Whistler für Android soll Whistleblowern eine neue Plattform bieten

810Spätestens seit Edward Snowden, wenn nicht bereits seit den ersten großen Veröffentlichungen von WikiLeaks unter der Führung von Julian Assange, ist auch bis in den letzten Winkel dieser Erde bekannt, dass nicht alles so wunderschön funktioniert, wie es nach außen hin immer gern von der Regierung dargestellt wird. Ambinitionierte Whistleblower haben es sich zum Ziel gesetzt, solche Verstöße und Lügenmärchen aufzudecken und selbst unter Gefährdung des eigenen Lebens an die breite Öffentlichkeit zu bringen. „Whistler“ soll diesen Personen nun dabei enorm unter die Arme greifen.

Die App wird von der Wickr Foundation entwickelt, einer nicht-gewinnorientierten Organisation, die für sichere Kommunikationswege einsteht. Gründer derer ist Nico Sell, welcher zusammen mit der serbischen Aktivistin und Autorin Srdja Popovic auf die Idee für Whistler gekommen ist. Die Idee der App ist es, Whistleblowern und anderen Aktivisten die Möglichkeit zu bieten, gewaltfreie Proteste zu planen und Menschenrechtsverletzungen dokumentieren zu können.

whistler_UI

Vier Kernfunktionen werden den Nutzern dabei zur Verfügung stehen: Ein sicherer Messenger, Berichterstattung und Datenaustausch, Lehrmaterial für gewaltfreie Protestbewegungen und ein Panik-Button, dessen Funktion ich ein wenig später erläutern werde.

Der Messenger sollte sich von selbst erklären. Hier soll den Kommunikationspartnern eine sichere Plattform geboten werden, auf die keine Regierungsspitzel oder Hacker Zugriff erlangen können. Wie das genau gesichert sein soll, dazu fehlen leider (oder vielleicht auch glücklicherweise) die nötigen Informationen.

Die Berichterstattung soll ermöglichen, dass Bilder Metatags erhalten, die deren Aufnahmeposition, -uhrzeit, etc. enthalten. Über die Funktion des Filesharing könnte dann der Benutzer entsprechend kontroverses Material direkt an Medienanstalten weiterleiten, ohne sich selbst zu verraten.

Weiterhin sollen Aktivisten über das „Training“-Feature Schulungsmaterial an die Hand kriegen, welches dabei helfen soll, gewaltfreie Proteste auf die Beine gestellt zu bekommen. Die angebotenen Techniken kommen von Popovics Organisation CANVAS, die vom Regime unterdrückten Bürgern hilft, sich zur Wehr zu setzen.

Nun aber zum Panik-Button. Dieser soll nämlich im Ernstfall sicherstellen, dass selbst wenn die meldende Person erwischt wird und dadurch Gefahr für Leib und Leben besteht, alle aufgezeichneten Daten vom Gerät unwiederbringlich gelöscht werden und vorher dafür eingetragene Familienangehörige und auch Anwälte eine Benachrichtigung erhalten. Diese enthält unter anderem auch die genaue Position des Sendenden, damit er im Notfall aufgespürt werden kann. Klingt alles sehr nach Hollywood, zeigt aber vielmehr, wie sehr man sich als Whistleblower inzwischen Gedanken machen muss, sich in jede Richtung abzusichern. Gemeinsam mit der Wickr Foundation sollen Interessierte nun die Möglichkeit bekommen, Featurewünsche abzugeben. Man hofft, dass Whistler bereits gegen Ende des laufenden Jahres für Android zur Verfügung gestellt werden kann. Ich persönlich halte die Idee für enorm interessant, kann mir aber noch nicht vorstellen, wie man die Sicherheit der App derart aufrecht erhalten können will.

(via Wired )

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Nordlicht, Ehemann und Vater. Technik-verliebt und lebt fürs Bloggen. Außerdem: Mail: benjamin@caschys.blog / Mastodon

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Ein Kommentar

  1. Erkenne keinen wirklichen Vorteil gegenüber der Kommunikation mittels eines sicheren Instant Messengers; als Whistle Blower würde ich Threema verwenden, das ja anonym (ohne Angabe der Rufnummer o.ä.) genutzt werden kann.

    PS: Nico Sell ist kein Herr, sondern eine Dame (die sich aus Privatsphäre-Gründen nie ohne Sonnenbrille ablichten lässt). 😉

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