Mailbird – Alternative zu Thunderbird und Outlook

Seit 2002 nutze ich Thunderbird für Email, Kalender, Terminplanungen und dergleichen mehr. Mozilla selbst hat die Weiterentwicklung merklich runtergeschraubt, die Firma Softmaker hat sogar mit einem Entwickler investiert und Thunderbird in ihre Office Suite mit aufgenommen. Außer Sicherheitsfixes sollte man jedoch nicht viel erwarten. Für mich ist klar: Du brauchst langsam eine modernere, flexiblere Alternative. Als Caschy mich fragte, ob ich Lust hätte, mir Mailbird (nur für Windows) mal anzuschauen und drüber zu schreiben, war ich nicht abgeneigt.
Mailbird


Schon während des Downloads und der Installation wird ein kleines Video abgespielt, welches Funktionen und Features von Mailbird veranschaulicht. Wer mag, kann auch gleich Freunde zum Ausprobieren von Mailbird einladen und erhält als kleines Dankeschön die Pro-Version einen Monat lang kostenlos. Mit der Lite-Version dürften sich sicherlich viele ebenso anfreunden können. Unterschiede und Preise in den Versionen findet ihr hier. Die Pro-Version kann 30 Tage kostenlos ausprobiert werden.

Nach der Installation darf bestimmt werden, ob Mailbird automatisch mit Windows starten soll, oder nicht. Schön wenn der Nutzer vorher gefragt wird, andere Programme tun dies (zum Ärger) oft nicht. Nach Eingabe der Email bzw. des Accounts bietet Mailbird noch ein paar Layout-Optionen an (Spalten und Farbauswahl inklusive), die ich sehr gelungen finde. Eine Verbindung mit dem Facebook-Profil ist ebenfalls gegeben. Außerdem kann Mailbird gleich mit Apps verbunden bzw. konfiguriert werden (WhatsApp, Facebook, Google Calendar usw.). Erst danach ist die eigentliche Installation abgeschlossen.

Erster Start und Arbeiten

Eine ausführliche Hilfe- bzw. Tipp-Datenbank ist bereits vorhanden, allerdings ist diese derzeit noch in Englisch. Ansonsten ist Mailbird in deutscher Sprache gehalten. Für Gmail-User interessant: die Tastenkürzel finden auch in Mailbird Verwendung, können bei Bedarf aber deaktiviert werden. Außerdem unterstützt Mailbird natürlich auch die gängigen Standards wie IMAP und POP3.

Bedauerlicherweise gibt es derzeit keine Import-Funktion für Thunderbird oder Outlook. Auf meine Anfrage wurde jedoch gesagt, dass diese in Planung ist. Für mich persönlich ein KO-Kriterium denn so müsste ich sämtliche Kontakte, Emails, Termine und Planungen von Hand übernehmen. Bezüglich der noch fehlenden Import-Funktion äußere ich mich noch am Ende dieses Artikels.
Snooze
Spam und Filter-Schutz gefielen mir gut, das scheint schon gut zu funktionieren. Vielleicht noch nicht ganz so ausgereift wie bei Thunderbird aber hier muss man fair bleiben und die jahrelange Entwicklung seitens Mozilla berücksichtigen.

Generell ist der Workflow ziemlich gelungen. Drag und Drop, passende Apps sowie entsprechende Layout-Konfiguration tun ihr übriges. Um ehrlich zu sein: Thunderbird verhält sich dagegen fast schon träge und altbacken. Die Snooze-Funktion ist da ein gutes Beispiel: Manche E-Mails will man später bearbeiten oder haben keine allzu hohe Priorität bzw. können auch am nächsten Tag abgearbeitet werden. Man kann diese Email mit Snooze quasi zurückstellen und sich dazu zum späteren Zeitpunkt erinnern lassen.

Die Zeitspanne bzw. Zeitpunkt kann zudem konfiguriert werden. Bei Thunderbird geht dies nur über den Umweg „Umwandeln in Termin“ oder den gewünschten Zeitpunkt von Hand im Kalender eintragen, was natürlich suboptimal ist. Snooze ist ein kleines aber feines Detail, was besonders diejenigen nutzen und schätzen werden, die täglich mehr als 30 Emails abarbeiten müssen.

Erweiterungen via Apps

Apps-Mailbird
Zu den Stärken von Mailbird zählt die Erweiterbarkeit von Apps wie Google Docs, Dropbox, Twitter, Evernote und mit Todoist oder Moo.doo (Task Management Apps) sowie Google Calendar lässt sich schnell eine sinnvolle Arbeitsumgebung individuell einrichten. Natürlich dürfen Feedreader oder Messenger-Apps nicht fehlen. In Zukunft können auch eigene Apps via der Mailbird API eingebunden werden, für Entwickler bzw. Betreiber von Apps sicherlich eine spannende Sache.

Allerdings sind diese Apps nicht wirklich native, sondern werden lediglich in einer Art internem Browser dargestellt. Immer noch ressourcenschonender als extern mit Firefox abzurufen und der Workflow leidet nicht wirklich darunter. Hat zudem den Vorteil, dass App-Anbieter nicht zusätzlich für Mailbird entwickeln müssen und diese Lösung via API entsprechend attraktiver ist. Letztendlich kommt dies auch den Anwender zugute. Aus meiner Sicht eine sinnvolle Lösung.

Positives für Netbook, Tablet PC und Convertibles

Was den Zugriff auf den Arbeitsspeicher anbelangt, mal ein kleiner Vergleich Mozilla vs. Mailbird: Thunderbird verschlingt standardmäßig locker 130 MB, ohne im Hintergrund irgendetwas zu tun, von der CPU-Belastung ganz zu schweigen (kann natürlich je Konfiguration unterschiedlich sein). Mailbird genehmigt sich knapp 61 MB, wenn es im Hintergrund werkelt.

Werden Prozesse angestoßen (Apps, Nachrichten schreiben usw.), greift ein anderes Modul (CefSharp.BrowserSubprocess) auf entsprechenden Ressourcen zurück. Nach Beendigung der Prozesse geht der Wert wieder auf 61 MB zurück und das Modul wird beendet. Für Desktop-Rechner nicht wirklich interessante Zahlen aber für Netbook, Convertible oder Windows Tablet-Besitzer mit wenig Arbeitsspeicher (2 GB), hingegen schon. Da Mailbird außerdem Touch-Support bietet, ist der schonende Umgang mit den Ressourcen sowie Touch-Support bei den Schmalspur PCs für die Hosentasche natürlich ein ziemlich dicker Pluspunkt. Die CPU-Belastung ist selbstverständlich auch abhängig von den verwendeten Apps.

Fazit

Mailbird 2.0 hat bei mir einen guten Eindruck hinterlassen und ich bin nahe dran, von Thunderbird auf die Mailbird Pro-Version umzusteigen. Allerdings muss dazu die Import-Funktion vorhanden sein. Diese ist laut Auskunft „ganz oben auf der Roadmap“ und soll demnächst angegangen werden. Ob und wann diese dann tatsächlich erscheint, da bin ich ein wenig skeptisch, denn bereits im November letzten Jahres fragte ich danach und da hieß es: geplant und in Arbeit. Von daher warte ich, bis diese endgültig implementiert ist, solange nutze ich halt noch Thunderbird.

Dennoch, Mailbird könnte für einige eine echte Alternative zu Outlook oder Thunderbird sein. Email, Cloud-Dienste und die Erweiterung durch Apps können in Mailbird zusammengefasst komfortables Arbeiten ermöglichen. Wer mag, kann hier seine ganz persönliche Schaltzentrale mitsamt Task Management und Messenger stricken. Die kostenlose Lite Version (mit eingeschränktem Funktionsumfang) ist für den heimischen Gebrauch bzw. den privaten User wahrscheinlich schon ausreichend, wobei die Pro (6 Dollar im Jahr) und Lifetime Pro Edition (einmalig 45 Dollar) aus meiner Sicht recht günstig sind. Brauchbare Alternative mit gutem Funktionsumfang. Ruhig mal ausprobieren.

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PC- und Windows-Fanboy. Liebt rundenbasierte Strategiespiele, Audio-Apps und Software. Auch auf Twitter zu finden. PayPal-Kaffeespende an den Autor.

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66 Kommentare

  1. „Außer Sicherheitsfixes sollte man jedoch nicht viel erwarten.“

    Wie bitte? Auf Thunderbird trifft diese Aussage aber definitiv nicht zu. Hier mal die Release Notes zur im Juni veröffentlichten Version: mozilla.org/en-US/thunderbird/38.0.1/releasenotes/ – da steht aber einiges mehr als nur Sicherheitsfixes.

  2. Wenn bei der Pro-Version steht „no ads“ gibt es also in der kostenlosen Werbung? Dann bleib ich wohl bei TB.

  3. Wie sieht es mit Carddav und Caldav aus? Der fehlende Support der Apps in Win 10 passt mir überhaupt nicht.

  4. Danke für den Bericht. Hat Mailbird vollautomatische Integration und Synchronisation von Google Kalender und Google Kontakten? So wie der eM Client?

  5. Auch ein Blick wert http://www.emclient.de alles drin, ausser PGP.
    Schade das Mailverschlüsselung hier im Review keine Rolle spielt.

  6. Gibt es in Mailbird keine deutschsprachigen Informationen, keinen deutschsprachigen Blog bzw. die Möglichkeit, die Sprache entsprechend umzustellen? ich habe keine finden können. Für mich sind rein englischsprachige Texte immer ziemlich schwierig zu verfolgen = zu verstehen.

    Ich würde mich über Mailbird schon gerne auf dem Laufenden halten.

  7. @Sören https://wiki.mozilla.org/Thunderbird/New_Release_and_Governance_Model
    Der erste Absatz liest sich leider doch so…

  8. Mit Thunderbird kann ich nach einiger Sucharbeit immerhin Adressbuch und Kalender mit meinen Diensten abgleichen, genau wie Outlook. Solche Dienste sind es, die brauchbare Mailclients von unbrauchbaren unterscheiden.

    Mailbird ist mir zu appifiziert, läuft der überhaupt unter W7? Ist eine Exchange Anbindung möglich? Fehlende Importfilter hattest Du ja angesprochen, wie bekommt man, viel wichtiger, seine Mails/Kontakte/Kalender da wieder heil heraus? Wenn ich nicht so auf Multiplattformprogramme wie Thunderbird stehen würde, wäre mir eine Outlook Lizenz auf Dauer eher zukunftssicher.

  9. Portable nutzbar?

  10. Ist nicht wirklich eine Alternative. Thunderbird ist immer noch der König der E-Mail clients.

  11. Andreas Haswell says:

    Sehe gerade, das Mailbird einen Community Support via Zendesk anbietet: https://mailbird.zendesk.com

    @Sören Ich sehe da keine wirklich nennenswerte Features. Von einer echten Weiterentwicklung kann da auch keine Rede sein. Leider!

    @Steve Google Contacts bisher noch nicht bei Kalender bin ich mir gerade nicht sicher. Da habe ich Thunderbird immer genutzt.

    @Gerhard Hallstein Mailbird selbst gibts auch in Deutsch. Nimmste die Lite Version zum Testen, ansonsten eben den Blog hier ^^

  12. Andreas Haswell says:

    @wollid Habs unter W7 getestet. Export ist bisher noch nicht vorhanden. Mir fehlt der Import/Export ja auch.

    @Andreas Nicht getestet. Mache ich beim nächsten Update und berichte dann.

  13. Wie kann man denn eine Software als modern bezeichnen wenn sie nur auf ein Betriebssystem ausgelegt ist?

  14. Wenn man Gmail benutzt und Google Kalender und Google Kontakte einbinden will, gibt’s wohl nichts besseres als den eM Client. Habe ich gerade wieder frisch auf Windows 10 neu installiert:

    http://de.emclient.com/

    Der eM Client ist für mich das beste Mailprogramm / PIM: Er sieht aus und fühlt sich an wie ein Outlook-Klon in modernem Design, aber unterstützt zusätzlich alle wichtigen Dienste wie z.B. Gmail, Exchange, Outlook.com oder iCloud.

    Die Einrichtung mit einem Google-Konto ist extrem einfach und wird vollautomatisch erledigt: Einfach mit gmail-Konto einloggen. Und schon sind die Google-Dienste wie Mail, Kalender und Kontakte so integriert, als würde man auf einem Exchange Server sitzen. 🙂

  15. Da mag ja jeder andere Ansprüche und Anwendungsszenarien haben, aber meiner Meinung nach ist ein lokaler E-Mail-Client keine moderne und flexible Alternative, sondern eher ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Ich jedenfalls möchte nicht mehr zurück zu so einer Installation und Arbeitsweise.

  16. Kleingeldprinz says:

    EM Cliebt, Mailbird Pro, Outlook, Thunderbird. Ich habe sie alle durch. Und jedes hat für sich genommen irgendwelche Schwächen mit denen ich am Ende nicht leben wollte 🙁

  17. Ich verwende zwar ebenfalls eM Client, mich stört aber ganz erheblich dass ich den Installationspfad nicht wählen kann.
    eM Client installiert sich einfach ungefragt in „%programfiles(x86)%\em Client“.

    Der Anbieter versucht das zwar als Feature zu verkaufen, aber ich trenne in meinem System das OS und die Anwendungen gerne so weit wie möglich voneinander (OS, Anwendungen und Daten kommen im Normalfall auf jeweils eine eigene Partition).

    Zumindest der Speicherpfad für das Datenverzeichnis von eM Client lässt sich allerdings nach der Installation in den Optionen wählen.

  18. Andreas Haswell says:

    @max und Robert
    eM Client schaue ich mir mal genauer an. Hat Thunderbird Import und sieht recht interessant aus.

  19. Ich finde ja den EmClient total genial… Doch leider funktioniert mit meinem Mailserver bei All-Inkl.com das Unterordner erstellen nicht im EmClient (per IMAP)…

    Sonst wäre es eigentlich der Client schlecht hin 😉

  20. kann man mittlerweile im Mailbird die Ordner selber wähle, welche für Spam/Sent/Trash etc genutzt werden?
    Ansonsten ist das bei manchen Providern mit unschönen Nebenwirkungen behaftet, wie ich vor ca. 1/2 Jahr mal feststellen durfte (Gesendet vs. Sent und ähnliche Dinge)

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