Amazon: Alexa soll auch Menschen mit Demenz helfen

Amazon Alexa und Demenz. Wie kommt das zusammen? Inwieweit Sprachsteuerung Menschen mit Demenz dabei unterstützen kann, ihren Alltag besser zu bewältigen, untersucht Amazon aktuell gemeinsam mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V.. Begleitet von Experten beider Seiten testeten zwölf Menschen mit Demenz, ihre Pfleger sowie Angehörige die Funktionen von Alexa über den Echo Show 8. Die ersten Ergebnisse seien laut Amazon überwiegend positiv: Alexa konnte die Betroffenen unterstützen, unterhalten und dabei die Pfleger entlasten. Dennoch gibt es Verbesserungspotenzial beispielsweise bei der Aktivierung von Alexa oder der Dauer eines Sprachbefehls.

Alexa half dabei, alltägliche Routinen einzuhalten. So erinnerte sie beispielsweise mit „Hast du schon deine Lutschbonbons genommen?“ daran, bestimmte Nahrungsergänzungsmittel oder Medikamente einzunehmen. Eine weitere hilfreiche Funktion war die Abfrage von Weltwissen oder Nachrichten. Eine Testerin mit Demenz äußerte sich frustriert, dass ihre ehemals hohen intellektuellen Fähigkeiten nun langsam nachlassen. Alexa konnte sie fragen, wenn sie nicht weiterwusste oder Dinge nicht zuordnen konnte – das motivierte sie. Positiv wirkte sich auch das Betrachten alter Bilder, die auf dem Bildschirm des Echo Show 8 angezeigt wurden, auf die Menschen mit Demenz aus. Laut Befragung steigerte das ihr emotionales Wohlbefinden und ihre Aufmerksamkeit, sodass sie neben den Bildern auch andere Erinnerungen von Alexa auf dem Bildschirm wahrnahmen.

Diese fünf Funktionen hatten im ersten Test den größten Erfolg:

  • Erinnerungen an Termine oder wichtige To-Dos entlasten Pflegekräfte und Angehörige
  • Musikhören regt körperliche Aktivität der Betroffenen an
  • Bilder betrachten steigert Aufmerksamkeit der Betroffenen
  • Mit Alexa zu sprechen, unterstützt die Sprachfähigkeit und die Abfrage von Wissen und Informationen motiviert die Betroffenen
  • Sprachgesteuerter Ersatz für andere Geräte wie Wecker, Telefon oder Radio, z. B., um Musik zu hören, sich Nachrichten vorlesen zu lassen oder das Wetter abzufragen.

Der Test ergab laut Amazon auch einiges an Entwicklungspotenzial. Eines der Hauptanliegen der Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen war, dass Alexa sich an ihre Sprachgeschwindigkeit anpasst. Da die Betroffenen teilweise sehr langsam sprechen und nach Worten suchen, müsste Alexa dieses verzögerte Sprachtempo berücksichtigen. Genauso bei abweichenden Formulierungen, die Alexa noch nicht erkennt. Zusätzlich wünschten sich einige der Tester eine alternative Aktivierungsmöglichkeit, wie etwa eine Taste, die automatische Erkennung von Gesten oder dem Gesicht der Nutzer sowie weitere Signalwörter. Ein weiterer wichtiger Wunsch war eine Notruffunktion.

Amazon hat laut der Pressemeldung das Feedback der Teilnehmer gesammelt und arbeitet nun daran, Funktionen auf die Bedürfnisse der Nutzergruppe anzupassen. So besteht der Wunsch, dass sich Alexa an das verzögerte Sprachtempo der Nutzer anpasst und ihnen so mehr Zeit gibt, ihre Anfrage zu formulieren. Währenddessen laufen die Tests weiter und werden durch zusätzliche Geräte und Probanden ausgeweitet.

So schön diese Ideen auch sind – ich persönlich glaube nicht, dass Alexa ein sehr großer Helfer sein wird, wenn es um kritische Dinge wie Medikamente etc. geht. Wer schon einmal liebe Menschen mit Demenz erlebt  – bzw. diese an die Demenz verloren hat, der weiß, wie schlimm und zerstörerisch diese Krankheit ist.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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6 Kommentare

  1. Ich habe bei den Echos tägliche Erinnerungen eingestellt.
    Manchmal sind einige davon einfach weg, habt ihr das auch?

  2. So unsinnig finde ich das ebenfalls nicht, sehe aber die Gefahr darin, dass das bloße Abarbeiten von Routinen am Ende keine wirkliche Hilfe ist und den pflegenden Menschen nicht ersetzen wird. Schaue ich meine Oma an, sehe ich hinter den großen braunen Kulleraugen kein Leben. Man muss alles 4-5x erklären, binnen 2min, und selbst dann schaut sie einen fragend an. Der Alexa Hinweis auf die Medikation würde ja bedeuten, der Patient weiß um diese Problematik und kennt auch den Ort, wo er die Medikamente findet. Gleichwohl müsste man dann den Hinweis liefern, dass sie diese mit Wasser einnehmen soll. Am Ende steht die Küche unter Wasser. Alles schon da gewesen.
    Je nach Schwere der Krankheit sind Codewörter auch Unsinn. Aber, ich verstehe die Intention hinter der Idee. Das Thema Datenschutz und mögliches permanentes Mithören lasse ich mal bewusst außen vor.

    • Peter Brülls says:

      Ich denke da geht es um gerade. Wenn Demenz voll durchschlägt, reicht ja manchmal nicht mal jemand er mit im Haus wohnt (ohne zur Arbeit zu müssen), weil selbst dann 24/7 nicht mehr leitbar sind – von der emotionalen Belastung ganz zu schweigen.

      Aber ganz am Anfang, denke ich, können Assistenzsysteme helfen und den Betroffenen länger Unabhängigkeit bewahren.

  3. Also ich arbeite schon länger in einer Tagespflege. Davor war ich 1 Jahr auf einer Station für Menschen mit schwerer Demenz. Ich denke nicht das auch nur für ein einzigen Tagesgast Alexa eine Hilfe wäre. Dazu ist das Thema Demenz zu komplex.

    Um alte Bilder anzuzeigen reicht dann aber auch ein Digitaler Fotorahmen für 20€. Wird in der stationären Pflege von einigen Angehörigen gern genutzt.

    • Chrsitian says:

      Und genau da ist das Problem: Man arbeitet nicht eng mit Leuten zusammen die den täglichen Umgang mit Demenzpatienten haben.

  4. Ich arbeite schon einige Jahre im Bereich Green Care und ich finde es sehr sinnig und wichtig was dort untersucht wird.
    Demenz ist nicht heilbar, dass ist ja bekannt – klar, wenn die Demenz fortgeschritten ist, bringt die Erinnerungsfunktion ( Medis nehmen) sicher nicht viel.
    Ich sehe die stärken eher am ganz am Anfang bei einer beginnenden Demenz – Alexa kann helfen Menschen geistig auf trapp zu halten z.B.: Bilder anzuzeigen und dazu Fragen zu stellen was siehst du auf dem „Bild“ oder ähnliches. Und dann mit dem Klienten im Dialog zu bleiben. Also den Geist der Klienten immer wieder fordern – damit kann die Alexa KI dazu beitragen das die Demenz sich verlangsamt. und damit ist schon sehr sehr viel erreicht: Natürlich kann sie einen Menschen nicht ersetzten der soziale Umgang ist sehr sehr wichtig. Doch das Potenzial sollte nicht unterschätzt werden.
    Entscheidend ist ganz sich der Alexa schon vor dem erreichen einer Demenz der Umgang eingeübt wird,

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