Reingehört: Ultrasone Performance P880 Over-Ear-Kopfhörer

Der Kopfhörer-Markt bietet garantiert für jeden Menschen das passende Modell. Ob günstig oder teuer, In-Ear, On-Ear oder Over-Ear, es gibt selten so viel Auswahl in Sachen Zubehör. Bei mir landete der Ultrasone P880, ein Over-Ear-Kopfhörer, der sich preislich im Premium-Bereich ansiedelt und diesem natürlich auch gerecht werden will. Wie sich das gute Stück auf den Ohren macht, habe ich mir die letzten Tage angehört. Es gibt kaum subjektivere Tests als die von Kopfhörern, dessen solltet Ihr Euch bewusst sein. Jeder hört anders, jeder mag den Sound anders, aber eine generelle Leistung lässt sich dennoch objektiv beurteilen.

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Die zwei wichtigsten Aspekte bei Kopfhörern sind natürlich der Sound und der Tragekomfort. Die Dinger können noch so bequem sein, hört sich Musik an wie aus einem Volksempfänger, macht es keinen Spaß. Ebenso ist es, wenn der Sound zwar top ist, man die Kopfhörer aber keine halbe Stunde tragen kann, weil sie unbequem sind. Für mich als Brillenträger spielt der Tragekomfort gleich noch einmal eine größere Rolle, vor allem bei Over-Ear-Modellen.

Der Ultrasone P880 Kopfhörer ist ein Allround-Modell, das nach Herstellerangaben zu Hause, unterwegs und im Studio höchsten Ansprüchen genügen soll. Technisch wird auf S-Logic Plus gesetzt, eine Technologie, die ein neutrales Klangbild bei räumlicher Wahrnehmung ermöglicht. Näheres zu dieser Technologie erfahrt Ihr bei Interesse beim Hersteller.

Das Design ist sehr schlicht gehalten, nichts aufregendes, aber dadurch eben auch nichts aufdringliches. Schwarz und Silber gibt es zu sehen. Was ich direkt sehr schick fand, war der schmal gehalten Bügel. Dieser liegt relativ eng am Kopf an. Das könnte sich zwar negativ auf eine eventuell vorhandene Frisur auswirken, aber optisch gefällt mir das Ganze doch um einiges besser als bei vielen anderen Modellen. Auch kann ich mir vorstellen, dass es bei einem größeren Kopf durchaus zu Problemen kommen kann, was den Tragekomfort angeht.

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Der Bügel ist auf der Kopfseite gepolstert und an den Ohrmuscheln abgewinkelt, sodass er die Hörmuscheln von außen umfasst. Die Hörmuscheln sind sehr groß, bisher die größten, die ich bei Over-Ears hatte. Positioniert man diese über die Ohren, verschwinden diese komplett im Inneren, werden nicht von den Polstern eingeklemmt. Hängt natürlich ein wenig von der Ohrgröße ab, wer aber Schwierigkeiten hat, Over-Ears zu finden, die auch wirklich komplett über das Ohr gehen, könnte hier fündig werden.

Dadurch ist der Kopfhörer auch sehr bequem zu tragen. Nach ein paar Minuten spürt man diesen so gut wie nicht mehr auf dem Kopf oder an den Ohren, auch meine Brille wird nicht doof irgendwo hingequetscht, hier gibt es nichts zu bemängeln. Ich kann den P880 auch über mehrere Stunden tragen und es wird nicht unbequem. Ein riesiger Pluspunkt bei diesem Kopfhörer.

Die Standard-Polsterung mit glatter Oberfläche aus Protein-Leder kann mit den beiliegenden Velours-Polstern getauscht werden. Habe ich nicht probiert, da mir die glatte Oberfläche zusagt und die Klebestreifen an den Velours-Polstern den Eindruck vermitteln als könne man nicht einfach wieder zurückwechseln.

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Ebenfalls doppelt vorhanden sind Kabel. Eines für den mobilen Gebrauch, mit Fernbedienung (ohne Lautstärkeregelung) und Mikrofon für den Einsatz als Headset. Das andere Kabel ist für den Gebrauch zu Hause oder im Studio. Es kommt mit einem 6,3 mm Cinch-Adapter, bietet aber ebenfalls einen 3,5 mm-Anschluss und ist stolze drei Meter lang. Das Headset-Kabel, welches man vermutlich häufiger einsetzen wird, wirkt leider sehr billig.

Das Kabel selbst ist sehr dünn, der Knopf zur Anrufannahme oder zur Musiksteuerung ist schwammig und weist keinen deutlichen Druckpunkt auf. An sich ist das Kabel gut verarbeitet, aber es macht nicht den Eindruck. Das Studio-Kabel ist hingegen, wie man es erwartet. Die Kabel werden an der linken Hörmuschel befestigt, hat man sie eingesteckt, werden sie mit einer viertel Drehung noch fixiert.

Und dann wären wir auch schon beim größten Kritikpunkt des Ultrasone P880. Kabelgeräusche, beziehungsweise die Übertragung von Geräuschen an den Kopfhörer über das Kabel. Egal für welches der beiden man sich entscheidet, sobald das Kabel irgendwo reibt, werden die Geräusche hörbar übertragen. Hört man gerade Musik geht das unter Umständen unter, wer aber ein feines Gehör hat, wird sich daran stören. Während Musik läuft durchaus erträglich, während Telefonaten oder wenn man gerade keine Musik hört und die Kopfhörer trotzdem trägt, sehr nervig. Ebenfalls etwas, das ich in dieser Preisklasse nicht erwarte.

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Der Ultrasone P880 lässt sich nicht zusammenklappen, aber die Hörmuscheln lassen sich um 90 Grad drehen, sodass der Kopfhörer relativ flach ist und in der mitgelieferten Neoprentasche seinen Platz findet. Nicht ultrakompakt, aber auch kein Störenfried im Reisegepäck. Nach außen hin gibt der Kopfhörer zwar bei hohen Lautstärken Sound ab, aber nicht so laut, dass die Umgebung gestört würde oder man der ganzen Welt mitteilen würde, was man gerade so hört.

Die technischen Daten des Ultrasone Performance P880:

  • S-Logic™ PLUS Technologie
  • Natural Surround Sound
  • ULE Technologie
  • MU Metall Abschirmung
  • strahlungsreduziert nach ULE Standard
  • Dynamisches Prinzip, geschlossen
  • Frequenzbereich 7-35.000 Hz
  • Impedanz 32 Ohm
  • Kennschalldruck (SPL) 94 dB
  • Schallwandler 40mm,
  • PET Membran, titan-beschichtet
  • Magnet NdFeB
  • Gewicht 274 g (ohne Kabel)

Bequem ist der P880 also, muss er nur noch in Sachen Sound überzeugen. Und hier spielt er auch seine ganzen Stärken aus. Der P880 liefert einen sehr ausgeglichenen Sound, sehr neutral. Je nach Musikgeschmack kann dies sowohl positiv als auch negativ sein. Freunde vibrierender Schädelknochen durch das Wummern des Bass werden nicht auf ihre Kosten kommen.

Das liegt aber nicht daran, dass der P880 Probleme mit der Wiedergabe niedriger Frequenzen hätte, oftmals sind Kopfhörer aber Bass-optimiert, das heißt sie geben den Bass viel stärker wieder als er eigentlich vorhanden ist. Das ist hier nicht der Fall. Man hört und spürt den Bass, das ist sehr angenehm und eigentlich auch so wie es sein sollte, aber für Bass-Freaks ist das nichts.

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Der Kopfhörer liefert einen extrem sauberen Sound, egal ob Hoch-, Tief- oder Mitteltöne. Dadurch ist es sogar Hörlaien möglich, den Unterschied zwischen unterschiedlich komprimierten MP3s wahrzunehmen. Welche Musikrichtung gehört wird, spielt keine Rolle. Egal welches Genre, es hört sich gut an. Man hört einzelne Instrumente, die Musik wird bei keiner Lautstärke breiig, selbst Live-Mitschnitte oder Hörbücher hören sich einfach super an. Musikgenuss – egal ob Klassik oder Rock – ist mit dem P880 möglich. Das ist so ein Kopfhörer, den man sich auch einmal zwei Stunden aufsetzt, sich zurücklehnt und einfach nur gut gemachte Musik anhört – ohne Nebenbeschäftigung.

Ich habe verschiedene Musikquellen ausprobiert. Als Abspielgeräte mussten MacBook, iPhone und ein No-Name MP3-Player herhalten. An Audio-Futter gab es Spotify (in allen Qualitätsstufen), Titel aus iTunes, MP3s (verschiedene Komprimierungen) und ein paar HiRes-Files, die ich für solche Tests immer nehme. Man hört mit dem P880 jede Steigerung der Qualität, vor allem, wenn man das gleiche Abspielgerät hernimmt. Das spricht sehr für die Soundqualität der Kopfhörer. Spotify nutze ich bisher auf dem Mac bisher normal, der Unterschied zu „hoher Qualität“ ist aber schon so deutlich, dass man mit dem P880 zu letzterem greifen sollte.

In Sachen Sound kann der Ultrasone P880 zumindest mich auf ganzer Linie überzeugen. Allerdings stört mich auch der unaufdringliche Bass nicht. Die Ausgewogenheit und die Klarheit des Klangbildes ist mir mehr wert als ein wackelnder Schädelknochen. Wer ausgewogenen Sound mag, wird hier nicht enttäuscht.

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Fazit

Der Ultrasone Performance P880 kostet mit 379 Euro (Preis im Online-Shop) nicht gerade wenig. Wenn man diese Summe in einen Kopfhörer investiert, möchte man ein für sich perfektes Gadget haben. Ob dies der P880 liefert, ist von jedem selbst abhängig. Tragekomfort und Sound sind herausragend, da gibt es kein Gewackel. Was mich persönlich jedoch richtig stört sind das Headsetkabel und die Geräusche, die über das Kabel übertragen werden. Das ist nicht das, was ich von einem Premium-Kopfhörer erwarte, gerade wenn der Kopfhörer speziell auch für den mobilen Einsatz gedacht ist, da kommt es praktisch nicht vor, dass das Kabel nicht irgendwo reibt. Das ist sehr schade, da ich hier sonst einen perfekten Kopfhörer vorgefunden hätte. Das Gesamtpaket überzeugt aber auf jeden Fall.

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9 Kommentare

  1. Sascha, danke für den ausführlichen Bericht. Gibst ein cooles Kopfhörermodel ab. 😉 Ich mag’s auch nicht, wenn ein wummernder Bass nur die Schwächen in den anderen Bereichen kaschieren würde. Gerne mehr solcher Tests!

  2. Michael S. says:

    Naja ein „Premiumpreis“ sind 379 Euro bei einem Kopfhöhrer defintiv nicht. Ein richtiger Audiofreak würde das eher als die unterste Einstiegsklasse bezeichnen. 😉

  3. „hört sich Musik an wie aus einem Volksempfänger, macht es keinen Spaß“ 😀

    Stimmt.

  4. Ist das nicht ein [sponsored post]?

    • Hi Vasco! Wir haben ein Testgerät bekommen, wie das bei Smartphones usw. auch so ist. Sponsored Posting gibt es bei uns nicht, wie auch auf unseren Seiten festgehalten: http://stadt-bremerhaven.de/about/ (ganz unten). Links verkaufen, Sponsored Postings und Schleichwerbung dürfen andere machen, wir machens nicht. Frage beantwortet?

  5. Der Kran findet, dass hier das Sponsored Post findet. Ein brand hat für das Produkt bezahlt und es über einen Versanddienstleister an Blogger geschickt.

  6. Oha! Da haben wir wohl den ein oder anderen aufmerksamen CT Leser hier was?

  7. Mich haben solche offensichtlich von den Herstellern initiierte Blog-posts schon vor dem Artikel in der c’t gestört. Andere Blogs sind voll davon und auch entsprechend uninteressant geworden. Hier Caschy ist es mir sonst selten so deutlich aufgefallen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich Kopfhörer so uninteressant finde und hier auch wirklich keine Besonderheit oder technische Innovation im Vergleich zu anderen Modellen zu erkennen ist.
    Ich sehe ein, dass eure Definition von „sponsored post“ anscheinend eine andere ist, aber wenn ihr immerhin nen Kopfhörer für fast 400 Euro geschenkt bekommt, dann ist das für mich schon eine Art Sponsoring.
    Da ist mir als solche gekennzeichnete Werbung oder affiliate Links lieber.

  8. Marcus Liebich says:

    Mal angenommen ich würde gefragt werden: “ Ich soll einen Testbericht schreiben über einen Kopfhörer, so ca. 400 € teuer, welche Modelle findest Du denn da interessant?“

    Ich würde dem Fragesteller wohl ein paar Modelle nennen können, oben getesterter wäre allerdings nicht darunter, den kannte ich bis dato gar nicht! ( Was aber nichts heißen muss.)

    Ich würde dem Tester aber auch von einigen durch Werbung extrem bekannten Marken wie Beats oder Bose eindeutig abraten 😉

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