Bundesnetzagentur legt Entwurf für 5G-Frequenzauktion vor – zum Unmut der Mobilfunkanbieter

Die Bundesnetzagentur hat den finalen Entwurf für die anstehende 5G-Frequenzauktion vorgelegt. Dabei gehen die Ansichten der Bundesbehörde und der Mobilfunkanbieter aber extrem auseinander. Denn letztere machen in den sozialen Netzwerken bereits eifrig Stunk gegen den Entwurf.

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Jochen Homann, gibt sich hingegen euphorisch: „Umfangreiche Versorgungsauflagen und Kooperationsmöglichkeiten legen den Grundstein für eine flächendeckende Versorgung.“ Am 26. November wird nun der Beirat bei der Bundesnetzagentur über den Entwurf beraten. Sollte man sich einig sein, dann werden die Auflagen für die Mobilfunkanbieter am Ende greifen.

So hatte man zuletzt die Rahmenbedingungen erweitert: „Die Auflagen umfassen nun auch die Versorgung der Landstraßen, Wasserstraßen und Schienenwege. Im Gegenzug haben wir die Möglichkeiten zu Kooperationen zwischen den Netzbetreibern gestärkt und eine gegenseitige Anrechnung der Versorgung vorgesehen„, so Homann.

Bis Ende 2022 sollen mit mit mindestens 100 Mbit/s versorgt sein:

  • mindestens 98 Prozent der Haushalte je Bundesland
  • alle Bundesautobahnen
  • die wichtigsten Bundesstraßen
  • die wichtigsten Schienenwege

Versorgt werden sollen bis Ende 2024:

  • alle übrigen Bundesstraßen mit mindestens 100 Mbit/s
  • alle Landes- und Staatsstraßen mit mindestens 50 Mbit/s
  • die Seehäfen und wichtigste Wasserstraßen mit mindestens 50 Mbit/s
  • alle übrigen Schienenwege mit mindestens 50 Mbit/s.

Für Bundesautobahnen und Bundesstraßen schreibt man eine Latenz von 10 Millisekunden vor. Bis 2022 sollen die Betreiber zudem an „weißen Flecken“ auf der Landkarte jeweils 500 Basisstationen errichten – zusätzlich zu weiteren 1.000 Stationen pro Betreiber. Die Auflagen sind also insgesamt durch die Bundesnetzagentur verschärft worden. Das soll die Versorgung im ländlichen Raum verbessern und die Einführung von 5G insgesamt beschleunigen.

Die Verhältnismäßigkeit werde laut der Bundesbehörde trotzdem dadurch gewahrt, dass Kooperations- und Anrechnungsmöglichkeiten berücksichtigt und die Mindestgebote deutlich gesenkt werden. Neueinsteiger in den Markt erhalten dabei angepasste Auflagen. Doch nun kommen wir eben zu dem Punkt, über den sich die Anbieter aktuell am meisten beklagen. So fordert die Bundesnetzagentur ein Roaming und Infrastruktur-Sharing.

Man schreibt wörtlich: „Bei der Umsetzung der Versorgungsauflagen erwartet die Bundesnetzagentur eine Zusammenarbeit zwischen den Netzbetreibern in Gebieten, in denen sich der Ausbau durch einen einzelnen Netzbetreiber wirtschaftlich nicht lohnt. Durch vermehrte Kooperationen, wie zum Beispiel Infrastruktur-Sharing und Roaming, können die Kosten zur Versorgung in der Fläche deutlich gesenkt werden.

Den Netzbetreibern wird somit ein Verhandlungsgebot zu Kooperationen auferlegt. Die Bundesnetzagentur selbst will jenen Prozess als „Schiedsrichter“ aktiv begleiten. Die Bundesnetzagentur schafft im gleichen Atemzug Regelungen, um den Wettbewerb auf der Diensteebene zu stärken. Netzbetreiber haben als Konsequenz mit geeigneten Diensteanbietern über die Mitnutzung von Funkkapazitäten zu verhandeln. Auch hier wird die Bundesnetzagentur im Streitfall als Schiedsrichter tätig werden. Los geht es übrigens mit der Versteigerung im Frühjahr 2019.

Falls ihr selbst mal in den Entscheidungsentwurf reinlesen mögt – er ist hier zu finden. Rasch bei der Hand war dann die Deutsche Telekom, um den Entwurf zu kritisieren. Die Bundesnetzagentur behindere Investitionen, da man Konkurrenten ermögliche andere Netze zu beanspruchen, wenn sie selbst keines hätten. Das dämmt offenbar die Bereitschaft der Deutschen Telekom ganz erheblich.

Die Reaktion von Vodafone schlägt in die gleiche Kerbe. Dort wägt man sogar rechtliche Schritte ab, behält sich aber zunächst eine detaillierte Prüfung vor. Wie man sieht ist aber auch Vodafone „not amused“ über den Entwurf der Bundesbehörde.

Genau so wenig angetan ist man bei der United Internet AG. Allerdings bekommt das ganze hier einen etwas anderen Dreh. Im Gegensatz zur Deutschen Telekom wünscht man sich eine strengere Diensteanbieterverpflichtung und konkreter verpflichtendes National Roaming. Man betrachtet den Entwurf als Verbesserung, er gehe aber noch nicht weit genug. Auch wünscht man sich noch erheblichere Verpflichtungen für den Bau neuer Antennenmasten.

Dass die United Internet AG natürlich eine andere Sichtweise hat, da sie eben aktuell kein eigenes Netz betreibt, als die Deutsche Telekom und Vodafone, erscheint logisch. Lustigerweise scheint aber eben nun weder die eine noch die andere Seite mit dem Entwurf wirklich glücklich zu sein…

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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28 Kommentare

  1. Ich kann Telekom und Vodafone verstehen. Da gibt man ein Haufen Geld aus, dass die Kunden ein Netz haben, dass überall zuverlässig funktioniert und dann wird das durch irgendwelche Billigtarifler überflutet.

    Auf der anderen Seite haut es ohne Roaming auch nicht hin.

    • naja, gerade die tcom bremst den glasfaserausbau und quetscht mit vdsl2 den letzten rest aus der kröte. wenigstens wird mal der druck erhöht, abwarten was es am Ende bringt.

      • … nur das die Anderen Anbierter noch weniger an einem Ausbau interessiert sind, ausgenommen lukrative Ballungsräume.

        Bei uns auf dem Land war die Telekom die einzigste die jetzt unser Internet von DSL Light auf VDSL 100 und seid kurzem sogar auf Supervektoring ausgebaut hat!
        Von den anderen Anbietern war weit und breit nix u sehen!!!

    • Stimme dir zu, aber irgendwie hatte man den Eindruck, dass die Telkos über die Ausbaupolitik allein bestimmen und die Regierung nur den ganz groben Rahmen vorgeben darf, der von den Lobbyisten auch schon abgesteckt wurde. Daher begrüße ich den Vorschlag, da er eine bessere Netzabdeckung und günstige Tarife (und geringere Investitionskosten der Telkos) ermöglichen könnte.
      Wenn ich aber die Kommentare von der Telekom und Vodafone diese lese, dann denke ich mir: ihr müsst ja nicht mitbieten. Es betrifft ja nur das 5G-Netz. Wenn man schon so früh investiert wohl wissend, dass die Karten neu gemischt werden bei der jetzigen Vergabe, dann ist man selbst Schuld!

  2. Roaming muss sein. Und es muss verpflichtend sein für alle Seiten. Also der Anbieter mit einem Funkloch MUSS seinen Kunden ins Fremdnetz übergeben, dafür jedoch einen ordentliche Gebühr an den Funkmast-Betreiber bezahlen. Der Anbieter mit dem Funkloch sollte somit motiviert sein, schnell das Loch abzudecken, weil es sonst zu teuer wird. Der Funkmastbetreiber soll angemessen aber nicht übermäßig dafür belohnt werden, dass er andere ins Netz lassen muss.

    • Find ich brauchbar, sonst hat man am Ende die irre Situation, dass O2 Kunden am Land besseres LTE haben als in der Stadt.

    • Da bin ich voll bei dir. So muss Telefonica endlich reagieren und weiße Löcher schließen weil sie sonst mehr Roaming-Gebühren an Telekom/Vodafone zahlen muss als sie über ihre Ramsch-Preise einnimmt. Und das ist letztendlich der einzige Weg, dass solche Kandidaten mal den Arsch hoch bekommen und das ganze nicht auf Kosten des Kundenservice aussitzen. Letztendlich werden dann die Endpreise für O2 Kunden steigen. Aber dann hat man vielleicht mal die Chance, wirklich so eine Netzabdeckung zu erzielen wie sie O2 gerne auf seiner Webseite (Netzabdeckungskarte) darstellt. Diese ist nämlich dermaßen fehlerhaft, dass man wegen Vortäuschung falscher Tatsachen fast schon rechtliche Schritte einleiten müsste.

      • „Ramsch-Preise“

      • … stimmt O2 hat massif weiße Flecken oder sollte man sie Flächen nennen und das hat sich mit dem Zusammenschluss mit EPlus nicht verbessert!
        O2 imeressiert sich nur für gewinnbringende Städte, der rest schaut in die Röhre.

    • Das ist auch in meinen Augen ein guter Ansatz.

  3. Telekom und Telefonica haben bis jetzt nur dumme Scheisse gelabert. Die Netzbetreiber sind der Ansicht dass LTE auf lange Sicht für das Fussvolk ausreicht und will 5G als höherpreisiges Angebot für Industrie und Handel durchsetzen (siehe Link). Darum kann man die Erhöhung der Anforderungen der Netzagentur nur begrüßen.

    https://blog.telefonica.de/2018/11/ein-namensbeitrag-von-markus-haas-ceo-telefonica-deutschland-wir-brauchen-einen-zielgerichteten-5g-ausbau/

    • Irgendwo hat er Recht. Ich brauch kein 5G und auch keine 300MBit, aber ich brauch 5MBit dauerhaft. Aber das kriegen die Unternehmen auch nicht hin. Die Telekom wenigstens da, wo sie LTE haben, Telefonica noch nicht mal da, wo sie LTE haben.

      • Du brauchst JETZT noch kein 5G, das wird sich aber in ein paar Jahren sicher ändern.
        Die Diskussion ist sinnlos, da mit den höheren verfügbaren Bandbreiten auch die Anwendungen kommen. Früher dachte auch jeder DSL 1.000 wäre eine Rakete und reicht für alles aus, heute ist selbst mit einem DSL 16.000 Anschluss die Nutzung mancher Angebote nicht mehr möglich da die Bandbreite nicht ausreicht.

      • Ja, wenn LTE flächendeckend und schnell genug zur Verfügung stünde und bezahlbar wär. So wie in anderen europäischen Ländern.

        In der Schweiz lachen sie sich wie üblich über die Kartoffeln kaputt, schwenken mit den Investitionen frühzeitig nach 5G um, freuen sich dass sie dadurch langfristig an LTE sparen, und stellen auch schon was vor: https://www.deutschlandfunk.de/schweiz-erstes-test-smartphone-mit-5g-netz-verbunden.2850.de.html?drn:news_id=945365

  4. Staat an Speditionen: Ich bau euch mal Straßen, damit ihr fahren könnt!
    Staat an Schifffahrt: Ich bau euch mal Wasserstraßen, damit ihr schippern könnt!
    Staat an Internetprovider: Ach, ihr wollt Infrastruktur bauen? Was zahlt ihr mir denn dafür, dass ihr das dürft?

    Die Provider holen sich das vom Kunden wieder, durch hohe Preise und schlechte Leistung. und am Ende wundern wir uns, wieso wir als Industrieland ein löchriges Netz haben: Weil die ganzen Internetausdrucker das Netz als Geldquelle begreifen, statt als Infrastruktur. Hat ja bei Bahn und Post schon so super geklappt…

  5. Wenn die Jammerlappen von Providern mit den Ausschreibungsbedingungen nicht einverstanden sind, hält die niemand davon ab, von der Versteigerung Abstand zu nehmen und sich in ihre Ecke zum schmollen zurück zuziehen. Wenn ich bei ebay was ersteigern will, muss ich auch die Bedigungen des Anbieters akzeptieren.

    Die Zeche zahlen am Ende eh die Kunden und ich als Kunden brauche kein 5G.

    • Als ich damals mein 2400-Baud-Modem durch ein 14.400er ersetzt habe, dachte ich auch, schneller braucht kein Mensch (Ja, 4 Sekunden für ein KB, und das war damals schnell!)
      Und die 60MB (Ja, M, nicht G!) Festplatte, groß wie ein Plattenspieler, würde ich auch nie vollkriegen.
      Und, Alter, ZWEIHUNDERTSECHSUNDFÜNFZIG FARBEN! WIE GEIL!

      …und heute verbraucht ein einziger Aufruf der Startseite von Spiegel.de mehr Daten, als vor 15 Jahren ein 3D-Ballerspiel samt aller Zusatzlevel benötigt hat.

      Natürlich brauchst Du 5G. Heute vielleicht nicht. Aber irgendwann. Irgendwann wollen wir ja vielleicht auch mal das Kabelnetz und WLAN loswerden, so wie heutzutage schon das Festnetztelefon.

  6. Jammern gehört zum Geschäft. Sie versuchen es halt.
    Schaut man ins nahe EU-Ausland sieht man, dass die gleichen Anbieter die hier den halben Weltuntergang herbei fantasieren ohne murren ein nahezu flächendeckendes 4G Netz aufgebaut haben.

  7. also wenn alle jammern, dann ist man meiner Meinung auf dem richtigen weg.
    so ganz kann ich aber telekom und Co nicht verstehen bzgl Roaming. Denn man bekommt doch eine Entschädigung – hallo streitpunkt – womit sich der Standort umso schneller rechnet.

  8. Zum Thema Infrastruktur-Sharing, das hat die Bundesnetzagentur den Anbietern bis jetzt verboten, wenn es über passive Komponenten hinaus ging. Jetzt stellen sie es so dar, als wenn man die Provider dazu zwingen müsste, dabei wollen die das schon lange!

  9. Während in anderen Ländern die Frequenzen weitestgehend kostenlos abgegeben werden (weshalb dort die Netzabdeckung viel besser ist und die Flatrates viel billiger und umfassender sind), will unsere Regierung damit mal wieder die Staatskasse sanieren…..

    • Es ist eine Auktion, die Teilnehmer entscheiden somit selbst wie viel sie dafür ausgeben wollen.
      Und wenn Du die Frequenzen verschenken willst, an wen den? Die aktuellen Anbieter? Einen Neueinsteiger? Wer kriegt was? Das ist nicht wirklich eine praktikable Lösung.

  10. Wenn sich die Provider beschweren würde ich sagen: Herzlichen Glückwunsch, hier geht etwas in die richtige Richtung. Wenn wir eines brauchen im Mobilfunkmarkt, dann ist das mehr Konkurrenz.

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