Amazon möchte mit eigenen Seriennummern gegen Plagiate kämpfen


Amazon ist mächtig, das zweifelt wohl keiner an. Wie mächtig allerdings wirklich, zeigt sich jetzt in einem Vorgehen, das ein Problem beseitigen soll, welches erst durch Amazon so publikumswirksam auftrat: Plagiate. Die Welt berichtet, dass Amazon eigene Seriennummern für Markenprodukte anbieten wird. So soll sichergestellt werden, dass nur Originale über die Plattform verkauft werden – auch von Marketplace-Händlern. Da finden sich nämlich immer wieder schwarze Schafe, die nur vermeintlich echte Produkte zum Verkauf anbieten.

Amazon lässt sich diese Seriennummern von den Herstellern bezahlen. Ein paar Cent werden da fällig. Amazon verdient also an einem selbst geschaffenen Problem, das sogar dafür gesorgt hat, dass sich so mancher Hersteller komplett von der Plattform zurückgezogen hat. Mit diesen eigenen Seriennummern kann Amazon stets überprüfen, ob denn auch tatsächlich „echte“ Ware von den Händlern in den Lagern ist.

Allerdings sorgen die Seriennummern noch für einen weiteren Effekt. Anhand dieser ist das Produkt von der Fabrik bis zum Kunden nachverfolgbar. Entsorgt man also ein Produkt mit Amazon-Seriennummer, wäre es für Behörden eine leichte Sache herauszufinden, wem dieses Produkt zuzuordnen ist. Ein für Amazon indes sehr positiver Effekt ist, dass das Unternehmen so sehr genau über produzierte Stückzahlen Bescheid weiß.

Da Amazon auch selbst Hersteller von Produkten ist, kann sich hier ein weiterer großer Vorteil ergeben. Insgesamt zeigt die ganze Sache aber nur, wie mächtig Amazon mittlerweile ist und wie sehr Hersteller doch bereit sind, sich den Vorgaben von Amazon anzupassen.

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9 Kommentare

  1. Großer Bonus wäre eher auch die Betrüger auf Kundenseite zu überführen. Da Amazon nur bei sehr wenigen Kategorien die Seriennummern erfasst können heute problemlos alte kaputte Geräte über Amazon gegen neu getauscht werden. Einfach bestellen und unachtsam das defekte Gerät zurücksenden und behaupten, dass das neue Gerät nicht geht.
    Denn ich als Kunde bin dann wieder der Depp. Da senden Leute Providerfritzboxen zurück und Amazon verkauft sie an Kunden weiter. Hat man Stress mit Einrichtung, funktioniert dann nicht, tagelang offline bis eine echte Fritzbox da ist, nochmal alles einrichten und die ganze Scheiße nach Kontaktaufnahme mit dem Support wieder zurücksenden. Um nur mal ein Beispiel zu nennen, was Amazon durch mangelnde Qualitätskontrolle verbockt…

  2. Deshalb sollte man wohl besser nicht mehr bei Amazon kaufen. Kunden sind für den Konzern ja schon lange gläsern. Jetzt sind also „ausgesuchte Hersteller“ dran. Das Grenzt ja schon an Industriespionage! Bei denn Unternehmen stößt es mir nur noch sauer auf…

    Übrigens erwarte ich heute Abend noch eine Same-Day Sendung von Amazon, muss mir also kräftig auf die eigene Nase hauen…

    • Bei fast jedem (Versand)händler hat man auf dem Lieferschein bzw. auf der Rechnung die Seriennummern der gekauften Geräte stehen – außer man kauft irgendwo im MediaSaturnExpert-Laden wo es nur einen popeligen Kassenzettel statt einer Rechnung gibt.

      Wo siehst Du jetzt den großen Unterschied zu den Amazon-eigenen Seriennummern?

  3. Puh, um aus einer Markenschutz-Maßnahme Kundentrackingabsichten zu interpolieren muss man doch sehr tief in die Anti-Amazon-Trickkiste greifen…

    Ich, als Kunde, möchte das bekommen was ich gekauft habe, wenn dies diese Grundbedingung gewährleistet, darf Amazon gerne 2 eigene Seriennummern auf ihre/meine Produkte kleben.

    • Oder man muß sehr naiv sein, wenn man glaubt, daß ein Konzern cht alle Vorteile fur sich nutzen wird/möchte.
      Mag sein, daß die Idee als Markenschutz entstanden ist, aber die Trackingfunktuon des Kunden wird Amazon ganz gewiß sehr gerne aufgreifen,

  4. So lange Amazon das nur für sich nutzt und die Daten nicht weitergibt , wen störts ? Verboten werden sollte jede WEitergabe , auch an Behörden und Co. wer wann was gekauft hat . Nur auf richterlichen Beschluß , aber nicht einfach als „Fahndungshilfe“.

  5. Wo soll sich da jetzt (neues) Kundentracking ergeben?
    Amazon könnte genauso gut die Hersteller-Seriennummern erfassen für das selbe Kundentracking.
    Nur Ermittlungs-Behörden würden dann erst nach Kontakt mit Amazon (oder erst Hersteller, darüber dann Händler) den Käufer erfahren können. Also ein Schritt mehr für die Behörde.

    Frage ist noch, warum Amazon-Seriennummern jetzt Markenschutz ergeben können, der sonst nicht geht?
    Hersteller könnten doch ihre vorhandenen Nummern an Amazon übermitteln. Und wie geht das mit Marktplatz-Händlern?
    Woher weiß der Hersteller, welcher Händler über Amazon und entsprechend Geräte mit Amazon-Nummern braucht?
    Bei viel verkauften Artikeln ließe sich eher mit Hersteller-Nummern rausfinden, wie viele Geräte hergestellt werden.

    Zum Rücksende-Betrug, da sind mir auch 2 Fälle untergekommen:
    Fall 1: Fritz WLAN-Stick. Packung stimmte, drin war aber ein älteres Modell.
    Fall 2: Synology NAS. Lüfter war defekt, und die Kiste muss mehrere Wochen in einem Raucherhaushalt gelaufen haben. Sah man am Lüfter und es war deutlich zu riechen.
    In beiden Fällen vorab telefonisch geklärt, nicht das der Betrug dann mir zugeordnet wird.

    Dennoch nehme ich gerne Warehouse-Deals (ausgenommen Festplatten).
    – Bei einem Brother Farblaser-Multi war eine nicht dazu gehörende kleine Zubehör-Tasche von einem HP-Notebook bei…
    – Ein Notebook verweigerte mit nem Windows-Fehler den Start (wurde bei Amazon wohl garnicht eingeschaltet).

    Mehrheitlich sind die Warehouse-Deals aber problemlos, nur manchmal nicht wirklich günstiger.

  6. Also ich habe vor etlichen Jahren bei einem Anbieter von medizinischen Hilfsmitteln gearbeitet.
    Und solche medizinischen Hilfsmittel sind i.d.R sehr teure Dinge.
    Da war das schon vor gut 10 Jahren Jahren völlig selbstverständlich (und teilweise von den Kostenträgern – Krankenkassen vorgeschrieben. Die hatten da ihr eigenen Lagerpoolverwaltungen und Dienste die man nutzen musste ) dass die komplette
    Historie eines Hilfsmittels von der Herstellung bis zur Verschrottung, Reperaturen ,Wartungen, Einlagerungen etc. anhand der Seriennummer lückenlos dokumentiert und nachvollziehbar war. So dass der Kostenträger zu jedem Zeitpunkt sehen
    konnte, wo sich ein Hilfsmittel gerade befand. Dafür gibt es sogar eine DIN und deren Einhaltung wurde
    zweimal im Jahr anhand eines Audits für die Zertifizierung des Betriebes überprüft.
    Anhand der Seriennummer konnten sogar mehrere Unterschlagungen(durch Angehörige) und Betrugsfälle
    geklärt werden.

    Kurz:
    Die Verfolgung der Historie eines Gerätes anhand der Seriennummer ist weder neu, noch etwas verwerfliches.
    Es sei denn man will da mit aller Gewalt etwas Negatives hineindeuteln.

  7. Amazon möchte vor allem den gesamten Handel kontrollieren/prognostizieren, möglichst weitgehend und möglichst präzise. Wenn kein Handelsgeschäft weltweit mehr abgewickelt werden kann, ohne dass Amazon davon weiß, ist das Ziel erreicht. Spätestens dann kann Amazon die Märkte nicht nur beobachten, sondern auch steuern: Anbieter von Produkten können von Amazon verifizierte und genaue Informationen über potenzielle Absatzmärkte bekommen – und ganz nebenbei vielleicht auch Vertriebsleistungen (Transport, zielgruppenorientierte Werbung) von Amazon beziehen.

    Die Kunden sind da erstmal relativ egal, solange sie nur brav über Amazon einkaufen.

    Man könnte sogar fast den Eindruck gewinnen, dass der Handel mit Plagiaten mehr oder weniger in Kauf genommen wird, um (wie man jetzt sieht), mehr Druck auf die Hersteller ausüben zu können: „Wir können das nur unterbinden, wenn ihr nach unseren Vorgaben Seriennummern erzeugt und unmittelbar ab Werk mit den Produkten verknüpft“. Intensivere Qualitätskontrolle würde Amazon Geld kosten, genau wie das Auslisten von Händlern (und die Kontrolle, dass nicht die gleichen Typen nächste Woche unter neuem Namen wieder auftauchen und weitermachen).

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