„Kingsglaive: Final Fantasy XV“ und „Brotherhood“ gesichtet

kingsglaive-final-fantasy-xv-steelbookEnde September ist „Kingsglaive: Final Fantasy XV“ in Deutschland auf Blu-ray und DVD erschienen. Mit im Gepäck, jedenfalls wenn man sich das limitierte Steelbook gegönnt hat: die Extended Version von „Final Fantasy XV: Brotherhood“, einer Anime-Serie mit fünf Folgen, welche in etwas kürzeren Webisodes auch bei YouTube zu finden ist. Leider bin ich erst kürzlich dazu gekommen mir sowohl den Hauptfilm als auch die Anime-Folgen anzusehen. Passt aber natürlich super, denn am 29.11.2016 kommt ja auch endlich „Final Fantasy XV“ für die Sony PlayStation 4 (Pro) und die Microsoft Xbox One auf den Markt.

Vorab ein kleiner Vermerk: Ich bin froh, dass ich zur Limited Edition gegriffen habe. Zwar hasse ich Steelbooks, da sie mir einfach zu leicht beschädigt werden, doch „Final Fantasy XV: Brotherhood“ hat mir tatsächlich eine ganze Ecke besser gefallen als der eigentliche Hauptfilm des Sets. Dabei ruht der Anime auf einer eigenen Blu-ray und liegt ausschließlich im japanischen Originalton mit Untertiteln in diversen Sprachen, darunter natürlich auch Deutsch, vor. Nun sollte man hier keine High-Budget-Produktion erwarten, aber trotzdem sehen die Zeichnungen und Hintergründe ordentlich aus. Auf Blu-ray profitiert das Bild von einer stark verbesserten Kompression, was sich in deutlich weniger Artefakten, kräftigeren Farben und erhöhter Schärfe bemerkbar macht. Animiert wurden die fünf Episoden vom Studio A-1, das z. B. auch für „Sword Art Online“ verantwortlich ist.

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Was die Story betrifft, so erzählt „Brotherhood“ in insgesamt etwas mehr als einer Stunde Spielzeit, zusätzliche Szenen eingerechnet, vor allem die Hintergrundgeschichten zu Noctis und seinen Begleitern Ignis, Gladiolus und Prompto. Mir hat gut gefallen, dass zwischen den Charakteren wirklich eine Bindung spürbar ist: Sie machen kleine Witze übereinander, nehmen gegenseitig ihre Macken hin und haben hin und wieder wegen Kleinigkeiten aufbrausende Konflikte – wie das eben bei Freunden so ist. Auch der Road-Trip-Charme, welchen ich mir angesichts des bisherigen Videomaterials für „Final Fantasy XV“ erhoffe, kommt super im Anime zur Geltung.

Spoilern möchte ich euch nichts, aber falls ihr nicht zum mittlerweile ausverkauften Steelbook zu „Kingsglaive: Final Fantasy XV“ gegriffen habt, empfehle ich auch auf jeden Fall mal online in „Brotherhood“ reinzuschauen. Nach der Sichtung hat sich meine Vorfreude auf das Game jedenfalls nochmals deutlich erhöht. Ich habe jetzt schon das Gefühl einen Bezug zu den Protagonisten zu haben. Okay, der Emo-Look der gesamten Truppe nervt mich irgendwie immer noch. Aber durch „Brotherhood“ habe ich Einblicke in die Figuren hinter der Boyband-Optik erhalten – und bin gut unterhalten worden.

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„Kingsglaive: Final Fantasy XV“ sehe ich etwas kritischer: Der CGI-Film ist atemberaubend animiert, wirkt mir aber mit seinen unterkühlten Farben und dem pseudorealistischen Stil deutlich weiter entfernt vom Spiel als „Brotherhood“. Klasse ist die englische Sprecherbesetzung: Mit von der Partie sind Sean Bean („Game of Thrones“) als Noctis Vater Regis Lucis Caelum CXIII, Lena Headey („Game of Thrones“) als Lunafreya Nox Fleuret, ein Orakel und Noctis Verlobte, sowie als Hauptcharakter des Films Aaron Paul („Breaking Bad“) bzw. der von ihm verkörperte Nyx Ulric. Auch die bombastische Musik weiß zu gefallen und stimmt bereits auf das Konsolenspiel ein.

Worum geht’s? In der Welt Eos, in welcher auch das Spiel „Final Fantasy XV“ angesiedelt ist, gibt es mehrere Nationen. Einige von ihnen verfügten einst über magische Kristalle. Doch mittlerweile ist lediglich der Kristall in Lucis verblieben. Das Reich setzt seinen Kristall ein, um sich gegen das Imperium Niflheim zu verteidigen. Schließlich missbraucht das Imperium eine Friedensverhandlung, um Lucis zu attackieren. Darauf hin beauftragt der König Regis seine Spezialeinheit, die Kingsglaive, um Lucis in der Krise zu verteidigen. wie ihr schon herauslest, klingt das jetzt alles erstmal eher politisch als actionreich. Und in der Tat mischt „Kingsglaive“ allerlei komplexe, man könnte böswillig auch „wirre“ sagen, Dialoge mit bombastischem Krawall.

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Nicht ganz umsonst steht der Film allerdings beim Review-Aggregator Rotten Tomatoes bei gerade einmal 13 %. Das wirkt zwar deutlich harscher, als ich selbst den Film beurteilen würde, aber es hat schon seine Gründe, dass ich erstmal „Brotherhood“ als Highlight des Sets erwähnt habe. So leidet „Kingsglaive: Final Fantasy XV“ unter den gleichen Problemen, die fast alle Videospiele-Verfilmungen planen: Der Film hat extreme Schwierigkeiten eine kohärente Geschichte zu erzählen. So knallt man dem Zuschauer hier allerlei wirre, politische und mystische Verstrickungen vor den Latz, ohne ausreichend in die Welt einzuführen. Das ist auch für viele japanische Anime-Serien typisch, doch wo sich eine Serie eben noch Zeit nehmen kann, um die Lücken zu füllen, bolzt „Kingsglaive“ stattdessen krachende Action heraus. Jene funktioniert für sich genommen aufgrund der tollen Optik hervorragend. Nur bleiben eben die Charaktere zu schablonenhaft, als dass man wirklich emotional mitgerissen wäre.

 

Am Ende kommt es auf eines an: Habt ihr vor „Final Fantasy XV“ zu zocken? Denn „Kingsglaive“ fungiert als eine Art Prequel zum Spiel. Falls ihr das Game also kaufen werdet, ist „Kingsglaive“ sicherlich eine gute Einstimmung, die vor allem von ihrem visuellen Bombast lebt. Leider muss man aber sagen: Als eigenständiger Film funktioniert „Kingsglaive“ mehr schlecht als recht und wird euch dann eher unbefriedigt zurücklassen. Seht den Film, gerade in Kombination mit „Brotherhood“ also eher als Begleitmaterial zum Spiel. Mit der Einstellung kann man an „Kingsglaive“ dann viel Spaß haben. Da das Steelbook mit „Brotherhood“ in Deutschland vergriffen ist rate ich euch z. B. zum Import aus Großbritannien. Dort fehlt zwar deutscher Ton beim Hauptfilm, deutsche Untertitel für „Brotherhood“ sind aber z. B. an Bord.

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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2 Kommentare

  1. Immer dieser: „Bähh, Emo/Boyband-Look.“ Ich denke der Autor hat den Film und den Anime geschaut? Dann wüsste er doch warum die so aussehen wie Sie aussehen…

  2. André Westphal says:

    Das macht es nicht besser ;-). Aber im Spiel kann man die Klamotten ja wechseln, insofern sehe ich da nicht das Problem. Gut finden, muss ich den Standard-Look der Charaktere aber nicht, ha, ha.

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