Ausprobiert: Die Huami Amazfit GTS

Erst kürzlich hatte euch André die Amazfit GTR von Huami vorgestellt, eine Smartwatch, von der er letztendlich positiv überrascht gewesen ist und die für rund 130 Euro doch auch reichlich Funktionen mitbringt. Im August hatte das Unternehmen aber noch gleich drei weitere Wearables fürs Handgelenk präsentiert, darunter auch die Amazfit GTS, die auf den ersten Blick doch sehr an ein beliebtes Produkt mit Apfel-Logo erinnert. Ob da aber auch noch mehr „kopiert“ worden ist und ob man hier als Käufer nicht eventuell zu sehr vom Äußeren geblendet wird – das konnte ich in den vergangenen Tagen ausprobieren und habe die Amazfit GTS dafür parallel zu meiner Series 4 ans Handgelenk gebunden. Die eine links, die andere rechts – Ingo-Appelt-Fans wissen, was ich meine.

Spezifikationen Huami Amazfit GTS:

  • Display: 1,65-Zoll AMOLED, Auflösung 348 × 442, 326 PPI, 2,5D Gorilla Glass 3
  • Akku: 220 mAh, 14 Tage Laufzeit laut Hersteller (bis zu 46 im Standby)
  • Konnektivität: Bluetooth 5.0, GPS, GLONASS, NFC (bisher lediglich in China für Bezahlvorgänge nutzbar)
  • wasserdicht: ja, nach ATM 5 (also geeignet für Baden, Duschen oder Händewaschen, Tauchen in niedriger Tiefe)
  • Abmessungen: 43,25 × 36,25 × 9,4 mm, 24,8 g Gewicht
  • Erfordert Amazfit-App (Android, iOS)

Im Lieferumfang der Uhr befindet sich zusätzlich zum Gerät natürlich noch ein wenig Anleitungsmaterial, aber auch ein magnetisches Ladedock, mit dem sich die Uhr bei Bedarf aufladen lässt. Zur Einrichtung der Amazfit GTS benötigt ihr außerdem die kostenlos in den jeweiligen Stores erhältliche App des Unternehmens, mit der ihr eure Uhr dann per QR-Code scannt und mit eurem frisch erstellten Amazfit-Konto verknüpft. Ich hatte ja persönlich so meine eigene, nicht ganz faire negative, Meinung zur Uhr, nachdem ich mir das Design im Vorfeld mal genauer angeschaut habe. Auf den ersten Blick könnte man echt meinen, dass die Entwickler da etwas zu auffällig von Apple kopiert haben könnten, denn allein schon Form, Displayglas und Größe kommen schon sehr nah ran.

Die Verarbeitung der Uhr selbst ist wirklich sehr gut, das hatte ich tatsächlich anders erwartet. Keine störenden, scharfen Kanten oder Nähte und auch das Display schließt angenehm sauber mit dem Rahmen ab. Lediglich der mittig an der rechten Seite angebrachte Knopf (nicht drehbar) ist trotz fehlender Scroll-Funktion drehbar und knarzt dabei auffällig. Doch das ist meiner Meinung nach auch irgendwie Meckern am falschen Ende, da hier eigentlich nicht gedreht werden muss – erwähnt haben wollte ich es dennoch.

Was mir nicht so gut gefällt, ist die Länge des mitgelieferten Armbands. Hier habe ich mit meinen einigermaßen kräftigen Unterarmen gerade einmal noch vier Löcher frei. Vielleicht hat Huami das Gerät aber auch mehr auf allgemein schmalere Frauen-Unterarme ausgelegt. So kann meine Frau sich absolut nicht beklagen beim Anlegen, da bleibt noch reichlich Platz am Armband. Ebenso wenig gefällt mir das Grau des Armbands, doch hier sind noch fünf weitere Farben wählbar, die allesamt besser aussehen: Schwarz, Blau, Rot, Rosé und Beige/Gold.

Wie bereits erwähnt, wird die Amazfit GTS über die zusätzliche Smartphone-App eingerichtet, verknüpft und später auch verwaltet. Die Uhr setzt auf ein eigenes proprietäres Betriebssystem, ist also nicht mit Wear OS ausgestattet. Das System ist relativ schlank und lässt sich daher auch einigermaßen ruckelfrei bedienen und schont den Akku. „Einigermaßen“ ruckelfrei deswegen, weil es schon hin und wieder etwas hinterher lahmt beim Scrollen durchs Menü. Das finde ich aber weniger dramatisch, gerade in Anbetracht der Laufzeit der Uhr, die sie dank des schlanken Systems erreichen kann.

Den Funktionsumfang der Amazfit GTS kennt man auch von den meisten anderen Smartwatches dieses Preissegments: Bewegungs- und Schlaftracking, Anzeige von Wetterinformationen und App-Benachrichtigungen, Aufzeichnen von sportlichen Aktivitäten, Wecker, Erinnerungen, Timer, Kompass und eine Möglichkeit, das verbundene Handy klingeln zu lassen, wenn man es mal verlegt haben sollte. Auch könnt ihr euer Watchface einfach mit dem Finger gedrückt halten und anschließend die einzelnen Komplikationen verändern, ihnen also andere Widgets zuweisen. Wollt ihr ein völlig neues Watchface, dann gibt es den entsprechenden Punkt hierfür in der App, wo euch allerhand Watchfaces aus der Community zur freien Verfügung stehen.

Nun habe ich die Uhr schon einige Tage um, habe sie aber zu Beginn des Tests erst einmal vollständig über das magnetische Ladedock aufgeladen. Nach gut einer Woche Benutzung mit vier Sporteinheiten á 70 Minuten Tracking, Schlafaufzeichnung, alle fünf Minuten Pulsmessung, gelegentlicher Musiksteuerung (einen eigenen Speicher für die Offline-Nutzung von Spotify und Co. besitzt die Uhr nicht) und eben GPS-Nutzung während meiner Aktivitäten außer Haus, käme ich sicherlich auf gut 60-70 Prozent Restladung, hätte es mein Sohn nicht zwischendurch zu gut mit mir gemeint und die Uhr nach einigen Tagen in einem unbeaufsichtigten Moment auf die Ladeschale gelegt… Doch auch jetzt kann ich schon wieder gut beobachten, wie die tägliche Nutzung mitsamt Sport und Co. dennoch nur wenig am Akku knabbert und ich die zwei Wochen zumindest in dem „Setup“, wie ich es nutze, sehr gut mit der Uhr über die Runden kommen werde.

In der App lässt sich zudem einstellen, dass die Uhr in einem festgelegten Zeitraum nicht mehr aufleuchtet, wenn sich das Handgelenk zum Draufschauen dreht, was ansonsten doch sehr in der Nacht stören könnte. Verglichen mit der Apple Watch gleichen sich die errechneten Angaben für gelaufene Schritte und auch der ermittelte Puls doch sehr. Grundsätzlich bin ich für eine Smartwatch für irgendwas zwischen 120 und 150 Euro (in China soll die Uhr etwa 112 Euro kosten) doch schon sehr zufrieden, was die Zuverlässigkeit dieser angeht. Die Software ist bei Weitem nicht perfekt zu Ende gedacht, das merkt man schon bei einigen Lokalisierungsfehlern („Mit -teilungen“), doch von der Einrichtung über die Anpassung bis hin zur Bedienung kann ich hier nur wenig zu meckern finden. Die Steuerung von Musik hakt noch etwas hinterher, Eingaben wie Start, Pause oder Lauter/Leiser erfolgen hier etwas zeitversetzt.

Das AMOLED-Display macht einen wirklich guten Eindruck, die Texte sind klar zu erkennen und die maximale Helligkeit (auch automatisch einstellbar) taugt auch dafür, selbst bei knalligem Sonnenschein noch etwas auf dem Bildschirm erkennen zu können. App-Benachrichtigungen kamen im Testzeitraum leider nicht immer ganz zuverlässig an, ich konnte bisher aber noch nicht wirklich erkennen, ob es hier an der Synchronisation seitens der verbundenen App hapert oder ob die Uhr selbst Probleme bereitet. Jede dritte oder vierte Mail bekam ich so beispielsweise gar nicht mit, SMS und WhatsApp klappten da schon zuverlässiger und auch bei eingehenden Anrufen reagiert das System der GTS angenehm schnell und sorgt für ein gut spürbares Vibrieren der Uhr.

-> UPDATE 06.10.2019: Nachdem die Uhr jüngst ein Firmware-Update erhalten hat, erreicht keine einzige App-Benachrichtigung (bis auf den Kalender) mehr das Display der Uhr und auch die Mit -teilungen-App auf der Smartwatch selbst zeigt keine Neuigkeiten an. Anrufe werden indes weiterhin auf dem Display ohne Verzögerung und mit Vibration mitgeteilt. Ich hoffe einfach mal, dass es sich hier um ein schnell zu behebendes Problem handelt, da App-Benachrichtigungen meiner Meinung nach zu den Kernfunktionen einer smarten Uhr gehören. Da es sich beim verknüpften Smartphone um ein Gerät mit Android One handelt, sorgt auch keine MIUI-Deep-Sleep-Einschränkung für den Fehler.

Erst recht spät konnte ich dann in den Einstellungen der Uhr entdecken, dass die GTS sogar über ein Always-On-Display (AOD) verfügen kann, auf dem sich zumindest der Tag und die Uhrzeit erkennen lassen. Das saugt den Akku natürlich schneller leer als ohne aktiviertes AOD, sieht dafür aber gut aus und ist hilfreich, wenn man nur mal schnell auf die Uhr schauen will, ohne das Handgelenk dafür zu drehen. Dank der Wischgesten (vor, zurück, hoch und runter scrollen) reicht der eine Knopf an der Seite auch vollkommen aus, mit dem sich eigentlich nur das Display an- und ausschalten lässt und ihr auf den Homescreen zurückkommen könnt.

Am Ende entscheidet natürlich auch wieder der Preis, ob die Amazfit GTS ihre Fans finden wird. Für rund 129 Euro ist das Gerät bereits bei vielen Onlinestores gelistet, Veröffentlichungsdatum ist der 30. September. Huami hat es geschafft, ein bekanntes Design gut zu übernehmen und sein proprietäres Betriebssystem so zuverlässig hinzubekommen, dass es nur recht wenig Angriffsfläche bietet, sich darüber zu beschweren – immer im Hinblick auf die verbaute Hardware. Die Tracking-Funktionen klappen sehr gut, die zugehörige App bietet reichlich Spielraum für Anpassungen und lässt die Uhr auch noch komfortabel einrichten und verknüpfen. (Siehe Update bzgl. der App-Benachrichtigungen oben im Text – hier muss schnellstens nachgebessert werden!) In meinem Bekanntenkreis kam die Uhr zumindest fast durchgehend gut weg beim Ersteindruck, zumal viele tatsächlich fragten, ob ich meiner Series 4 einfach nur ein neues Armband verpasst hätte und haben erst auf den zweiten Blick bemerkt, dass es sich um eine andere Uhr handelt.

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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60 Kommentare

  1. Gibt es eigentlich auch bei anderen Besitzern der Uhr das Problem, dass die Uhr sich manchmal einfach von selbst ausschaltet? Da wundert man sich manchmal, wieso ständig Nachrichten auf dem Handy aufleuchten, aber die Uhr nicht vibriert.

  2. Kann man mit der GTS Schritte auch zählen, wenn man sich in einem Gebäude befindet, dort aber keinen GPS Empfang hat?

    • Wolfgang D. says:

      @Rudi

      Schritte werden mit dem Bewegungssensor des Gerätes gezählt, GPS ist dafür viel zu ungenau. Also, ja.

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