DB und Rhein-Main-Verkehrsverbund ab 2023 mit autonom fahrenden Shuttles

Die Deutsche Bahn (DB) und der Rhein-Main-Verkehrsbund (RMV) wollen bereits ab 2023 die weltweit erste autonome Shuttle-Flotte im ÖPNV-Regelbetrieb verwenden. Die selbstfahrenden Fahrzeuge sollen als On-Demand-Shuttles den klassischen Linienverkehr ergänzen.

Laut der Deutschen Bahn steige deutschlandweit das Angebot von On-Demand-Lösungen, um insbesondere den ländlichen Raum besser zu versorgen: Immerhin 47 Prozent aller On-Demand-Verkehrsmittel sind demnach im ländlichen Raum und in Kleinstädten unterwegs, 26 Prozent in Mittel- und Oberzentren, 14 Prozent im suburbanen und 13 Prozent im urbanen Raum. So lassen sich dadurch flexible Angebote schaffen, wo es vorher gar keine durch den ÖPNV gegeben hat, weil der Linienverkehr zu schwach ausgelastet wäre.

Was vielleicht nicht jeder gut findet: Generell will man offenbar schwach ausgelastete Linien durch On-Demand-Angebote ersetzen, um Kosten zu sparen. Das soll Leerfahrten verhindern. Bei 40 Prozent der On-Demand-Angebote reicht aktuell das einfache Verbundticket oder das Abo zur Nutzung. Bei 24 Prozent der Angebote ist jedoch zusätzlich ein Komfortzuschlag (in der Regel ein Euro) fällig, bei 26 Prozent wird der Tarif gesondert über digitale eTarife abgewickelt. Das zeigt auch ein wenig wie der Hase läuft: Kosten im Linienverkehr einsparen, mit Aufschlägen im On-Demand-Verkehr den Umsatz steigern.

RMB und DB mahnen jedoch, dass der On-Demand-Verkehr großflächig nur im autonomen Betrieb wirtschaftlich sei. Daher wolle man ab 2023 eben auch erstmals autonome Fahrzeuge im Regelbetrieb in zwei Regionen testen. Geplant sei, dass die deutschlandweiten ersten Fahrzeuge im autonomen Level 4 durch Darmstadt und den Kreis Offenbach fahren. Gemeinsam wollen RMV und DB die weltweit erste autonome Shuttle-Flotte realisieren, die vollständig in den Regelbetrieb des ÖPNV integriert sein soll.

Das DB-Technologieunternehmen ioki soll die On-Demand-Software liefern und CleverShuttle zusammen mit den lokalen Partnern Heag mobilo und kvgOF den Betrieb vor Ort realisieren. Man darf gespannt sein, ob der Plan so umgesetzt werden kann. Klingt ambitioniert.

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16 Kommentare

  1. Seit wie vielen Jahren wird das denn schon getestet, und wie viele Jahre wollen die das noch testen?

    • Level 4 öffentlich in Deutschland? Bis jetzt noch gar nicht, soweit ich weiß.

      • Level 5 Shuttles wurden doch jetzt schon diverse im Testbetrieb gefahren. Unter anderem in Hamburg mit echtem Straßenverkehr. Da war nur noch eine Begleitperson mit Not-Aus-Knopf dabei weil es Testbetrieb war. Das ist Level 5. In frei verkäuflichen Serienfahrzeugen ist Level 3 tatsächlich das maximum was man kaufen kann, Mercedes EQS und S-Klasse.

    • Steht doch im Artikel: Ab nächstes Jahr Regelbetrieb, kein Testbetrieb.

      • „Daher wolle man ab 2023 eben auch erstmals autonome Fahrzeuge im Regelbetrieb in zwei Regionen *testen*.“

        • Ja, das „testen“ bezieht sich jetzt aber auf die Passagiere und das Angebot an sich, nicht auf die genutzte Technik. Wenn eine neue Buslinie eingerichtet wird, ist das auch immer erstmal ein „Test“ – wird sie nicht innerhalb einer gewissen Zeit angenommen wird sie wieder eingestellt.

  2. Wer soll mit diesen kleinen Dingern denn gerne durch die Gegend tingeln? Die Bahn verbratet hier Millionen

    • Nicht nur das, es ist auch immer ein Aufpasser dabei. Personal wird damit nicht gespart.

      • Der „Aufpasser“ ist doch nur in der Übergangszeit für die Passagiere da. Wenn da kein Personal anwesend ist befürchtet man dass die Passagiere Angst haben. Und ja, bereits so wird Personal gespart, da man ja keine Fahrer mehr braucht und keine Lenkzeiten beachten muss, sondern unqualifiziertes Personal genutzt werden kann.

    • Leute auf dem Dorf. Da alle 20 Minuten einen Bus alle Haltestellen abklappern zu lassen ist unwirtschaftlich., trotzdem haben die Leute dort Bedarf und Anspruch auf ÖPNV. Täglich ein Taxi kann sich nicht jeder leisten.

  3. >>Kosten im Linienverkehr einsparen, mit Aufschlägen im On-Demand-Verkehr den Umsatz steigern.
    Mehr Umsatz bedeutet (normalerweise) mehr Gewinn. Da immer behauptet wird, der ÖPNV könne nicht gewinnbringend organisiert werden kann zwangsläufig leider nur von Umsatzsteigerung geschrieben werden. Das größte Problem bei den On-Demand-Lösungen sehe ich bei den Lokalen Nahverkehrsorganisationen. Deren Handlungsspielraum bestimmen ehrenamtliche Kommunalpolitiker und die können sich, oft altersbedingt, solche autonomen Vehikel nicht vorstellen. Auch die kommunalen Verkehrsbetriebe werden es nicht gerne sehen, wenn die DB in ihr „Hoheitsgebiet“ eindringen möchte. Da hat der RMV noch viel zu tun, bis so ein On-Demand-System tatsächlich im Sinne der ÖPNV-Nutzenden umgesetzt werden kann. Es sei denn man tritt einen Teil des eigentlich nicht zu erzielenden Gewinn, hier mit Umsatzsteigerung umschrieben, ab. Allerdings werden das die Vorstände der Verkehrsverbünde und der DB nicht gerne sehen. Deren Salär hängt ja auch irgendwie mit dem Umsatz der generiert wird zusammen.
    Last but not least freue ich mich, dass man die On-Demand-Idee mit autonomen Kleinstfahrzeugen umsetzen will. Hoffentlich bleibt es kein verlorener Kampf gegen Windmühlen.

    • On Demand gern – aber bitte nicht ohne Personal an Bord. ÖPNV muß auch für Personen mit Handycap , alte und sonstwie Menschen mit Assistenzbedarf z. B. beim einsteigen oder der Sitzplatzsuche gewärhleistet werden. Das wird ein Robotsystem nicht leisten können. Dienstleistung ohne Menschen dahinter ist keine. Für mich als blinden menschen z. B. wäre ein System wie Moja das an virtuellen haltepunkten hält nicht nutzbar . Oder Bedarfshalte wo man dem herannahenden Bus winken muß – toll wenn man den erst hört wenn er an einem vorbeifährt. Da wird mal wieder eine große Personengruppe ausgeschlossen. Und auch die Person mit Kinderwagen freut sich sicher über Fahrpersonal daß den bus absenkt oder eine Rampe ausklappt – betrifft also nicht nur menschen mit handycap. Aber ja lasst
      uns die Gesellschaft immer mehr digitalisieren und alles entmenschlichen –
      Alles digital automatisch und für viele menschen zu kompliziert und evtl. sogar nicht zugänglich. Jede Neuerung sollte mit Augenmaß und immer dem Blick auf die die die „schöne neue digitale Welt“ nicht voll umfänglich teilen können umgesetzt werden. Ja ich kann dank Screenreader am PC hier mithören und -schreiben – aber der ist weder im Bankomat noch im touchscreenterminal der ladenkasse noch im Fahrkartenautomat am Bahnhof – aber immer weniger Personal das hilft. Sorry Scheiß-neue-Autonom-Digitale Welt. Ich will Menschen um mich mit denen ich kommunizieren kann und ggf. über meine speziellen Bedarfe verhandeln – live und nicht im Chat.

      • Thomas K. says:

        Sei mir nicht böse, aber für die ländlichen Regionen gibt es keine sinnvolle und/oder bezahlbare alternative als autonome On-Demand Angebote. Kein Haltestellennetz und/oder Takt kann so dicht sein, dass man dafür gerne das Auto stehen lässt. Dazu sind Angestellte nun Mal einer großer Kostenfaktor.
        Das heißt, wenn man öffentlichen Nahverkehr auf dem Land will, ist das die einzig sinnvolle Option und ich wünsche es mir möglichst Zeitnah.
        Ich kann deine Einwände zwecks Zugänglichkeit verstehen. Allerdings sind eine gut gemacht App und barrierefreie Kleinstbusse vermutlich Zugänglicher als mürrischen Busfahrer, der nur Kleingeld nimmt und die Haltestelle, zu der man durch das ganze Dort laufen muss.

      • Sorry, aber weil 5% der Bevölkerung etwas nicht nutzen können, soll es für die anderen 95% auch nicht zur Verfügung stehen? Was ist denn das für eine Logik? Freue dich doch lieber, wenn solche Techniken für den Masseneinsatz entwickelt werden – damit steigt auch für körperlich eingeschränkte Personen die Chance, dass es einen Fahrdienst gibt mit nettem Personal an Bord, da ja kein Fahrer mehr gebraucht wird kann man jemanden nehmen, dessen Qualifikation besser passt als nur „Hat einen P-Schein“.

        • Hallo Harry und Ihr anderen , in dem Artikel war aber von , autonomen Fahrzeugen , also ohne Bordpersonal , die Rede. Wenn ein „Schaffner“ mitfährt – gern auch fahrerlos . Aber ich habe – glücklicherweise bin ich Stadtbewohner, u. U. aus dem Grund daß ich eben weder Rad noch Auto fahren kann – bei meinen „Abenteuern“ auf dem Land z. B. mit Bussen, die nur auf Winken an Haltestellen stoppen, meine leidvollen erfahrungen gemacht. Und da saß sogar noch ein echter Fahrer drin. Jetzt vor kurzem: Überlandbuslinie in Niedersachsen – vorne und hinten eingang mit Stufen, keine Rampe , eher eine Art Schmalspur-Reisebus als ein echter Stadtomnibus. Durchsagen der Haltestellen – Fehlanzeige . Zumindest konnte ich den Fahrer meinen Ausstiegswunsch mitteilen und mich inter ihn setzen so daß er mir Bescheid geben konnte. Wie soll ich das mit einem autonomen Fahrzeug verhandeln ? Und von wegen nur fünf Prozent der Bevölkerung: gerade im ländlichen Raum wohnen auch ältere, mit mobilitätseinschränkungen aufgrund zunehmenden Alters kämpfende Menschen, die auch meist nicht zu den digitalen „natives“ gehören. An denen dürfte diese entwicklung völlig vorbeigehen. Die „fitten“, jüngeren haben eh ein Auto – das sollte man aber spätestens wenn seh- und Reaktionsvermögen im Alter nachlassen abgeben und mit Öffis fahren. Und da beisst es sich dann wieder . Und Senioren-oder Behindertenfahrdienste sind dann irgendwo auch eine Art von Ausgrenzung, es wäre schöner wenn der allgemeine ÖPNV für alle Menschen barrierefrei nutzbar wäre.

      • @Andreas
        Gerade für Menschen mit Handycap kann das On-Demand-Angebot einen großen Vorteil bieten. Du kannst die benötigte Hilfeleistung bei der Anforderung On-Demand mitbestellen. Wenn du unbedingt deinen speziellen Hilfebedarf verhandeln willst, dann ist der ÖPNV dafür ziemlich ungeeignet.
        Barrierefreiheit ist wichtig. Aber leider wird man bei öffentlichen Einrichtungen nicht alle Barrieren beseitigen können um jedem Handycap gerecht zu werden.

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