Cell Broadcast: Kaum kompatible Smartphones – Generalprobe verschoben

Künftig soll auch Deutschland auf Cell Broadcasting beim Warnen vor Katastrophen setzen. Nach der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr hatte man diese Lösung forciert – bislang war man eher Team „App only“. Für die Endverbraucher ähneln die Warnmeldungen einer SMS – auf technischer Seite funktioniert das Ganze aber anders. Ab Februar 2023 soll das System einsatzbereit sein. Im Rahmen des Warntags 2022 sollte das System für Cell Broadcast erprobt werden. Man steht also kurz vor dem ersten großen Test.

Nach vorliegenden Informationen der WirtschaftsWoche, unter Bestätigung der beteiligten Behörden von Bund und Ländern, soll der Test-Tag für das Cell-Broadcast-System verschoben werden. Grund dafür: die technische Funktionsweise. Da mag sich manch einer denken: „Wieso? Setzen doch andere Länder bereits erfolgreich um.“ Deutschland setzt allerdings auf vierstellige, anstatt dreistellige Message-IDs. Vierstellige Broadcasts sind seit Android 4.2 implementiert, doch es ist davon auszugehen, dass Deutschland weitere Änderungen an Cell Broadcast vornehmen möchte.

Die Folge: Es sind nur Smartphones mit Android 11 sowie 12 für den Empfang gerüstet. Auch bei iPhones mangelt es an der notwendigen Kompatibilität. Jene soll hier auch erst mit iOS 16 folgen. Kurzum: Die meisten derzeitigen Smartphones sind nicht geeignet und benötigen erst entsprechende Updates. Wieso man da „sein eigenes Süppchen“ kocht, ist derzeit nicht bekannt. Solltet ihr über die unergründlichen Motive stolpern, dann gebt gerne in den Kommentaren Bescheid. Schauen wir mal, ob wir bis zum Start im Bilde sind und ob es nachvollziehbare Gründe gibt. Die technischen Details zur Umsetzung der Cell-Broadcast-Technologie in Deutschland könnt ihr im Übrigen an dieser Stelle allumfassend nachlesen.

Somit folgt die Generalprobe der Cell-Broadcast-Warnungen nicht zum nächsten bundesweiten Warntag am 8. September, sondern „später im Jahr“. Die Terminabstimmungen laufen. Man wolle eine Enttäuschung durch inkompatible Geräte Anfang September meiden. Nach dem Reinfall des Warntags 2020 möchte man da nicht ins Fettnäpfchen treten. Damals blieben viele Sirenen und Warn-Apps stumm oder reagierten verspätet.

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Baujahr 1995. Technophiler Schwabe & Lehrer. Unterwegs vor allem im Bereich Smart Home und ständig auf der Suche nach neuen Gadgets & Technik-Trends aus Fernost. X; Threads; LinkedIn. Mail: felix@caschys.blog

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94 Kommentare

  1. Die Frage nach dem warum würde ich mir so erklären. Bei 3 stelligen IDs können nur 999 Meldungen zeitgleich in ganz DE aktiv sein. Wenn man das System für Unwetter benutzen will kommt man da schnell an die Grenze. So eine Unwetterfront kann schon mal halb DE abdecken. In Belgien mag das ausreichen aber in DE eben nicht. Man könnte das System jetzt nur für nicht so große Probleme benutzen, wie in den USA, dann würden beim nächsten Unwetter aber alle meckern.

    • Cranberry says:

      Das ist absoluter Blödsinn den sie schreiben. Die 3-stelligen IDS können genauso Tausende Menschen erreichen und sind nicht auf 999 Empfänger beschränkt.

      Hier will man offensichtlich das eigene Versagen nach 2 Jahren administrativer Etablierung auf irgendeinen technischen Umstand schieben, der nicht existiert.

      Im Innenministerium müssen schon lange auf Referatsebene etliche Köpfe rolle, da dort seit Jahren Inkompetenz und versagen herrscht.

    • Der Message Identifier muss nicht als „eine Warnung“ gesehen werden, sondern eher als eine Art „Funkkanal“ auf dem die Nachricht Versandt wird. Eine Nachricht innerhalb eines Message Identifiers kann so oder so binnen Sekunden tausende Funkzellen Erreichen

  2. Christian says:

    Ich komme gerade aus Südkorea. Täglich habe ich dort die aktuellen Corona Zahlen + eine Unwetter Warnung für den Ort an dem ich gerade war per Cell Broadcast erhalten (iPhone 13 mini). Gehts also. Eigentlich. Wenn man will. Aber man hier arbeitet man vermutlich noch fieberhaft an einer zusätzlichen Kompatibilität mit Faxgeräten.

  3. Smartphones sind doch nur _ein_ Weg der Warnung. Da gibt es noch Sirenen – die müssen (wieder) aufgebaut und unterhalten werden. Die kann man auch nicht zu hause liegenlassen oder nicht aufgeladen haben. Radio , lautsprecher an öffentlichen Plätzen über die akustische Durchsagen verteilt werden. Das beste System für Notfälle ist a). redundant , also es gibt mehrere Ausspielwege für meldungen , b.) mindestens ein Ausspielweg der nicht an das einschalten /bei sich tragen eines individuellen Gerätes bebunden ist c.) netzunabhängig bzw. über ein eigenes Meldenetz verbunden . Einfach mal drüber nachdenken wie man Menschen im WK II erreicht hat – Radio, Drahtfunk, Luftlagemeldungen über öffentliche Lautsprecher oder lautsprecherwagen . Auch in den 50er Jahren und folgenden gab es die Angst vormm Nukleargau mit öffentlichen Warnsystemen . Von Bunkern , Notbevorratung (erinnert sich noch wer an die Konserven die aus aufzufrischenden Notvorratshaltungen ab und zu in einkaufsläden auftauchten?) – ja wir konnten das einst , ohne Smartphone und mit sehr robuster Technik. Einfach mal nen Schritt zurücktreten , sich erinnern und diese robuste Technik wieder einführen . Vielleicht staatt „hipper“ IT-Jünglinge mal u. U. schon pernsionierte Fernmeldetechniker aus früheren jahrzehnten wieder an die Sache heranlassen. Gern App und Smartphone als weitere Möglichkeit „obendrauf“ aber das ist dann „Warnluxus“ und nicht die Basisfunktion.

    • Adina Fechter says:

      Waren sie mal in Belgrad, da gibt es das an jeder Ecke jd ich will das nicht. Plärrende Lautsprecher auf öffentlichen Plätzen und Straßen wie in Serbien und China brauchen wir nicht mehr. Und die Signale der Sirenen und ihre Bedeutung kennt auch niemand mehr. Smartphone hat heute jeder von kund bis Greis. Da ist Cell Broadcast die besten und zielgerichtete Lösung

      • Meines Erachtens ein Fehler im Artikel: Android unterstützt vor 11 nur dreistellige IDs.

  4. Kann mir jemand erklären, warum es nicht möglich ist, allen Handys in einer Funkzelle , eine simple SMS zu schicken?

  5. Eigentlich ist’s doch ganz einfach: wenn ich vor Gefahren warnen will, um Leben retten zu können, dann muss ich soviele wie möglich erreichen. Wenn das Warnsystem dann überhaupt erst ab einem neuen Betriebssystem funktioniert und bei älteren nicht, dann ist es eine FEHLPLANUNG.

  6. Erscheinen die Kommentare hier wieder nicht? Liegt eine Störung vor? @cashy?

    • André Westphal says:

      Es ist Feiertag, da sitzen wir auch nicht den ganzen Tag am Rechner, um Comments freizuschalten ;-).

      • Entschuldigung, das war nicht böse gemeint. Manchmal kann ja auch eine technische Störung vorliegen.

        Ihr macht euren Job ganz gut. Klar manche Themen tangieren einen nicht so und mehr technische News waren interessanter, aber im Prinzip macht ihr eure Arbeit gut.

        Danke dafür und einen schönen Feiertag in Deutschland.

  7. Um im Katastrophenfall jeden schnell erreichen zu können, und genau das ist der Sinn von Cell Broadcast, reichen 3Bit. Dafür muss man nichts Neues entwickeln und die Netzbetreiber müssen einfach in bestehende Software einen Lizenzcode eintragen. Warum man das verkomplizieren möchte und dafür unnötigerweise zusätzlich Geld verschwenden möchte, man weiß es nicht.

  8. Was regt Ihr Euch auf, das lohnt sich nicht. Bis unsere Bürokratie die Warnung per CellBroadcast launcht, haben wir alle iOS 20 und Android 25.

  9. Wir sprechen von einem Warnsystem für die Allgemeinheit!!! Das sollte und muss auch mit einem 10 Jahre altem Nokia-Handy aus dem Schubkasten funktionieren!

    Basta! Ende! Punkt!

    Da gibt es nichts zu diskutieren! Ein Warnsystem, welches völlig unnötig verkompliziert wird und teilweise inkompatibel ist, ist nichts ein ein Planungsfehler. Man benötigt schlicht keine 4-stelligen IDs. Irgendein Schwachmat will das Rad neu erfinden. Der Kerl muss dringend gestoppt werden!

    Man benötigt eine einzige ID. Alle Detailinfos stehen dann im Warntext. Keine Konfiguration, sondern Zwangsanzeige. Selbst auf fast 20 Jahre alte Nokia 2110. Fertig.

    Ich verzweifle langsam an diesem unfähigen lahmen und völlig überschätzen Deutschland, was nix mehr auf die Reihe kriegt! Wir leben vom guten Ruf „Made in Germany“, den unsere Vorfahren durch gute Arbeit aufgebaut haben. Leider werden wir diesem Ruf meist nicht mehr gerecht. Die Behörden sogar so gut wie nie. In 20 Jahren ist dieses Land international komplett abgehängt. Was unseren ehemaligen Wohlstand betrifft, lacht uns die halbe EU inzwischen aus.

  10. Markus M. says:

    Sorry, aber so einfach ist das auch nicht. Auch Mobilfunk Systeme entwickeln sich weiter. Das Nokia 2110 macht einiges anders als ein IPhone im 5G Netz. Die Netztechnik ist komplett unterschiedlich. Damit Mobilfunk international funktioniert gibt die 3GPP die Standards vor. Und da sind 4 stellige identifier schon lange definiert. Bei den 3 stelligen ist eben die Verwendung weitestgehend nicht definiert. Da kann jeder Netzbetreiber bisher senden machen was er will. Daher hat das Nokia auch keinen Identifier voreingestellt und wird ohne Zutun des Benutzers nicht alarmieren.
    Da kann keiner was dran ändern. Das war damals einfach nicht vorgesehen. Warum soll das Nokia das nun auf einmal können?

    Seit einigen Jahren sind die identifier 4370 ff in den Handys voreingestellt und je nach Land auch deren Empfang verpflichtend aktiviert. Das wird auch bei DE Alert so sein.

    Daher verstehe ich auch nicht was genau der deutsche Sonderweg da ist. Eine technische Erklärung habe ich noch nicht gefunden. Außer dass Deutschland wohl keine Legacy Geräte unterstützen will . In NL können alte Geräte manuell auf identifier 919 eingestellt werden.

  11. WIeso sind in der Kommentarspalte alle so wütend? Das ist ja klasse. 😀

    Ich finde die grundsätzliche Ambition gut, es über Cell-Broadcast zu lösen. Das es nicht auf Anhieb klappt ist halt Deutschland.

    Wichtig wäre mir persönlich, dass es abschaltbar ist. Für das traditionelle Cell-Broadcast scheint es da einen Einstellungsdialog für zu geben.

    … und um nicht aus der Reihe zu fallen jetzt noch ein paar wütende Kommentatorenklischees:

    Nichts bekommen die gebacken!! Das war ja mal wieder klar!! sOndErWeG!1! Wir lassen alle absaufen! Töten Fifi! Die Deiche brechen!! Technologiestandort? Dass ich nicht lache! Die Regierung hätte von Anfang an alles richtig machen sollen!! Zurücktreten alle und so!

    🙂

    • > Nichts bekommen die gebacken!! Das war ja mal wieder klar!!
      > sOndErWeG!1! Wir lassen alle absaufen! Töten Fifi!

      Wir sind noch nicht wütend genug.

      Von bröckelndem Putz in den Schulen über die Unfähigkeit zu einer wissenschaftlich geforderten Impfpflicht und kaputte Straßen und keine Termine beim Meldeamt und die Bahn fährt nicht bis hin zu die Bundeswehr ist bloß eine Kulisse, die nur noch gendert aber keine funktionierende Ausrüstung hat… ertragen wir ja viel und erwarten auch kaum noch was.

      Aber das Warn- und Rettungsdienste nicht mehr funktionieren, weil vom Budget die Goldbarren bei Beratern hängen bleiben und von den restlichen Krümeln nur noch zu-Fuß-Technik gemacht werden kann… weswegen Leute ihre tote Familie aus dem Schlick graben müssen… …und dann Jahre später mit einer zum-Kopfschüttel-Lösung kommen… …ist dann halt auch irgendwann mal zu viel.

      Das einzige, was ich nicht verstehe, ist manchmal, warum wir nicht schon vor Jahren mit Heugabeln um den Reichtstag gestanden haben.

  12. Es ist wohl so, dass in iOS und Android <11 EU-Alert Meldungen (4-stellige IDs) nicht angezeigt werden, solange man in deutschen Netzen ist (Länderkennung 262). EU/DE-Alert-Meldungen werden offenbar von den Betriebssystemen nur angezeigt, wenn 'das Netz eine Wahrscheinlichkeit, Cell-Boadcast zu haben' hat. Und das war in D bisher halt nicht. Erst seit Android 11 ist Cell Broadcast (in diesem Fall für EU/DE-Alert) ein „Mainline“ Modul. Google und Apple sind dabei 'Gatekeeper' und müssen es aktivieren, die Telefone haben i.d.R. die Fähigkeit und empfangen EU-Alert, zeigen es in D aner nicht an. Möglichweise ist der Grund Akku sparen, ich weiss es nicht. Die 'alten' Cell-Broadcast Nachrichten aus GSM (3 stellige IDs) werden immer angezeigt – unabhängig vom Endgerät. In der Technische Richtlinie DE-Alert der BNA werden 4-stellige ID gefordert, weil diese differenzierte Alarmstufen als die alten haben. Möglicherweise hat wirklich niemand gewusst, wie die Betriebssysteme der Endgerätehersteller gestrickt sind.
    Man könnte jetzt 3-stellige und 4-stellige IDs parallel aussenden. Das würde beim Nutzer möglicherweise zu irritationen führen, wenn zwei Meldungen mit ähnlichem, aber doch unterschiedlichen Inhalten ankommen. Zudem müsste die BNA dies in die Technische Richtlinie DE-Alert hineinschreiben.
    Im Moment läuft die Diskussion mit den Herstellern der Telefone und der BNA.
    Der Teufel steckt manchmal echt im Detail.

    • Ich weiss, ehrlich gesagt nicht, wo der Teufel hier „im Detail“ stecken soll.

      Ich bin Webshop-Entwickler. Der Internet-Explorer ist der größte Vollpfosten-Browser, der uns das Leben seit Jahrzehnten zur Hölle macht.

      Also gucken wir wir bei jedem Projekt in die Statistik der bestehenden Browser und welchen Umsatz deren Nutzer generieren und bauen uns Personas.

      Wenn wir dann sehen, dass x-Millionen Leute den nutzen, dann wird er unterstützt. Zähneknirschend, case closed.
      Wenn wir sehen, dass nur noch 2% den benutzen, dann Tschüß, ihr Pflaumen.

      „Wir entwickeln erstmal was und gucken dann, wer das überhaupt nutzen kann“ — so unfähig KANN man Projekte gar nicht managen. DAs ist einfach die Struktur staatlicher Denke: „Wir bauen was — Du sorgst dafür, dass Du das nutzen kannst“

      Das kann man vielelicht beim Krötenschutz machen. Aber doch nicht bei einem so grundlegenden Projekt.

  13. Markus Muehlacker says:

    Es ist kein Sonderweg!
    Siehe ETSI TS123041: https://www.etsi.org/deliver/etsi_ts/123000_123099/123041/18.00.00_60/ts_123041v180000p.pdf
    ID x1112 – x112F (Seite 76-78)

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