Amazon will seine automatischen Kassensysteme an andere Geschäfte weiterreichen

Kassiert Amazon über seine Go-Technologie ab, dann sind keine Menschen mehr im Spiel. Wer hier nun einen Artikel über die Mitarbeiterpolitik des Unternehmens oder das Geschäftsgebaren vermutet, liegt aber eher falsch. Vielmehr hat der Online-Riese für seine eigenen Ladengeschäfte in den USA eine Technik entwickelt, welche das Einkaufen ohne klassische Kassensysteme oder Kassierer ermöglicht. Und jene Technik will man offenbar auch an Partner weitergeben.

Amazon betreibt etwa in New York City einen derartigen Amazon Go Store – 16 an der Zahl sind es insgesamt, die man bisher ins Rennen geschickt hat. Für einen Konzern wie Amazon ist diese Zahl aktuell noch ein Witz, doch da könnten eben größere Pläne dahinter stecken. In den Go Stores können Kunden quasi einfach Produkte aus den Regalen nehmen und wieder herausgehen – bezahlt wird automatisiert über das Smartphone, das beim Eintreten gescannt werden muss und die kostenlose App für Amazon Go benötigt. Beim Herausgehen müsst ihr aber nichts weiter machen – einen klassischen Kassiervorgang gibt es nicht.

Aktuell verhandelt Amazon offenbar mit anderen Händlern – etwa Shops in Flughäfen (CIBO Express) und auch Kinobetreibern (Cineworld Regal), um seine Go-Techniken auf breiterer Front zu etablieren. Davon verspricht man sich auch Kollaborationen mit Händlern, die Amazon sonst eher als ihren Rivalen betrachten würden. In den USA würde man wohl auch gerne in Sportstadien mit Ständen aktiv werden.

Schon im ersten Quartal 2020 könnten die Verhandlungen erste Früchte tragen und Amazons Go-Technologie in anderen Geschäften etabliert werden. Angeblich soll die Implementierung der Go-Techniken sehr einfach sein und in manchen Fällen nur zwei Wochen benötigen. Einige Fragen seien aber noch offen: Etwa ob Amazon seine Marke dann an den Go-Apparaturen bei Drittanbietern kenntlich machen dürfe und wie Amazon sich die Dienstleistung von anderen Händlern bezahlen lassen würde. Möglich sind eine Umsatzbeteiligung oder auch ein fester monatlicher Betrag.

Ebenfalls ist offen, ob die Kunden bei den anderen Händlern dann eine eigene App nutzen müssten, oder ob weiterhin Amazon Go die Anlaufstelle auf dem Smartphone bliebe. Das sind also Details, welche die potenziellen Partner noch klären müssen. Amazon selbst würde zudem in den Vereinigten Staaten gerne noch weitere Go Stores eröffnen – etwa auch in Flughäfen. Ein Ziel der ganzen Go-Strategie ist wohl auch, langfristig mehr Händler von der Nutzung der Amazon-Cloud-Dienste zu überzeugen. Da buhlen nämlich auch Microsoft und Google mit ihren Cloud-Plattformen um kommerzielle Partnerschaften, die viel Geld in die Kassen spülen.

Ob wir in Zukunft vielleicht auch Amazon Go Stores in Deutschland sehen könnten – oder zumindest die Techniken bei lokalen Partnern? Das ist aktuell zumindest für die nähere Zukunft wohl unwahrscheinlich, da viele Go Stores gerüchteweise noch gar nicht profitabel sind. Ausprobieren würde ich das System aber gerne einmal. Wie steht es da bei euch?

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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5 Kommentare

  1. Klappt sensationell. In New York getestet. In 5:55 eingekauft (Aufenthalt wird in der Kaufbestätigungs-Mail) angezeigt. Abgebucht wird von der bei Amazon hinterlegten Kreditkarte. Ware sehr hochwertig.

  2. Habe ich dann auch einen digitalen kassenzettel?
    Fehlt mir auch so schon. Fahre tanken und zahle per Kreditkarte via NFC.
    Alles toll und die Quittung? Natürlich so nen blöder Papierzettel.
    Schön wäre es auch wenn Amazon die Kreditkarte mit einer eindeutigen Vorgangsnummer belasten würde so das die das die Abbuchungen leichter mit den Käufen verglichen werden könnten.
    Wenn wir viel per Amazon kaufen ist es immer sehr unübersichtlich alle Vorgänge zu vergleichen.

  3. Ich würde den fehlenden Kassen, ewig langen Wartezeiten und das unnutige ein und ausräumen der Waren ebenfalls keine Träne nachweinen.

  4. Wird in Deutschland vermutlich nicht so schnell kommen: https://www.businessinsider.de/technische-neuerungen-bei-lidl-aldi-edeka-und-co-koennten-jobs-kosten-2018-3

    Ich meine aber gelesen zu haben, dass auch bei Lidl Konzepte getestet werden, bei denen „smarte“ Einkaufswagen oder automatische, kamerabasierte Kassen untersucht werden. Ich finde dazu aber leider gerade keinen Link. Gilt aber sicherlich für alle größeren Ketten.

  5. War letzte Woche in NY in zwei Go Stores. Ist wirklich faszinierend und ein ganz neues Einkaufserlebnis. Einfach einpacken, rausgehen und kurz danach landet der digitale Beleg in der App. Selbst Kaffee holen und zu Zweit unterwegs sein klappt völlig problemlos. Alles Eingepackte wird erkannt, auch zurückstellen ist problemlos.

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