1&1 wirft Vodafone Behinderung beim Bau des vierten deutschen Mobilfunknetzes vor

1&1 hat bei der Versteigerung der Mobilfunkfrequenzen mitgespielt und konnte sich ein Stück vom Kuchen sichern. Bislang sieht es da mit dem eigenen Netz recht dünn aus, allerdings gab es da auch externe Probleme, so 1&1 seinerzeit. Ein großes Problem ist aus Sicht des Unternehmens auch Vodafone.

Die 1&1 Mobilfunk GmbH wird deswegen am heutigen 24.2. beim Bundeskartellamt eine Beschwerde einreichen. Gegenstand der Beschwerde werden aus Sicht von 1&1 anhaltende Behinderungen beim Ausbau ihres 5G-Mobilfunknetzes durch Vodafone sein.

1&1 hat laut eigener Aussagen 2021 mit der börsennotierten Vantage Towers AG (Vantage Towers) die Mitnutzung von 3.800 bereits vorhandenen Antennenstandorten für das neue 1&1 Netz vereinbart. Vantage Towers ist derzeit der mit weitem Abstand wichtigste 1&1-Ausbaupartner. Im Rahmen der vertraglichen Vereinbarung wurden Ausbauziele für 2022 definiert. Vantage Towers hat diese nahezu vollständig verfehlt. Zum Jahresende 2022 verfügte 1&1 insgesamt nur über fünf 5G-Antennenstandorte, teilweise von Vantage Towers bereitgestellt.

Vantage Towers wird von Unternehmen der Vodafone Gruppe als Hauptaktionär mit einem Anteil von mehr als 81 Prozent kontrolliert, so 1&1 in einer Meldung an die Medien. Außerdem plant und entwickelt Vodafone die Mitnutzung der deutschen Antennenstandorte von Vantage Towers durch andere Netzbetreiber. Im Gegensatz zu 1&1 verfügte Vodafone Ende 2022 über 1.600 5G-Antennenstandorte auf Basis der Infrastruktur von Vantage Towers.

Ende 2022 hat Vantage Towers einen neuen Rollout-Plan vorgestellt. Am 23.2. haben Vertreter von Vantage Towers und Vodafone in einem gemeinsamen Meeting 1&1 abschließend mitgeteilt, dass es erneut zu Verzögerungen kommen wird und auch der neue Rollout-Plan nicht eingehalten wird. Insbesondere sollen die in den ersten Quartalen 2023 geplanten Ausbauziele deutlich verfehlt werden. Ein Ende der von Vodafone bei Vantage Towers erwirkten Bevorzugung der Ausbauaktivitäten für Vodafone auf Kosten des 1&1-Netzaufbaus scheint somit weiterhin nicht absehbar.

Gleichzeitig fordert Vodafone, so die Ansicht von 1&1,  für die anstehende Frequenzvergabe, die derzeit von der Bundesnetzagentur vorbereitet wird, auf das übliche Vergabeverfahren zu verzichten und vorwiegend die wichtigen Low-Band-Frequenzen den etablierten Netzbetreibern Vodafone, Deutsche Telekom und Telefónica ohne Auktion für weitere Jahre zu überlassen. Der Bedarf von 1&1 für Low-Band-Frequenzen müsse hingegen aufgrund des kaum gegebenen 1&1-Netzaufbaus unbedingt hinterfragt werden. Dass der geringe Ausbaustand des 1&1 Netzes maßgeblich an den wahrscheinlichen Behinderungen durch Vodafone bei der Entwicklung der Antennenstandorte von Vantage Towers liegt, lässt Vodafone unerwähnt.

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12 Kommentare

  1. Kommt eher so vor, als sucht 1&1 händeringend einen Schuldigen für das eigene Versagen. Und schuld müssen logerweise immer die böse anderen sein. Als ob Vantage Towers AG der einzige Ausbau-Parner wäre – was ist aber mit den anderen, die 1&1 noch hat? Warum bauen die nichts?

    • Ich hab damals schon gesagt, das wird ein Luftnummer mit 1&1.
      Und der Markt ist schon mit 3 Netzbetreibern gesättigt, das mussten schon vorher zwei Unternehmen erkennen, die klaglos gescheitert sind, ein neues Mobilfunknetz aufbauen zu wollen.

  2. Ich glaube, die Wahrheit liegt in der Mitte.

    Die bestehenden Provider legen 1&1 ganz klar Steine in den Weg. Verständlich, dass die keinen vierten Provider haben wollen. Allerdings Frage ich mich auch, wieso 1&1 nicht in die Pushen kommt und welche Verträge mit dem Vantage Towers geschlossen wurden. 1&1 hätte bei Verzögerungen, im Ausbau, Vertragsstrafen aushandeln können.

    Am Ende glaube ich nicht, dass es einen vierten Provider auf den Markt geben wird. Dafür läuft es in Summe zu schlecht.

  3. Mal ganz davon abgesehen, das die Telekom heute völlig unbeeindruckt 40GB für 60 Euro anbietet, während o2 120GB für 45 Euro – was 1,50 Euro und 37,5 Cent pro Gigabyte ergibt, also gerade Mal ein Viertel (!)… Mit was soll 1&1 in den Raum werfen?! Es würde auch bei normal verlaufendem Ausbau Jahre dauern bis sie zumindest eingenständig zu o2 aufschließen und da können die bis dahin nicht im o2 Netz hängen und die Preise unterbieten… Da wird also keines Falls ein Preissturz durch 1&1 erfolgen…

    Viel mehr macht 1&1 Frequenzen streitig und sitzt dort mit dem Hintern drauf… o2 wird ihr 4G Netz auch mehr in Richtung 5G verlagern, zum einen weil sie 1&1 nicht mehr hofieren werden als nötig, zum anderen weil 1&1 als Auflage für o2 durch den E-Plus Kauf Spektrum auf B1 abgeben muss nach 2025 an 1&1 und dann eh weniger hat… Letztlich wird auch Carrier Aggregation in den kommenden Jahren eine größere Rolle spielen bei 5G-SA…

    Letztlich würde interessieren, ob es irgendwelche verbindlichen Klauseln gibt, wenn 1&1 scheitert bzw. es bewusst darauf anlegt, weil das von vornherein geplant war… Muss 1&1 auf jeden Fall die Frequenzen zurückgeben oder könnten die ihre Mobilfunksparte auch einfach an einen der Drei bestehenden Betreiber verkaufen?! Also quasi unter dem Deckmantel wie eine eigene Frequenzauktion, weil die Anderen ja nur die Frequenzen wollen – quasi wie ein klapperiges Haus das man kauft um an Bauland zu kommen… 1&1 könnte da sicher mehr rausholen, als sie investiert haben und sich quasi im passenden Moment gesundstoßen – im Endeffekt Frequenzen als Geldanlage die für einen arbeitet… 1&1 muss ja von Anfang an bewusst gewesen sein, dass das ein Himmelfahrtskommando ist und wird sowas nicht investieren, wenn alles futsch ist…

  4. Enteignung aller Netzbetreiber, Überführung der Infrastruktur in öffentlich kontrolierte, allein auf Kostendeckung und die Finanzierung von Erhaltung und Ausbau , zielende Unternehmen. Kein „Füttern“ von Aktionären mit Erträgen aus Infrastruktur. Die wird dann unter Kontrolle von BNetzA und kartellbehörden allen Mobilfunkanbietern diskriminierungsfrei zu gleichen Konditionen zur Nutzung überlassen. Jedes netz – oder dann gibt es ja strenggenommen nur noch ein Netz – darf von jedem Anbieter genutzt werden – wo eine Luftschnittstelle installliert ist, gehen alle Mobiltelefone. Schluß mit dem Mehrfachausbau. Stelle man sich mal vor es gäbe BMW-, Mercedes, VW-, und dann noch für all die anderen hersteller – -Autobahnen. Mit „Roamingverträgen“ und vielleicht auch mal ner Strecke auf die ein BMW eben nicht drauf darf weil man dort nur mit Hut fahren darf. Von anfang an Fehlkonstruktion. Alle kritische Infrastruktur zurück in unter öffentlicher Kontrolle stehende Unternehmen bzw. in die hand von Kommunen. Und dann rein auf Kostendeckung fahren , gern sogar zu 100 Prozent . man spart viel wenn man keine Heuschrecken füttert. Heuschrecken nur noch züchten und füttern, um sie dann selber zu futtern.

    • Wird leider nicht klappen, solange FDP noch irgendetwas zu sagen hat.

    • >>Alle kritische Infrastruktur zurück in unter öffentlicher Kontrolle stehende Unternehmen bzw. in die hand von Kommunen.

      Solche Vorschläge hören sich gut an. Leider sind sie nur geeignet, wenn die Demokratie funktioniert. Was, wenn die kritische Infrastruktur und damit auch die Kommunikationsnetze in die Hand von Despoten fällt? Dann ist es schnell vorbei mit der diskriminierungsfreien Nutzung zu gleichen Konditionen.

      Zum Thema: Ich bin der Meinung, 1&1 sucht einen Schuldigen für das eigene Versagen. Eine Notwendigkeit für einen zusätzlichen Mobilfunkbetreiber besteht nicht. Das hätte man bei Erteilung der Genehmigung schon regeln können. Wenn 1&1 nicht in die Puschen kommt und es dem Unternehmen schwerfällt, das eigene Netz mit eigener oder vorhandener Infrastruktur zu betreiben, dann muss die Genehmigung zurückgezogen werden. Für die frei werdenden Frequenzen wird sich ganz bestimmt ein Nutzer finden.

    • Hört sich toll, ist aber auch toll? Die frühere Dt. Post waren salopp formuliert Schnarchnasen. Heute beschweren sich Leute im Forum, dass ihn ihr Kabelnetzbetreiber einen bestimmten Router vorschreibt. Wenn mir das Angebot nicht zusagt, kann ich wechseln. Früher war das nicht möglich. Da wurden Telefon fest verdrahtet. Keine TAE-Schnittstelle. Die Benutzung von Akustikkoppler war verboten (Vorläufer von Modems). Innovation war häufig ein Fremdwort. Ein anderer Sektor, aber ebenfalls Infrastruktur. Dt. Bahn – bei uns liegt eine Haltestelle seit einem Jahrzehnt brach. Und dies in einer Metropolregion. Warum – nun ein Mitbewerber hat den ÖPNV gewonnen und fährt nun mit längeren Triebwagen. Die DB hat aber keinen Bock den Bahnsteig zu modernisieren. Das ist das Dilemma, wenn man Infrastruktur in einer Hand hat. Aber die Bedenken hinsichtlich Infrastruktur in privater Hand teile ich. Ich bin ein Gegner z.B. von einer privatisierten Wasserversorgung. Es gibt Bereiche da macht ein Monopol Sinn, Strassenbau, Abwasser. Aber im Bereich z.B. von Strom oder Telekom ist ein Oligopol oder Polypol für Kunden durchaus wünschenswert.

      • Hallo Bazi, „Die frühere Dt. Post waren salopp formuliert Schnarchnasen. Heute beschweren sich Leute im Forum, dass ihn ihr Kabelnetzbetreiber einen bestimmten Router vorschreibt. Wenn mir das Angebot nicht zusagt, kann ich wechseln. “ Ich finde so schlecht war die Versorgung unter der „Deutschen Bundespost“ nicht. Sie war nämlich diskriminierungsfrei und überall zu gleichen Konditionen erhältlich. Die von Dir angeführte Auswahl haben in großem maß nur Menschen in Ballungsräumen. Sobald es dünner wird mit der Besiedlung, wird es auch dünner mit der Auswahl, namentlich im Festnetz. Und damit auch unterschiedlich teuer – denn preiswertere Anbieter gibt es eben oft auch nur in Ballungsräumen. Die bauen, wo es echt kostet, nicht aus. Dann hängt man sich wieder an die Telekom. Und dann wird heute gemeckert , die Telekom würde sich immer noch auf dem alten Kupfernetz „ausruhen“ – aber genau das war die gute Versorgung: Telefon – wenn auch aus heutiger sicht auf einfachstniveau – überall, egal ob Großstadt oder Hallig, zu gleichen Konditionen, also Grundgebühr und Verbindungstarifen. Davon sind wir heute weit entfernt, Anschlußeigner in der Stadt haben die Wahl, solche aaußerhalb oft nicht. Und z. B. verglichen mit den USA , die oft als Vorbild in der TK-Versorgung zu Zeiten der Dt. Bundespost angeführt wurden: dort wurde an oberirdischen Pfählchen die telefonleitung angenagelt, mit der folge häufiger Ausfälle – was man hier in Deutschland nur in den wenigsten Ausnahmefällen hatte. Der alte Kupferleitungsstandard war so gut daß man da selbst heute noch DSL mit annehmbaren Geschwindigkeiten drüberspielen kann. nein so schlecht war das wirklich nicht.

  5. Warum brauchen wir ein 4. Mobilfunknetz?
    Warum dürfen Festnetz-Anbieter bei Glasfaser bereits ausgebaute Gebiete überbauen?
    Warum müssen nicht alle Glasfaser Anbieter eine Möglichkeit schaffen andere Firmen auf das Netz zu lassen? (Wie bei der Telekom heute).
    Meiner Meinung nach bedarf es ein paar weniger Grundsatzentscheidungen der Regulierungsbehörde, die den Netzausbau effizienter und damit in Summe kostengünstiger macht.

    • Ich finde den Einwand mit Festnetzanbieter interessant. Ich stehe dem Überbau bestehender GF auch kritisch gegenüber. Aber ich bin aufgrund dem Vorfalles in Ffm – LH – angebohrtes GF zum Nachdenken gekommen. Ist es nicht sinnvoll auf mehr Redundanz zu setzen? Der Fall DB und GF im Herbst 2022 hat ja gezeigt, wie einfach es ist den Zugverkehr in Norddeutschland lahmzulegen.

      • Der Überbau ist leider nur eine scheinbare Redundanz. Es wird wenige Gebäude geben, die wirklich an zwei Glasfasersträngen angeschlossen sind. Es ist ja bei den meisten Anbietern so, dass der Hausanschluss nur kostenlos ist, wenn auch ein Tarif gebucht wurde.
        Daher werden bei dem zweiten Anbieter wohl nur die zuschlagen, die sich beim ersten nicht dazu entschlossen haben.
        Wenn es durch Lockangebote vielleicht doch so ist, dass die Gebäude zwei Hausanschlüsse haben, dann sind die aber auch nicht ein automatischer Rückfall, da von unterschiedlichen Anbietern. Wenn also eine Faser angebohrt ist, dann muss man weiterhin auf die Reparatur warten. Man wird ja eher nicht einen zweiten Tarif bei Anbieter Y buchen, den man dann mindestens 12 Monate bezahlen muss.

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