Underground: Amazon bezahlt Entwickler für Nutzung der kostenlosen Apps, aber warum?

artikel_amazon_undergroundKostenlose In-App-Käufe und Premium-Apps kostenlos – mit diesem Brett präsentierte Amazon seine Underground-App, die Euch Zugang zu zahlreichen Apps und Games bietet – für Euch völlig kostenlos. Zwar soll man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen, aber man sollte sich durchaus bewusst sein, dass man heutzutage nichts geschenkt bekommt. Amazon weiß aber anscheinend selbst noch nicht so genau, wohin die Reise mit Underground gehen wird, klärt nun aber wenigstens ein bisschen auf, wie das ganze System funktioniert.

Nutzer und Entwickler profitieren gleichermaßen vom kostenlosen Angebot, nur Amazon scheint das Angebot im Moment Kosten zu verursachen. Denn Amazon bezahlt die Entwickler für die Nutzung der kostenlosen Apps. Pro Minute erhält der Entwickler 0,2 Cent (US-Dollar), also einen Cent alle 5 Minuten, beziehungsweise 12 Cent pro Spielstunde, die durch Nutzer verursacht wird. Das klingt sehr wenig, kann sich aber sehr schnell rentieren, nämlich dann, wenn ein Spiel oder eine App erfolgreich ist und viel genutzt wird.

Das Ganze wird sich für einen Entwickler natürlich nicht rechnen, wenn dieser über In-App-Käufe oder einen hohen Kaufpreis auf einen höheren Betrag pro Nutzungsminute kommt. Das dürfte jedoch in den seltensten Fällen zutreffen und wenn dann auch nur durch relativ wenige Nutzer, die eben mal ein paar mehr Euro in ein „Free to play2-Game buttern. Schönes Dinge, sowohl für Nutzer als auch für Entwickler.

Amazon_Underground

Jetzt ist natürlich die Frage, was Amazon davon hat. Nun, Amazon macht dadurch sein App-Angebot auf einen Schlag sehr viel attraktiver. Android-Nutzer hatten bisher keinen Grund, Apps bei Amazon anstatt im Google Play Store zu beziehen. Oft sind die Apps nicht aktuell und auch die Installation ist aufwändiger, wenn man kein Fire-Gerät benutzt. Mit der für Nutzer zu erwartenden Ersparnis ist das allerdings ein attraktives Angebot. Und man kann so eventuell Nutzer vom Play Store weglocken, immerhin ist Google Amazons größter Konkurrent (oder umgekehrt), wenn es um die Distribution von Apps geht.

Außerdem sollte man nicht vergessen, dass die erhobenen Nutzungsstatistiken auch für Amazon sehr interessant sein können. Amazon entwickelt mit den Amazon Game Studios auch selbst Spiele, da passt es natürlich super, wenn man weiß, was die Masse spielt. Das mag etwas weit hergeholt sein, aber eine einfachere und durchsichtigere Marktforschung gibt es nicht. Amazon sieht genau, wer welches Game wie lange zockt, kann es Kunden zuordnen, weiß also auch Herkunft, Alter und andere Präferenzen (zum Beispiel durch Amazon-Bestellungen) des Nutzers. Dies kann nicht nur Vorteile bei der Entwicklung von Spielen bringen, sondern auch bei der ausgelieferten Werbung.

Was Amazon genau vor hat, ist nicht so ganz klar. Schon bei der Vorstellung ließ Amazon wissen, dass es sich um ein langfristig angelegtes Projekt handelt, das sich im Laufe der Zeit ändern kann und man sich in der Zwischenzeit über die kostenlosen Apps freuen sollte. Amazon muss sich auch nicht gedrängt fühlen, mit Underground unbedingt Gewinn machen zu müssen. Dafür ist Amazon ja auch bekannt, Marktbeherrschung um jeden Preis, auch wenn das Unternehmen dadurch selbst keine Gewinne macht. So richtig auf Dauer kann aber auch ein solches Konzept nicht aufgehen.

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(via Android Police)

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24 Kommentare

  1. sehe immer noch keinen Grund den Amazon AppStore zu nutzen… werden damit Apps automatisch aktueller gehalten? Kaum.

  2. Bei mir kommt trotzdem immer Werbung, und zwar von Amazon beim Starten von Underground Apps. Somit finanziert sich das Ganze auch darüber.

  3. Bin da ganz bei ted.
    Zumal ich das eher als Contra sehe. Amazon gibt zwar zu, diverse Daten bei der Nutzung der Apps aus dem App Shop zu tracken, besser wird das deshalb aber noch lange nicht.
    Bei Google ist es wenigstens bei den meisten Angeboten noch ein Nutzen, von dem ich im Alltag profitiere (Google Now, Maps etc.). Bei Amazon bekomme ich dafür nur kostenlose Spiele, oder andere Apps, die ich vielleicht bald nicht mal mehr nutze.

  4. @icancompute Also kostenlose Unterhaltung ist kein Nutzen?
    Versteh ich nicht…

  5. grundsätzlich begrüsse ich neue Wege und im Prinzip handelt es sich ja um eine „App-Vermietung“ aktuell gehen die Kosten der Mietdauer „aufs Haus“ (=Amazon).
    Die Idee dahinter ist eigentlich top, denn so können Kinder bspw. div. Games-Apps nutzen und sind nicht nach kurzer Zeit von nur einer Kauf-App gelangweilt.

    Dito könnte man sich das auch bei teuere Apps sehen bzw. vielleicht sogar für Desktop-Anwendungen vorstellen, nämlich dass bspw. Photoshop für ein einmaliges Projekt genutz/gemietet wird und nicht teuer erworben.

    Ich kauf doch auch keinen LKW, nur um von IKEA mein neue Einrichtung heim zu transportieren oder allgemein einen Umzug durchzuführen.
    Bei IKEA (bzw. div. Möblern) u. Baumärkten bekomme ich auch teilweise subventionierte (bis kostenlos) Mietfahrzeuge.

  6. Zugzwang um irgendwie mehr Nutzer zu bekommen, nachdem der gewöhnliche AppStore samt Hardware nahezu erfolglos ist?

    Ich bin jedenfalls gespannt auf die ersten Berichte der Entwickler, wie es sich gegenüber den klassischen Einnahmen verhält.

    Erfreulich ist, dass bereits jetzt schon Apps wie Banking 4A bei Underground gelistet sind, auch wenn ich die Betreiber (und auch andere) gerne mit einem App-Kauf für mittlerweile nahezu jedes OS unterstützt hab….

  7. Ich verweise nochmal auf die Gefahr dass Google die Installation von externen Apps bei großen Erfolg von Amazon künftig ganz aussperren könnte

  8. Kommt sicher auch auf die Apple an.Eine Wetter Apple oder ein Wecker hat ganz andere nutzungsdauer als games oder Browser…

  9. Name (erforderlich) says:

    @ Sean K. Woods
    Selbst wenn dieses Szenario einsetzt, passiert nichts. Man hat ja nichts gekauft, kein Geld eingesetzt.

  10. @Sean aK. Woods: Was soll dann passieren? Dann machen HTC, Samsung usw. wie Amazon oder Xiaomi ihre Forges. Und die meisten haben ja den integrierten Virenscanner nicht deaktiviert, also weiß Google jetzt auch das Installationsverhalten.

  11. „Amazon sieht genau, wer welches Game wie lange zockt, kann es Kunden zuordnen, weiß also auch Herkunft, Alter und andere Präferenzen (zum Beispiel durch Amazon-Bestellungen) des Nutzers. Dies kann nicht nur Vorteile bei der Entwicklung von Spielen bringen, sondern auch bei der ausgelieferten Werbung.“

    Und vor allen Dingen weiß Amazon dann auch ganz genau, welche Spiele von finanzkräftigen und bestellfreudigen Kunden bevorzugt werden.
    Das kann dann in die Entwicklung zielgruppenspezifischer Spiele münden (dann vielleicht auch wieder mit kostenpflichtigen In-App-Käufen).

    Es macht aus Sicht eines Entwicklers sehr viel mehr Sinn ein Spiel für eine kleine, aber zahlungswillige Gruppe zu entwickeln als für eine große Gruppe mit Alles-Umsonst-Mentalität.

    Auf jeden Fall werden die gewonnen Daten schon für die Marktforschung von Amazon Gold wert sein.

    Und es werden sicherlich genug Leute mitmachen, bei den Payback-Systemen lassen die Leute ja auch für ein paar Cent Rabatt datenschutzmäßig die Hosen runter.

  12. Underground wird früher oder später in Prime integriert wenn erstmal genug Leute angefixt wurden. Und Prime wird früher oder später auch teuer werden. Amazon versucht in letzter Zeit ohnehin vermehrt Kunden Prime aufzudrängen.

  13. @Ted: doch, der Amazon AppStore hält Apps sehr wohl aktuell, so wie bei Google Play.

  14. @Marcel… und Du bist Dir sicher, dass Underground nicht den Datenverkehr und die Keyboard eingaben von Banking 4A mitloggt?

  15. Der Artikel kratzt ja nicht mal an der Oberfläche!

    Android Nutzer hatten ja bisher schon einen Grund den Amazon App Store zu nutzen: Täglich eine Gratis App und ab und zu dann mal mehrere Dutzend Gratis Apps.

    Dann bekommt Amazon natürlich mehr Leute, die einen Account machen falls sie noch keinen haben. Die Daten, die sie tracken, helfen natürlich bei der Entwicklung eigener Dienste oder Spiele, langfristig sogar für ein neues Amazon Smartphone (das ja nicht kommen soll). Des Weiteren ist es ja sicher, dass Amazon aktuell eigene Spiele entwickelt. So würde sich der Kreis schließen.

    Aber was hier nicht erwähnt wurde: Kundenbindung! Kundenbindung! Kundenbindung! Die Apps aus dem Amazon App Store funktionieren nur wenn die Amazon App selbst installiert ist. Und die Amazon App ist mehr als der Play Store – aus ihr heraus kann man fast jedes legale Produkt auf der Welt kaufen und nicht nur elektronische Waren. Wenn die Kunden jetzt ihre Premiumapps kostenlos von Amazon beziehen, dann müssen sie die Amazon App installiert lassen und gleichzeitig verdient Google nichts (momentan vernachlässigbar). Jetzt könnte Amazon natürlich schon einen neuen App Store in der Mache haben und der Nutzer darf sich dann irgendwann entscheiden, ob er aktualisiert oder auf seine vielen tollen Premiumapps verzichtet und stattdessen diese z.B. 10 Apps bei Google für 50 Euro kauft. Natürlich könnte Amazon dann eine Art Pushwerbung in den App Store einführen wenn man kein Prime Mitglied ist. Oder viele andere Dinge, die heute noch nicht absehbar sind. Schlussendlich könnte sich der Kunde in einem Dilemma befinden wenn sowas passiert wobei ich das eher bezweifle, denn so böse ist Amazon nicht. Im Gegenteil, vielleicht gibt es langfristig dann ein kostenloses/günstiges Smartphone, ggf. im Abo, als Primemitglied mit kostenlosen Apps. Genug Daten dafür hätten sie ja um es marktgerecht zu gestalten und mit einem Schlag. Ein Art kostenloses/günstiges „Prime Moto G“ mit kostenlosen Apps, ähnlich wie dem werbefinanzierten Kindles (wobei die nur 20 Euro billiger sind). Aber so könnte Amazon mit einem Schlag im Smartphonemarkt richtig gut ankommen; jedenfalls besser als mit einem Firephohne…
    Und wegen dem Tracking der Nutzer würde ich mir keine Sorgen machen. Schlimmer als Google können sie nicht sein weil kein Unternehmen der Welt so viele Daten sammelt wie Google. Google sammelt dieselben Daten mehr oder weniger, hat dafür aber noch nahezu unendlich viele andere Daten von euch wenn ihr Chrome & andere Dienste von Google benutzt und kann diese Daten verknüpfen.

  16. Endlich spricht jemand aus, was ich mir schon seit dem Start dachte.

  17. Zum nutzen von Gratis-Apps mag das noch ok sein, aber ich würde nie eine App in einem Drittanbieter Store kaufen. Zum einen ist die Handhabung unnötig kompliziert, und zum zweiten kann der Anbieter von heute auf morgen seinen App Store schließen (was auch schon passiert ist in der Vergangenheit) und schon sind alle gekauften Apps wertlos.
    Dann doch lieber gleich alles im offiziellen Store der Plattform kaufen.

  18. Für mich ist klar was Amazon vor hat: Nachdem Musikhörenund Filme anschauen schon über Flatrate erfolgreich funktioniert, gerade Ebooks umgestellt werden (Bezahlung für Autoren nur noch für die tatsächliche Lesezeit) soll die Appnutzung bald auch nach diesem System bezahlt werden.

  19. Noch ohnehin komplett uninteressant. Ich bin weiterhin beim Konkurrenten.
    Mal schauen was Amazon vorhat. Große Pläne vermutlich im Anmarsch!

  20. Amazon Underground gefällt mir nicht, schon vom Namen her nicht. Gratis App jeden Tag war viel besser. Es war ein Grund jeden Tag mal nachzuschauen. Also ich bin nicht mehr dabei.

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