Company of Heroes für das iPad angespielt

Heute erscheint dank Feral Interactive die iPad-Version eines der wenigen Spiele, auf das sich mein eingerostetes Zocker-Herz in den letzten Monaten wirklich riesig gefreut hat: Company of Heroes von Relic Entertainment. Das Spiel wurde erstmals im Jahr 2006 für den PC veröffentlicht und ich gehörte seinerzeit zu denjenigen, die im Game-Store ihres Vertrauens noch vor offiziellem Release ihre Kopie des Titels abgreifen konnten – natürlich, ohne dass wir anderen davon erzählen sollten, der Laden wollte ja keinen Ärger haben.

Aber es hat sich gelohnt, das erste Company of Heroes hat mich noch mindestens zwei Jahre immer wieder begleitet, zumal ich mich auch mit Freunden immer mal zu kleinen Gefechten verabredet hatte, die gemessen an der Zeit wirklich ausarten konnten. Ich habe die iPad-Version des Spiels in den letzten Tagen ausgiebig testen dürfen und möchte euch meinen Eindruck hier in ein paar Zeilen mitteilen. Bereits vorab hatte man mich informiert, dass aktuell noch kein Mehrspieler-Modus mit an Bord sei, dass jener aber später möglicherweise (die Planung sei noch nicht abgeschlossen, heisst es da) noch folgen soll und man so lange ja auch schon mal den Skirmish-, also den Gefechte-Modus gegen die KI spielen könne. Außerdem sei noch nicht ganz geklärt, ob Company of Heroes: Opposing Fronts und Tales of Valor zeitnah oder vielleicht auch erst eine ganze Zeit nach dem Release des Hauptspiels als Zusatzinhalte erscheinen werden. Doch das sollte mich nicht stören, aus meinen Erinnerungen wusste ich noch, dass einen schon die Kampagne von Company of Heroes recht lange zu beschäftigen weiß.

Das Echtzeit-Strategiespiel startet mit der Landung der US-Truppen in der Normandie – genauer: am 6. Juni 1944, dem D-Day. Man befehligt eine Truppe US-Infanteristen und -Ranger, die hier erzählte Geschichte ist vom Entwickler jedoch frei erfunden. Im späteren Spielverlauf werden die Missionen immer komplexer und ihr müsst immer mehr aufpassen, wie ihr die drei Spiel-Ressourcen Arbeitskraft, Munition und Treibstoff für eure Pläne einsetzt. Auch wenn das Spiel schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat: Die KI der Achsenmächte ist nicht ohne und schnell erlebt ihr, wie euch deutsche Krad-Truppen von hinten die Nachschubwege abtrennen und eure Panzerlieferungen somit ins Stocken kommen. Rollen dann auch noch zwei Tiger-Panzer auf eure Stellung zu, dann hilft eigentlich nur noch der Neustart oder das Laden eines (glücklicherweise frei belegbaren) Speicherstands.

Es gibt sogar so etwas wie einen Baumodus, doch jener beschränkt sich eher auf das Hochziehen von Baracken und Hallen, um schnellstmöglich noch mehr Infanterie und Fahrzeuge an die Front zu bekommen. Im Grunde folgt jede Mission dem Muster: errichte eine Basis, nimm genügend Ressourcenpunkte ein, um noch mehr Einheiten generieren zu können, nimm dabei Schritt für Schritt jeden einzelnen Sektor der Karte ein und überrumple am Ende den Feind in seiner Stellung.

Unterwegs gibt es aber auch kleinere Sekundäraufgaben zu erfüllen, wie zum Beispiel „Der Scharfschütze muss 30 Abschüsse erreichen“ oder „Erledige 5 Panzerabwehrgeschütze“. Eure Einheiten können durch solche Missionen, vor allem aber durch Abschüsse, in ihrem Rang aufsteigen und so Boni für sich freischalten, wie zum Beispiel einen zusätzlichen MG-Schützen auf dem Panzer und dergleichen. Durch das Erreichen von einzelnen Zielen erwirtschaftet man zudem Kommandanten-Punkte, die für spezielle Fähigkeiten eingesetzt werden können (und sollten!). Beim Halten von Carentan hilft beispielsweise das gegen Punkte einzulösende Artilleriefeuer ungemein, wenn euch über drei Brücken nicht nur Infanteristen, sondern auch gleich Panzer und andere Fahrzeuge entgegenkommen.

Und was machen KI-Soldaten, wenn sie ins Kreuzfeuer geraten und die Situation keinen wirklichen Ausweg mehr lässt? Genau: Sie gehen in Deckung und versuchen mit aller Macht aus der Gefahrensituation herauszukommen, weshalb sich eure Ranger hin und wieder etwas „zickig“ anstellen können, wenn ihr sie in solch einem Moment zur nächsten Stellung ordern wollt.

Ihr habt die Wahl: angepasste Touch-Menüs oder doch lieber das klassische Menü?

Das alles klingt für ein Spiel, das auf einem Touch-Bildschirm gespielt wird, äußerst komplex. Natürlich habe auch ich nach all den Jahren erst einmal die einzelnen Trainingsmissionen hinter mich gebracht, um mich wieder mit dem Gameplay, vor allem aber mit der Steuerung vertraut zu machen. Dabei muss ich loben, dass ihr sowohl auf eine Touch-freundliche Steuerung (Auswahlrad) setzen dürft, die Einheiten-Befehle aber auch gern per klassischem Blockmenü unten an der Seite erteilen dürft. Das Zoomen und Drehen der Kamera klappt reibungslos und auch das erwähnte Auswahlrad für die Einheiten war mir am Ende dann doch lieber als das klassische PC-Menü. Dennoch ist nicht alles perfekt. So nervt mich vor allem, dass das Auswählen mehrerer Trupps so frickelig vonstattengeht.

Auf dem PC habe ich Truppen mit STRG+1,2,3 und so weiter gruppiert oder aber ich habe auf die Schnelle einen Rahmen mit der Maus um die benötigten Einheiten gezogen und diese dann kommandiert. Auf dem iPad funktioniert das mit dem Rahmen auch, allerdings per Doppeltippen mit zwei Fingern gleichzeitig und anschließendem Ziehen des Rahmens, was leider in acht von zehn Fällen einfach nicht funktioniert hat. Dann bleibt noch das manuelle Verschieben der einzelnen Truppen-Icons am rechten Bildschirmrand in die entsprechenden Gruppen. Doch das kostet Zeit und ist Fummelarbeit, die ich beim Befehligen meiner Ranger manchmal einfach nicht habe.

Ebenfalls negativ anzumerken ist die Grafik der verwendeten Essence-Engine, die nun mal noch sehr nach einem Spiel aus dem Jahr 2006 aussieht, angeblich aber für das Retina-Display optimiert sein soll. Das stört aber meiner Meinung nach eher in den zahlreichen Cut-Szenen und wenn man weiter ins Spielgeschehen hinein zoomt. Dem Spielspaß tut das aber absolut keinen Abbruch, zumal sich das Spielfeld durch die Einschläge und andere Einflüsse auch noch verändert, also besetzte Häuser nach Beschuss zusammenbrechen oder eure Panzer sich durch allerlei Bombenkrater ihren Weg bahnen müssen.

Das Spiel kostet knapp 15 Euro, benötigt mindestens iOS 13 und veranschlagt für den Download erst einmal fast 4 GB Speicherplatz. Hinzu kommen dann aber noch einmal rund 700 MB für das deutsche Sprachpaket und die Missionen, die ihr entweder in einem Stück oder aber nach und nach herunterladen könnt. Am Ende soll das Game dann laut Publisher rund 6 GB Speicher benötigen. Ich bleibe dem Spiel auf jeden Fall treu und hoffe, dass der versprochene Mehrspieler-Modus bald nachgereicht wird. Bis dahin werde ich wohl in den kommenden Wochen bis Monaten vermutlich wieder bis tief in die Nacht in KI-Gefechten zu finden sein.

Unterstützt werden von Company of Heroes derzeit die folgenden Geräte:

• iPad mini (5. Generation)

• iPad Air (3. Generation)

• iPad (5. Generation)

• iPad (6. Generation)

• iPad (7. Generation)

• iPad Pro (1. Generation: 9.7″, 12.9″)

• iPad Pro (2. Generation: 10.5″, 12.9″)

• iPad Pro (3. Generation: 11″, 12.9″)

https://apps.apple.com/de/app/company-of-heroes/id1464645812

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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4 Kommentare

  1. Schade das man sich das Spiel vor dem Kauf nicht ansehen kann.

  2. Ja, das stimmt. Eventuell lohnt es sich ja dennoch, bei Möglichkeit eine alte Demo-Version des PC-Spiels herunterzuladen auf den heimischen Rechner? Sollte sicher noch zu finden sein, natürlich nur, wenn auch ein Computer dafür parat stehen sollte. Wie auch oben beschrieben, empfinde ich beim Spielen keinen Unterschied zur damaligen PC-Version, von daher die Überlegung.

    • Ein PC ist vorhanden aber Windows schon seit vielen Jahren nicht mehr. Schade, gerne hätte ich es mir angesehen und bei gefallen sogar 15€ per InApp Kauf dafür bezahlt.

      • Ich bin froh, dass es nicht per In-App-Kauf gelöst wird. So kann das Spiel auf mehrere iPads in der Familie genutzt werden und muss nicht jedes Mal neu gekauft werden.

        In-App-Käufe sind nämlich nicht über die Familienfreigabe übertragbar.

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