360° Reality Audio mit Tidal ausprobiert

Anfang 2019 machte sich Sony auf, der Welt ein neues Format vorzustellen: 360° Reality Audio. Gemeinsam mit dem Fraunhofer IIS, Teil von Europas größter Organisation für angewandte Forschung, entstand so ein Format, das mit dem offenen Audio Standard MPEG-H 3D kompatibel ist – mittlerweile ist es auch bei Musikdiensten, wie unter anderem Deezer und Tidal, zu finden.

Sony versucht damit nicht nur klassisch Stereo zu liefern, sondern ein dreidimensionales Soundfeld mit objektbasierter Spatial-Audio-Technologie. Interessant dabei natürlich: Musik muss nicht neu aufgenommen werden, stattdessen gibt es eine spezielle Software für Künstler, welche die räumliche Abmischung erledigt. Räumliche Wiedergabe war bislang ein Ding, welches ich bei Filmen und Serien im Kopf und im Ohr hatte, Musik war seit jeher eher meist Stereo für mich. Gute Sache, die seit gefühlt „immer“ für mich funktioniert, entsprechende Qualität des Quellmaterials vorausgesetzt.

Seit der Vorstellung von 360° Reality Audio auf der CES 2019 hat sich viel getan, das System ist seit längerem im Einsatz und sogar schon in Sonys Kopfhörer-App zu finden. Hier kann man die Lage seiner Ohren „vermessen“. Bedingt durch die Tatsache, dass ich einen Sony WH-1000XM4 getestet habe, habe ich dann auch gleich einmal 360° Reality Audio mit Tidal ausprobiert. Neulich habe ich nämlich mein Spotify-Abo gekündigt und bin mal auf Tidal gewechselt.

Gefällt mir soweit ganz gut, ich hatte den Dienst gar nicht mehr in so guter Erinnerung als ich damals zum Start testete, aber, Stand jetzt: alles tutti. Mir gefallen auch die unterschiedlichen Qualitätsstufen und für 360° Reality Audio gibt es eine separate Kategorie. Durch die habe ich mich mal durchgefräst. Grundsätzlich fange ich mal damit an, dass ich das Angebot an entsprechenden Titeln als zu klein empfinde. Das ist quasi kein Umfang, für den ich ein separates Abo abschließen würde.

Ja, es sind viele aktuelle Alben dabei, auch viele Klassiker – aber das Angebot ist gemessen an meinem Geschmack an Musik eher winzig bis kaum vorhanden. Doch das Vorhandene macht Lust auf mehr. Im direkten Vergleich – besonders habe es mir Songs von Bowie, Blue Öyster Cult und Santana angetan – kann man da wirklich den Raum hören und spüren. Man spürt quasi, was von wo kommt, wenn der ikonische Titel Space Oddity durch die Hörer klingt. Angesichts der Tatsache, dass das mit einem Kopfhörer möglich ist, schon beeindruckend.

Ein Erlebnis? Auf jeden Fall. Aber Hand aufs Herz – es wirkt einfach nicht bei jedem Song. Da behaupte ich, dass viele im Blindtest den Unterschied nicht heraushören können – inklusive mir. Des Weiteren muss man knallhart sagen: Solange da die Massen an Titeln fehlen, bleibt es weiterhin eine super winzige Nische.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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7 Kommentare

  1. dertechniker says:

    Was ist der Unterschied zu Binaural Audio? Bei diesem Verfahren kann ich auch hören woher die Stimme usw kommt.

  2. Schön, dass du Tidal mal ausführlich für dich testest. Ich kam auch von Spotify und finde die App einfach wunderschön programmiert. Da alle Musik-Streamingdienste nahezu alle für mich relevante Musik führen, macht das dann schnell den Unterschied. Richtig Spaß macht auch, die Tidal-App auf dem AppleTV zu Hause über die HomePods mit dem richtigen Video abrocken zu lassen.

  3. 360° Reality Audio, 8D Audio, ganz früher Kunstkopf. Und noch immer ist es nicht gelungen, den Eindruck der Schallquelle von vorne oder hinten zu erzeugen.

  4. Ich glaube ich würde da auch nichts erkennen. Bei meinem Echo Studio wurde ja auch sowas angepriesen, aber irgendwie höre ich die Unterschiede nicht wirklich.
    Allerdings bin ich jetzt auch nicht die Zielgruppe dir angespannt der Musik lauscht. Die läuft so nebenbei und unterhält mich halt ganz banal.

  5. Also bei meinen discoversauten HeavyMetslOhren spielt das keine Rolle. Mich würde aber interessieren, was ist jetzt z.B der Unterschied zu Auro, hier gibt es ja auch Bestrebungen den Raumklang bei Audioproduktionen zu etablieren.

  6. Interessanter als bei musik fände ich das ganze bei Hörspielproduktionen = Kino im Kopf. Da spielt die Position von Akteuren und Schallquellen ja eine wichtige Rolle und ist , viel mehr als bei musik, handlungsbezogen . Und dann auch für musik eigentlich doch nur für Liveproduktionen sinnvoll, denn nur da gibt es einen echten Raum, den man reproduzieren können möchte. nur da spielt die Gruppe gleichzeitig in einer echten Umgebung , sei es ein Stadion oder eine Blueskneipe. Alles andere an musik ist im besten Falle Studio , nacheinander einzeln abgenommen und dann gemischt oder überhaupt nur noch aus der Sampling-Konserve der DAW – wo ist da ein echter Raum , eine echte Position die ich im Hörraum reproduzieren möchte ?

  7. Kann der Sony-Köpfhörer in der vierten Version jetzt endlich hochwertige Audioübertragung via Bluetooth wie zum Beispiel LDAC auch, wenn man nur minimales Processing wie ein bisschen EQ verwendet? Der Vorgänger ist in diesen Use Cases zwingend auf den qualitative niedrigsten Bluetooth-Codec SBC zurückgefallen, was nicht viel weniger als ein mittelschwerer GAU ist, wo es doch um qualitativ höchsten Anspruch an Audiowiedergabe geht.

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