Anker Soundcore Spirit X2: True-Wireless-Kopfhörer von schwerem Kaliber

Anker hatte die neuen Sport-Kopfhörer Soundcore Spirit X2 bereits im September 2019 vorgestellt. Eigentlich sollten sie dann auch im selben Monat verfügbar sein, verschoben sich aber immer wieder. Nun ist es dann doch einmal so weit, und für 119,99 Euro sind die Spirit X2 ab dem 3. Juni 2020 endlich im deutschen Handel zu haben. Für einen Test habe ich mir die Earbuds einmal angeschaut oder besser gesagt: angehört.

Ich hatte mich schon lange auf die Anker Soundcore Spirit X2 gefreut und war somit etwas enttäuscht, dass die Ohrstöpsel so oft verschoben worden sind. Am Ende halte ich sie nun in Händen und habe auch schon einige Joggingrunden mit ihnen gedreht. Hier sind einmal für euch die wichtigsten Eckdaten der True-Wireless-Kopfhörer, welche Anker speziell für den Sport bewirbt.

Technische Eckdaten Anker Soundcore Spirit X2

  • True-Wireless-Kopfhörer mit Earwings
  • Verbindung via Bluetooth 5.0
  • 12-mm-Treiber
  • Akkulaufzeit: ca. 9 Stunden
  • 10 Minuten Aufladen reichen für 1,5 Stunden Betrieb
  • Aufladung über die Ladeschale mit USB Typ-C
  • Mikrofone zur Rauschunterdrückung bei Anrufen
  • Codecs: Qualcomm aptX, SBC, AAC
  • IP68 und Sweat Guard zum Schutz gegen Feuchtigkeit
  • Preis: 119,99 Euro

Wie ihr seht, sollten die Soundcore Spirit X2 also ein guter Begleiter für den Sport sein. Laut Anker lassen sie auch die Bässe ordentlich pumpen, was für Leute spannend sein dürfte, die beatlastige bzw. rhythmusbetonte Musik hören. Sie unterstützen auch Qualcomm aptX, was für stabile Verbindungen mit hochwertiger Übertragung zuständig sein soll. Oft fragt ihr in den Kommentaren danach, da hat Qualcomms Marketing wohl super gefruchtet – denn AAC tut es normalerweise auch, lediglich SBC wäre enttäuschend.

Ausstattung und Verarbeitung

Die Anker Spirit X2 werden in einem recht großen Karton geliefert, der direkt mit fetten Lettern auf „Epic Bass“ hinweist. Selbst das Produktbild kann dabei nicht verhehlen, das die Kopfhörer eher klobig geraten sind. Im Inneren findet ihr dann neben den Kopfhörern selbst und etwas Papierkram natürlich das Ladecase, ein Kabel für USB Typ-C zur Aufladung, drei kleine Umhüllungen für die Earbuds sowie insgesamt fünf Eartips.

Die Ladeschale sammelt bei mir Punkte, denn sie ist aus mattem Plastik und damit eher unempfindlich gegenüber Fingerabdrücken. Außerdem gibt es an der vorderen Außenseite drei kleine LEDs, welche den Ladestand aufzeigen. An der Rückseite ist ein kleiner Button. Je mehr LEDs nach dem Druck darauf aufleuchten, desto höher die Ladung der Schale. Der Button kann zudem durch längeres Drücken für einen Werksreset genutzt werden.

Ebenfalls an der Rückseite sitzt der Ladeport (USB Typ-C). Das einzige, was mich etwas gestört hat, ist das frickelige Aufsetzen der Earbud-Umhüllungen. Zudem kommt mir das Silikon etwas zu laberig vor und sitzt auch nicht so fest, wie ich mir das gewünscht hätte. Beim Herausnehmen der Earbuds ist es mir sporadisch leicht verrutscht.

Die Kopfhörer selbst wirken sehr robust, auch wenn man das Design als eher rustikal bezeichnen kann. Mit ihren Earhooks sind die Anker Soundcore Spirit X2 schon recht klobig geraten. Dezent wirken sie jedenfalls nicht, im Alltag wird jeder erkennen, wenn ihr die Ohrstöpsel nutzt. Aber Anker bewirbt sie, im Gegensatz zu etwa den Liberty Air 2, auch nicht als Alltags-Kopfhörer, sondern als Sport-Accessoire.

Kurzer Hinweis: Die Spirit X2 sind nach Schutzklasse IP68 gegen Schmutz und Wasser resistent, also auch fürs Schwimmen oder Joggen im Regen tauglich. Allerdings rät der Hersteller von der Verwendung in etwa Dusche und Sauna ab, weil die Kopfhörer zwar wasserdicht, aber nicht komplett wasserdampfdicht sind. Das Lade-Case ist zudem gar nicht wasserdicht.

Tragekomfort

Leider muss ich den Anker Soundcore Spirit X2 beim Tragekomfort ein paar Punkte abziehen. Bedenkt aber dabei: Jedes Ohr ist anders. Was mir Probleme bereitet, kann bei euch völlig angenehm wirken. Zunächst konnte ich die Kopfhörer nicht angenehm in Kombination mit einer Brille oder Schutzmaske nutzen. Da sich die Spirit X2 recht eng ans Ohr pressen, führte selbst meine sehr dünne und leichte Brille in Kombination mit den Kopfhörern zu einem störenden Druckgefühl.

Ich habe generell mal alle Aufsätze durchprobiert – es liegen drei Paar Aufsätze für die Earbuds bei und fünf Paar Eartips. Ich blieb bei den zweitgrößten Eartips und den größten Rundherum-Aufsätzen hängen. Durch die recht großen Earwings, welche an die Beats Powerbeats erinnern, stellte sich bei mir aber jeweils nach recht kurzer Tragezeit von 30 Minuten bereits ein Druckgefühl an den Ohren ein. Daran konnte auch ein Wechseln der Aufsätze nichts ändern.

Fest saßen die Anker Soundcore Spirit X2, das muss man ihnen lassen: Ich konnte perfekt damit Joggen gehen und musste nicht herumfummeln. Im Bezug auf diesen Aspekt hatte ich also keine Klagen, sucht man sich die für sich passenden Aufsätze heraus, dann sind diese Kopfhörer beim Sport ein strammer Begleiter – in meinem Fall eben leider etwas zu stramm.

Klang

Bass, Bass, Bass – Anker kommt gar nicht mehr davon weg, die Soundcore Spirit X2 mit ihrer Basswiedergabe zu bewerben. Dazu habe man hinter den 12-mm-Audiotreibern eine zusätzliche Akustik-Kammer platziert, heißt es seitens des Unternehmens. BassUp soll dabei in Echtzeit das abgespielte Material analysieren und entsprechend die tiefen Frequenzen erhöhen. Und tatsächlich wummern diese Kopfhörer ziemlich deftig los, das muss man ihnen zugestehen.

Doch wie es meistens so ist: Unter den sehr kräftigen und dominanten Bässen leiden andere Bereiche. So fehlt mir bei den Spirit X2 etwas die Dynamik. Der Sound ist eben sehr bassbetont und vor allem die Höhen sind gedämpft. Wer gerne rhythmusbetonte Musik hört, wird sich daran nicht stören, da ich jedoch eher zu melodiebetonter Musik mit intensiven Spitzen neige, Dreampop, Shoegaze, Indie Rock / Pop / Folk und Singer / Songwriter, bin ich mit dem für mich etwas breiigen Sound nicht vollkommen glücklich.

Power haben die Anker Soundcore Spirit X2 also und auch die passive Geräuschunterdrückung ist ziemlich gut – sind ja auch ordentliche Kaliber, diese Kopfhörer im Powerbeats-Look. Aber mir fehlt eben die Differenzierung. Wer es mehr auf rohe Kraft im Bassbereich abgesehen hat, der wird aber mit dem Klang vermutlich sehr zufrieden sein.

Weitere Anmerkungen

Die Anker Soundcore Spirit X2 kommen ohne eine Anbindung an die offizielle Soundcore-App des Herstellers aus, was mich eher überrascht hat. Somit gibt es da auch keine anpassbaren Bedienfunktionen an den Earbuds, keine automatischen Pause-Modi oder Vernetzungen mit Sprachassistenten. Diese Kopfhörer sind für den Sport gedacht – ohne viel Schnickschnack. Es finden sich an den Stöpseln aber jeweils zwei Tasten pro Earbud, über die sich die Wiedergabe stoppen / starten und die Lautstärke senken / erhöhen lässt.

Telefonate sind mit den Spirit X2 ebenfalls möglich. Mir wurde eine Sprachqualität attestiert, die „in Ordnung“ sei. Es gibt da aber bessere Modelle, die Honor Magic Earbuds etwa sollen laut meinen Gesprächspartnern einen besseren Job erledigt haben. Aber es sind normale Telefonate möglich, ohne akustische Probleme.

Akkulaufzeit? Das kommt gut hin mit Ankers Angabe von ca. neun Stunden, eher kam ich sogar noch etwas länger zurecht. Natürlich beeinflusst aber die Lautstärke die Laufzeit. Mit der Ladeschale könnt ihr übrigens dreimal komplett aufladen, erst dann müsst ihr eine Steckdose aufsuchen.

Mein Fazit

Oft beschwere ich mich in meinen Kopfhörer-Tests darüber, dass die Modelle der Hersteller bei mir zu lose sitzen. Bei den Soundcore Spirit X2 von Anker habe ich nun das Problem, dass jene zwar beim Sport perfekt halten, dafür aber durch ihre großen und strammen Earwings zu viel Druck auf meine Ohren ausüben – Kombinationen mit Brille und / oder Schutzmaske sorgten gar für einen leichten Schmerz.

Jedes Ohr ist anders, vielleicht sind die Anker Soundcore Spirit X2 für euch in jenem Bezug perfekt geeignet – bei mir passte es mit der Ergonomie leider nicht. Der Sound wiederum gefiel mir durchaus, eignet sich aber vor allem für Hörer beatlastiger Klänge, denn die Bässe sind extrem dominant. Nun ja, schon auf der Verpackung prangt fett „Epic Bass“, da weiß man was einen erwartet.

Die Verarbeitung der Kopfhörer passt ebenfalls und auch das bei vielen Kommentatoren übermäßig geliebte aptX ist an Bord. Solltet ihr also fest sitzende Sport-Kopfhörer ohne Kabel suchen und viel rhythmusbetonte Musik hören sowie mit dieser Art von Earhooks zurechtkommen, dann sind die Anker Soundcore Spirit X2 für euch vielleicht genau das Richtige.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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6 Kommentare

  1. Echt schade, wenn man Brillenträger ist.

    • Ja, genau wie On-Ears. Hatte mir welche von JBL gekauft, klanglich völlig in Ordnung aber nach 20 Minuten taten mir die Ohren echt weh und das hielt tagelang an. Das Ohr war zwischen dem Kopfhörer und den Bügeln der Brille eingequetscht. Unschön. Bleiben fast nur In-Ears übrig, auch bei Over-Ears kann es unangenehm sein. Wann kommen endlich Cyborg-Augen, am besten mit Zoom.

  2. Bass, Bass, Bass… von neutraler Wiedergabe sind wir damit wohl weit entfernt

  3. Hm, das überzeugt mich nicht. Da bekomme ich bei Jabra, für meinen Gebrauch, das passendere Paket. Für mich müssen Sporthörer klein sein, da wäre mir das hier zu viel. Und ich habe jetzt wieder bei intensiven Tests von Jabra 85h und Beyerdynamic Lagoon gemerkt: der ausgewogene Klang ist eher meiner, Fokus nur auf Bass eher nicht.

    Aber jeder Jeck ist anders 😉

    Danke für den Test!

  4. Sieht für mich nicht wirklich danach aus, dass man mit diesen Monstern gut laufen kann. Ich glaube auch nicht, dass meine Garmin Sportuhr AptX kann, für mich daher unnötig.
    Habe selbst die Soundcore Liberty Neo (35€), die sitzen prima auch bei langen Läufen und klingen ganz ok.

  5. Solche fetten Teile, aber dann „nur“ rund 9 Stunden Laufzeit sind eigentlich echt schwach…

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