Lenovo Yoga Tab 3 Pro ausprobiert: Android-Tablet mit gelungener Sonderausstattung

artikel_yogatab3proDer Tablet-Markt begeistert die Hersteller nicht gerade durch Wachstum: um bei den Kunden anzukommen, muss da schon etwas Ausgefallenes her. Lenovo fährt im Bereich Tablets seit langer Zeit eine eigene Schiene, überzeugt mit durchaus praktischen Ansätzen, die dem Nutzer auch gefallen. Mit dem Yoga Tab 3 Pro versucht es Lenovo neben dem äußerst praktischen Kickstand, der auch als Aufhängevorrichtung dient, auch mit einem Beamer, der direkt im Tablet verbaut ist. Ob das Ganze so praktisch funktioniert, wie es beworben wird und was das Tablet sonst so auf dem Kasten hat, habe ich mir nun eine Weile angeschaut.

Ich habe selbst lange Zeit mehr kein Tablet genutzt. Liegt tatsächlich daran, dass die Größe des iPhone 6 Plus, meinem Haupt-Smartphone, für meinen Bedarf alles abdeckt. Ist das Smartphone zu klein, geht es an den Laptop, ein Tablet passt da nicht mehr rein. Aber gerade der verbaute Projektor interessierte mich doch sehr.

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Das Yoga Tab 3 Pro ist alleine wegen seines Griffzylinders keines der dem Schlankheitswahn verfallenen Tablets. Auch wenn es in den Händen keinen klobigen Eindruck hinterlässt, wirkt es doch sehr robust. Für mich eher Vor- als Nachteil, immerhin soll man so ein Tablet auch nutzen und nicht nur vorsichtig irgendwo als Designobjekt in der Ecke stehen haben. Der Zylinder ist nach wie vor toll, um das Tablet zu halten.

Auf der Rückseite ist das Tablet zu ca. zwei Drittel mit Kunstleder bedeckt, der restliche Platz wird vom Kickstand eingenommen. Fühlt sich gut an und wirkt auch recht edel. Der Kickstand wird per Knopf gelöst und dann in die gewünschte Position gebracht. Im Zylinder ist auch der Projektor verbaut, dieser dreht sich mit dem Kickstand und strahlt jetzt aus der Längskante des Tablets. Der Projektor-Vorgänger hatte den Beamer so verbaut, dass das Bild aus der Seite des Zylinders kam.

Ausgestattet ist das Yoga Tab 3 Pro mit einem 10,1 Zoll Display, das 2560 x 1600 Pixel auflöst. Das sieht man auch, wenn man das Tablet zum ersten Mal einschaltet. Direkt bekommt man gestochen scharfe Bilder präsentiert, die dazu farblich sehr stark sind. Also nicht übertrieben in der Darstellung, sondern dank kräftiger Farben und starkem Kontrast weiterhin sehr natürlich. Sieht einfach gut aus, ein Display, das man sich in einem Tablet wünscht.

Das Display spiegelt zudem recht wenig, sodass auch bei für ein Display ungünstigen Lichtverhältnissen eine Ablesbarkeit gegeben ist. Vielleicht nicht ganz auf dem Niveau eines iPads, aber besser als manch anderer Tablet- oder auch Smartphone-Kollege. Bei 299 ppi, die das Display bietet, sucht man einzelne Pixel bei normaler Betrachtung vergeblich, so macht natürlich auch der Medienkonsum oder gar das Lesen auf dem Tablet Spaß.

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Für die Performance des Yoga Tab 3 Pro sorgen ein Intel Atom Z8500 Quad-Core-Prozessor (2,24 GHz) und 2 GB RAM. Das reicht in den meisten Fällen aus. Während ich beim Spielen keine Performance-Probleme hatte, kam es im System oder auch bei Nutzung des Browsers hin und wieder zu kurzen Hängern und Rucklern. Das scheint mir jedoch etwas zu sein, das sich mit Software-Updates beheben lässt, denn auch bei aufwändigeren Games gab es solche Ruckler eben nicht. Keine Ahnung, wo hier genau das Problem liegt, vielleicht ist auch der Arbeitsspeicher mit 2 GB etwas zu knapp bemessen.

Neben dem offensichtlichen Highlight „Beamer“ gesellt sich im Yoga Tab 3 Pro noch ein weiteres, weniger offensichtliches Highlight hinzu: der Akku. Logisch, der verbaute Projektor benötigt jede Menge Strom, was dem Nutzer bei normaler Tablet-Nutzung aber viel mehr Vorteile verschafft. Einmal aufgeladen ist das Tablet ein Dauerläufer, selbst bei intensiver Nutzung kommt man locker über zwei Tage. Bei Nutzung des Projektors hält das Tablet gut 5 Stunden durch, zwei Filme sollten also drin sein. Bei Videowiedergabe auf dem Gerät selbst (Ausgabe über das Display bei 50 Prozent Helligkeit) liefert knapp 10 Stunden Laufzeit.

Lenovo selbst gibt 18 Stunden Nutzungszeit mit einer Akkuladung an und übertreibt damit keineswegs – zumindest bei normaler Tabletnutzung. Bemerkbar macht sich dies allerdings durch ein recht hohes Gewicht. Das fällt vor allem dann auf, wenn man das Tablet lange frei in der Hand hält, sei es beim Lesen oder Spielen. Kommt halt auch ein bisschen darauf an, wofür man das Tablet verwenden will. Es ist nicht so, dass man sich an den etwas über 600 Gramm einen Bruch hebt.

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Wer sich für ein Yoga Tab 3 Pro entscheidet, tut dies vermutlich wegen dem verbauten Projektor. Ein Bild von bis zu 70 Zoll soll das Tablet an die Wand werfen können, die Auflösung beträgt hierbei 800 x 480 Pixel. Von einem Projektor dieser Größe kann man keine Wunder erwarten und die liefert er auch nicht. Die Nutzung des Projektors ist dafür umso einfacher, sodass man wohl doch häufiger zu dieser Möglichkeit greifen wird, wenn man das Tablet hat.

Bei Tageslicht kann man sich die Aktivierung des Projektors sparen, dazu besitzt er nicht genug Leuchtkraft. Ist der Raum aber abgedunkelt, kann man sich das schon anschauen. Klar, kein Bild wie bei einem 4K-OLED-TV, aber durchaus brauchbar und eben mit dem Vorteil der Ortsunabhängigkeit. Das kann im privaten Bereich ebenso vorteilhaft sein wie im beruflichen.

Die Nutzung des Projektors ist denkbar einfach. An der einen Seite des Zylinders befindet sich der Button, der den Projektor bei langem Druck aktiviert, zu sehen ist dann das Bild, das auch auf dem Tablet zu sehen ist. Interessantes Feature hier: Das Display lässt sich weiter bedienen, auch wenn es inaktiv ist, so kann man sich quasi auf dem Beamer-Bild orientieren und dennoch auf dem Tablet bedienen (oder man aktiviert halt einfach das Display wieder).

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Während ich mir mit dem Projektor nicht unbedingt einen Film ansehen würde – wer keine Kinoqualität erwartet kann dies aber durchaus machen – sehe ich für den Projektor großes Potential im beruflichen Bereich. Mal eben eine Präsentation an die Wand werfen, Menschen müssen sich nicht mehr um ein kleines Tablet versammeln, um den Inhalt zu sehen.Denn der Beamer lässt sich auch im gehaltenen Zustand nutzen. Das Bild wird automatisch korrekt ausgerichtet, man hat aber die Möglichkeit, manuell nachzujustieren. Funktioniert gut und ermöglicht eine unkomplizierte Nutzung, auch unter nicht perfekten Bedingungen. Nur zu hell sollte es eben nicht sein.

Das Yoga Tab 3 Pro wird mit Android 5.1 Lollipop ausgeliefert. Hier gibt es nicht viel zu sagen. Sorgt dafür, dass es jede Menge Apps gibt – und man vermutlich ewig auf Updates warten wird. Wobei man solche Geräte auch im jetzigen Zustand verwenden kann, Updates sind ja quasi immer nur die Boni, nichts wozu Hersteller verpflichtet wären, sie verkaufen ja ein funktionierendes Gerät mit einem funktionierenden Betriebssystem.

Dennoch, ich persönlich hätte mir hier auch gut ein Windows-Tablet vorstellen können. Gerade, wenn es im Businessbereich genutzt werden soll. Aber auch mit Android lässt sich das Tablet gut nutzen, egal wofür man es hauptsächlich verwenden möchte.

Wenn ein Tablet auf den Medienkonsum ausgelegt ist, sollte auch der Sound passen. Lenovo wirbt beim Yoga Tab 3 Pro mit Dolby Atmos-Technologie. Auf der Vorderseite sind vier JBL-Lautsprecher verbaut, die nicht nur für eine vergleichsweise hohe Lautstärke sorgen, sondern auch tatsächlich guten Klang bieten. Bass fehlt natürlich, dafür ist schlichtweg nicht genügend Volumen vorhanden, aber die Lautsprecher sind unter den Tablet-Lautsprechern ganz weit vorne zu finden. Dolby Atmos sorgt für Raumklang, wobei dieser weniger ausgeprägt ist als man sich wünschen würde.

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Auch Kameras hat das Tablet an Bord. Vorderseitig ist ein 5 Megapixel-Sensor verbaut, der für das ein oder andere Selfie oder Videotelefonie völlig ausreichend ist. Rückseitig gibt es sogar eine 13 Megapixel-Kamera, deren Bildqualität zwar gut, aber nicht überragend ist. Für eine Tablet-Cam völlig in Ordnung, Ihr werdet ja hoffentlich nicht Eure Hochzeit oder den Urlaub damit festhalten wollen.

[color-box color=“blue“ rounded=“1″]Technische Daten im Überblick:

Display: 10,1 Zoll QHD IPS (2560 x 1600)
Prozessor: Intel Atom Z8500 (Quad-Core, bis 2,24 GHz)
Arbeitsspeicher: 2GB LPDDR3
Speicher: 32 GB, erweiterbar per microSD
Kamera: rückseitig 13 Megapixel, vorne 5 Megapixel
Akku: 10.200 mAh
Betriebssystem: Android 5.1 Lollipop
Sonstiges: WLAN a/c, BT 4.0, 4 nach vorne gerichtete Lautsprecher, GPS, Umgebungslichtsensor, Bewegungssensor
Abmessungen: 247 x 179 x 4,68 mm (dünnste Stelle, Zylinder hat 2 cm Durchmesser)[/color-box]

Fazit

Das Yoga Tab 3 Pro ist ein Tablet, das nicht nur durch Funktionen, sondern vor allem auch durch seine Form aus dem Rahmen fällt. Und das auch mehr positiv als negativ. Das Display ist super, der Beamer ein unter Umständen sehr nützliches Feature, die Akkulaufzeit ist toll. Auch die Verarbeitung und natürlich der Kickstand sind top, hier gibt es trotz Kunststoff nichts zu meckern. Einzig das Gewicht ist etwas hoch und die Ruckler in Browser und System trüben den Spaß etwas. Müsste ich mich heute für ein Android-Tablet für um die 500 Euro entscheiden – so viel kostet das Yoga Tab 3 Pro aktuell – würde meine Wahl wohl auf das Yoga Tab 3 Pro fallen, es unterscheidet sich durch nützliche Dinge vom normalen Einheitsbrei der Android-Tablets.

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*Mitglied der Redaktion 2013 bis 2019*

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9 Kommentare

  1. Karl Kurzschluss says:

    Das sind nette Ideen, die Lenovo da vorzuweisen hat. Ich denke aber, daß der Projektor halt eher ein Gimmick ist und viel zu schwach, um in einem halbdunklen Büro eine Präsentation an die Wand werfen zu können. Vielleicht ist das eher was für spätabends im Schlafzimmer, um sich eine Folge „Tatort“ anzuschauen. Dann die Sache mit den 32 GB Speicher: Himmel hilf! Es gibt mittlerweile SSD-Festplatten in praktischer Grösse zu kleinen Preisen. Da passt dann auch genügend Material drauf. Und dann eben: Android. Ein Telefonbetriebssystem, das eigentlich nicht für Tablets gedacht war. Und ohne Hardware-Tastatur schon gar nicht. Das alles für 500 Euro? Ach ne…

  2. also Ich besitze das Teil schon einige Wochen und bin sehr zufrieden. Das Gimmick mit dem Beamer ist eine tolle Sache, ich seh mir öfters Filme im Bett an oder im Urlaub in der Ferienwohnung, die Qualität langt aus, wenn die Erwartungen nicht zu hoch sind. Cooles Teil, das Blicke auf sich zieht

  3. @Karl Kurzschluss: Android skaliert auf unterschiedliche Bildschirmgrößen , anders als Apples IOS, und ist deshalb Tablet und Telefon Os. Zweitens, in Zeiten der Cloud und Multigeräten will mann nicht massenhaft Speicher in einem Gerät. Tastatur ? Kannst du alles wireless anschließen…. Bleib bei deinem PC….

  4. Mein Samsung Android Tablet liegt hier seit über einem Jahr praktisch nur noch rum. Es ist nur zum Spielen zu gebrauchen und zu sonst nichts.

    Ein Windows 10 Tablet mit 9″, Tastatur und 3G gibt es z:b. von Odys schon ab 180 Euro. Damit kann man unterwegs sogar richtig arbeiten.

  5. Peter Sidler says:

    Jaja, der Kurzschluss mit seinen Speicherforderungen ist noch nicht im Cloud-Zeitalter angekommen.

  6. Also ich habe es nach zwei Tagen direkt wieder zurückgeschickt, da das Tablet eines der langsamsten und trägsten auf dem ganzen Android Markt ist (der neueren Generation). Wer flüssiges Arbeiten gewohnt ist und es schätzt, der sollte die Finger davon lassen.

  7. @Omgomg98
    Woher nimmst du deine Informationen? Sicher skaliert iOS Ressourcen und Layout.

    https://developer.apple.com/library/ios/documentation/UserExperience/Conceptual/AutolayoutPG/

  8. Sylvia Wolf says:

    Mich würde interessieren, ob die Apps auf die Speicherkarte auszulagern sind?

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