Android und die Suchmaschinenauswahl: DuckDuckGo, GMX und Info.com

Wir alles haben es seinerzeit mitbekommen: Die EU-Kommission ist gegen Google vorgegangen, was auch dazu führte, dass Nutzer sich einen Browser und eine Suchmaschine aussuchen können, wenn sie ein Android-Smartphone einrichten. Für dieses Jahr kündigte Google bereits im Sommer 2019 eine weitere Änderung an. Android-Nutzer werden dann auch die Möglichkeit haben, die Standard-Suchmaschine für die Search-Box auf dem Homescreen und im Browser (Chrome, falls denn installiert) festzulegen. Je nach Land werden da unterschiedliche Angebote zur Auswahl angezeigt.

EU-Bürger, die ab dem 1. März Android-Geräte einrichten, haben die Wahl zwischen vier Suchmaschinen, einschließlich Google. Der von den Nutzern gewählte Anbieter wird zum Standard für Suchvorgänge in Chrome und im Suchfeld auf dem Startbildschirm von Android.

Das Medium TheVerge beschreibt nun, wie das Ganze abläuft. Witzig finde ich die Sache, dass Google sich es trotz des Beschlusses der Kartellbehörden leisten kann, Geld für Platzierungen einzufahren. Die Suchmaschinen, die neuen Nutzern angezeigt werden, variieren je nach EU-Land, wobei die Auswahl auf der Grundlage eines Auktionssystems erfolgt. Jeder Anbieter teilt Google mit, wie viel er bereit ist, das Unternehmen jedes Mal zu bezahlen, wenn ein Nutzer sein Produkt als Standard auswählt.

Die drei Höchstbietenden werden dann den Nutzern angezeigt, wobei der ausgewählte Anbieter Google den Betrag zahlt, der vom vierthöchsten Gebot angeboten wird. Dieser Vorgang wiederholt sich alle vier Monate.

All dies bedeutet laut TheVerge, dass die Auswahlmöglichkeiten, die Google den Nutzern zeigt, nicht unbedingt die Beliebtheit einer Suchmaschine in diesem Land widerspiegeln. Sie zeigt vielmehr, wie viel der Anbieter für Nutzer zu zahlen bereit ist.

Als Google im vergangenen August das Auktionssystem ankündigte, waren die konkurrierenden Suchanbieter nicht zufrieden. Eric Leandri, CEO der Suchmaschine Qwant, sagte, es sei ein „völliger Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung von Google“, „nur um Geld zu bitten, um einen Vorschlag für Alternativen vorzulegen“. Gabriel Weinberg, CEO von DuckDuckGo, sagte bei der Auktion, dies bedeutete, „Google wird auf Kosten des Wettbewerbs profitieren.“

Der CEO von Ecosia boykottierte die Auktion vollständig. In einer Presseerklärung sagte Christian Kroll, dass Googles Entscheidung „im Widerspruch zum Geist der Entscheidung der EU-Kommission vom Juli 2018“ stehe. Kroll sagte auch, Ecosia werde seine Bedenken „über Googles monopolistisches Verhalten gegenüber den Gesetzgebern der Europäischen Union“ äußern.

Die drei Suchmaschinen abseits Google, die bei uns in der ersten Runde auftauchen? DuckDuckGo, GMX, und Info.com. Info.com? Kennt wahrscheinlich niemand, aber die greifen unter anderem auch auf Suchergebnisse von Microsoft zurück und haben anscheinend tief in die Tasche gegriffen. Davon ab: Das sind Vorschläge. Jedem steht es natürlich weiterhin frei, etwas anderes zu nutzen.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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13 Kommentare

  1. Ich nutze DuckDuckGo nun seit gefühlt n Jahr und Google super super selten. Eine Frechheit den Suchmaschinen Geld abzunehmen um in diese Liste zu kommen. Das geht echt mal garnicht…

    • Android programmiert sich nicht für Lau, irgendwie muss halt Geld rein kommen… Google verdient sein Geld mit Werbung. Macht für die Hersteller ein kostenloses System, damit sie mehr Werbung verkaufen können. Jetzt fallen die Einnahmen weg, und gehen zu einer anderen Suchmaschine. Jetzt hat DuckDuckGo zB die Werbeeinnahmen. Wie soll Android dann finanziert werden? Also entweder muss doch ein Lizenzmodell her (was dann letztendlich wieder als AUfpreis auf die ENdgeräte kommt, der Kunde also zahlt), oder der Dienstbetreiber muss einen Teil der Einnahmen, die er durch die auf Android gezeigtge Werbung bekommt, halt an das Grundsystem abführen.
      Was ist an dem Vorgehen jetzt eine Frechheit???

      • Das bezieht sich wohl auf den Umstand, dass Google hier die Regeln der EU etwas speziell auslegt. Die hatte festgestellt, dass Google eine marktbeherrschende Stellung hat und Google deshalb dem Nutzer eine Auswahl an Suchmaschinen unter Android anbieten muss. Dass diese Auswahl die Suchmaschinenbetreiber Geld kostet, war sicher nicht im Sinne der EU. Denn die wollte Google kein neues Vermarktungsmodell vorschlagen, sondern den Wettbewerb auf dem Suchmaschinenmarkt erhalten. Wie Microsoft das zuvor mit dem alternativen Browser unter Windows eben tun musste – unentgeltlich.

        Und frech ist daher an Googles Vorgehen, dass sie mit dem selbst gewählten Modell nun Kohle abgreifen und man dies erst wieder juristisch in die ursprünglich angedachten Wege leiten muss. Also ganz im Sinne von „wir machen das jetzt so lange auf unsere Weise, bis uns jemand auf die Finger klopft“.

        • Aber da ist doch die Ausgangslage schon nicht vergleichbar: Microsoft verkauft ein Betriebssystem (Lizenzkosten), bei Google wird das durch die vorinstallierte Google Suche finanziert.
          Das wäre also ungefähr so, als hätte die EU gesagt, Microsoft muss X % der Lizenzeinnahmen an Mitbewerber abgeben.

          Versteh mich nicht falsch: Ich bin sehr wohl dafür, dass ein Endkunde die Auswahl hat, genauso wie ich es auch unter Win10 nachwievor sinnvoll fände, wenn es die Browserausahl noch gäbe (statt dessen wird man aber beim Wechsel aktuell regelrecht behindert, mit zusätzlichen Dialogen, ob man nicht doch Edge lieber nochmal ausprobieren will).

          Wenn man gegen Wettbewerbsrecht verstoßen hat (was Microsoft vielfach in den letzten 30 Jahren tat und auch heute noch tut), dann ist auch eine Strafe gerechtfertigt. Bei Google hingegen ist zwar eine marktbeherschende Stellung vorhanden, die aber nicht mit Gesetzesbruch zustande kam bzw. die Marktbeherrschung wird nicht ausgenutzt. Ergo sind Maßnahmen zur Erhalt des Wettbewerbs sinnvoll, aber keine Strafe gerechtfertigt.

          Aber man kann halt auf der anderen Seite auch nicht den Unternehmen das Finanzierungsmodell vorschreiben bzw. zunichte machen.

  2. und warum tun sich die anderen nicht zusammen und sagen einfach 0 Cent und sind somit alle auf gleicher stelle sowie 4.Stelle gleichzeitig , so kann man das System trotzdem als fair gestallten im sinne des EU-Gerichts

    • Gefangenendilemma.

      Alle müssen sich vertrauen, damit das klappt. Aber weil die Chance besteht, dass einer Geld zahlt, beteiligt man sich lieber auch, um nicht hinten in der Liste zu sein. D.h. die alternativen Suchmaschinen sind die Gefangenen, Google profitiert von ihrem Dilemma.

      Was ich mich immer frage: inwiefern unterscheiden sich die Ergebnisse der Suchmaschinen qualitativ und quantitativ?

  3. EU-Kommissarin Vestager wollte sich halt nur an einem US-IT-Konzern mit einer spektakulären Strafzahlung als starke Frau inszenieren und hat sich um Details & Werte nicht wirklich gekümmert (denn sonst hätte sie sich sowieso Facebook vorgeknöpft). Google verarscht dann jetzt mal zurück.

  4. Lol, wer hat denn schon mal über Info oder gmx gesucht? Immerhin ist mit Duckduckgo eine Suchmaschine dabei. Vielleicht muss die EU dann in 5 Jahren noch mal nachregulieren. Dem Quant Chef muss ich ja Recht geben: Google mißbraucht seine Macht.

    • Qwant gehört zu 20% Axel Springer, dessen Vorstandvorsitzender Döpfner eine persönliche Fehde gegen die liberale Umsonstkultur von Google führt und diskret auf Ackermann-Sausen seine Strippen zieht – auch nicht besser.

  5. Ich habe Google meine Searx Instanz angeboten und wurde abgelehnt. 🙁

  6. Info.com gehört zu InfoSpace (mittlerweile Blucora) und dürfte die gleichen Ergebnisse bringen wie dogpile.com und webcrawler.com. Das war vor 20 Jahren mal interessant, mittlerweile ist das eher so die Kloake des Internets.

    Ist zwar schon etwas älter, aber da steht in epischer Breite, weswegen man den Mist nicht haben will:
    https://www.nasdaq.com/articles/blucora-ie-infospace-worse-blinkx-plc-babylon-ltd-2014-02-18

  7. GMX Suche nach endlich, danke EU, viel besser als dieser blöde Google Kram, direkt Mal aktiviert! /JokeModeOff 😀

  8. Schade, ich verwende (abgesehen von ganz selten mal Google) keine einzige dieser alternativen Suchmaschinen.
    Ich bin jetzt seit über einem Jahr mit Qwant ganz zufrieden. Diese Suche verwende ich (trotz Anteilseigner „Axel Springer Digital Ventures“, schließlich muss das auch irgendwie finanziert werden) auf jedem meiner Geräte und finde meistens die passenden Ergebnisse.

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