Amazon: Vom Versandhändler zum Content-King mit eigener Hardware

artikel_amazon_undergroundAmazon zeigte diese Woche eindrucksvoll, dass man sich auch als Gerätehersteller durchsetzen will. Wollte man auch vorher schon, die neuen Produkte bekräftigen dies aber noch einmal sehr stark. Keine allzu großen Kompromisse bei der Hardware, dafür aber ein sehr günstiger Preis. Die Strategie ist schnell erklärt, den Kunden mit niedrigen Preisen und einem großen Angebot locken. Amazon fährt bei dieser Strategie zweigleisig, hat auf der einen Seite Hardware, die sich perfekt für den Medienkonsum eignet. Auf der anderen Seite befindet sich Content. Filme, Serien, Bücher, Apps, Games – vieles ist in einer Prime-Mitgliedschaft enthalten, andere werden auch für Nutzer ohne Prime-Status angeboten. Einfacher Zugang zu Inhalten und ein günstiges Anbieten dieser, warum macht Amazon das?

Amazon versorgt den Kunden mit einem Rundum-Sorglos-Paket. Mit 49 Euro pro Jahr erkauft sich der Kunde nicht nur Versandvorteile, das was Amazon Prime ursprünglich war. Er erhält auch Zugriff auf Prime Instant Video, die Kindle Leihbücherei und unbegrenzten Speicher für Fotos im Amazon Cloud Drive. Viele Vorteile, die man sich bei Kauf von Einzelangeboten nie zu dem Preis sichern könnte, aber die wenigsten werden wohl auch alle Vorteile benötigen.

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Nun kommt Amazon noch mit neuen Geräten und Fire OS 5 (Screenshots dazu sind hier im Beitrag verteilt), das noch mehr auf Content ausgelegt ist. Man hat jederzeit Zugriff auf all seine Inhalte, seien es gekaufte oder solche, die in Prime enthalten sind. Das Beste an den Geräten: sie sind absolute Schnäppchen. Ich konnte mir das neue Fire Tablet für 59,99 Euro bereits anschauen, die Hardware ist am Preis gemessen sehr gut. Von der Qualität ist das kleine Tablet locker auf Augenhöhe mit Tablets, die das Doppelte oder gar mehr kosten. Freilich kann man kein High-End-Gerät erwarten, macht man bei diesem Preis aber wohl auch nicht.

Hardware und Inhalte aus einer Hand, perfekt abgestimmt, das kennt man irgendwoher. Bei Apple wird dieses System gerne als „goldener Käfig“ bezeichnet. Kunden bezahlen eine ganzen Haufen Kohle, um sich dann in einem sehr gut abgestimmten System zu bewegen. Vorteil ist hier ganz klar das gute Zusammenspiel unter den verschiedenen Geräten, etwas, das Amazon nicht unbedingt erreichen muss, da alle Geräte auf den gleichen Anwendungsbereich ausgelegt sind.

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Amazon bietet diesen goldenen Käfig zum Aldi-Preis. Die günstigste Kombination lautet Amazon Prime und das neue Fire Tablet. Zusammen werden auf 12 Monate gesehen 108,99 Euro fällig, macht pro Monat. Man zahlt also pro Monat weniger als für das beliebteste Netflix-Abo, bekommt aber außer Video eben auch noch weitere Vorteile und die Hardware für den Konsum gleich mit. Einen Teil des Nutzungserlebnisses macht auch Amazon Underground aus. Hierbei handelt es sich aber nicht um ein Prime-Feature. Jeder erhält durch Nutzung von Amazon Underground Apps und Games kostenlos, auch In-App-Käufe sind nicht vorhanden oder kostenlos.

Auf Dauer wird man aber sicher nicht mit einem kleinen Einstiegs-Tablet zufrieden sein. Ist man einmal angefixt, will man automatisch etwas besseres. Das mag nicht bei allen so sein, dürfte aber häufiger vorkommen als man meint. Display zu klein? Wie wäre es mit dem neuen Fire HD 10? Games lieber auf dem TV zocken? Der neue Fire TV inklusive verbessertem Game-Controller ist das ideale Gerät. Es sollen nur Filme auf den TV? Zum Glück gibt es den Fire TV Stick jetzt auch gleich mit Sprachfernbedienung. Außerdem sind die neuen Fire Tablets die einzigen Geräte, die den Download von Prime Instant Video-Inhalten auf eine microSD-Karte für den Offline-Gebrauch ermöglichen.

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Ihr erkennt es hoffentlich. Amazon hat sein Angebot mittlerweile so gut abgestimmt, dass nahezu für jeden die ideale Kombination dabei ist. Und der Einstieg wird auch absoluten Laien sehr einfach gemacht. Dank Amazon Mayday kann man schnell Hilfe anfordern, wenn es ein Problem gibt. Ein Mitarbeiter geht dann auf dem Endgerät Schritt für Schritt alles mit dem Nutzer durch und das Problem wird gelöst.

Amazon wird durch diese Vorgehensweise immer mehr zu Alltagsbegeleiter. Es gibt kaum etwas, das nicht irgendwie bei Amazon verfügbar ist, egal ob physische oder digitale Güter. Der One-Stop-Shop für alles, was man braucht oder nicht braucht. Für den Kunden ein idealer Tummelplatz mit günstigen Preisen und doch nichts anderes als ein goldener Käfig.

Amazon wird auch künftig weiter auf ein breites Angebot setzen. Im Bereich Streaming stehen Eigenproduktionen ganz weit vorne, aber die Zukunft des Streamings wird noch ganz andere Möglichkeiten bieten. Amazon liefert Streams teilweise bereits in 4K HDR aus, inhaltlich wird es aber wohl auch weiter eine Verschiebung von klassischem TV zu Streaming geben, das muss nicht nur Filme und Serien betreffen. Hier hat Amazon bereits jetzt ein großes Publikum, das angesprochen werden kann.

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Nun kann man natürlich anmerken, dass sich Amazon dies nur leisten kann, weil die Mitarbeiter schlecht bezahlt und behandelt werden. Nun, hier muss man allerdings auch betrachten, dass es bei jedem großen Konzern so ist. Keiner hat etwas zu verschenken, jeder produziert so billig wie möglich und versucht den Laden so effektiv wie möglich am Laufen zu halten.

Das macht die Situation zwar keinesfalls besser, aber nur weil Amazon mit den Arbeitsbedingungen in die Meiden geraten ist, betrifft dies nicht alle Mitarbeiter. Ausnahmen gibt es immer, da ist es egal, ob das Unternehmen Amazon, Google, Apple, Samsung, Foxconn oder sonstwie heißt. Diese „alle werden fair behandelt“-Welt ist im Kapitalismus nun einmal nicht vorgesehen.

Was sagt Ihr zu Amazons Strategie des Rundumversorgers? Ein Komlpettpaket für alle Lebenslagen, ist das in Eurem Interesse oder setzt Ihr für alle Befindlichkeiten lieber einen spezialisierten Service ein, auch wenn dieser dann ein ganzes Stück mehr kostet?

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*Mitglied der Redaktion 2013 bis 2019*

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44 Kommentare

  1. Sascha Ostermaier says:

    Wow. 🙁

  2. @sascha: du darfst doch nicht etwas gutes sagen, man ist sonst gekauft!!!!!!! Von allen Firmen gleichzeitig

  3. Ich bin seit langem Amazon Kunde. Hab Prime seit Anfang an und auch Fire TV und das neue Tablet aufgrund eurer News bestellt (mit Affiliate Link). Hab sogar das Fire Phone getestet.

    Aber die Firma macht es einem echt schwer sie zu mögen. Insbesondere die Zusammenarbeit mit Finanzbehörden ist fast schon kriminell. Da wird einem schlecht was die da für Praktiken haben…

    Aber man kommt heute nicht mehr an denen vorbei. Ist einfach die bequemste und oft günstigste Lösung. :-/

  4. Gut geschriebener Artikel!
    Zwei Rechtschreibfehler sind mir aufgefallen: „108,99 Euro fällig, macht pro Monat.“ & „Ein Komlpettpaket für“

  5. Wieder ein klassischer Ostermaier Artikel. 🙁

  6. @Hans 20. September 2015 um 01:37 Uhr: Ja, muss man. Deswegen haben wir diese Seite im Gegensatz zu vielen anderen.

  7. @hans 20. September 2015 um 09:03 Uhr: Wenn man inhaltlich nichts sagen kann, sollte man schweigen. Dafür Fake IP- und Name? Man man man 😀

  8. Für alle die es interessiert: Ich habe mal Amazon angeschrieben. Fire OS 5 soll für die Vorgängermodelle (z.B. HDX) Ende des Monats erscheinen.

    • @Klubkola: Ein Support-Mitarbeiter erzählte einem Leser etwas von „gestern“. Ende des Monats könnte realistisch sein, wobei ich gestern auf Anfrage bei Amazon keinen Termin genannt bekam. Hab mein altes Kindle Fire extra aufgeladen, liegt bei mir ja nur leer rum 😀

  9. ich zahle lieber paar kröten mehr und kaufe bei einem inländischen händler.

  10. Name (erforderlich) says:

    „Amazon zeigte diese Woche eindrucksvoll, dass man sich auch als Gerätehersteller durchsetzen will.“
    Nein. Wenn man Gerätehersteller wollen würde, dann würde man den Stick weiter für andere Dienste oder Hersteller öffnen. Es ist eher offensichtlich, dass er nur das Streaming über Amazon Instant Video befördern soll.

  11. Keine Ahnung, wieso hier manche laut aufschreien. Ich finde der Artikel gibt einen guten Überblick, was Amazon mittlerweile geworden ist und ist auch nicht nur lobend geschrieben.
    Danke für den Artikel, den aus dieser Perspektive hatte ich amazon selbst, trotz Nutzung von Prime, noch gar nicht näher betrachtet.

  12. @Name (erforderlich)

    Hä? Ich streame Netfilx über den Fire TV Stick. Einrichtung war völlig easy.

    Vielleicht vorher erst mal informieren?

  13. Zwei Sachen werden deutlich: Sowohl Amazon, als auch der arme Sascha Ostermeier scheinen bei manchen Kommentatoren hier solche Reizfiguren zu sein, dass die Schwelle für unreflektierte Kommentare ins bodenlose zu sinken scheint. Leute, man könnte in einem Technikblog ausnahmslos jeden Beitrag mit einer ausführlichen Abhandlung über gerechte Bezahlung, Steuervermeidung und die Auswirkungen auf das Gemeinwohl beginnen. Dann hätte aber wohl keiner mehr Bock, den eigentlichen Inhalt zu lesen. Amazon ist hier sicherlich keine Ausnahme. Schlimm genug. Aber in einem Technikblog muss es doch auch möglich sein, den darüber hinausgehenden Nachrichtengehalt zu diskutieren. Nicht anders habe ich den Artikel verstanden. Die ethische Problematik wird erwähnt, aber es soll dieses Mal halt nicht darum gehen, sondern ggf. an anderer Stelle diskutiert werden. Was ist daran zu schwer zu verstehen? Und was an der Bezeichnung von Amazons bunter Content-Welt als „goldener Käfig“ werbenden Charakter haben soll, verstehe ich auch nicht. Eigentlich wird damit sogar deutliche Kritik an Amazon geübt. Und was hat Sascha Ostermeier manchen hier getan, dass bei einigen sofort ein Beißreflex anzuspringen scheint, wenn mal etwas geschrieben wird, das nicht 100% der eigenen Meinung entspricht? Und nein, weder kenne Sascha Ostermeier persönlich näher, noch wurde ich für diesen Kommentar von ihm bezahlt. 😉

    • André Westphal says:

      Danke Rob :-). Ich bin ja noch recht neu hier im Team und wurde auch statt konstruktiver Kritik, die ich immer gerne annehme, um mich selbst weiterzuentwickeln und im Sinne der Leser besser zu schreiben, auch vorwiegend mit persönlichen Angriffen „begrüßt“ ^^. Dabei ist es das gute Recht der Leser und Kommentatoren zu sagen, wenn sie etwas „scheiße“ finden. Man kann ja auch gerne anderer Meinung sein und sich trotzdem gegenseitig respektieren – soll gehen sowas :-).

      Aber manchmal hatte ich auch bei meinen ersten Artikeln das Gefühl: Schreibe ich positiv über ein Thema, heißt es das sei Werbung…Schreibe ich neutral, heißt es, ich plappere nur die Pressemitteilung nach…Übe ich Kritik, dann „bashe“ ich nur ;-). Und immer gehts komischerweise um mich als unfähigen, einseitigen und sowieso rundum beknackten Autor, der möglichst das Schreiben direkt sein lassen sollte :-D.

      Nun kann man meinen Schreibstil und meine Beiträge ja mögen oder auch nicht. Das gleiche gilt für Saschas Artikel. Aber wie Carsten sagte: Gekauft ist hier keiner und es wird sich wirklich Mühe gemacht Themen nachzurecherchieren, Feinheiten anzumerken und auch auf die Leser einzugehen – siehe Huawei Mate S wo wir hier als eine der wenigen Websites überhaupt korrekt berichtet habe, was es mit Force Touch auf sich hat.

      Was ich damit sagen will: Es gibt hin und wieder bestimmt auch mal einen Grund was zu bemängeln – das kann man aber auch sachlich, freundlich und im netten Schnack miteinander machen und alle haben was davon ;-).

  14. @Sascha Zu deiner Frage: Was sagt Ihr zu Amazons Strategie des Rundumversorgers?

    Kurzfristig nutzt die Strategie noch dem Kunden. Die Kunden werden angefixt mit Bequemlichkeit und im Schnitt guten Preisen. Zwar erkauft Amazon sich beides durch miserable Arbeitsbedingungen und Steuervermeidung. Das interessiert die meisten Kunden nicht. Dich anscheinend auch nicht. Du schreibst „‚diese alle werden fair behandelt‘-Welt ist im Kapitalismus nicht vorgesehen. Denkst du dabei an die Arbeitsbedingungen in Fernost? Ist das ok? Vorgesehen? Wäre es ok, nur fair, wenn zukünftig auch bei uns Ausbeutung einsetzen würde, die man als moderne Sklaverei bezeichnet? Deine Kinder sind dann vielleicht betroffen.

    Nur Amazon bzw. deren Anteilseigner profitieren langfristig und nachhaltig von der Strategie. Derzeit wird Amazon zwar noch „künstlich“ am Leben erhalten. Trotz Steuervermeidung und den teils miserablen Arbeitsbedingungen macht Amazon doch immer noch Verluste. Langfristig gewinnt es viele Marktmacht in so vielen Märkten (Verdrängung). Ab diesem Zeitpunkt wird Amazon dann auch ggü den Kunden einige Schrauben anziehen können.

    Zusammengefasst: Amazons Strategie als Rundumversorger hat Vorteile. Vor allem auf kurze Sicht. Und vor allem für Kunden. Langfristig nutzen wird sie aber Amazon und den Anteilseignern. Arbeitnehmern und Zulieferern droht fortschreitende Verelendung.

    @Cashy: Klar, kenne ich. Finde ich gut. Der Artikel ist aber so einseitig geschrieben, dass ich von einem Versehen ausging. Der Satz „Diese „alle werden fair behandelt“-Welt ist im Kapitalismus nun einmal nicht vorgesehen.“ ist einfach krass billig, um damit die angerissen Probleme zu rechtfertigen. Und naiv. Wie stehst du dazu?

  15. Name (erforderlich) says:

    @ Norbert
    Das ist mir durchaus bewusst.
    Deswegen habe ich auch „weiter […] öffnen“ geschrieben.
    Was ich meine: Amazons Inhalte sind sehr prominent platziert und Fire OS bietet keine Integration für andere Dienste in dem Sinne, dass die Suche beispielsweise nicht die Inhalte von Netflix einbezieht. Oder im Hauptmenü nur Inhalte von Amazon zu finden sind.
    Die Amazon Welt ist quasi komplett von den Apps anderer Hersteller isoliert.

    Bei Android TV und Apple TV ist das anders, da ist die Integration gewollt und wird sogar stetig ausgebaut.

  16. alle die hier wegen des bisschen lobes sascha und cashy bashen kaufen bestimmt heimlich bei amazon und co. ein

    der hat recht. fast alle firmen zahlen ihre mitarbeiter schlecht. dagegen kann man nur wenig machen. entweder man findet sich damit aber oder sucht nacht alternativen (fairphone?)

    auch wenn es krass klingt. mitarbeiter die schlecht bezahlt werden sind selbst schuld. in deutschland ist der arbeitskampf noch erlaubt.

  17. Ich finde den Artikel klasse. Jedem seine Meinung. Guter Überblick. danke! Und die lustigen Hate-Kommentare hier gibts auch noch gratis dazu 😀

  18. „Außerdem sind die neuen Fire Tablets die einzigen Geräte, die den Download von Prime Instant Video-Inhalten auf eine microSD-Karte für den Offline-Gebrauch ermöglichen.“

    Boah, nur für die neuen Fire Tablets?! Ich habe mich schon gefragt, wie doof kann man sein und das nicht in die APP (für alle „freien“ Android-Geräte) einbauen?! Ich hatte ja gehofft, dass dies nach der Verkündigung des Offline-Schauens noch nachgeliefert wird, aber das kann ich mir wohl abschminken. *grummel*

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