Netflix-Kunden können ihren Content bald in allen EU-Ländern abrufen

euIch hatte bereits Ende April über einen durchgesickerten Entwurf zu einer neuen EU-Verordnung bzgl. der Einschränkungen des GeoBlockings gebloggt. Nun greift Reuters das Thema erneut auf, denn Freitag vergangener Woche beschritten die EU-Mitgliedsstaaten diesen Weg weiter: Die Repräsentanten der EU-Länder haben den Entwurf bekräftigt. Am 26. Mai soll er von den zuständigen Ministern verabschiedet werden. Das Ergebnis wäre dann, dass ein deutscher Netflix-Kunde seine gewohnten Inhalte innerhalb der EU auch dann abrufen könnte, wenn er sich im Zuge einer Reise beispielsweise in Italien aufhielte.

Natürlich würden nicht nur Kunden von Netflix von dieser Regelung profitieren, sondern etwa auch Abonnenten von Sky, MaxDome Amazon Prime und Co. Die Aufhebung des GeoBlockings gilt aber nur bei „temporärer Abwesenheit“. Sprich, wer von Deutschland nach Griechenland auswandert, kann dann dort eben doch nicht langfristig seine gewohnten Streaming-Dienste aus Deutschland nutzen. Gelten soll die neue EU-Verordnung nach aktuellem Stand der Planung voraussichtlich ab 2017 – zeitgleich zur Abschaffung der Roaming-Gebühren.

Während die neue EU-Verordnung für Kunden von Vorteil ist, haben sich viele Unternehmen bereits entrüstet gezeigt und ihrem Ärger Luft gemacht: Da beispielsweise Filmstudios je nach Land unterschiedliche Lizenzgebühren erheben, könnte die neue Verordnung die Streaming-Anbieter nun teuer zu stehen kommen. So dürften die Studios verstärkt die Hände aufhalten, wenn Filme für deutsche Kunden eben nicht nur in ihrem Heimatland, sondern auch bei Reisen im Ausland abrufbar bleiben.

Generell sind länderspezifische Lizenzen für Filmstudios von enormer Wichtigkeit, so dass die neuen Bestrebungen der EU in jener Branche auf Widerstand treffen. Für die Zukunft sind deutlich komplexere Verhandlungen zu befürchten. Die Industrie argumentiert natürlich, dass das langfristig auch den Kunden schade, da man so eventuell höhere Lizenzgebühren von Streaming-Anbietern einfordern müsse. Jene dürften die Mehrkosten in Form höherer Preise auf die Kunden umlegen. Ob es dazu kommt, ist aber natürlich offen. Wir alle wissen ja, dass die Unternehmen pauschal natürlich um jeden Cent fürchten und schnell entsprechende Horrorszenarien konstruieren.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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5 Kommentare

  1. Katja Winkler says:

    ich finde es auch nicht gut gelöst, dass ich zwar im Ausland Netflix anschauen konnte, jedoch nicht die deutsche Version der Serien, sondern nur in der Landessprache bzw. in Englisch.

  2. Kann gut sein dass es bei Netflix jetzt nur noch Originals oder alte günstige Serien gibt…

    Amazon hat das Problem ja eigentlich gar nicht erst, da man sowieso mit Länderspezifischen Accounts und Prime Mitgliedschaften arbeitet

  3. DrMichael says:

    @Katja Ich fand es gerade interessant, in Spanien halt das spanische Angebot zu bekommen… Teils auch mit Serien, die es in Deutschland nicht gibt. Ok, in Spanisch oder Englisch…

  4. In Ungarn habe ich das deutsche Angebot bekommen..

  5. Deliberation says:

    @DrMichael: ganz Deine Meinung. Die EU-Verordnung drängt hier in die falsche Richtung, denn sie behebt auf Sicht nicht das Geoblocking, sie verschärft es. Warum? Weil wenn Unternehmen wie Netflix und Co. sicherstellen müssen, dass ein deutscher Kunde seine deutschen Inhalte auch im EU-Ausland nutzen kann, dann müssen eben diese Unternehmen das Geoblocking möglichst strikt anwenden, damit auch garantiert jeder die ihm auf Länderbasis zugeordneten Inhalte überall schauen kann.

    D.h. wenn Du Dich als Kunde in Deutschland anmeldest, kannst Du DNS- oder VPN-Anbieter wie Du willst wählen. Du kannst nach Italien, Spanien oder England fahren und Du wirst immer hart das deutschsprachige Angebot zugeteilt bekommen. Das ist kein Fortschritt, das ist Rückschritt.

    Und ich finde das auch eine Unverschämtheit. Denn seit Jahrzehnten profitieren Unternehmen von der Vielfalt eines globalisierten Marktes, den wir teilweise mit Einfuhr-, Zoll- oder Steuervorteilen auch noch mitbezahlen und damit das Vermögen von Privatunternehmen finanziell mehren. Doch wenn diese Vielfalt mal für den Verbraucher von Vorteil wäre, wird ein Riegel vorgeschoben.

    Globalisierung sucks und funktioniert offensichtlich nicht einmal in einem ach so homogenisierten Markt wie Europa. Anscheinend geht es dabei ja nicht nur um Wirtschaft, sondern auch um eine soziale Einheit. Naja, aber nur, solange es den internationalen Firmen dienlich ist.

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