5G-Ausbau: Bundesregierung evaluiert ein Verbot von Huawei-Komponenten

Geht es nach Informationen des Handelsblatts unter Berufung auf Aussagen aus dem Innenministerium, dann könnte die Bundesregierung schon bald ein Verbot für chinesische Komponenten für Mobilfunknetze aussprechen. Dies gelte in diesem Fall dann auch für „kritische Bauteile nicht vertrauenswürdiger Hersteller“, die bereits im Betrieb sind.

Huawei ist derzeit einer der führenden Hersteller von 5G-Komponenten. Dies dürfte nicht zuletzt auch der Grund für den Eklat mit den USA sein. Nicht ganz so problematisch könnte es auch hierzulande werden – ein Verbot diverser Komponenten droht dennoch. Sollte die Bundesregierung eine „Ex-post-Untersagung“ aussprechen, dann müsste diverse Netzbestandteile von chinesischen Herstellern wie Huawei und auch ZTE durch Bauteile von Ericsson und Nokia ersetzt werden. Auch ein einfacher Austausch sei aufgrund unterschiedlicher Kompatibilität nicht immer möglich. Derzeit stellt Huawei knapp 60 Prozent der 5G-Netztechnik, so die Berechnungen. Die Folge: Hohe Kosten für deutsche Netzbetreiber für den Umbau und damit einhergehend auch eine Verzögerung beim Ausbau der 5G-Netze. Diverse Netzbetreiber halten Huawei und ZTE bereits ohnehin aus dem „Kernnetz“ raus – da macht man rechtlich aber keine Unterscheidungen. Telefónica und auch Vodafone wollen da künftig nur noch auf den schwedischen Hersteller Ericsson setzen. Aber auch das 4G-Netz sieht man in der Pflicht, auch hier dominieren Huawei-Komponenten.

Das Innenministerium müsste sich für eine solche Anweisung mit weiteren betroffenen Ressorts, wie dem Außen- und Wirtschaftsministerium abstimmen. Eine Entscheidung steht noch aus. Wirft man einen Blick auf die Abhängigkeiten bei den Gaslieferungen und Russland, dann liegt nahe, dass man auch im Mobilfunk künftig eher weniger auf Abhängigkeiten angewiesen sein möchte. Auch Innenministerin Nancy Faeser kritisierte dies, gab allerdings keine näheren Angaben über das laufende Verfahren.

Huawei selbst hat sich bereits geäußert und spricht von einer „hervorragenden Sicherheitsbilanz“ – was auch sonst.

Nach dem IT-Sicherheitsgesetz 2.0 aus der vergangenen Legislaturperiode sind derartige Eingriffe durch den Staat grundsätzlich möglich. Allerdings nur nach entsprechenden Einzelfallprüfungen. Muss man schauen: Immerhin geht es hier rein um die Mobilfunktechnologie, Einzelfälle und nicht um generelle Import-Verbote, wie das in den Staaten der Fall ist.

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Baujahr 1995. Technophiler Schwabe & Lehrer. Unterwegs vor allem im Bereich Smart Home und ständig auf der Suche nach neuen Gadgets & Technik-Trends aus Fernost. X; Threads; LinkedIn. Mail: felix@caschys.blog

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22 Kommentare

  1. Christopher R. says:

    Richtig so. Das hat für mich noch nie Sinn ergeben. Es gibt 5G Hardware aus EU und USA, dann muss das bevorzugt verbaut werden.

    • Warum soll man Hardware aus den USA mehr Vertrauen als der aus Fernost?

      Man erinnere sich nur an die CISCO Leaks.
      https://www.heise.de/newsticker/meldung/NSA-Skandal-Cisco-beschwert-sich-ueber-manipulierte-Postsendungen-2190470.html

    • Der „Sinn“ liegt darin, dass Huawei technisch deutlich vor dem ist was die US-Firmen in dem Bereich zu bieten haben. Dieser Aspekt wird sicherlich auch mindestens einen deutlichen Anteil an den „Sicherheitsbedenken“ der USA gegen Huawei gehabt haben, für die sie bis zum heutigen Tag nicht den geringsten Beweis vorgelegt haben.

      Mit anderen Worten: Es handelt sich hier um vorgeschobene Gründe für einen ganz klassischen Wirtschaftskrieg.

      • Technisch deutlich vorne? Dafür hätte ich gerne mal ne Quelle, sonst behaupte ich einfach das Gegenteil.

        • Leberkaes says:

          Bei den US-Firmen ist wohl simpel; gibt einfach keine, die als Mobilfunkausrüster im 5G-Bereich aktiv ist.

          Die klassischen Anbieter für den Ausbau wären:

          Ericsson, Nokia (Europa), Huawei, ZTE (China) und mit Abstrichen Samsung (Korea)

          Qualcomm (US) ist zwar stark im 5G-Markt aktiv, baut aber selbst keine Antennen und Co, wie die oben genannten.

          Und als Indiz, warum Huawei technisch vorne mitspielen sollte, könnte man auch die Patentanmeldungen zählen. Die liegen vor allen anderen Anbietern.

          • Das Problem bei Ericsson und Nokia: Auch die produzieren und entwickeln genau wie Huawei teilweise in Shenzhen, China.
            Samsung ist da aktuell die einzige Alternative, in Zukunft koennte auch noch NEC aus Japan etwas werden wenn OpenRAN etwas wird.

        • Gibt unzählige Artikel zu dem Thema, manche Länder haben genau mit dem Argument der technischen Überlegenheit von Huawei, besonders bei der 5G Technik, eventuelle Sanktionen abgelehnt.

          • Christopher R. says:

            Die Dinger können noch so gut sein. Das Zeug kommt aus China. Weg damit oder zumindest schön viel Zoll drauf. Damit es nicht mehr rentabel ist einen chinesischen Hersteller zu verwenden.

            Und das ganze nennen wir einfach Feinde-der-Demokratie-Steuer

            • Quasi alle Solarzellen kommen aus China. Könnte bzw. müsste man sofort drauf verzichten. Und auf chinesische Komponenten für Windräder auch. Dann muss auch der Letzte nicht mehr das Licht ausmachen, da es eh schon finster ist.

              • Christopher R. says:

                Und damit hast du das Problem erkannt. Wir haben uns über Jahre von China und auch Russland abhängig gemacht. Wozu das bei Russland geführt hat, kann man ja schön sehen.

                Und das Know-how ist in Europa vorhanden. Die Firmen können nur nicht rentabel arbeiten, wenn die Chinesen unseren Markt mit Produkten aus Zwangsarbeiter-Produktion fluten.

  2. Das Thema ist mir zu sehr USA lastig. Vor Trump hat es niemanden interessiert. Trump sagt, China Hardware ist böse und alle springen mit auf den Zug auf. Huawei ist meiner Meinung nach der beste Hardware-Hersteller bei DSL und ich denke auch beim Mobilfunk. Ob an den Anschuldigungen was dran ich, weiß ich nicht. Ich glaube es allerdings nicht.

    • Wobei es schon Sinn macht sicherheitskritische Komponenten von einem europäischen Hersteller zu beziehen. Ist wie beim (amerikanischen) GPS,. bzw Beidou (China), Glonass (Russland). Hier ist es auch sicherer was europäisches zu haben, in diesem Fall Galileo.

      • Definitiv ist das eine kluge Entscheidung, alleine schon aus reiner Vorsicht.
        Vor dem Hintergrund darf man aber natürlich dann auch keine US-Hardware einsetzen denn es ist bereits in der Vergangenheit bewiesen worden, dass die Geheimdienste vor keiner Manipulation von Hardware oder sonstigen Vertrauensbrüchen zurück schrecken.

  3. Am Ende ist es egal ob Huawei oder Nokia drauf steht, wird eh in China zusammen gebaut und wenn die wollen können dann trotzdem noch ihr Spionagezeug drauf löten ohne das es auffällt.
    Siehe: https://www.notebookcheck.com/Sicherheit-Chinesischer-Spionagechip-ueber-Jahre-heimlich-auf-Serverplatinen-verbaut.337044.0.html

  4. Man misstraut einem ausländischen Hersteller bzw. übergeordnet dem „Klassenfeind“. Gut. Kann man machen. Aber warum setzt man dann an anderer Stelle massenhaft Geräte dieses Klassenfeindes ein, z.B. Laptops und Desktop-PCs von Lenovo im Behördenumfeld? Das ist ja fast so, als wenn man ein Land sanktionieren möchte wo es nur geht, dann aber doch weiterhin Gaslieferungen von diesem Land entgegennimmt…

    • In unserer Behörden werden chinesische Anbieter bei der Ausschreibung grundsätzlich ausgeschlossen. Erlaubt sind nur HP, Dell Apple oder Anbieter aus Korea oder Taiwan. Chinesische Hardware Hersteller sind wegen Sicherheitsbedenken ausgeschlossen.

  5. Endlich werden die Warnungen aus anderen EU Staaten wie Litauen oder England, en USA und Australien ernstgenommen. Huawei und ZTE gehören verbannt. Genauso sollten die chinesischen Mobiltelefonanbieter mit schärfere Regulierung wie Update Pflicht, Zertifizierung, Gewährleistung etc stärker reguliert werden und mit Import Zölle verteuert werden.

  6. Resterudi says:

    Grundsätzlich sollten Versorgungsunternehmen ausschließlich unter eigener Kontrolle sein.
    Strom Wasser, ups Gas…. Ebenfalls die alleinige Abhängigkeit ist bekannter weise ein großer Fehler.
    Möglichkeiten Dritten den Zugriff (auch theoretisch) zu ermöglichen darf nicht sein.

  7. Das einzig wirklich sichere wäre die Verpflichtung alle soft-und hardwarekomponenten der Techbnik als Open source bereitzustellen und alle Funktionen offenzulegen. Dann kann man prüfen und nach Sicherheit , Leistung und ja auch Preis entscheiden wessen Komponenten man verbaut , kauft , einrichtet. Dieses „bauen wir es wieder aus“ wäre die größte Fehlentscheidung, denn das dauert, kostet , und die Kosten landen schließlich wieder beim Verbraucher . Wäre ja quasi ein fast – Neuaufbau des netzes oder von Teilkomponenten … wer soll das zahlen, arbeitstechnisch (Fachkräftemangel) umsetzen ? wie lange sollen wir 5G-Standorte oder Netzkomponenten ausschalten ? Dieses „kauft nix beim chinesen, kauft nix beim …“ aufgrund irgendwelcher Gerüchte erinnert mich an eine sehr böse Zeit. Da stand „kauf nicht bei …“ an vielen Geschäften in Deutschland. Sind Chinesen schlechte Menschen ? Oder generell chinesische Firmen alles fünte Spionage-Kollonnen? Ich mag dieses undifferenzierte Länder-Bashing gar nicht . Kontrolle ist gut , die muß aber am einzelnen Objekt passieren. Vorverurteilungen oder politische/ideologische boykotts gehören in die Mottenkiste der Geschichte.

  8. Und selbst wenn Huawei tatsächlich nicht vertrauenswürdig sein und Daten abzweigen sollte: was gäbe es denn da noch so wichtiges, was schützenswert wäre? Technisch passiert hier nicht mehr so besonders viel, da ist der Zug abgefahren, ohne uns. Politisch lacht man uns woanders aus, da ist auch nichts zu holen. Militärisch sind wir mit unserer dysfunktionalen Ausstattung und Struktur unbeachtlich. Was dann? Wie man die eigene Sprache bis zur völligen Abschreckung kaputtgendert? Wie man das Sozialsystem möglichst effektiv vor die Wand fährt? Wie man das Bildungssystem nachhaltig zerstört? Wie man drittklassige Partylieder mit behördlicher Unterstützung überhaupt erst der breiten Masse bekannt macht?

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