Ausprobiert: Nest Cam Outdoor

Hier im Blog haben wir schon die mittlerweile in Deutschland erhältlichen Geräte der Google-Tochter Nest getestet. Bisher waren diese nicht offiziell in Deutschland zu haben, nun will man mit smarten Kameras, Rauchmeldern aber auch Thermostaten hierzulande durchstarten. In diesem Beitrag soll es kurz um die Outdoor-Variante der Nest Cam gehen, die – der Name verrät es – für den Außeneinsatz prädestiniert ist. Ich werde diesen Test kurz halten, da vieles von der Software und dem Dienst abhängig ist. Da unterscheidet sich die Outdoor Cam nicht von der Indoor-Variante.

Ich greife ein wenig vorweg: Ich beschrieb die Nest Cam Indoor als die beste Smart Home-Kamera mit Cloud-Anbindung, die ich nicht wirklich empfehlen kann, wenn man meiner Meinung übereinstimmt. Man kann mit den Kameras durchgängig überwachen, komplette Cloud-Speicherung. Kauft man die Kamera – und das sind 199 Euro – dann hat man nur Zugriff auf die letzten 3 Stunden.

Das finde ich ein unmögliches, fast unbrauchbares Modell. Das ist zu wenig. Ich muss also immer Zugriff auf das Smartphone und Internet haben, wenn ich beispielsweise über einen Einbruch informiert werden will. Verlasse ich um 7 das Haus und es wird um 8 eingebrochen, dann sehe ich um 12 Uhr noch maximal Inhalte von 9 Uhr.

Heißt: Der Zeitraum ist kurz. Für ein Mehr muss man ein Cloud-Abo namens Cloud Aware abschließen. Dieses Abo kann man monatlich oder jährlich abschließen. Vollzugriff auf die letzten 10 Tage der Aufzeichnung kosten 10 Euro im Monat oder 100 Euro im Jahr. Vollzugriff auf die Speicherung der letzten 30 Tage liegt bei 30 Euro im Monat – oder 300 Euro im Jahr.

Bei einer Streamingqualität von 720p benötigt jede Kamera monatlich 60 bis 160 GB Uploadbandbreite. Bei einer Streamingqualität von 1080p benötigt jede Kamera monatlich 140 bis 380 GB Uploadbandbreite. Sollte man dran denken eventuell.

Nutzt man das Monats-Abo, so kann man dieses monatlich kündigen. Und wenn man mehr als eine Cam hat? Dann muss man zusätzlich latzen. Ist nicht der volle Preis, sondern „nur“ 50 Prozent dessen, was die Erstcam kostet. Im Jahresabo kosten 2 Cams also 150, btw. 450 Euro. Wenn das für euch ok, ist, dann gut.

Lest euch unbedingt meinen Test zur Indoor-Variante der Cam durch, da steht drin, was ihr noch bekommt, wenn ihr kostenpflichtig Nest Aware nutzt – denn Überwachungszonen lassen sich kostenlos auch nicht erstellen. Die Software ist super, die Indoor- und die Outdoor-Variante qualitätstechnisch auch.

Die Outdoor-Cam von Nest ist für draußen, soll also Wind und Wasser trotzen (IP65). Im Gegensatz zur Netgear Arlo für den Außeneinsatz ist die Nest Outdoor Cam per Netzkabel an den Strom anzuschließen. Das ist kein Nachteil, das hat einen guten Grund.

Admin-Interface, Live-Ansicht:

Nachts, Mobile Ansicht:

Die Netgear Arlo-Lösung zeichnet auf Wunsch bei Bewegung auf, für den Dauereinsatz müsste man sicherlich alle paar Stunden die Batterien wechseln. Das entfällt bei der Nest Outdoor Cam, da diese am Strom hängt. Sie muss logischerweise dort aufgehangen werden, wo Zugang zu einer Steckdose ist – und WLAN vorhanden ist. Kabel sind natürlich immer Müll, aber geht halt nicht anders.

Die Verarbeitung der Nest Outdoor Cam ist klasse, auch die Kabel erscheinen sehr wertig. Sie sind vor allem eines: ausreichend lang. Hier kann der Nutzer selbst entscheiden: Reichen ihm die 2 Meter von der Kamera, oder will man das zusätzliche, 5 Meter lange Zusatzkabel auch anschließen. Das sind Kleinigkeiten, aber die machen es aus.

Definierbare Zone zum Überwachen (nur Nest Aware)

Zur Außenmontage muss die Kamera bestenfalls irgendwo angebracht werden, Wandhalterung, Aufsatz, Schrauben und Kabelfixierer sind im Lieferumfang enthalten. Hierbei fungiert die fest anzubringende Wandhalterung nur zur groben Fixierung, die genaue Justierung der Kamera kann über einen Magneten erfolgen.

Hat man die 199 Euro teure Kamera im Außenbereich angebracht, dann kann es auch schon losgehen. Man verbindet diese in wenigen Augenblicken mit dem Konto, bzw. der App, wie in meinem Indor Cam-Test beschrieben und kann dann überwachen. Achtung: Die Cam unterstützt nur 2,4 GHz Netzwerke!

Kamera-Freigabe:

Die Nest Cam Outdoor bietet 1080p Auflösung an (30 Bilder pro Sekunde), man kann auch 8fach digital an etwas heranzoomen. In der App lässt sich justieren, wie was funktionierten soll. Man kann zu überwachende Zeiten einstellen, man kann wählen, ob man per Mail oder Push eine Benachrichtigung erhält, wenn eine Aktivität wahrgenommen wurden. Praktisch: Man kann die Kamera so justieren, dass sie automatisch aufpasst, wenn man das Haus verlässt – und sie nichts macht, wenn man (bzw. das eigene Smartphone) im Haus ist.

Man kann nicht nur live im Browser oder auf dem Smartphone nachschauen, man kann den Stream auch öffentlich oder per Passwort geschützt freigeben. Super Sache. Nachts nutzt die Nest Outdoor Cam acht Infrarot-LEDs (850 nm) mit IR-Sperrfilter. Sie zeigt nicht nur das Bild an, sondern kann auch Ton übertragen. Das funktioniert in beide Richtungen, sie hat also Mikrofon und Lautsprecher.

Eine Art Fazit? Fällt ähnlich der Indoor-Variante aus. Wer mit dem Abo-Modell und der Cloud leben kann, der findet eine super Lösung vor. Die Einrichtung ist simpel, die App logisch aufgebaut. Sollte jeder mit klarkommen. Alle versprochenen Features funktionierten in meinem Test tadellos. Mein Kritikpunkt ist weiterhin die recht kurze Zeit, die im Gratis-Paket mit drin ist.

Perfekt ist natürlich keine Lösung. Fällt die Internet aus, nimmt die Kamera nichts auf. Findet ein Einbrecher die Netzversorgung und trennt diese, so wird ebenfalls nichts aufgenommen. Deshalb vielleicht nicht so gut sichtbar anbringen.

tl;dr: Gute Hard- und Software. Ausreichend langes Kabel anbei. Automatische und manuell justierbare Bildqualität (360p, 720p, 1080p oder Automodus) gut. Grundausstattung in Sachen Cloud-Recording sehr mager.

Die Produkte von Nest bekommt ihr mittlerweile bei diversen Händlern. Natürlich im Google Store, bei Cyberport oder auch Amazon.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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10 Kommentare

  1. Ich finde das Konzept von solchen Kameras auch toll, aber die Tatsache, dass man die Kamera dann hoch genug haengen muss, damit der Einbrecher das Kabel nicht durchschneiden kann, fuehrt doch zu toten Winkeln, oder nicht?
    Und dann muesste man bei einem Haus mindestens 4 Kameras aufhaengen, um die 4 Seiten abzudecken, was dann teilweise aber je nach Bauart des Hauses auch nicht reicht. Und das bei den Kosten… Nettes Konzept, aber da sind auf langfristige Sicht wahrscheinlich die Kosten durch den Einbruch geringer.

  2. Welche guten Alternativen gibt es?

  3. checkit53 says:

    Ist da eine Speicherung auf nem NAS/eigenen Server auf lange Sicht nicht günstiger?

  4. Henry Jones jr. says:

    Beim Lesen des Artikels fällt mir auf, wie blöd es eigentlich ist, dass unser Internet/Telefon-Anschluss sichtbar über die Hauswand ins Innere gelegt ist. Eine Kamera wie diese hier, wäre da relativ sinnfrei…

  5. Ich will gar nicht alles in der Cloud. Das nervt tierisch.

  6. Die Nest Cam ist zwar eine Kamera, man muss sie aber als Sicherheitskonzept begreifen. Erst dann sind die Kosten dahinter ansatzweise zu verstehen und die Bequemlichkeit wert zu schätzen.

    Fangen wir einmal mit der Zielgruppe an. Die besteht nicht unbedingt aus denen, die in der WG überprüfen wollen, wer nun den letzten Joghurt gegessen hat. Es sind eher um ihre Sicherheit bedachte Privatleute und Kleinunternehmer.

    Sicherheit kann in diesem Zusammenhang bedeuten, dass man den möglichen Einbrecher identifizieren kann, geht aber auch in Richtung Kinder-, Heimtier-, Arbeitnehmer- oder Kundenüberwachung.

    Wenn für den User etwas bedroht scheint, sind die Kosten auf einmal nicht mehr ganz so wichtig. Vom vermögenden Privatmann bis zum Ladenbesitzer, die Zielgruppe ist gigantisch.

    Die juckt es nicht, wenn sie dafür monatlich Geld abdrücken müssen. Das muss man einfach mal so schlucken. Und nein, Lösungen wie von Synology sind keine Alternative, die sind weder einfach noch praktisch. Der User von heute will vom eigenen Smartphone mal eben checken, ob zu Hause die Bude noch steht oder ihn seine Mitarbeiter beklauen. Die Erkennung von Personen kann eine selbst gebaute Lösung eh nicht bieten, spätestens da zieht Nest dann den Cloud Joker.

    Ich bin ebenfalls kein Kunde für Nest. Dafür habe ich schlicht nicht genug zu schützen und ein zu geringes Interesse an Überwachung. Wenn ich jemandem allerdings etwas empfehlen müsste, der es einfach und bequem will, wäre es Nest. Tolles Produkt.

  7. Meine Kameras schreiben bei Bewegung oder ständig aus NAS. Das war nicht schwer und gute Netzwerkkameras gibt es für um 100 Euro.

  8. @Ronny

    Das mag richtig sein, du verkennst aber, dass es die große Mehrheit der Nutzer das nicht kann und vor allem nicht will. Selbst ich, der ich beruflich mit IT zu tun habe, habe nicht die Lust und die Nerven, mir so eine Lösung zusammen zu bauen und zu warten.

    Nest verspricht wie viele andere Firmen eine Fire&Forget Lösung. Einmal einrichten und danach vergessen.

  9. Gibt es eigentlich irgendwelche Erfahrungen bzw. Statistiken inwieweit sich die Aufklärung von Einbrüchen durch Kameraüberwachung steigert? Ein geübter Dieb wird sich von einer sichtbaren Kamera abwenden (nach unten schauen) und man wird nichts brauchbares erkennen auf den schönen (teuren) HD Bildern. Man braucht eher was unauffälliges womit der Täter nicht rechnet.

  10. Da ich gerade erst die Outdoor Cam getestet habe, kann ich vielleicht noch was beitragen: Im Gegensatz zu einer reinen Aufnahme, die man nach einem Zwischenfall auswerten kann, bekommt man bei Nest sofort eine Benachrichtigung zur App wenn etwas auffälliges passiert und man hat sogar die Möglichkeit, Sprachnachrichten an der Kamera auszugeben. Die Kamera funktioniert also auch noch wie eine Gegensprechanlage was in vielen Fällen praktisch sein kann. Für mich ist das ein deutlicher Mehrwert im Vergleich zu einer einfachen Aufnahme-Lösung.

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