Amazon produziert Original-Doku: „BILD.Macht.Deutschland?“

Amazon will hinter die Kulissen der BILD blicken. Die Boulevardzeitung verbucht zwar immer stärkere Auflageneinbußen, gehört aber immer noch zu den mächtigsten Presseerzeugnissen in Deutschland. Ab dem 18. Dezember soll sich also nun die Doku-Serie „BILD.Macht.Deutschland?“ dem Blatt widmen.

Die Serie wird via Amazon Prime Video in Deutschland, Österreich und der Schweiz starten. Wer sich da eine kritische Reportage mit Enthüllungen und moralischen Fragen wünscht, scheint aber enttäuscht zu werden. Denn laut Amazon begleite man für die Serie „BILD-Reporter bei ihrer Jagd nach den großen Schlagzeilen in einem turbulenten Nachrichten-Jahr“.

Sieben Episoden wird die Dokumentation umfassen. Ein Produktionsteam bekam dabei Zugang zur Redaktion der Tageszeitung. Da wurde sicherlich stark gefiltert und der „freie“ Umgang mit Fakten sowie die Stimmungsmache, welche die Boulevardzeitung laut kritischen Stimmen oft vornehme, wird wohl kaum eine Rolle spielen. Ich empfehle da immer gerne einen Blick ins Watchblog BILDBlog. Die Betreiber rücken dabei Artikel der Boulevardzeitung regelmäßig in ein kritisches Licht und decken Auslassungen und Verfälschungen auf.

Laut Amazon fange die Doku-Serie hingegen „Momente wie hitzige Konferenzen, investigative Recherche-Aktionen, die Herausforderung insbesondere der gedruckten Zeitung in der Corona-Krise bis hin zu Treffen mit Deutschlands wichtigsten Politikern ein“. Gleichzeitig werfe die Doku auch einen Blick auf die Menschen hinter den Schlagzeilen. Dabei soll Chefredakteur Julian Reichelt, ein Zeitgenosse, den ich persönlich „wenig sympathisch“ finde, zu Wort kommen. Auch der stellvertretende Chefredakteur Paul Ronzheimer („Pleite-Griechen“) plaudere da – der rangiert auf meiner persönlichen Unsympathen-Skala ebenfalls weit oben.

Doch  sei es drum, das sind meine persönlichen Befindlichkeiten. Amazon verspricht da einen „authentischen Einblick in den Redaktionsalltag“, allerdings würde ich mir wünschen, dass da nicht nur einseitig die BILD-Redaktion zu Wort kommt, sondern auch andere Stimmen – etwa von der Berichterstattung des Blattes betroffene Personen oder Medienkritiker. Die offizielle Beschreibung klingt jedoch leider nicht so, als ob mein Wunsch erfüllt werden würde.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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29 Kommentare

  1. „Die Bild-Zeitung ist ein Organ der Niedertracht. Es ist falsch, sie zu lesen. Jemand, der zu dieser Zeitung beiträgt, ist gesellschaftlich absolut inakzeptabel. Es wäre verfehlt, zu einem ihrer Redakteure freundlich oder auch nur höflich zu sein. Man muß so unfreundlich zu ihnen sein, wie es das Gesetz gerade noch zuläßt. Es sind schlechte Menschen, die Falsches tun. Max Goldt “

    Dem Zitat gibt es nichts hinzuzufügen.

    Bild gehört geächtet und nicht noch von Amazon mit einem Werbefilmchen geehrt.

    • Weltraummann says:

      Versteh ich auch nicht wie man mit so einem Schundblatt zusammen arbeiten kann.
      Sollte man direkt Boykottieren und schlecht bewerten.

      • Jonas Wagner says:

        Naja. Amazon ist ja auch nicht gerade der Robin Hood oder Mahatma Gandhi der Shopping Plattformen.
        Vielleicht passen daher Bild und Amazon doch ganz gut zusammen.
        Zumindest bei der Bild schaffe ich es darauf zu verzichten – auf Bild Links klicke ich nicht. Auf Amazon würde ich auch gerne verzichten. Schaffe ich leider nicht.

    • Tja, leider das politisch neutralste Blatt, das wir noch haben. Leider das letzte Blatt, das noch die Macht hat, investigativ tätig zu sein, ohne klein beigeben zu müssen. Leider das letzte Blatt, das weder links-grün noch rechtslastig durchseucht ist. Leider immer wieder journalistische Ausfallerscheinungen, die die doch gar nicht nötig haben. Leider das Blatt, das meist als erstes berichtet. Andere hinken hinterher…

    • Ja, der Max hat es in der Tat auf den Punkt gebracht. Mehr ist nicht zu sagen.

  2. Amazon macht eine Doku MIT der Bild über die Bild. Wow.

  3. Jonas Wagner says:

    Danke André für deinen kritischen Beitrag!

    #HaltDieFresseBild

  4. Naja, die zwar sinkende, aber immer noch recht hohe Auflage kommt ja trotzdem irgendwo her. Über die journalistische Arbeit kann ich nichts sagen, ob andere da wirklich besser arbeiten, vermag ich nicht zu beurteilen. Aber damals wie heute ist es doch so, dass man die wirklich interessanten Dinge auch als BILD-Leser mitbekommt. Dabei mag „interessant“ nicht immer auch zugleich „wichtig“ bedeuten, aber es reicht offenbar, um eine gewisse Stammleserschaft zu halten – über Jahrzehnte! Was sich aber auch über die Jahre nicht geändert hat: Mit der BILD ist es wie mit McDonald’s, keiner mag es, aber alle wissen trotzdem Bescheid.

  5. Die Doku interessiert mich mindestens genauso wenig wie dieser unterirdischer Borat Käse.

  6. Na mal sehen ob sie auch erwähnen, dass 5 von 12 Rügen des Presserats an die BILD gingen. Unter anderem für die Berichterstattung über Herrn Drosten. Wobei Rügen vom Presserat auch in der Vergangenheit kaum zu einem Umdenken bei der BILD geführt haben.

  7. > „Momente wie … investigative Recherche-Aktionen

    Hahahahahahaha…

  8. BILD ist Hetze und Heuchlerei – nichts anderes.

  9. Schon erstaunlich wie lange sich Hörensagen unter den bildungsfernen Schichten hält und wie wenig die überhaupt verstehen, was sie in den gängigen Presseerzeugnissen präsentiert bekommen.

    Anders sind die Kommentare hier nicht zu erklären. Wer wirklich mehrere Blätter liest (und auch im Ansatz versteht, was er da liest und vor allem, was er dort immer wieder nicht liest), der muss den Wandel über die letzten zwei Jahrzehnte mitbekommen haben. Das kann man nur dann nicht mitbekommen haben, wenn man entweder nur die Überschriften liest, oder die Texte einfach nicht versteht.

    Die BILD ist mittlerweile das neutralste Presseorgan, dazu noch nach wie vor am schnellsten, was die Meldungen angeht. Meinungsartikel findet man dort selten, und wenn, dann werden sie deutlich gekennzeichnet.

    Allerdings hat sich auch die Leserschaft verschoben. Leser von Spiegel, FAZ, WELT und Zeit, Süddeutsche wollen keinen neutralen Journalismus, das würde sie überfordern. Man will scripted reality, viel frei erfundene Details, die richtige Meinung gleich dazu serviert, damit man sich selber keine bilden muss.

    Die BILD indes gibt lediglich die Meldung raus, die Meinung wird ausgelassen, man muss selber eine bilden. Da fühlen sich viele angegriffen, ohne klare Haltung können sie mit einer Meldung nichts mehr anfangen, ihnen wurde seit langem abtrainiert, wie man selbstständig Dinge in einen Kontext setzt und trauen ihrer eigenen Meinung nicht.

    Blätter wie der Spiegel, der seit Jahrzehnten über Leyendecker bis Relotius frei erfundenes verbreitet, kann da was die journalistische Qualität angeht, überhaupt nicht mehr mithalten. Und die anderen bedienen eben ihre Stammleserschaft, der man kaum etwas als die gewohnte Richtung abverlangen kann.

    Kurios ist, das die BILD als einziges Organ kritisch die Regierungsarbeit begleitet, unabhängig von der jeweiligen Parteizugehörigkeit. Alle anderen haben den Schritt zur Jubelpersergazette längst vollzogen, so viel Regierungsliebe war zuletzt im dritten Reich. Damals wie heute wurden Politkasper zu unfehlbaren Popstars hochegejubelt, die Opposition verächtlicht gemacht oder ausgeblendet.

    Man muss nur mal die Startseiten auf sich wirken lassen. Corona, Trump, „Flüchtlinge“-was ansonsten los ist im Land, muss man bei der BILD nachlesen. Meine Stadtzeitung bspw versucht mit Artikeln wie „Wo gibts am Reformationstag frische Brötchen“ und ähnlichem zahlende Leser zu locken, zur Lage der Stadt ist man schneller und besser informiert, wenn man die Polizeipressemeldungen liest und die öffentlichen Bekanntmachungen des Rathauses. Oder eben die BILD, die in ihrem Regionalteil oft aktueller ist.

    • Ja Lars, das hast du fein zusammengefasst.
      Vielleicht sollte man noch die „Neue Zürcher Zeitung“ (nzz.ch) lobend erwähnen.
      Ansonsten, alles andere nur Meinungsblätter.

    • Entschuldigung, aber das kannst du doch nicht ernst meinen.

      Es ist schon möglich, dass die Bild-Zeitung am schnellsten über aktuelle Geschehnisse berichtet, allerdings wird dafür auch ein Großteil der journalistischen Arbeit und Recherche ausgelassen und fehlende Informationen werden durch unbelegte Annahmen ergänzt.
      Andere Themen, als die von dir genannten, werden in der Bild auch nicht behandelt. Außer ich interessiere mich für das Sommerhaus der Stars, reißerische Titel über unrelevante Geschehnisse und frauenverachtende Inhalte mit entsprechenden Bildern.
      Zudem betreibt die Bild nachweislich und sehr gezielt Meinungsmache und oftmals auch Hetze. Um als zu übersehen, muss man schon einen sehr eingeschränkten Blick auf die Welt haben.

    • Krümelmonster says:

      Sehr guter Einstand, erstmal alle anderen als die „bildungsfernen Schichten“ bezeichnet.
      Die Tatsache, dass es noch schlimmere Schundblätter gibt, rechtfertigt es nicht.

      „Einziges Organ“, „alle anderen“, glatt gelogen.

    • Ja Lars, das hast du fein zusammengefasst.
      Vielleicht sollte man noch die „Neue Zürcher Zeitung“ lobend erwähnen.
      Alle anderen sind nur Meinungsblätter.

      Und jetzt bin ich mal gespannt ob mein Kommentar wieder gelöscht wird, André

    • > Die BILD ist mittlerweile das neutralste Presseorgan … Meinungsartikel findet man dort selten

      Diesen lächerlichen Erguss muss niemand ernst nehmen, aber das schiesst den Vogel ab. Bild ist nach wie vor der Abschaum der Gesellschaft. Dazu muss man das bedruckte Scheisshauspapier nicht kaufen/lesen, es reicht schon, kritische Medien wie Bildblog zu verfolgen.

  10. Bei aller berechtigter Kritik an der BILD sollte man zwei Dinge nicht vergessen:
    a) wichtige (Chef-)Redakteure landen immer wieder in guten Positionen im politischen Bereich. Wären die alle dumm, doof oder moralisch verdorben würde das in Deutschland nicht passieren.
    b) der alte Spruch gilt noch immer: möchte man wissen was im Land abläuft und was die Masse der Gesellschaft denkt, ist die BILD näher dran als die meisten anderen etablierten Blätter.

    Gleichzeitig darf man aber den Nonsens und die Aufwiegelung, die sie betreiben, nicht außer acht lassen.

    Ach, und was die Qualität anderer Blätter der letzten Jahre angeht: ich habe das Gefühl, dass hier aufgrund deren Webseiten argumentiert wird. Die Onlineportale von Spiegel, Süddeutsche, FAZ und Co sind wie alle anderen überflutet von clickbait Agenturmeldungen. Schlimm. Wirklich schlimm. Aber das hat mit den Printausgaben relativ wenig zu tun. Das merkt man aber natürlich nur, wenn man tatsächlich für die Zeitungen zahlt und sie entweder in Papier- oder Digitalform liest. Und dies scheinen die größten Kritiker hier offensichtlich nicht zu tun.

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