„Call of Duty: Black Ops Cold War“ angespielt: Moderner Krawall in den 1980er-Jahren

Ende 2020 ist „Call of Duty: Black Ops Cold War“ erschienen – passend zum Start der Next-Generation-Konsolen auch für die Xbox Series X (hier mein Bericht) und die PlayStation 5 (hier ebenfalls mein Bericht). Mit etwas Verspätung konnte ich mir das Game an der PlayStation 5 anschauen und liefere euch mal einen Anspielbericht aus einem ungewöhnlichen Blickwinkel: Denn „Call of Duty: Black Ops Cold War“ ist für mich der allererste Einstieg in das Franchise.

Manch einer mag vielleicht nicht glauben, was er da liest: Schließlich habe ich mich im Blog diverse Male als Core-Gamer geoutet und auch den ein oder anderen Shooter besprochen. Doch tatsächlich flog das Franchise „Call of Duty“ bisher bei mir eher unterm Radar durch. Klar, ich bin mir bewusst, dass die Games zu den meistverkauften überhaupt zählen. Da ich allerdings meistens Singleplayer-Titel aus den Genres Action-Adventure und RPG zocke, drängte es mich bisher nie bei „Call of Duty“ ernsthaft einzusteigen. Das hat sich nun spontan geändert – vielleicht auch deswegen, weil die große Spieleflut für die Next-Generation-Plattformen ja noch ausbleibt. Und als mich letztens der berüchtigte Voice-Bug von „Cyberpunk 2077“ erschlagen hat, bei dem alle NPCs plötzlich dauerhaft verstummen, brauchte ich etwas zum Dampf ablassen.

Oh ja, und genau das bietet „Call of Duty: Black Ops Cold War“. Kommen wir dabei zuerst zum Singleplayer. Auch da weiche ich sicherlich vom typischen „Call of Duty“-Spieler ab, der sich eher für den Multiplayer-Modus interessieren wird. Ich hingegen wollte mir die Kampagne anschauen. Praktisch: Schon beim Herunterladen der über 100 GByte konnte ich entscheiden, welche Komponenten zuerst gezogen werden. Selbst die Kampagne ist in drei Fragmente aufgespalten, sodass es im Prinzip möglich ist, schon ins Game zu starten, während der Rest noch heruntergeladen wird.

Der Prolog des Spiels beginnt dabei in etwa so, wie ich mir „Call of Duty“ immer vorgestellt habe: Kurze Einführung in die 1980er-Spionage-Story in einer Bar, rausgestürmt, Waffen aus einem Kofferraum gegrapscht und schon geht es dem ersten Ziel an den Kragen. Tatsächlich kann man dann aber einige Entscheidungen treffen: Werfe ich den Terroristen, dem ich Informationen entlocken möchte, nach der Befragung über die Brüstung eines Gebäudes? Nehme ich ihn gefangen? Solche kleineren Entscheidungen kommen im Verlauf der rund vier- bis sechsstündigen Kampagne immer wieder vor.

Nach dem Prolog, in dem Ronald Reagan höchstpersönlich einem am Ende seine Mission bestätigt, landet man in seinem Versteck in Deutschland, von wo aus man weitere Missionen koordiniert. Auch wenn es da natürlich viel Geballer und Krawall gibt, war ich recht überrascht, dass meine Klischeevorstellung von „Call of Duty“ doch etwas einseitig gewesen ist: Von Adrenalin durchtränkte Action, viele geskriptete Sequenzen und eine kurze, knackige Singleplayer-Kampagne. Das passt zwar alles auf „Call of Duty: Black Ops Cold War“, aber das Gameplay ist vielseitiger, als ich gedacht hätte.

Beispielsweise bekommt ihr direkt nach dem kurzen Prolog eure eigene Akte vorgelegt, in der ihr Namen, Geschlecht, Nationalität und auch einige spezielle Eigenschaften angeben könnt. Letztere begleiten euch dann in Form von Perks durch die Story. Das ist ein interessanter Kniff, denn je nachdem, ob ihr eurem Alter Ego Eigenschaften wie „Furchtlos“, „Ungeduldig“ oder „Einsamer Wolf“ zuschreibt, erhaltet ihr z. B. einen höheren Schaden mit Feuerwaffen, ladet fixer nach oder erholt euch schneller von Treffern.

Das sind jetzt noch keine RPG-Aspekte, ist aber ein kleiner Schritt, um euren Charakter, der immer unter dem Decknamen „Bell“ agiert, ein wenig mehr nach eurem Geschmack zu gestalten. Amüsant: Der CIA-Verbündete und Partner durch die Story, Russell Adler, wurde optisch immens an einen jungen Robert Redford angelehnt. Auch wenn die Missionen dabei, so wie man es von einem „Call of Duty“ vorab erwartet, linear ausfallen und keinen großen Spielraum für Erkundungstouren lassen, gibt es immer wieder Auflockerungen.

So erinnert etwa eine Mission gar an das „Hitman“-Franchise und wird ohne Waffen gespielt. Als Doppelagent infiltriert man ein KGB-Hauptquartier in Moskau und schaltet in Manier von Agent 47 Wächter aus, um die bewusstlosen Gegenspieler anschließend in Schränken zu deponieren. Auch wenn ich bisher aktiv kein „Call of Duty“ gezockt habe, bekam ich natürlich die bisherigen Kontroversen mit, welche die Spielereihe immer mal wieder in die Presse gebracht haben – nach meinem Eindruck durchaus nicht ungewollt. Da gibt es auch in „Call of Duty: Black Ops Cold War“ einige Kandidaten, allerdings ist das Spiel so überzogen, dass ich es ohnehin nie so richtig ernst nehmen konnte und eher mit Filmen wie „The Expendables“ vergleichen würde.

Wirklich geschockt war ich daher weder durch die überzogene Gewalt mancher Spielszenen noch durch einige Story-Twists, die teils ohnehin vorhersehbar gewesen sind oder aber an die Grenzen der Logik gingen. Jedoch ist die Spionage-Story im Kalten Krieg durchaus sehr kurzweilig und unterhaltsam. Ein wenig befremdlich wirken die Nebenmissionen, die ihr über ab und an im Versteck starten könnt. Entweder ihr stürzt euch direkt ins Getümmel oder sammelt durch kurze Rätseleinlagen Hinweise, wollt ihr euch wirklich als Agent beweisen. Diese Puzzle-Elemente machten weder besonderen Spaß, noch fügten sie sich wirklich ins Gameplay ein.

Und die Multiplayer-Modi? Wie gesagt, bin ich eher der Singleplayer-Liebhaber, gebe hier also eher die Eindrücke eines Außenstehenden ab. Ich hatte da übrigens gewisse technische Probleme, da ich zwar über einen LG E9 OLED verfüge, der 120 Hz beherrscht, das Spiel dies aber anfangs nicht korrekt zur Kenntnis nehmen wollte. Tatsächlich gibt es nämlich die Option im 120-Hz-Modus Partien gegen andere Spieler zu bestreiten – mit grafischen Abstrichen natürlich. Ihr könnt im Übrigen auch nahtlos zu „Call of Duty: Warzone“ wechseln und dort Erfahrungspunkte sammeln, die auch in den Multiplayer-Modi von „Call of Duty: Black Ops Cold War“ greifen.

Ansonsten gibt es natürlich einen Zombie-Modus und auch einen VIP-Modus, in dem einer der Spieler von seinen Verbündeten lebendig extrahiert werden muss, während die Gegenseite alles daran setzt ihn plattzumachen. Und auch 6v6 könnt ihr ans Werk gehen. Unter Combined Arms finden sich dann gleich mehrere Game-Modi für je 16 bis 24 Spieler. Domination und Asssault etwa erfordern es, bestimmte Punkte auf der Karte einzunehmen und zu halten, während Hardpoint einen Punkt auf der Karte setzt, den jeder gerne möglichst lange für sich beanspruchen möchte, um Punkte zu sammeln.

Generell machen die Multiplayer-Spiele Laune und seit dem Launch im letzten Jahr sind bereits neue Inhalte dazugekommen. Für mich, der in diesem Bereich aber ein Noob bleibt, ist das alles schon zu zeitintensiv, als dass ich am Ball bleiben würde. Wer etwa wirklich mitmischen will, muss Erfahrungspunkte sammeln, um seine Waffen aufzuwerten und für die knallharten Mitspieler gerüstet zu sein. Wer jedoch die richtigen Kumpels beisammen hat, wird hier jede Menge Spaß haben – zumal die Multiplayer-Modi Cross-Plattform-Gaming erlauben.

Vielleicht abschließend ein paar Worte zur Technik: „Call of Duty: Black Ops Cold War“ macht vor allem durch seine wirklich gelungene HDR-Umsetzung Laune. Das hat mir richtig gut gefallen. Ray-Tracing kommt ebenfalls zum Einsatz, wird hier aber eher dezent genutzt. Dabei wirken die Spielumgebungen insgesamt deutlich detaillierter und moderner als die Charaktere, deren Animationen, insbesondere die Gesichtszüge, doch größtenteils noch nach Last-Gen aussehen. Trotzdem handelt es sich hier um ein optisch an der PlayStation 5 sehr ansehnliches Spiel, auch wenn das Next-Generation-Gefühl noch stärker sein könnte. Dabei läuft der Titel in einer dynamischen Auflösung mit 60 fps.

Insgesamt hat mir „Call of Duty: Black Ops Cold War“ als kurzweiliger Action-Kracher gut gefallen, auch wenn ich Singleplayer-Fans empfehlen würde, auf eine Preissenkung zu warten. Wer mehr auf Multiplayer steht, das eigentliche Herzstück des Franchises für die meisten Fans, muss sich dann wohl mit dem Battle Pass für Season 1 versorgen, um da voll auf seine Kosten zu kommen. Das ist nicht mein Ding, mag Fans aber noch über Monate bei Laune halten. Technisch liefert man hier ebenfalls einen sauberen Einstand, sodass ich gespannt bin, was die nächsten Teile der Reihe noch aus den Next-Generation-Konsolen herauskitzeln.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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12 Kommentare

  1. Schönen Dank für Deine Eindrücke!

    Ich habe bisher alle Teile von Call of Duty und Battlefield gespielt, wenn sie einen Single-Player-Modus hatten und weil sie den hatten. Damit bin ich auch nicht gerade der typische Spieler, denn ich habe mir die Multiplayer-Teile noch nicht einmal angeschaut. Auch die Zombie-Modi interessieren mich nicht. Ich bin lediglich fast jedes Mal von der Inszenierung begeistert. Ich brauche dafür auch keinen wahnsinnigen Schwierigkeitsgrad und auch die schlauchigen Level stören mich nicht. Im Gegenteil, ich möchte gerade durch die Story geführt werden, die mich dann einfach wie ein Film, mit grandiosem Soundtrack durch Szenen führt, bei denen man manchmal einfach nur „hell yeah!“ rufen möchte.

    Szenen wie an der Börse in New York, die Fahrt mit dem Boot durch das Durcheinander auf dem Hudson River, Einsätze im Weltall oder die Flucht mit dem Bruder, als die Welt um einen herum zusammen zu brechen scheint. Ganz zu schweigen von der Szene, in der eine Atombombe gezündet wird. Ich habe so viele Szenen in den Franchises gesehen, die mir wie ein guter Popcorn-Film noch heute in Erinnerung sind. Insofern freue ich mich schon auf diesen Teil. Aber erst einmal New York von dem Virus befreien, die Division zählt auf mich. 😉

    • Auch ich spiele immer nur die Single Player Kampagne. Multiplayer interessiert mich nicht. Da kann ich mich Tandeki nur anschließen.

  2. Fand den Singleplayer ganz gelungen – bis auf die rote Tür Mission; die war dann doch sehr langlebig

    Der Multiplayer hat Spaß gemacht, jedoch gefällt mir der letzte Teil, Modern Warfare, besser – auch wenn man dort nicht die adaptiven Trigger der PlayStation benutzen kann
    -> die haben echt einiges her gemacht!

  3. Kaufe mir solche Spiele eigentlich nie, weil ich ebenfalls nur am Singleplayer interessiert bin und mir die Spiele dafür zu teuer sind.

    Nachdem es Cold War aber recht günstig im PlayStation Store gab, habe ich es mal getestet. Macht grundsätzlich schon Spaß und zeigt auch das Potential der adaptiven Trigger auf. Aber die Story ist tatsächlich super kurz, was mich daran bestätigt auch die nächsten Teile nicht zu kaufen.

  4. Eine Frage an Andrè: Ist das Spiel neben der Ballerei geeignet, wohlige nostalgische Vibes aus der guten alten Zeit des Kalten Krieges zu erzeugen?
    Die Achziger-Anklänge sind etwas, was ich an CP’77 sehr schätze.

    • André Westphal says:

      Also das Setting kommt schon durch, aber ich find es steht jetzt nicht so sehr im Vordergrund, also zumindest wenn man da so an Popkultur und so denkt. Hat aber durchaus in seiner markigen Art manchmal was von Actionfilmen aus der damaligen Zeit.

      • Klingt gut; ich dachte auch eher an das, was die 80er zwischenmenschlich authentisch macht. Die Umgangsformen waren damals einfach ganz andere (in meiner persönlichen Rückschau freier und direkter).
        Die Popkultur der 80er fand ich damals brechreizerregend, aber auch die ist Teil des authentischen 80er Gefühls.

        • André Westphal says:

          Wobei man im Spiel auch die Wahl hat sich als „non-binary“ zu definieren, da bezweifle ich, dass der US-Präsident Reagan so einen Soldaten / Agenten auf irgendeine Mission geschickt hätte geschweige denn jemand, der offen damit hausiert, damals überhaupt lange im Militär überlebt hätte. Da waren da noch andere Zeiten und wirkt recht anachronistisch.

          • 🙂
            Das ist es in der Tat. Wenn man die 80er aus einer links-progressiven Blase erlebt hat, übersieht man im nachhinein auf der Grundlage persönlicher Erfahrungen einiges Negatives und läuft Gefahr, vieles schönzufärben. Das US-Militär unterschied sich wohl erheblich von einer westdeutschen Großstadtjugend.

  5. diese Cut Scenes zeigen mir gar nix von den Spiel …… unaussagekräftig wie mein Frühstück

  6. Shooter und Konsole? Nee lass mal 🙂

    Auf den PC gucke ich mir das mal an, bin auch langsam am Ende mit den guten Singleplayer Games und suche neues Futter

  7. Dieser MP ist so was von Trash, das fühlt sich wie ein Shooter aus den 2010er Jahren an. Für mich ein klarer Rückschritt zu MW und die Integration in Warzone haben sie auch absolut versaut.

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