Internet-Musiksender tape.tv meldet Insolvenz an

tape-tv-artikelbildtape.tv: Selbst ich erinnere mich noch an die selbstbewusste Werbung des Internet-Musikfernsehens tape.tv. Mir persönlich schwante allerdings ehrlich gesagt schon 2008 der Verdacht, dass das Konzept wohl langfristig nicht aufgehen würde. tape.tv versteht sich als interaktiver Musiksender. Es ist möglich, relativ linear dem redaktionell betreuten Programm zu folgen aber auch Anpassungen vorzunehmen, um etwa nur Songs aus bestimmten Genres zu hören / sehen. tape.tv kann sich die eigenen Lieblingsvideos dabei auch merken. Das alles war aber offenbar nicht genug, damit tape.tv rentabel wird. Jetzt hat die tape.tv AG einen Antrag auf Insolvenz gestellt.

So ist die Konkurrenz im Bereich Musik groß: Wer viele, verschiedene Songs hören möchte, nutzt meistens Deezer, Spotify Amazon Prime Music und Co. Wer wiederum Videos konsumieren möchte, fahndet in der Regel bei YouTube,Vimeo und anderen, wo man ebenfalls Mixe laufen lassen kann oder sich eine kleine Playlist bastelt. Zudem konkurriert tape.tv auch noch direkt mit dem ehemaligen Putpat.tv bzw. mittlerweile Ampya, das nun zu ProSiebenSat.1 Media gehört. Anscheinend kam tape.tv dann gegen die enorme Konkurrenz auch nicht an. Der Insolvenzantrag wurde bereits Montag beim Amtsgericht Charlottenburg in Berlin gestellt, wo tape.tv auch beheimatet ist.

Aktuell steht tape.tv online noch ohne Einschränkungen zur Verfügung. Ob das mittelfristig so bleiben wird, ist aktuell aber offen. Am populärsten war tape.tv wohl 2010 und 2011, als man z. B. die Konzertreihe „Auf den Dächern“ mit Bild.de startete. Auch die Musiksendung „On Tape“ in Zusammenarbeit mit ZDF.kultur rückte tape.tv kurzzeitig in den Fokus der Aufmerksamkeit. Anschließend wurde es aber immer ruhiger um das Unternehmen bzw. dessen Angebot. Zuletzt hagelte es eher Kritik, da die Reichweite von 11 Mio. Visits pro Monat in der Hochphase wohl auch stark dadurch zustande kam, dass tape.tv als Pop-Under-Werbung seine eigene Site über andere Anbieter laden ließ.

Das letzte Mal ließ tape.tv dann durch die IVW 2014 offiziell seine Reichweite ausweisen und kam nur noch auf 700.000 Visits. Schaut man jetzt bei z. B. SimilarWeb, sind laut den Statistiken dort wohl nur noch ca. 100.000 Visits im Monat verblieben. Dass sich dadurch kein derartig kostspieliges Streaming-Angebot erfolgreich finanzieren lässt, dürfte klar sein. Was nun aus dem Unternehmen, seinen Mitarbeitern und der Plattform wird, ist offen.

(via DWDL)

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Hauptberuflich hilfsbereiter Technik-, Games- und Serien-Geek. Nebenbei Doc in Medienpädagogik und Möchtegern-Schriftsteller. Hofft heimlich eines Tages als Ghostbuster sein Geld zu verdienen oder zumindest das erste Proton Pack der Welt zu testen. Mit geheimniskrämerischem Konto auch bei Facebook zu finden.

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6 Kommentare

  1. Noch nie was gehört von denen. Aber mal geschaut. Schöne Startseite. Mit unbekannten „Künstlern“. Wen soll das ansprechen?

  2. Nachdem die Künstler verhungert sind, sterben auch die Platformen weg. Irgendwann habt ihr nur noch U2 auf dem Phone. Für umme!

  3. „Aktuell steht tape.tv online noch ohne Einschränkungen zur Verfügung.“

    Das stimmt so nicht. Die allermeisten Musikvideos sind bereits seit Monaten nicht mehr verfügbar, man hat, wenn ich das richtig sehe, sogar das Auffinden von Videos über Google gezielt blockiert. Eigentlich wollte man nunmehr als „tape“ (next.tape.tv) die Eigenproduktionen aus dem Archiv betonen und das damals noch üppigere Musikvideoangebot sogar zum Punkt X (das Datum habe ich vergessen) streichen, hat das aber nicht so recht durchgezogen und sich für die Methode „Langsamer, qualvoller Tod“ entschieden.

    Schade. Zu ZDFkultur-Zeiten (leider auch: R.I.P.) schien das Ganze noch so gut aufzugehen. Leider hat man sich intern dem Vernehmen nach mit allerhand teurem Start-up-Quatsch fernab des Markenkerns abgelenkt.

    Jetzt, nachdem Putpat mit seinen hervorragenden Empfehlungen durch das stumpfe, durchkommerzialisierte Ampya ersetzt wurde und YouTube sich zwar plötzlich mit der GEMA einigen konnte, in der Sidebar aber trotzdem lieber AfD-Scheiß statt wahrhaftig passende Musikvideos empfiehlt, schmerzt der langsame Tod von tape.tv umso mehr. Ein solides Musikvideopendant zu Spotify oder dem früheren Last.fm fehlt einfach.

  4. Oh, da war ich vor gefühlten 100 Jahren mal Betatester bevor die Plattform startete. Naja, damals schon ein Rohrkrepierer weil kaum Abwechslung. Wundert mich, dass die erst jetzt scheitern.

  5. Tape.tv? Ging mir sehr auf den Keks mit der Menge an Werbung, die sie auf onlinetvrecorder.com schalteten.

  6. Fahre täglich an Tape.TV vorbei und das Ding sieht schon seit Jahren von außen aus wie ein verlassenes Gebäude. Aber die „Über den Dächern“ Konzerte habe ich mir immer gern angesehen.

    @ The Fridge
    Wie immer bei Musik – Gemschackssache. Ich persönlich kenne viele Künstler auf der Startseite.

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