Nachgefragt: Einheitliche EU-Ladegeräte, was heißt das eigentlich?

Einheitliche EU-Ladegeräte sollen kommen. Die Nachricht darüber machte weltweit die Runden, ließ aber einiges offen. Ich habe beim Europa-Parlament nachgefragt. Kurzform: es kommt, aber keiner weiss, was kommt. Bislang war es so, dass die Hersteller sich selber einigen konnten. Man hatte sich 2009 darauf verständigt, ein gemeinsames Netzteil zu nehmen, hier arbeiteten ein Dutzend Hersteller mit, darunter auch Sony, Samsung, Apple und Nokia. Es kam ab 2011 zum Netzteil mit microUSB-Anschluss. War dies – wie bei Apple – nicht der Fall, dann musste ein Kabel oder Adapter mitgeliefert werden., welches die Kompatibilität gewährleistete.

Netzteil

Hierbei kam es häufig zu Verwirrungen, denn es ging nie alleine um den Anschluss eines Smartphones, sondern um die Kompatibilität des Netzteils zum Smartphones. Da hier die Hersteller die entsprechenden Kabel mitlieferten, konnte auch bei unterschiedlichen Anschlüssen nichts passieren. Man stelle sich vor, die EU hätte vor Jahren den Entschluss gefasst, Anschlüsse an Smartphones vorzuschreiben. Wir würden immer noch die Nokia-Anschlüsse am Telefon haben. Die Geschwindigkeit der Industrie wird die Ideen einer EU-Kommission sicherlich immer überholen.

Zurück zur Aussage, die das Europa-Parlament traf: Einheitliche Ladegeräte, die Mitgliedstaaten müssen die Vorschriften innerhalb von zwei Jahren in nationales Recht umsetzen. Die Hersteller haben dann noch ein Jahr Zeit, sich auf die verbindliche Anwendung der neuen Vorschriften vorzubereiten. Heißt: in drei Jahren kommt das einheitliche Ladegerät. In den Medien wurde dann behauptet, dass USB der Anschluss der Wahl sei am Ladegerät. Ja, wird wohl so kommen, aber nicht zwingend. Letzten Endes scheint noch nicht belegt, wie ein solches Netzteil auszusehen habe. Auf meine Nachfrage, ob man das Ganze denn konkretisieren könne, bekam ich folgende Antwort:

„Wie genau der Anschluss ausschauen wird ist eine Frage, die noch zu klären ist. Laut der Richtlinie ist dafür die EU-Kommission zuständig, die gemeinsam mit den Herstellern geeigneten Lösungen entwickeln muss. Ziel ist, die Menge an Elektroschrott durch verschiedene Ladegeräte zu verringern. Es braucht also noch ein bisschen Geduld um absehen zu können, wie genau dann ein solch einheitliches Ladegerät gestaltet sein wird.“

Heißt: wir können abwarten, aber sicherlich davon ausgehen, dass sich nicht so viel ändert. Normalerweise bekommen wir ein Netzteil, welches einen USB-Anschluss innehat –  und das zusätzliche Kabel für microUSB (fast alle), Lightning (Apple) oder USB 3.0 (Galaxy Note 3 mit Abwärtskompatibilität zu microUSB). Interessant wird zu sehen sein, ob man auch die Stromstärke regulieren will. Denn wir wissen ja: es gibt solche und solche Ladegeräte – und wer ein schwaches Netzteil hat, der wartet halt länger.

Kurzform:

– Bislang war es aufgrund der Selbstverpflichtung der Hersteller so: Netzteil mit microUSB mitliefern, falls ein anderer Anschluss genutzt wird, dann muss das entsprechende Kabel oder der Adapter mitgeliefert werden.

– Stand heute sollen 90 Prozent aller Netzteile mit microUSB kompatibel sein. Mittlerweile machen es fast alle wie Apple: Netzteil losgelöst vom Ladekabel mitliefern.

– Warum es um das Netzteil, nicht um das Kabel geht: heute ist noch nicht absehbar, welche Anschlüsse zur Datenübertragung in Smartphones der Zukunft landen. Apple switchte auf Lightning, Samsung selber bot x verschiedene Stecker für die Geräte an. Zukunftssicherheit für Hersteller kann nicht bedeuten, ihnen einen Anschluss am Gerät vorzuschreiben.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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20 Kommentare

  1. „Interessant wird zu sehen sein, ob man auch die Stromstärke regulieren will.“

    Meinst du damit, ob durch die EU die maximale Stromstärke festgelegt werden soll, die das Netzteil abgeben kann, oder ob das Netzteil die Stromstärke regulieren soll, je nachdem, was für ein Gerät dranhängt?

  2. Ist ja schon sehr zu begrüßen, dass die Hersteller das Netzteil vom Kabel lösen. War erst letzte Woche auf einem relativ kleinen Flohmarkt und da sah ich an jedem zweiten Stand eine große Kiste mit alten Handynetzteilen.

  3. anzensepp1987 says:

    Lustig ist, dass es in der EU ja nicht einmal einheitliche Stecker für den Haushaltsstrom gibt.

  4. @anzensepp1987

    http://de.wikipedia.org/wiki/Eurostecker
    Der schafft ca. 500Watt, das sollte eine Weile reichen.

    Viel besser:
    http://katalog.gira.de/de_DE/datenblatt.html?id=442901
    klar, 700mA sind nicht viel, aber dafür braucht es nur noch das Ladekabel.

  5. also wenn es die Adapteroption gab/gibt, wieso liegt dann ein solcher Adapter den iPad Airs nicht bei?

  6. @SirAnn: Steht im Text. Kabel oder Adapter. Dein iPad Air hat ein Netzteil mit USB-Anschluss, dazu das Kabel.

    • Dann habe ich das missverstanden. Ich dachte der Hersteller sei verpflichtet entsprechendes Zubehör für Micro-USB mitzuliefern. In diesem Fall also ein USB-Kabel mit Micro-USB. Bleibt zu hoffen, dass Apple dennoch irgendwie beim Lightning bleiben kann, auch wenn ich die Argumentation für einheitliche Stecker für gut heiße. Allerdings so ziemlich alle End-USB-Stecker für nicht ausreichend halte. Sie wirken einfach nicht Wettig genug. Rein subjektives Empfinden. Fan-Boy eben 😉

  7. Marius Hussa says:

    Im zweiten Absatz sind leider vier Fehler.

  8. Meanwhile in Cupertino: schallendes Gelächter

  9. Boah… das schreit wieder mal nach Unfähigkeit. Wir haben echt keine größeren Probleme mehr auf der Welt. Darüber nachdenken ist sinnvoll aber man könnte ja einmal eine Entscheidung treffen.

  10. Mh….ich habe ehrlich gesagt Schwierigkeiten damit mir vorzustellen, dass durch diese Regelung Elektroschrott vermieden würde. Denn wenn schlussendlich jeder Hersteller ein Ladegerät als Beigabe zu seinem Gerät dazulegt so bleibt die Menge der Ladegeräte doch konstant. Sicher ich kann dieses dann auch mit anderen Geräten nutzen, ändert aber nichts an der Tatsache das ich mit jedem neuen Handy auch ein neues Ladegerät dazubekomme. Ich glaube nämlich weniger, dass die Hersteller auf diese Beigabe verzichten (können).

  11. @ph4nt3: Doch o2 macht es sogar schon so. Es gab eine Studie in UK, die Kunden standen vor der Wahl, HTC One X mit oder ohne Netzteil. Es haben sich über 80% für die Version ohne Netzteil entschieden, obwohl sie gleich teuer war.

  12. @DonJon
    ah sieh mal einer an…das war mir nicht bekannt. Man lernt eben nie aus, danke für die Info! Dann sieht die Sache natürlich direkt anders aus.

  13. Die sollten Smartphones einfach nur „alt gegen neu“ verkaufen. Alle 10 Jahre kann man dann sein Gerät abgeben und ein neues kaufen.

    Denk doch mal einer an die Kinder ähm Umwelt

  14. Was habt ihr denn alle mit Lightning … jedes Mal wenn ich iwo anders bin und mein Ladekabel fürs iPad vergesssen habe würde ich am liebsten den Entwicklern mal ordentlich meine Meinung geigen … warum nicht einfach alle micro USB und gut is … und wehe es kommt einer mit Geschwindigkeitsargumentation ich bitte euch die Unterschiede sind marginal bei den Speichergrößen die in den Geräten verbaut sind.

  15. @DanielF: Genau darum geht es ja den Applern, so muss jeder für sie ein Ladekabel vorhalten und der Konzern, den man so liebt, verdient an den Patenten, weil sich alle ja nach ihnen richten müssen. 😉

    Zu Zeiten von Symbian und Windows Mobile, war MiniUSB eigentlich ein inoffizieller Ladenschluss für Smartphones, da war MicroUSB eigentlich logisch, vielleicht gibt es ja auch bald NanoUSB. 😀

  16. Abhilfe naht. Angeblich soll USB 3.1 mit Stecker Typ C alle Probleme beseitigen. Ähnlich klein wie Micro-USB, Ladestrom bis 100W möglich, 10GBit Übertragungsgeschwindigkeit + verpolungssicher ohne asymmetrischen Stecker. Nur nix genaues weiß man noch nicht.

  17. „Samsung selber bot x verschiedene Stecker für die Geräte an“

    Hä? Also ich kenne nur MicroUSB (halt 2.0 und 3.0) Geräte. Kannst du mir ein weiteres Beispiel der x Anschlüsse geben?

  18. Hätte man vor 4 Jahren mindestens 1 Ampere, USB-Ausgang, MicroUSB Stecker, getrennten Kauf und Revision in 5 Jahren vorgeschrieben, hätte man inzwischen nicht nur einen riesigen Berg Elektromüll gespart, sondern auch etliche überflüssige Sesselpfurzer und Wichtigtuer bei der EU, die von dem Thema eh nichts verstehen und dem Steuerzahler nur auf der Tasche liegen. Die EU ist so dermaßen lahmarschig und inkompetent, dass keiner mehr sein Handy per Kabel auflädt, bis die ne Wurst rausgedrückt haben. Wenn Leute in der normalen Wirtschaft so ineffizient arbeiten würden, würde keiner die Probezeit überstehen.

  19. wuestenscheich@web.de says:

    Die sollen Gleich einen einheitlichen Standard fürs Kabellose Laden erzwingen. Dann wäre zumindest das Leidige Thema mit den Steckern auch egal.

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