Kinderpornografie: Private IT-Firmen analysieren Computer und Festplatten

Ich lasse das Ganze mal als TV-Tipp hier, vielleicht habt ihr heute Abend die Muße, im linearen TV eine Sendung zu schauen, ab 21:00 Uhr geht es mit Frontal 21 im ZDF los. Eines der Themen ist die Überlastung der Strafermittlungsbehörden. Gerade im Bereich Ermittlungen wegen Kinderpornografie sind nach Aussagen von Frontal 21 viele Landeskriminalämter überlastet und leiden unter Personalmangel. Dies führt in einigen Bundesländern zu Veränderungen bei der Ermittlungsarbeit und der Spurensicherung. Nach Recherchen des ZDF-Magazins Frontal 21 beauftragen viele zuständige Staatsanwaltschaften mittlerweile private IT-Dienstleister, um sichergestellte Computer und Festplatten analysieren zu lassen.

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Danach werden solche privaten IT-Firmen inzwischen in Hessen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und im Saarland von den Behörden eingesetzt. Diese Vorgehensweise birgt nach Ansicht von Experten große Gefahren.

„In dem Moment, in dem die Daten die Dienststellen verlassen, hat die Polizei keinen Einfluss mehr, was mit heiklen Daten geschieht“, kritisiert Rolf Rainer Jaeger, langjähriger Leiter der Kriminalpolizei Duisburg, die Vorgehensweise. So könnte verdächtiges und möglicherweise strafrechtlich relevantes Material in die Hände von Dritten gelangen. „Die Mitarbeiter sollten besonders verpflichtet sein, dass sie diese Daten auf keinen Fall weitergeben dürfen“, fordert Jaeger im „Frontal 21“-Interview.

Für die Beauftragung der IT-Firmen gibt es keine einheitlichen Regeln. Die Staatsanwaltschaften entscheiden über die Vergabe nach eigenem Ermessen. Auch die Sicherheitsüberprüfungen der Mitarbeiter werden unterschiedlich gehandhabt. Stichproben von Frontal 21 lassen vermuten, dass bei manchen privaten IT-Dienstleistern die Schwelle niedrig liegt. In einem Fall wurde von einem Bewerber noch nicht einmal ein polizeiliches Führungszeugnis verlangt.

Das Risiko des Datenmissbrauchs kann man nicht von der Hand weisen, so André Schulz, Bundesvorsitzender vom Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK): „Die Auswertung von strafrechtlich relevantem Material sollte grundsätzlich in den Landeskriminalämtern erfolgen.“

Dickes Ding.

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Hallo, ich bin Carsten! Ich bin gelernter IT-Systemelektroniker und habe das Blog 2005 gegründet. Baujahr 1977, Dortmunder im Norden, BVB-Fan und Vater eines Sohnes. Auch zu finden bei X, Threads, Facebook, LinkedIn und Instagram.

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11 Kommentare

  1. Doctor Bob sein Schwager says:

    Letztlich hilft nur die standardmässige Verschlüsselung. Denn ob ein PC-Nutzer tatsächlich schuldig ist oder nicht, ändert nichts an der Tatsache, daß die Daten womöglich von obskuren Gestalten unter die Lupe genommen werden. Ich empfehle daher grundsätzlich eine komplette Verschlüsselung der Festplatte. Sicher ist sicher. Mein Auto schliesse ich auch ab.

  2. Herzlichen Glückwunsch an die Ermittlungsbehörden für dieses Armutszeugnis.

    Und einen beschlagnahmten Rechner zur Auswertung einem privaten Unternehmen zu geben, setzt dem Ganzen noch die Krone auf.

    Dabei ist das automatische Auswerten von Bildern anhang von Bilderkennung, Hash, usw. heutzutage doch kein Problem mehr. Da muss sich keiner mehr durch Tonnen von Bildern graben, sondern schaut sich nur noch explizit das Material an, was die Software aus dem Wust an Fotos rausgefischt hat.

    @Doctor Bob sein Schwager
    Ja, da hast du natürlich recht. TC und Konsorten sollten Standard sein. Wobei ich immer hoffe, dass Leute mit dieser Neigung (KiPo) solche Sachen nicht nutzen. 😉

  3. Stefan Musil says:

    Wenn dieser so achtsame Staat die neu geschaffenen Supercomputer für Ermittlungsarbeit einsetzen würden und 50 % weniger Beamte unseren Politikern den A*sch hinterher tragen würden, wären genug Beamte und Mittel für Präventionsmaßnahmen und Ermittlungen vorhanden. Es wäre da auch im besonderen zu prüfen warum Kinderschänder eine Lobby haben und Kinder nicht. Wenn ein 20 jähriger Kinderschänder nach Jugendstrafrecht behandelt wird dem in über 100 Fällen Kindesmissbrauch nachgewiesen wurde und in 64 Fällen davon es sich um schweren Missbrauch handelt, was sagt das wohl über Staat und Gesellschaft aus ?

  4. Ich finde bei dieser Meldung zwei Dinge erschreckend beunruhigend.

    1. Wieso gibt es dem Anschein nach so viele Personen, die Kinderpornografie auf der Platte haben, dass die die Ermittlungsbehörden damit hoffnungslos überlastet sind?!

    2. Wie kommen Ermittlungsbehörden, allen voran Staatsanwälte, auf die Idee sensieble exekutive Aufgaben an private Unternehmen abzugeben?!

    Beides ist en extremes Armutszeugnis für unsere Gesellschaft und an beiden sollte man schleunigst etwas ändern!

  5. sehr schön zu wissen… nachbar xyz mag mich nicht.. arbeitet bei solch einer firma:) hat mein rechner vor sich… und zuvor ein mit kipo gehabt.. spielt nun die daten auf meinen und zack 🙂 bin ich am arsch.-.
    das ist ein feiner rechtsstaat hier.. deutschland gliedertsich immer mehr den dummheitsamistaat an..

  6. @Tom:
    Zu 1.: Das die Behörden Rechner prüfen lassen um an die Daten zu kommen bedeutet nicht zwangsläufig, dass da auch Kinderpornographie vorhanden ist. Es besteht in vielen Fällen nur der Verdacht, was dann auch zur Prüfung führt.

    Zu 2.: Da muss ich dir zustimmen. Das ist imho ein absolutes NO-GO.

    Und es wird offensichtlich an ersterem gearbeitet. Sonst gäbe es das Problem des Personalmangels – unter umständen- nicht

  7. Viel Halb- und Nichtwissen hier… Und Sorge! 🙂

    Ich sprach neulich, vor Edathy, mit einem Staatsanwalt über das Problem. Das betrifft nicht Kinderpornografie, sondern jede Untersuchung von IT!

    Beweise sichern, die vor Gericht bestand haben, können und dürfen nur Profis. Logisch! Schaut euch die dubiose Firma mit den Porno-Abmahnungen neulich an! Es ermittelt immer die Staatsanwaltschaft, die sich aber fast immer der Polizei bedient, ihrer Ermittlungsgehilfen. Das steht im Gesetz.

    In den oben genannten Ländern gibt es (noch!) quasi keine geeigneten Fachleute. Das liegt am Gesetz, denn ermitteln dürfen nur Polizisten – wer Polizist wird, muss aber eine sehr allgemeine Ausbildung mitmachen. Zusammengefasst: nicht viele IT-Experten wollen jahrelang Streifendienst verrichten, Demos und Spieltage begleiten.

    Ohne Ausbildung aber keine Ermittlung. Also braucht man externe Dienstleister.

    Schleswig-Holstein wird hoffentlich bald eine verkürzte Polizeiausbildung für bestimmte Experten einführen. Dann ermittelt der Staat wieder selbst.

    Was die Verschwiegenheit betrifft, macht das übrigens KEINEN Unterschied! Keinen!

  8. Die schaffens doch nicht mal, wenn andere die Vorarbeit schon erledigt haben. In den Daten aus Kanada waren ja alle Erkenntnisse schon drin, und nach 1,5 Jahren haben sie den aus ihren eigenen Reihen drangekriegt und nach 2,5 Jahren eine Hausdurchsuchung bei Edathy gemacht. Also entweder Schneckenpolizei oder Protektionismus.

  9. Stefan Musil says:

    Das was mich so aufregt ist, dass man selbst am Küchentisch, von zu Hause aus, bestimmte Spuren und Zusammenhänge einfach unter Nutzung des klaren Menschenverstandes und diversen Grundfunktionen eines Betriebssystems, verfolgen und offenlegen kann.
    Allerdings hat die Gesellschaft kein Interesse daran das man im Dreck wühlt, denn es könnten ja Dinge hochkommen die im ureigenen Interesse liegen. Wenn es aber um Geld geht, auf einmal besteht öffentliches Interesse und rege Betriebsamkeit. Da wird ein heiden Theater gemacht um die Datensicherheit. Wer hat denn etwas zu verbergen ? Es ist wie seit Alters her, die Meute wird mobilisiert um die Kriege anderer zu fechten, die Interessen weniger zu vertreten. Dieses Spiel findet immer wieder seit Menschengedenken seinen Lauf. Denn Herrscher erkennt man daran das eine Heerschar von Deppen mit der Fackel vorn weg rennt…

  10. So, ich als „Betroffener“ äußere mich auch mal kurz dazu. Ich arbeite als IT-Sachverständiger bei einer Firma, die von verschiedenen StAs beauftragt wird, auch Kinderpornografie auszuwerten. Wir sind hier alle von verschiedenen Behörden sicherheitsüberprüft, die Asservatenkammer und Arbeitsräume sind vom LKA abgenommen. Die Behörden und wir prüfen natürlich mit Hashsets, aber es gibt so viel, was nicht in diesen Listen enthalten ist…
    Außerdem muss man ja auch immer schauen, woher das Zeug kommt, ob es weiter verbreitet wurde und ob es wirklich dem Beschuldigten zuzuordnen ist! Die Masse der Fälle stammt erstaunlicherweise noch immer aus Filesharing-Netzen, und die Zahl ist wirklich nicht gering.
    Die Polizei hat eben nur eine geringe Anzahl an Spezialisten, und die werden dann doch oft an die dringenderen Fälle wie aktiven Missbrauch gesetzt.

  11. Mogmog Er says:

    Doctor Bob wenn die deine Daten wollen gehst in beugehaft bist den key rausrückst….

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