Kommentar zur Telekom-Drosselung – und wie sieht es eigentlich bei Kabel Deutschland aus?

Heute hat die Deutsche Telekom ihre neuen Festnetztarife bekannt gegeben, die eine Drosselung vorsehen, sofern ein bestimmtes Kontingent an Gigabyte überschritten wird. Die Drosselung betrifft nur Dienste, die nicht von der Telekom inklusiv angeboten werden. Hierzu gehört zum Beispiel Telekom Entertain oder WLAN to Go. Betroffen sind nur Neukunden, diese aber auch erst einmal nur schriftlich fixiert in den Verträgen, die technische Umsetzung der Drosselung wird bislang nicht vor 2016 gesehen.

Kabel Deutschland

Dass es nur Neukunden betrifft dürfte daran liegen, dass die Deutsche Telekom keine Sonderkündigungen riskieren will. Wer sich bereits jetzt nach einem neuen Anbieter umsieht, der sollte vielleicht vorher überlegen, wofür genau er seinen Internet-Anschluss verwendet. Vielleicht einfach mal den typischen Traffic protokollieren, verschiedene Router haben entsprechende Funktionen, alternativ greift man Software aus den 90ern – irgendwelchen Traffic-Countern.

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Nur für die, die sich fragen, wie es bei anderen Providern aussieht: ich habe mal eben eine Anfrage an meinen derzeitigen Dienstleister, Kabel Deutschland, gestellt. Kabel Deutschland kam 2012 schon aufgrund von Drosselung in die Medien:

Kabel Deutschland hat zum Mai 2012 die AGB geändert und eine Drosselung von File-Sharing Anwendungen nach Überschreiten eines bestimmten Volumens pro Tag in diese aufgenommen.

Innerhalb des eigenen Breitband-Kabelnetzes schafft Kabel Deutschland die Voraussetzungen für die angebotenen Internetgeschwindigkeiten. Das Unternehmen stellt in ihrem eigenen IP-Netzwerk sicher, dass alle Internetanwendungen auch bei unvorhergesehenen Kapazitätsspitzen zuverlässig funktionieren. In diesen Fällen werden zeitkritische Internetanwendungen wie Internet-Telefonie (Video und Sprache), Online-Videos oder Online-Gaming im Vergleich zu anderen Web-Anwendungen vorrangig durchgeleitet. Dadurch kann es bei nicht-zeitkritischen, insbesondere bei Dauerlast erzeugenden Applikationen wie File-Sharing (z.B. Peer-to-Peer und One-Click-Hoster) zu vorübergehenden Einschränkungen kommen.

Darüber hinaus wird nur bei Anwendern, die an einem Tag ein außergewöhnlich hohes Datenvolumen verbrauchen, die Bandbreite für File-Sharing für den Rest des Tages reduziert: Wird im Laufe eines Tages ein übertragenes Gesamtdatenvolumen überschritten, sinkt die Übertragungsgeschwindigkeit dieses Anschlusses nur für die File-Sharing-Anwendungen für den Rest des Tages auf 100 Kbit/s.

Alle übrigen Anwendungen sind weiterhin unverändert nutzbar, auch File-Sharing-Anwendungen sind ab 0:00 Uhr wieder uneingeschränkt nutzbar. Derzeit wird diese Regelung für File-Sharing erst ab Erreichen eines Gesamtdatenvolumens von 60 GB pro Tag durchgeführt. Um die Servicequalität für den Großteil der Nutzer langfristig auf hohem Niveau zu halten, behält sich Kabel Deutschland vor, die aktuelle Regelung bei File-Sharing ab 10 GB durchzuführen. Aktuell sind so bei Kabel Deutschland nur ca. 0,1 Prozent der Kunden von den beschriebenen Maßnahmen bei File-Sharing-Anwendungen betroffen.

Wir gehen davon aus, dass die aktuellen Maßnahmen ausreichend sind und haben derzeit keine weiteren Maßnahmen geplant.

An dieser Stelle vielleicht einmal ein Hinweis auf die Kolumne des von mir sehr geschätzten Boris Schneider-Johne. Der schreibt es treffend nieder:

Verkauft mir kein IPTV oder verbietet Skype, damit ich euer blödes VOIP zwangsnutzen muss. Ich will 87 Gigabyte diesen Monat und keine Fragen, woher die kommen und was ich mit denen mache. Genauso wie das E-Werk mich auch nicht fragt, was ich mit meinem Strom anfange, ob sie mir den schon vorher in 5 Volt wandeln dürfen, damit ich kein Ladegerät mehr brauche und ob ich nicht als Sonderleistung noch Zugriff auf eine persönliche Sicherung gleich im Umspannkasten vor dem Haus haben will, weil ich ja zu doof sein könnte, Sicherungen in meinem Haus zu haben.

Was die Telekom oder andere machen – wie die Bevorzugung von Diensten wie Spotify, Entertain und Co ist ein Untergraben der Netzneutralität. Bits dürfen nicht bevorzugt behandelt werden, dies müsste verboten werden. Gerade im Falle der Telekom wird man doch nun gezwungen, deren Dienste zu bevorzugen und vielleicht andere Anbieter nicht mehr zu nutzen, da deren Angebote in den angebotenen Traffic fallen.

Ich will faire Tarife, wer mehr will, der darf gerne mehr zahlen. Aber sagt mir doch bitte nicht, wofür ich mein Volumen verballern soll. Die Menschen wollen Auswahl, keinen Provider, der bestimmte Angebote vorrangig behandelt, nur weil ich diese über ihn beziehe. Ich will weiterhin schnell und unkompliziert Anbieter von Filmen, Musik und Co wechseln können.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Seit 2008 ist es Beruf(ung). Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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43 Kommentare

  1. „Innerhalb des eigenen Breitband-Kabelnetzes schafft Kabel Deutschland die Voraussetzungen für die angebotenen Internetgeschwindigkeiten. Das Unternehmen stellt in ihrem eigenen IP-Netzwerk sicher, dass alle Internetanwendungen auch bei unvorhergesehenen Kapazitätsspitzen zuverlässig funktionieren.“

    Ich bin KD Kunde und das ist schlichtweg gelogen. Seit August/September letzten Jahres ist das Netz von Kabel Deutschland hier in der Gegend chronisch überlastet. Es braucht nichtmal „spitzenzeiten“ damit deren Netz zu 99% ausgelastet ist. Da macht dann Samstag Abend auch normales surfen keinen Spaß mehr. In Speedtests habe ich die Nadel selten oberhalb von 2 Mbit gesehen. Egal wann. In den letzten 2 Monaten ist es echt grausam geworden. Selbst der Support am Telefon bestätigt das. Und dass noch weiter die 100Mbit Verträge abgeschlossen werden obwohl keinerlei Aussicht besteht, diese auch ansatzweise zu erfüllen. Das kdgforum platzt auch aus allen Nähten vor solchen Berichten.

  2. Mach doch aus deinem Beitrag nen Petitionsantrag. Ich unterschreib sofort bei dem Fazit!

  3. Ich muss sagen, dass ich mit KD vollkommen zufrieden bin:

    1) Ich lade täglich Massen über Steam, Origin und Co (gerne mal 200 GB / Tag) und wurde noch nie gedrosselt

    2) Die Geschwindigkeit hier liegt durchgehend bei 95 – 104 kBit/s – versprochen sind 100

  4. Kommt wohl auf den Ort an. Ich auf dem Dorf bin zufrieden, während Freunde aus Berlin KD gekündigt haben, da unnutzbar.

  5. Das wird wohl der Super-Gau, obwohl die vielen Rentner, die jetzt ins Internet gehen, wohl mit diesem Traffic-Limit keine Probleme haben werden und wenn zu faul wären, zu wechseln. Sind überhaupt noch viele Menschen bei der Telekom? Ich war damals bei Hansenet (Alice), auch aus Kostengründen.

  6. Ich habe noch keinen Provider gesehen der mit annähernd die Geschwindigkeit geliefert hat, die ich bezahle. Seit Jahren zahle ich bei Alice jetzt o2 für meine 16.000 KBit/s kriege aber nie mehr als 8.000 KBit/s und das auch nur dann, wenn es keine Störung gibt, also gerade einmal nachts oder wenn sonst keiner surft. Auch kommt es immer häufiger vor, dass das VoIP Telefon von Ihnen nicht funktioniert. Nicht mal das können Sie mir bieten, aber die anderen Anbieter sind nicht besser und was soll man machen. Monate lange Beschwerden an der Hotline und auch Briefe bleiben einfach unbeantwortet. Die können mit einem machen was Sie wollen.
    Schön ist noch dieser Punkt, dass mein Vertrag explizit ein Telefonleitung zu telefonieren beinhaltet (analog Anschluß!). Diesen will aber Alice bzw. o2 mir einfach nicht geben, der ist nicht realisierbar bei mir. Hallo ich wohne in München, ja im Stadtgebiet. Aber alle bieten nur die 24 Monatsverträge oder für 5€ mehr die ohne Vertragslaufzeit.
    Eigentlich ist es zum davon laufen. Aber was machen unsere Nachbarn?
    Ist es da besser. Meiner Meinung nach nicht.
    Gibt es nicht eine Partei die da mal aufräumen kann und nicht von Lobby-Gruppen bezahlt und gepusht wird?

  7. Nun, die Telekom wahrt die Netzneutralität indem sie den Kunden drosselt. So einfach ist es. 😉 Nur ob sie damit die Kundenflucht aufhält? Fast jeder hat ein Smartphone. Wozu benötige ich also noch ein Festnetz? Bei KabelBW erhält man für 18 € im Monat einen 10 Mbit Anschluss. Würde mir reichen. Dazu eine All-Net-Flat beim Mobildunkanbieter und ich bin trotzdem billiger als bei der Telekom. Aber mich trifft es ja zzt. nicht, bin ja Bestandskunde… 😉

  8. und wie sieht’s aus wenn ich bei O2 vdsl Kunde bin? die nutzen ja das Netz der Telekom wenn ich das korrekt verstanden habe.

  9. Priorisierung und Drosselung ist doch normal. Auch der oben angegebene Stromlieferant informiert die Polizei, wenn die Werte nach privater Plantage aussehen. Auf Autobahnen registrieren Systeme die Auslastung und passen die Geschwindigkeitsvorgaben an und öffnen oder schließen zusätzliche Spuren. Fluggesellschaften und Hotels überbuchen regelmäßig ihre Kapazitäten und hoffen, dass alles gut geht. Ganz normal (was natürlich nicht besser macht)!

  10. Sehe das auch so wie Toni!

  11. mit Strom vergleichen ist aber ziemlich unklug, ich möchte nicht pro Traffic bezahlen müssen.

  12. Das fatale ist doch die Verbindung von Marktmacht, Medienanbieter und „Bit“-Versorger. Und das betrifft letztendlich auch die Personen, die noch einen alten Anschluss haben oder von ganz woanders ihre Daten beziehen.

  13. Gutes Beispiel mit dem Strom! Wäre das wie ein DSL Anschluss, hätten wir hier alle einen 20 Ampere Drehstromanschluss ohne Zähler für die verbrauchten Kilowatt 🙂

  14. Ich habe Unitymedia (50k Leitung) und bin total zufrieden! Ich glaube ein mal wurde ich gedrosselt (bin mir aber nicht wirklich sicher. Habe nur gemerkt das ich nicht mehr so schnell Surfen kann wie vorher. Am nächsten Tag war alles wieder ok)

    Ich wohne im Münsterland (PLZ 48308)

  15. Ich muss hier mal UnityMedia loben. Ich habe dort eigentlich immer die zugesicherten 50Mbit. 🙂

  16. levestiga0r says:

    Bin mit meiner Kabel BW 100 Mbit Leitung sehr zufrieden. Sie ist stabil, liefert wirklich 100 Mbit und auch nach exzessiver Belastung meiner Leitung mit nichts gedrosselt. Der einzige Wermutstropfen ist der viel zu langsam Upload von lediglich 2,5Mbit (streamen auf Twitch und Co. ist so leider nur eingeschränkt möglich).

  17. Kabel Deutschland finde ich in dieser Hinsicht absolut vorbildlich. Ich wohne zwar in einer Gegend, in welcher es nur KDG gibt, d.h. hier gibt es keinerlei Alternativ-Provider wie Telekom, etc.; und trotzdem werden mir durchgängig 100 MBit/s geliefert.
    Traumhaft.

  18. Lade auch manchmal 60GB oder mehr am Tag runter und es wird nichts gedrosselt. Bin echt zufrieden mit Unitymedia. Wohne aber aufm Dorf.

  19. Ganz ehrlich !!!
    Soll die Telekom nur nicht rum weinen, wenn Sie ihrem noch einzigen Pferd die Beine Brechen ! Ist nicht der erste „GROßE“ der sich selbst „VERKLEINERT“.

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