Twitter wurde in der Türkei gesperrt, Nutzer wissen sich zu helfen

Offiziell kann Twitter nicht mehr in der Türkei genutzt werden. Das veranlasste der türkische Ministerpräsident Erdogan, da er das Ansehen Regierung vor den Regionalwahlen am 30. März durch das Netzwerk beschädigt sieht. In der Türkei gibt es mehr als 10 Millionen Twitter-Nutzer, schon während der Proteste letztes Jahr war Twitter ein sehr wichtiges Kommunikationsmittel. Dass es in einem Land, das so gerne in der EU mitspielen möchte, zu solchen Aktionen kommt, ist für uns schwer vorstellbar. Aber die türkischen Twitter-Nutzer wissen sich zu helfen und bekommen auch Hilfe von Twitter selbst, um das Netzwerk weiter nutzen zu können.

So wurde eingerichtet, dass man aus der Türkei nun auch per SMS Tweets verfassen kann. Dieses Angebot steht Nutzern von Avea, Vodafone und Turkcell zur Verfügung. Alternativ können türkische Nutzer auch über eine VPN-Verbindung das Netzwerk nutzen. Auch eine Änderung der DNS bei der Datenverbindung soll Abhilfe schaffen. Ebenfalls ist eine Nutzung über TOR möglich.

Ebenfalls sehr schön ist folgendes Bild aus Instanbul. Hier wird der Workaround mal eben an eine Hauswand gesprüht, um den Leuten zu helfen. So muss das, nicht anders.

Tweet_Istanbul

Während es ein Unding ist, dass so etwas im Jahr 2014 in einem „demokratischen“ Land überhaupt passieren kann, ist es auch schön zu sehen, wie das Internet solche Widrigkeiten umgeht und sich auch Twitter selbst dafür einsetzt, dass türkische Twitter-Nutzer weiterhin in dem Netzwerk aktiv sein können. Ob es allerdings an der politischen Gesamtsituation in dem Land etwas ändern wird, ist leider fraglich.

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22 Kommentare

  1. Daran sieht man mal wieder, das Netzsperren absolut nichts bringen. Die, die es umgehen wollen, können es immer irgendwie auf einer anderen Art und Weise tun.

  2. Damit dürften alle etwaigen EU Beitrittsgespräche hoffentlich erst mal vom Tisch sein. Sehr traurig was dort gerade abgeht.

  3. Tja das geht nach hinten los ..
    Hier noch ein paar Tipps zusammengefasst:
    http://ruslantrad.com/2014/03/21/twitterisblockedinturkey-tips/

  4. coriandreas says:

    Russland gegen den Rest der Welt. #putin
    Türkei gegen den Rest der Welt. #erdogan
    Japan gegen den Rest der Welt #abe
    Und Nordkorea natürlich ebenso. #kim&co
    Weitere Vorschläge?
    Klar: #Hitler gegen den Rest der Welt. Ging damals schief und heute wird es nicht anders sein. #dermenschistdumm

  5. Hoffentlich haben die den hausbesitzer vorher recht höflich gefragt wegen seiner hauswand.
    Ziemlich cool, würde nicht jeder ja sagen.

  6. Krass, das 2te Twitpic wurde anscheinend gelöscht?

  7. Leute die nicht auf Twitter kommen, auf Twitter erklären wie man auf Twitter kommt…

    Könnt schwierig werden

  8. „da er das Ansehen Regierung vor den Regionalwahlen am 30. März durch das Netzwerk beschädigt sieht“

    Und die Sperre von Twitter verbessert das Ansehen natürlich ungemein. Manche Politiker scheinen mit dem Arsch zu denken…

  9. Intensiv-Nutzer von Twitter umgehen die Sperre. Das ist clever und gut so. Ich denke aber, dass dabei leider sehr viele „normale“ Nutzer, die in der Regel nur lesen und nicht selber tweeten auf der Strecke bleiben. 🙁
    VPN, DNS ändern, TOR? Damit dürften vermutlich viele überfordert sein, bzw. keine Muße dazu haben.

  10. Hier das 2. Foto im (Original?)Stream https://twitter.com/FindikKahve/status/446961277739749376/photo/1
    Die Idee mit den Geldscheinen hat auch eine gewisse Ironie
    https://twitter.com/FindikKahve/status/446944729209786368/photo/1

  11. Also mit Demokratie hat das sehr wenig zu tun. Da müssen ja Zustände herrschen und das im Jahr 2014. Für mich als Schweizer ist sowas unvorstellbar.

  12. Wenn ich so fotos sehe vermisse ich die Präsenz von Caschys Blog auf Tumblr/Pinterest … wobei ich könnte das doch selbst pinnen oder?!? Hätte Caschy nix dagegen oder?!?

  13. So eine „Regierung“ hat in der EU nichts verloren. Ernsthaft darüber nachzudenken wäre lächerlich.

  14. @matin Die Türken wollen gar nicht mehr in die EU, den geht es besser ohne den Beitritt.

    Und für Erdoğan war es das erst mal, der ist bald weg vom Fenster.
    man nimmt der türkischen Bevölkerung nicht einfach so ihr Lieblingsspielzeug weg.
    Nach meiner Einschätzung sind die da ganz empfindlich..

  15. ach – die regierungen sind tatsächlich noch nicht auf die Idee gekommen das anstelle in den Provider-DNS auch in den Länder-Grenzroutern zu sperren? – Hmm – ja okay…

  16. Geil, wie sie den Google DNS an die Wand sprayen 😛

    Aber da bleibt die Frage: Wenn man weiß, wo man den DNS ändert, weiß man dann nicht googles dns auswändig? In deutschland könnte mir warscheinlich jeder 1.0001te NICHT sagen, was ein DNS ist…

  17. …und sowas will in die EU? Nöh, da kann man sich viel Zeit lassen bei den Verhandlungen.

  18. Nun wird hier also auch keine politische Neutralität mehr gewahrt. Naja…

    Zu den Kommentaren: Abgesehen davon hat die EU und allen voran Deutschland die große Chance auf einen Türkei Beitritt mittlerweile verspielt. Die haben sich in den letzten 2-3 Jahren doch nun deutlich anders positioniert. Nicht, dass das irgendwas mit der derzeitigen Situation zu tun hätte. Erdogan mit seiner ‚countryside first‘ Strategie ist kaum noch haltbar, da selbst politische Mitstreiter anfangen einzusehen, dass diese Art sozialer Verwerfungen mehr Probleme als nutzen bringt.

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