Amazon Go: Schließung der kassenlosen Geschäfte in mehreren Städten

Amazon ist zwar ein erfolgreicher Online-Händler, im stationären Einzelhandel bleibt der Konzern trotz intensiver Bemühungen aber bisher eine kleine Leuchte. Viel hatte man sich von seinen kassenlosen Supermärkten unter dem Banner Amazon Go versprochen. Doch jetzt ist bekannt geworden, dass Amazon acht seiner Filialen in Seattle, New York und San Francisco schließt.

Kritiker sagen Amazon nach, dass das Unternehmen bisher die falschen Schwerpunkte setze. Amazon hantiere zu viel mit allerlei Technologie herum, welche zwar interessant sei, aber eben nur als Ergänzung zu einem attraktiven Warenangebot zu ebenso attraktiven Preisen fungieren könne. Denn niemand werde einen Supermarkt nur wegen einer bestimmten Technik aufsuchen – sieht man von einem Erstbesuch aus reiner Neugierde ab.

Laut Amazon bleiben nun die betroffenen Filialen noch bis 1. April 2023 geöffnet, dann ist Schluss. Die Schließungen begründet man nur vage mit Optimierungen seines Portfolios. Amazon halte an seinen Go-Stores fest und beobachte stets, welche Standorte und Funktionen die Kunden am meisten ansprechen. Bricht man das Ganze herunter, liefen die betroffenen Filialen wohl einfach nicht profitabel.

Schwierigkeiten gab es für die Stores wohl auch wegen der Pandemie, denn die Laufkundschaft nahm rasant ab und immer noch arbeiten viele Menschen aus dem Home-Office, suchen also daher keinen Amazon-Go-Markt für Gelegenheitskäufe auf, die Amazon unter anderem im Fokus hatte. Amazon musste im Rahmen eines Umdenkens aber unter anderem auch schon eigene Buchgeschäfte schließen und hat in den USA auch die Ausweitung seiner Fresh-Stores zunächst auf Eis gelegt.

Am Ende zeigt das Beispiel, dass auch Amazon nicht in jedem Marktsegment den besten Riecher hat. Das Unternehmen lernt quasi gerade, dass das, was online funktioniert, nichts zwangsweise auch im stationären Einzelhandel klappt. Vielleicht ist da doch der Plan besser, die kassenlosen Technologien der Go-Märkte Partnern anzubieten, was ja auch ein Standbein werden soll.

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19 Kommentare

  1. Sehr schade, dass das Konzept nicht angenommen wird. Scheinbar müssen wohl noch über Jahrzehnte antiquierte Berufsfelder künstlich am Leben gehalten werden, obwohl man das Personal in anderen Bereichen besser einsetzen könnte.

    Ich für meinen Teil wäre ja tatsächlich schon froh, wenn Scan&Go in jedem Supermarkt zur Verfügung stände. So würde man sich wenigstens das unnötige Aus- und anschließende wieder einräumen an der Kasse endlich sparen.

    • André Westphal says:

      Ich glaube das Konzept war bisher weniger das Problem, als Warenangebot und Preise. Ich würde jetzt auch nicht nur wegen der Technik in so einen Store latschen, wenn ich woanders eine größere Auswahl habe / weniger zahle.

      • Grande Tramba says:

        Sehe ich ähnlich. Technik kann ich auch bei cyberport, Media Markt, Saturn, Experte etc holen. Mehr Angebot und Auswahl. Preise oft günstiger als bei Amazon.

    • Was wären denn bessere Einsatzfelder für Kassierer, die das meist in Teilzeit, ohne Vorkenntnisse und ohne Bildungswillen am Job machen (weil es eben nur ein Nebenjob ist).
      Gerade auch solche Stellen braucht der Arbeitsmarkt

      • Keine Ahnung wo Du einkaufst, bei uns in den Supermärkten sind nur die Aushilfskräfte angelernt. Der Edeka hat einige davon an den Kassen, meist Studenten oder andere Leute auf 520 Euro Job. Der Aldi nebenan hat nur Fachkräfte – und die arbeiten nicht nur an der Kasse, die machen alles.

    • Wenn Berufsfelder benötigt werden, sind diese keine „antiquierte Berufsfelder“. Wenn überhaupt zeugt es dann von einer gewissen Arroganz zu meinen, man könnte die eigenen Bedürfnisse auf die Gesamtgesellschaft übertragen um die Tätigkeit anderer zu unterminieren.

  2. Hatte erst kürzlich ne Arte-Doku gesehen, die Amazon als das Ende von Supermärkten inszeniert hat. Nachdem man jetzt Flagship-Stores schließt wird daraus wohl nichts.

  3. Der kassenlose ALDI in Utrecht ist auch ein Flop.
    Was aber scheinbar daran liegt, dass die technische Umsetzung zu wünschen übrig lässt, der Registrierungsprozess scheint recht umständlich und zeitintensiv zu sein, das bargeldlose Zahlen auch.

    So das für die Kunden im Vergleich zum Einkauf bei „herkömmlichen“ Discountern keinerlei Vorteile (z.B. wesentliche Zeitersparnis) bleiben, das Einkaufen dort soll sogar mehr Zeit beanspruchen.

    Wenn der kassenlose Supermarkt dem Kunden aber mehr Nach- als Vorteile bietet ist die Akzeptanz gleich Null.

    Sind vielleicht aber auch nur Kinderkrankheiten, die aber abgestellt werden müssen wenn sich das Konzept durchsetzen soll.

    • Kenne die Meldung bzgl. ALDI, würde es aber nicht als Flop bezeichnen:
      Ziel war es zu sehen, wie es ankommt und wo am eigenen Ansatz Optimierungsbedarf besteht – das hat funktioniert und einige Punkte hast du ja schon benannt.
      Daher wird es intern wohl als „Ziel erreicht“ angesehen und sie schieben (hoffentlich) zeitnah ein paar neue Versionen nach.

      Fail fast & learn fast muss aber wohl erst noch richtig ankommen 🙂

  4. Dabei ist das Konzept ja eigentlich extrem begehrenswert will ich meinen, oder gibt es Menschen die tatsächlich gerne an der Kasse anstehen?

    • Wenn es wie in anderen Ländern so wäre, dass einem die Waren auch gleich in Einkaufstaschen eingepackt werden würden, dann in jedem Fall ein klares JA. Nur um bezahlen zu dürfen ein klares NEIN.

  5. Ich sehe es so, dass es sich wieder um den ersten Aufschlag handelt, der schief geht, wie oft bei technischen Innovationen. In ein paar Jahren wird es dann ein neues technisches Konzept geben für kassenlose Supermärkte, das sich dann durchsetzt.
    Die derzeitigen Lösungen sind einfach zu ungenau und teuer. Einige Konzepte arbeiten mit Waagen in den Regalen, was sehr teuer und aufwendig klingt. Andere Konzepte verlassen sich auf Sensoren und Kameras an den Decken, was wohl zu ungenau ist.
    Und man sieht es ja auch an den Self-Checkout (SCO) Kassen, die es derzeit schon überall gibt…. die werden auch nur verhalten von den Kunden angenommen. Selbst das braucht noch seine Zeit.

  6. Das Ganze müsste noch viel weitergehend organisiert werden:
    genormte „Einkaufscontainer“, die dem Kunden gehören und die man mit bringt. Die passen in genormte Einkaufswagen (und natürlich in die ebenfalls genormten Kofferräume der Autos).

    Ich fahre also zum Supermarkt, nehme meinen Einkaufscontainer aus dem Kofferraum, hänge ihn in den Einkaufswagen ein und mache meine Einkäufe. Im Einkaufswagen ist ein Scanner installiert, der automatisch erfasst was ich rein lege.

    An der Kasse zahle ich dann bargeldlos meine Einkäufe und stelle den Einkaufscontainer in den Kofferraum meines Autos. Zu Hause räume ich dann alles aus.

    Fertig!

    Ich nehme jeden Artikel nur noch 2x in die Hand:
    wenn ich die Ware in den Einkaufscontainer lege und wenn ich diesen zu Hause ausräume.

    Und nicht mehr ein halbes Dutzend mal (oder mehr).

    • „Ich nehme jeden Artikel nur noch 2x in die Hand:
      wenn ich die Ware in den Einkaufscontainer lege und wenn ich diesen zu Hause ausräume.

      Und nicht mehr ein halbes Dutzend mal (oder mehr).“

      Wie viel ist denn bei dir ein halbes Dutzend? Ich nehme die Artikel normalerweise nur 4x in die Hand: Rein in den Wagen, aufs Band, in die Tasche, zu Hause beim Wegräumen.

      Deine Idee hat allerdings trotzdem was, wobei das so heutzutage durchaus schon in einigen Geschäften funktioniert. Mit dem Unterschied, dass man die Sachen nicht in genormte Container packt, sondern in die Einkaufstasche und man muss die Ware aktiv scannen, das macht der Einkaufswagen nicht alleine.

  7. In einigen der genannten Städte gibt es ein recht tiefgreifendes Problem: Ladendiebstähle in bei uns nicht bekannten Dimensionen. Die Rechtsprechung ist da nicht ganz unbeteiligt, z.B. werden Diebstähle unter 1.000$ noch nicht einmal mehr polizeilich aufgenommen mit der Konsequenz, dass da gezielt Leute in die Läden marschieren, sich nehmen was sie wollen, so grob aber unter dem Warenwert von 1.000$ bleiben und dann mit der Beute unbehelligt den Laden verlassen. Ob die Amazon-Läden davon auch betroffen sind weiß ich nicht, vorstellbar wäre es aber, da es sich so ohne Kasse und kaum oder kein Personal besonders gut klaut.

    • Der Gedanke, dass Ladendiebstähle ein Problem sein/werden könnten, ist mir auch schon gekommen.

  8. Also diese kassenlosen Supermärkte sind doch ein alter Hut….gibt es in Schweden seit 10+ Jahren.
    Schon damals konnte man sich „Scannerpistolen“ an den Wagen bauen und sein Zeug einfach scannen,
    mittlerweile geht die Bezahlung natürlich auch automatisch vom Konto.
    Und das sind dort nicht einzelne „Pilotmärkte“, sondern das ist alltäglich in vielen Filialen von ICA, Konsum und anderen Supermärkten. Im Konsum in Lund gab es wirklich gar keine „Schranken“ mehr…. 1 „normale“ Kasse und der Rest waren die SB-Kassen.
    Das in vielen Läden und Restaurant generell nur noch „unbar“ möglich ist, kommt hinzu.
    Aber nur weil Amazon draufsteht, ist es natürlich DIE Innovation. Naja…in Schweden gibt es Amazon ja nicht, woher sollen die das auch wissen….

    Allerdings frage ich mich auch, ob die Schweden generell ehrlicher sind, als andere Menschen.

    Hier in Deutschland könnte ich mir ein solches System in so manchem „Brennpunkt-Aldi“ nicht vorstellen.

  9. 1.
    Als jemand, der noch mitbekommen hat, dass früher an jeder Tankstelle ein Tankwart stand, würde ich eine einfache Frage stellen: War Amazon Dank ihrer Technologie billiger als die Konkurrenz? Die Leute zahlen mehrheitlich nämlich kein Geld für „schneller“. Allenfalls noch für „besser“.

    2.
    Oft stellt sich bei „fortschrittlicher Technologie“ heraus, dass der nie-krank-werdende KI-Roboter am Ende immer noch teurer ist als Kinderarbeit in Bangladesch, und dann treffen Leute hässliche Entscheidungen. Lohnt sich eine Automatisierung von Supermärkten eigentlich?

    3.
    Früher stand man oft ziemlich lange in der Schlange vor der Kasse. Aus verschiedenen Gründen ist das eigentlich heutzutage nur noch sehr selten der Fall: Mit Mindestlöhnern an automatischen Kassen kann man eher mal 3 Kassen aufmachen statt früher mit gut bezahlten Fachkräften. Wenn „schneller“ heisst, dass ich 3-4 Minuten spare, dann ist mir das egal.

  10. Mmmh. Ich persönlich finde das System der GLOBUS-Gruppe absolut ideal. Ich betrete die Markthalle, hole mir den Scanner, befestige diesen an der dafür vorgesehenen Armatur und gut ist. Jetzt scanne ich meine Produkte, weiß direkt den Preis und lege diese in meinem Korb im Einkaufswagen.
    Am Check-out Terminal nehme ich den Scanner aus der Halterung, scanne den dafür vorgesehenen Barcode und gehe direkt an ein freies Terminal. An diesem präsentiere ich mittels Mobiltelefon (m)einen QR-Code, löse danach evtl. Pfand-Coupons etc. ein und wähle die Art der Bezahlung. Bar oder Karte etc.
    Fertig. Absolut top!
    Nach Bezahlung verlasse ich den Bereich des Terminals sowie den Markt. Perfekt. Mehr muss nicht sein!

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