich mir echt überlegen, so ein Teil zu holen…

    Grüße

    h4wk

  3. Hat er den Kindle bei den „Zollformalitäten“ vorgezeigt, oder in der Jackentasche stecken lassen? :mrgreen:

    Im zweiten Falle könnten Mehrwert- und Einfuhrumsatzsteuer? ja kostenneutral ausfallen…

  4. Das mit dem beser lesbaren Graustufendisplay hat schon was. Kann sich noch jemand an die alten Atari Monitore erinnern ? Graustufe und gestochen scharf zu lesen. Da konnten IBM-kompatible lang nicht gegen anstinken. Und bei einem E-reader kann ich auf Schnickschnack wie Video etc. locker verzichten, dafür kann man dann ja ein „normales“ Tablet verwenden.

  5. Das Ding würde ich mir nicht kaufen. Ich will einen freien ebook Reader und kein Kindle-Store oder Amazon Zwang. Ich möchte Bücher im ganzen Netz kaufen können. Dieses Apple-artige 1 Store Prinzip ist was für Dummies und gehört boykotiert!!

  6. Hab ihn mir auch schon bestellt und warte sehnsüchtig auf die Auslieferung. 🙂

    Auch lange überlegt, ob ich das geschlossene System Amazon wähle. Aber die Sonys sind doch deutlich teurer, drum das Kindle.

  7. Allein schon wegen Wikipedia und all den anderen Wikis, ist so ein eBook-Reader genial. So muss ich solche Artikel nicht mehr ausdrucken, was wiederum gut für Umwelt und Geldbeutel ist.

  8. hat jemand mal zufällig Noten in pdf, zB ein klavierstück, im kindle geöffnet? wäre sehr dankbar für ein feedback, wegen fullscreen und blätterfunktion…

    @gray
    Hardware Partner: Medion
    oyo? och yo? Aha!

    werds testen, wenns im Thalia laden meiner wahl aufgebaut ist ;-))

  9. Hey… noch ein Vangelis-Fan…

  10. Vangelis…klar,ich esse auch gern Erasco Fertigsuppe,Fischstäbchen und Formfleischforderschinken, und auf die Pizza kommt nur: rate mal, rrrichtich, Käseersatz

    :–)))

  11. @hoschi
    Der Kindle ist aber wenigstens insoweit frei als man beliebig eigene Dokumente in den bekannten Formaten hochladen kann. Den Amazon-Shop oder irgendeine Software braucht man nicht.

    @ihatemusic
    Es macht richtig Spaß mal auf die Schnelle via WLAN etwas bei Wikipedia nachzuschlagen. Da ist der Computer noch nicht einmal hochgefahren 😉

    @Oliver
    Natürlich 🙂 Außerdem sahen weder die Kitaro-, noch die Vollenweider-CDs auch nur annähernd so gut neben dem Kindle aus 😉

  12. Nicht nur der Stephan, sondern auch der Stefan hat sich einen Kindle gekauft.
    Auch wenn ich das Teil sehr schick, angenehm in der Hand und angenehm zum Lesen finde, ich bin schon gleich abgeschreckt über die Kompatibilität der Bücher.
    So kann ich z.B. keine DRM-Bücher von MobiPocket.com (eine Amazon Company) auf dem Kindle lesen.
    Dass diese DRM-Geschichte jetzt mit eBooks fortgesetzt wird, wo es sich schon bei Musik als völlig daneben erwiesen hat, ist unerträglich.
    Meine ganze Geschichte gibt es unter:
    http://www.vogel-nest.de/blog/2010/ebookreader-amazon-kindle-sucks/

  13. Mich stört, das die digitalen Editionen der Bücher quasi genausoviel kosten, wie die „realen“ Brüder. Unverständlich. Dabei ist der Druckaufwand und der Bindeaufwand weg. Druckerpressen sind zwar nicht unendlich Teuer, aber der Satz kostet, der Aufwand des Druckens kostet Zeit und Arbeitskräfte. Verpacken, Transport, Trallala… Warum also dieser hoher Preis?

    Dazu kommt digital sollten die die Neusetzungen und Revisionen
    erleichtert sein. Auch so die Reaktion auf Tippfehler / Satzfehler gestaltet sich bei veränderlichen Vorlagen deutlich einfacher… Aber Pusteblume. Starr wie die „echten Bücher“ und auch aus meiner sicht ungerechtfertigt hoher Preis sind klare Fehler des Konzepts.. Das dann der Deutsche Markt auch noch so schleppend hinterher kreucht macht es nur schlimmer.

    Wirtschaftlich ein Totalschaden, logisch für mich nicht zu erschließen…

  14. @Marian Stimmt! Es zeigt sich einfach an jeder Ecke das Festhalten der Verleger an Althergebrachten und die Unflexibilität neue Wege zu begehen.
    Besonders Erschreckend ist, dass die Musikindustrie den annähernd gleichen Weg vorher gegangen ist, die „Buchindustrie“ daraus aber ignoranterweise keinerlei Schlüsse ziehen will.
    Dafür soll der eBook-Markt einfach mal richtig auf die Schnauze fallen.

  15. hab jetzt nicht alle Posts gelesen: es gibt ein kleines Firefox-plugin ‚http://www.epubread.com/de/‘ kostenlose Bücher, unter anderem auch in verschiedenen ebook Formaten gibts auf der ‚Gutenberg.org Seite ‚http://is.gd/fPoYx‘
    Weltbild verkauft ab 12.10.2010 einen Reader für 100 Euro.

Es werden alle Kommentare moderiert. Lies auch bitte unsere Kommentarregeln:

Für eine offene Diskussion behalten wir uns vor, jeden Kommentar zu löschen, der nicht direkt auf das Thema abzielt oder nur den Zweck hat, Leser oder Autoren herabzuwürdigen. Wir möchten, dass respektvoll miteinander kommuniziert wird, so als ob die Diskussion mit real anwesenden Personen geführt wird. Dies machen wir für den Großteil unserer Leser, der sachlich und konstruktiv über ein Thema sprechen möchte - gerne auch mit Humor. In jedes Thema Politik einbringen ist nicht erwünscht.

Du willst nichts verpassen?

Du hast die Möglichkeit, den Feed dieses Beitrags zu abonnieren. Wer natürlich alles lesen möchte, der sollte den Hauptfeed abonnieren.