Mobiler Livestream: Eine Anleitung mit Erfahrungsbericht

Kreativsau Viktor, der hier schon den einen oder anderen Gastauftritt hatte, hat wieder frischen Lesestoff für euch. Der macht nicht nur „in Technik“, sondern spielt auch in einer Band. Und zum Thema Streaming weiss er etwas zu erzählen – und ich find das gut, denn nicht nur im Musikbereich kann man so mit relativ geringem Aufwand ein Live-Streaming von Bewegtbildern ins Netz stellen.

Wie viel man doch über großartiges Zubehör und über tolle Apps liest, die nie wirklich im Alltag ausprobiert worden sind. Ich war im März für 2 Wochen mit meiner Band im Studio. Um unsere live eingespielten Aufnahmen unter Beweis zu stellen und die Fans mitzunehmen, wollten wir jeden Tag einen einstündigen Livestream anbieten. Ich übernahm die Aufgabe und stand vor einigen Fragen: Womit? Worüber? Was kostet es? Was brauchen wir noch?

Die Kamera: Ein Smartphone

Die Frage nach der Kamera war eigentlich sofort geklärt. Bevor ich mit einer Webcam oder eine Videokamera anfange und das Signal in den Laptop schicke mache ich das doch lieber gleich richtig. Außerdem kann man mit dem Smartphone durch das Studio laufen und über die Bildqualität des iPhone 4S braucht man ja nicht lange diskutieren.

Das Objektiv: Ein Olloclip

Ich hatte mir schon vor einiger Zeit einen Kameraaufsatz namens Olloclip gekauft. Was das 70 Euro teure Stück Plastik kann? Es besteht aus drei Objektiven: Einem Fischauge, einem Weitwinkel-Objektiv und einer Makrolinse. Alle drei Funktionen sind sehr Kompakt in einem Element untergebracht. Das Fischauge wurde nach dem ersten Tag als zu extrem aussortiert sodass die restlichen Tage das Weitwinkelobjektiv zum Einsatz kam. Für iPhone 4/4S-Nutzer, die gerne etwas mit der Kamera experimentieren ist der Olloclip also auf jeden Fall empfehlenswert.

Streamingdienst: Bambuser oder uStream?

Zum Glück ist die Technikwelt ja schon soweit, dass man nicht mehr nach einer Lösung zum Streamen suchen muss, sondern sich zwischen einigen entscheiden muss.
Die Anforderungen waren eigentlich recht simpel: Wir wollten möglichst kostenlos vom Handy aus Streamen und das Video auf unserer Webseite einbinden.

Mir kamen Bambuser und uStream in den Kopf. Beide wurden im heimischen Netzwerk getestet, wobei uStream ohne Ruckler und mit deutlich besserer Bildqualität gewann. uStream kostet nichts, ist aber werbefinanziert. Sprich: Die Zuschauer bekommen vor dem Stream und circa alle 20 Minuten einen Werbespot zu sehen. Wäre schöner gewesen, wenn es nicht immer die selbe Werbung gewesen wäre, aber der Gaul ist ja geschenkt. Außerdem speichert uStream alle Aufnahmen auf Wunsch online und stellt sie auch wieder zum Download zur Verfügung.

Im Studio waren die Bedingungen allerdings anders als auf dem heimischen Sofa. Von einer VDSL-Verbindungen war da nicht viel merken. Der Upload erreichte wackelige 0,2 Mbit/s. uStream kam damit zwar aus, allerdings kam immer wieder die Warnung vor einer zu schwachen Verbindung. Mist.

Von der guten Bildqualität mussten wir uns also verabschieden. Damit der Stream unterbrechungsfrei erweiterte ich das Netz noch durch einen Repeater der mitten im Raum stand. Die guten 5-GHz-Router brachten leider nichts: das iPhone kann mit der stärkeren WLAN-Verbindung nichts anfangen. Trotz aller Bemühungen: Aus 0,2 Mbit/s wird niemals eine HD-fähige Verbindung.

Um was hält das iPhone?

Das komplizierte war geschafft, doch die Kamera sollte ja nicht irgendwo rumliegen. Auch dabei kam mir etwas in den Sinn. Irgendwo hatte ich doch mal von einem iPhone-Ständer gelesen, der auch ein Stativ-Gewinde hat. Achja: The Glif! Schöner Name für die optimale Lösung. Ein ganz simpler iPhone-Halter den man in Sekunden auf dem Stativ angebracht hat. Perfekt.

Hält das iPhone-Akku eine Stunde Stream?

Das hätte peinlich werden können, doch das iPhone hielt die Stunde problemlos aus. Circa 50% mussten pro Stunde dran glauben. Zur Sicherheit war immer eine Akku-Pack (Just Mobile Pro) in der Nähe um das iPhone munter zu halten.

Mobiles Streamen klappt also wirklich gut, wenn man weiß worauf man achten sollte. Der wichtigste Faktor ist definitiv die Internetverbindung vor Ort. Über das Mobilfunknetz hatte ich bei meinen Versuchen leider keinen Erfolg.

Fotograf: Jaro Suffner

Links zum Thema:

http://www.aliveatlast.de/livestream/

http://olloclip.com/

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Der Gastautor ist ein toller Autor. Denn er ist das Alter Ego derjenigen, die hier ab und zu für frischen Wind sorgen. Unregelmäßig, oftmals nur 1x. Der Gastautor eben.

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4 Kommentare

  1. Hach ich musste mich gerade gut amüsieren. Den überaus gut geschrieben Artikel gelesen und dann den Adresse gesehen „Alive at Last“. Ich hab ein Shirt von euch und die Platte von Amazon. Finde euch echt gut, obwohl ich euch noch nie live gesehen habe. Leider wart ihr nie in meiner Region. Da werde ich doch gleich mal nach einer neuen Platte schauen müssen. Ich hab Anchors Aweight und die ist bestimmt schon alt.

  2. Wäre noch interessant gewesen in welcher Qualität der Stream im Netz stand – Auflösung ?

    LG

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